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SUPER GT: Impul beendet Nissans Durststrecke beim Final-Thriller in Motegi

von geinou
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Nissans blaue Periode: Nach 27 Jahren Wartezeit gewann erstmals das Team Impul (Calsonic Impul Z) die GT500-Meisterschaft. In einem hochdramatischen Saisonfinale reichte dem Duo Kazuki Hiramine / Bertrand Baguette ein zweiter Platz aus, um das Debütjahr des neuen Nissan Z GT500 königlich abzuschließen. Auch in der GT300-Klasse ging der Titel an Nissan: Mit Glück im Unglück setzten sich Kiyoto Fujinami / Joao Paulo de Oliveira für Kondo Racing durch.

Das Saisonfinale im Mobility Resort Motegi am vergangenen Wochenende kann mit vielen Superlativen beschrieben werden. Vor allem war es aber eines: Ein hochdramatischer Thriller, dessen Entscheidung erst in der letzten Runde fiel – und das ganz ohne Safety-Car-Schabernack. Dabei stahl die GT300-Klasse der GT500-Kategorie eindeutig die Show. Jeweils sechs Titelanwärter gingen mit zumindest mathematischen Chancen ins finale Wochenende. Nach der Qualifikation sank die Anzahl in der GT500 auf fünf, nachdem der Eneos x Prime GR Supra von Kazuya Oshima / Kenta Yamashita nicht den dringend benötigten Bonuspunkt für die Pole-Position einsackte. Auch das zweite Pferd aus dem Toyota-Stall, der KeePer TOM’s GR Supra (Sacha Fenestraz / Ritomo Miyata) blieb wie die ganze Marke am Wochenende blass. Lediglich einer der sechs Supras schaffte es ins finale Qualifikations-Segment – ein enormer Unterschied im Vergleich zum Saisonauftakt mit fünf der sechs Boliden in Q2.

Die Pole-Position ging stattdessen an den Stanley NSX-GT von Naoki Yamamoto und Tadasuke Makino, die im vergangenen Jahr den Titel aufgrund einer Honda-internen Kollision hochdramatisch verloren. Mit 16 Punkten Rückstand – ironischerweise die gleiche Anzahl an Zählern, die aufgrund des Unfalls die letztlichen Titelträger Yuhi Sekiguchi / Sho Tsuboi im vergangenen Jahr dann wettmachten – waren ihre Chancen aber lediglich mathematischer Natur. Und obgleich es am Ende nicht zum Titel reichte, war es für das Team dank des dominanten Sieges beim Honda-Heimspiel ein nicht nur versöhnlicher, sondern vor allem auch emotionaler Saisonabschluss, nachdem man das Jahr über um den Tod von Teambesitzer Kunimitsu Takahashi trauerte. Umso schöner deshalb auch die Geste von Naoki Yamamoto und Tadasuke Makino, die ein Bild der verstorbenen Motorsport-Legende aufs Podium mitnahmen. Auch Hondas zweites Eisen im Feuer, der Astemo NSX-GT von Koudai Tsukakoshi und Nobuharu Matsushita konnte nach einer verpatzten Qualifikation und Reifenproblemen im Rennen nicht wirklich ins Titelgeschehen eingreifen. So kam also zum Nissan-internen Duell zwischen dem Craftsports Motul Z (Katsumasa Chiyo / Mitsunori Takaboshi) sowie dem Calsonic Impul Z (Kazuki Hiramine / Bertrand Baguette).

Das Qualifying-Duell entschied die Impul-Crew für sich, indem sich beide Titelanwärter in der zweiten Startreihe qualifizierten. Wohlwissend, dass die Michelin-Reifen des zweiten NISMO-Boliden (offiziell unter dem NDDP-Banner) deutlich schneller ihre optimale Betriebstemperatur erreichen, pushte der Bridgstone-bereifte Bertrand Baguette am Start, um sich am zweitplatzierten WedsSport Advan GR Supra (Yuji Kunimoto / Sena Sakaguchi) vorbeizuschieben. Katsumasa Chiyo wollte zu den Nissan-Kollegen nicht abreißen lassen, begann im Gerangel der ersten Runde aber einen Fehler und drehte den ARTA NSX-GT von Tomoki Nojiri um. Das Ergebnis: Eine Durchfahrtsstrafe und das erste von vielen Dramen im Rennen. Zwar konnte sich der Craftsports-Nissan dank einer längeren Safety-Car-Phase in der ersten Hälfte des 300-Kilometer-Rennens von dem Rückstand wieder erholen. Am Ende musste man sich aber letztlich mit dem vierten Platz begnügen.

