Home Formel SerienF4 Sachstandsbericht Nachwuchsformeln: Januar 2023

Sachstandsbericht Nachwuchsformeln: Januar 2023

Vorschau auf die drei bevorstehenden Winter-Nachwuchsserien

von StefanTegethoff
0 Kommentare

Das neue Jahr ist noch jung, aber es geht schon los mit der Track Action: Zwei Formula Regional-Serien und eine Formel 4-Meisterschaft stehen in den Startlöchern, beide werden über die kommenden fünf Wochenende im Schnelldurchgang ausgetragen. Für manche Teams und Fahrer sind das vielleicht eher Schau- oder Probefahrten, aber es geht auch um was: alle drei Serien bringen wertvolle Punkte auf dem Weg zu einer FIA-Superlizenz. Für Zhou Guanyu stellte der Formula Regional Asia-Titel 2021 ein wichtigen Sicherheitspuffer auf dem Weg zum F1-Cockpit dar, der ihn weniger abhängig vom F2-Ergebnis machte. Und Logan Sargeant hätte ein paar Punkte aus dieser Serie gut gebrauchen können, um im Dezember in Abu Dhabi ein paar Nerven zu sparen…

 

Formula Regional Middle East Championship

Formula Regional Middle East ist das neue Label der bisherige Formula Regional Asia Championship bzw. F3 Asia, die aber aufgrund der Pandemie-bedingten Einschränkungen seit der Saison 2020-21 komplett in den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgetragen wurde. Perspektivisch ist eine Wiederaufnahme von Rennen in Fernost wohl denkbar, aber noch nicht unter den aktuellen Umständen. So kam es zu der – lediglich die Tatsachen widerspiegelnden – Umbenennung. Die Serie bleibt aber die derzeit bedeutendste Winterserie für den Formelnachwuchs.

Dieses Jahr kommt allerdings eine neue Strecke und damit auch ein neues Land dazu: Auch der kleine, aber Öl-reiche Staat Kuwait hat sich inzwischen von Hermann Tilke seine eigene „Motor Town“ bauen lassen. Vor vier Jahren wurde die 5,6 km lange Rennstrecke eröffnet, und vor gut einem Monat fand mit den 12h von Kuwait das erste größere internationale Event statt. Zweimal wird die FRMEC dort fahren, der Saisonauftakt wird an diesem Wochenende allerdings auf der bekannten Strecke in Dubai ausgetragen. Die fünf Events werden im Wochentakt stattfinden, im Februar geht es dann nochmals nach Dubai und schließlich am 18. Und 19. Februar zum Finale auf den Yas Marina Circuit nach Abu Dhabi.

Barnard, Antonelli und Camara (Foto: ADAC Motorsport)

Drei Rennen pro Wochenende stehen auf dem Plan, das ergibt 15 Rennen insgesamt. Wie in den letzten Jahren werden einige Teams ihre Fahrerbesetzungen durchrotieren, um verschiedenen Piloten ein paar „Testkilometer“ zu geben. Das verzerrt leider die Meisterschafts-Gesamtwertung – nun könnte man sagen, es ist ja nur eine kleine, weniger bedeutende Winterserie, doch die Punktetabelle der FIA für die Superlizenz sieht das anders: mit 18 Punkten für den Champion ist die FRMEC eine der „wertvolleren“ Serien im Portfolio.

Es sind viele Piloten gemeldet, die auch in der kommenden FRECA-Saison, oder aber auch in der FIA Formel 3 eine Rolle spielen werden. F4-Doppelchampion (Italia und ADAC) Andrea Kimi Antonelli wird seine ersten kompetitiven Runden im Formula Regional-Boliden des von Prema eingesetzten Mumbai Falcons-Teams drehen. Auch FRECA-Champion Dino Beganovic, der in die F3 aufsteigt, ist für dieses Team am Start und dürfte damit einer der Favoriten sein. Ferrari-Junior Rafael Camara, der im Vorjahr in der deutschen und der italienischen F4 gut unterwegs war, aber keine Chance gegen Antonelli hatte, gehört auch zum Team.

Auch Hitech Grand Prix bringt eine ganze Handvoll guter Piloten an den Start, darunter Jak Crawford (Red Bull-Junior, 2022 in der F3), Alex Dunne (britischer F4-Champion, Zweiter der F4 Italia, dieses Jahr GB3), Gabriele Mini und Sebastian Montoya (wechseln beide von der FRECA in die F3). Dunne wird allerdings nur bei den letzten beiden Events Minis Auto übernehmen, sodass beide wohl aus dem Titelrennen raus sind.

Das deutsche Team PHM Racing, das als Partner von Charouz auch neu in F3 und F2 einsteigen wird, tritt erstmalig in der FRMEC an: mit Taylor Barnard (Zweiter der ADAC F4, dieses Jahr F3), Nikita Bedrin und Joshua Dufek (zweitbester FRECA-Rookie 2022) sind auch hier einige Junioren an Bord, die im letzten Jahr bereits einen positiven Eindruck hinterlassen haben.

Der einzige bislang gemeldete deutsche Pilot ist Tim Tramnitz, der ein schwieriges Rookie-Jahr in der FRECA hatte, dabei aber auch noch unter den Nachwirkungen eines Testunfalls im letzten Winter litt. Er bestreitet die Winterserie mit R-ace GP. Zu seinen Teamkollegen dort gehört unter anderem der Norweger Martinius Stenshorne, der im letzten Jahr als Rookie in der italienischen 4 gegen die Prema