So ging der Titel erstmals seit 1994 und 1995 an die Mannschaft der japanischen Motorsportlegende Kazuyoshi Hoshino, die den Silberrang einfuhren. Entsprechend emotional war die gesamte Crew, insbesondere dessen Sohn Kazuki, aber auch die beiden Fahrer Kazuki Hiramine und Bertrand Baguette, die nicht nur die 27-jährige Durststrecke der Traditionsmannschaft beendeten, sondern auch ihre ersten GT500-Titel einfuhren. Baguette wechselt heuer nach acht Jahren vom Honda- ins Nissan-Lager, nachdem die beiden Marken quasi ein Tauschgeschäft mit ihm und Nobuharu Matsushita vornahmen. Insbesondere in den letzten drei Jahren musste der Belgier einige Opfer bringen, da er wegen der Pandemie seine Familie nur an wenigen Tagen im Jahr sehen konnte. All die Opfer waren es laut seiner eigenen Aussage aber wert gewesen, als er am Sonntagnachmittag den Meisterpokal in die Luft stemmte. Just zur gleichen Zeit als sein Teamkollege, debütierte auch Kazuki Hiramine in der SUPER GT – zunächst allerdings bei JLOC in der GT300-Klasse. 2019 wechselte er zu Kondo Racing und bewarb sich damit für ein GT500-Cockpit bei Nissan, die ihn nach einer exzellenten Leistung beim alljährlichen internen „Shootout“ zu Impul in die Premiumklasse aufstiegen ließen. Die ersten beiden Jahre verliefen nur minder erfolgreich mit den Gesamträngen 15 und acht, was auch an vielen technischen Problemen lag. Nun konnte Hiramine aber endlich das Vertrauen, welches die Yokohamer in ihn setzten, zurückzahlen. Damit setzte Nissan auch ihre Strähne fort, jedes Mal den Titel zu gewinnen, wenn sie mit einem neuen Modell debütierten. Für Nissan war es außerdem der erste GT500-Titel seit 2015.

Die Show stahl am vergangenen Sonntag aber eindeutig die GT300-Klasse. Das Drama ging bereits am Samstag in der Qualifikation los, als Qualifying-Dominator Hideki Yamauchi (vier Pole-Positionen allein in diesem Jahr) auf Bestzeitkurs etwas zu sehr über den Randstein aus der letzten Kurve kommend fuhr, sein Subaru BRZ R&D Sport aufsetzte und anschließend in die innere Streckenbegrenzung flog. Das Ende vom Lied: Startplatz 16. Keine sonderlich gute Ausgangslage für die letztjährigen Champions, die zusammen mit den beiden Kondo-Racing-Piloten Kiyoto Fujinami und Joao Paulo de Oliveira die Hauptprotagonisten des GT300-Titelkampfes darstellten und nur mit 2,5 Punkten Rückstand ins Saisonfinale gingen. Zwar gelang es R&D Sport den blauen Boxer über Nacht wieder fit zu machen. Im Rennen hatte die Mannschaft aber mit Problemen am Turbo, genauer gesagt mit dem Anti-Lag, zu kämpfen. Teilweise fehlten dem Boliden bis zu 8 km/h an Höchstgeschwindigkeit, weshalb Teamchef Masahiro Ozawa gar über einen Reparaturstopp nachdachte, da Startfahrer Takuto Iguchi in der Anfangsphase bis auf Platz 21 zurückfiel. Dieser konnte aber nach langen Herumprobieren mit den Einstellungen aber eine Möglichkeit finden, um einigermaßen normal ohne Anti-Lag zu fahren, auch wenn es dem Wagen an Traktion fehlte. Am Ende kämpften sich Iguchi und Yamauchi bis auf die 13. Position zurück, liefen aufgrund einer aggressiven Strategie allerdings ohne Benzin aus.

Somit war der Weg für den zweiten Titel in drei Jahren für Kondo Racing frei. Doch das Rennen sollte eine andere Wendung nehmen. Zunächst wurde es von einem heftigen Unfall hinter dem Safety Car überschattet, als Yuhki Nakayama (apr GR Sport Prius GT) nach eigener Aussage nicht aufpasste und mit voller Wucht in das Heck von Yusuke Tomibayashi (Machsyaken Air Buster MC86 Mach Go) knallte. Beide Fahrer entkamen ihren Wracks glücklicherweise unverletzt. Das Mother-Chassis der ersten Generation im Speed-Racer-Look von Team Mach könnte nach Aussage von Teamchef Tetsuji Tamanaka aber ein Totalschaden sein, obgleich Konstrukteur Dome sich etwas hoffnungsvoller zeigte. Besonders bitter auch der Schaden für apr, da es das vorerst letzte Rennen für ihren Toyota Prius war. Laut eigener Aussage wird man in der kommenden Saison mit einem brandneuen Modell antreten, welches auf dem Tokyo Auto Salon im Januar enthüllt wird. Die FR-Variante des Hybrid-Boliden konnte nicht ganz an die Erfolge seines Vorgängers mit Mittelmotor anknüpfen, was das Team stark lamentierte. Grund für den Antriebswechsel war ein Reglementänderung. Es war ein teurer Sonntag für das Team, da auch der apr GR86 GT, der heuer sein Debüt feierte, in eine Kollision mit mehreren Fahrzeugen verwickelt war, welche auch Grundlage für die Safety-Car-Unterbrechung war.

Es gab mehrere Profiteure der SC-Phase, aber insbesondere der Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT (Hiroki Yoshida / Kohta Kawaai) sowie der Tanax Gainer GT-R (Ryuichiro Tomita / Riki Okusa) konnten sich so mit Top-5-Platzierungen festigen. Für den verbliebenden Titelanwärter, den Leon Pyramid AMG (Naoya Gamou / Takuro Shinohara), der allerdings nur minimale mathematische Chancen hatte, ging es nach der Safety-Car-Phase hingegen rückwärts, nachdem man anfangs noch die Pace auf ein mögliches Podiumsresultat hatte. Viele Teams stoppten direkt nach dem Restart, nachdem zuvor ein paar wenige, darunter der Bamboo Airways Lamborghini GT3 von Kosuke Matsuura und Natsu Sakaguchi eine kleine Lücke im Reglement ausnutzten und hinter dem Safety Car zumindest schon mal die Reifen wechselten. Normalerweise ist die Boxengasse während einer Safety-Car-Phase geschlossen. Da das Feld aufgrund der Trümmerteile auf der Zielgraden durch die Boxengasse gelotst werden musste, war diese offen und zumindest ein Reifenwechsel sowie Nachtanken, nicht aber der Fahrerwechsel, erlaubt. Wie auch beim Saisonstart war in der GT300 ein Wechsel aller vier Reifen während dem Rennen verpflichtend.

Trotz, dass man deutlich später als die Konkurrenz nach der SC-Unterbrechung stoppte, konnten sich die Polesitter Hideki Mutoh / Iori Kimura im ARTA NSX GT3 vorne halten. Sie fuhren damit einem ungefährdeten ersten Saisonsieg ein, der gleichzeitig auch ihre ersten Karrieresiege in der GT300 bedeuteten. Kimura konnte somit seine turbulente Rookie-Saison, in der anfangs insbesondere wegen einiger Kollisionen auffiel, sich über das Jahr aber stets verbesserte, versöhnlich abschließen. Für den ehemaligen GT300-Champion Mutoh war es hingegen der insgesamt zweite Erfolg in der SUPER GT, nachdem er zuvor 2006 einen GT500-Triumph einfuhr. Tatsächlich blieb der ehemalige IndyCar-Pilot während seiner Meistersaison im Jahr 2013 sieglos. Der Sieg beim Asian Le Mans Series-Rennen auf dem Fuji Speedway im gleichen Jahr, bei dem die Teams Punkte für die GT300-Meisterschaft einfahren konnten, zählt nicht zur offiziellen Statistik. Es könnte ein bittersüßer Sieg, da sich die Mannschaft von Aguri Suzuki von Langzeitpartner Servus Japan trennte und den Gerüchten zufolge ab der kommenden Saison mit Mugen in der GT500-Klasse zusammenarbeiten wird, um ein Zwei-Auto-Team unter zwei verschiedenen Bannern zu bilden. Die GT300-Crew könnte nach 23 Jahren in der Klasse dann dem Rotstift zum Opfer fallen.

Die große Wende im Titelkampf kam in Runde 42, als Joao Paulo de Oliveiras rechter Vorderreifen platzte und sich anschließend gar ganz vom Auto löste. Der Brasilianer brachte den Realize Nissan Mechanic Challenge GT-R zwar zum Notstopp zurück an die Box. Auf Platz 20 schienen die Träume vom zweiten Titel aber zunächst geplatzt. Stattdessen entbrannte ein Kampf zwischen dem GreenBrave-Supra und Tanax-Gainer-Nissan, die nun ihren Punkterückstand wettmachen konnten. Ironischerweise waren für diesen Zweikampf ausgerechnet die beiden Piloten verantwortlich, die mathematisch nicht mehr Meister werden konnten. So musste Hiroki Yoshida das Golden-Week-Rennen auf dem Fuji Speedway wegen einer COVID-19-Erkrankung auslassen. Ryuichiro Tomita verpasste derweil den vorletzten Saisonlauf in der Autopolis aufgrund seiner Verpflichtungen im GT World Challenge Europe Endurance Cup. Die möglichen Titelerfolge ihrer beiden Teamkollegen Kohta Kawaai bzw. Riki Okusa lagen damit in ihren Händen. Der Vorteil lag bei der Gainer-Mannschaft, der ein vierter Platz ausgereicht hätte, solange der grüne Toyota Supra maximal auf dem zweiten Platz ins Ziel kam. Ausgerechnet die beiden JLOC-Maschinen sollten aber das sprichwörtliche Haar in der Suppe sein. Zunächst verabschiedeten sich Kawaais Titelträume, nachdem Kosuke Matsuura im Bamboo Airways Lamborghini GT3 an Yoshida in den letzten Runden vorbeiging. Darauf erwischte es auch den Tanax Gainer GT-R, da Ryuichiro Tomita, sichtbar mit seinen Dunlop-Reifen am Kämpfen, den Upgarage NSX GT3 (Takashi Kobayashi / Kakunoshin Ohta) nicht hinter sich halten konnte. Ein fünfter Platz hätte aber noch den Titel für Okusa gerettet.

Runde um Runde holte jedoch der Weibo Primez Lamborghini GT3 (Takashi Kogure / Yuya Motojima) auf. Die Entscheidung sollte im finalen Umlauf fallen. Seite an Seite durch mehrere Kurven versuchte Ryuichiro Tomita alles, um Takashi Kogure hinter sich zu halten. Der ehemalige GT500-Pilot konnte aber mit deutlich besserer Traktion letztlich am GT3-Godzilla vorbeiziehen – und ließ damit die Titelträume von Riki Okusa platzen, welcher der zweite Rookie-Champion in den letzten drei Jahren nach Nirei Fukuzumi hätte werden können. Noch in der gleichen Runde wurde Tomita auch Opfer des k-Tunes RC F GT (Morio Nitta / Shinichi Takagi) sowie des Goodsmile Hatsune Miku AMG (Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka), was unterstreicht, dass seine Reifen komplett am Ende waren. Nach dem Rennen zeigten sich sowohl er wie auch Okusa enttäuscht, gaben aber an, nichts zu bereuen, schließlich habe man alles gegeben.

Somit passierte das, an was wohl niemand mehr in der Kondo-Racing-Garage mehr zu glauben durfte: Man gewann, trotz alles Unglück, auf Platz 19 ins Ziel kommend doch noch die Meisterschaft. Umso emotionaler war die Stimmung. Kiyoto Fujinami sprang jubelnd durch die Garage; beim Siegerinterview flossen die Tränen. Für ihn und den einstigen GT500-Fahrer Joao Paulo de Oliveira war es der zweite Titel in drei Jahren, nachdem man letztes Jahr sich hauchdünn mit der Vize-Meisterschaft hinter dem Subaru-Gespann begnügen musste. Diese Statistik zeigt auch, wie stark die Crew des Pop-Stars und ehemaligen Rennfahrers Masahiko „Matchy“ Kondo, trotz dass man den im GT3-Lager etwas betagten Nissan GT-R NISMO GT3 nutzt, war. Den Grundstein für den Erfolg legte man gleich mit einem Sieg beim Saisonauftakt in Okayama. Es folgte zwar lediglich eine weitere Podiumsplatzierung in Suzuka. Abseits von zwei Ausläufern beendete man aber alle Rennen stets in den Punkten. Keine einfache Aufgabe, da das Duo quasi von Beginn der Saison an das maximale Erfolgsgewicht (in der GT300-Klasse: Meisterschaftspunkte x3 bis maximal 100kg) managen musste. Konstanz ist daher der Schlüssel zum Erfolg – und den bewies man das gesamte Jahr über. Es wäre überraschend, wenn Kiyoto Fujinami nun nicht in die GT500-Ränge von Nissan aufsteigen würde.

Mit dem dritten hochdramatischen Saisonfinale in Folge demonstrierte die SUPER GT erneut, weshalb sie einer der absoluten Geheimtipps ist. Den Saisonstart 2023 kann man sich schon jetzt im Kalender rot ankreuzen: 16. April 2023 auf dem Okayama International Circuit.

Copyright Photos: GT Association (GTA)

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2 Kommentare

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Scotty22 12 November, 2022 - 19:57

Wow, was für ein Finale. War ja lange nicht so, dass die GT500 langweilig war. Aber die GT300 war an Dramaturgie kaum zu überbieten. Freut mich echt für Kondo und Fujinami/de Oliveira. Und was für ein Debütjahr für den Nissan Z

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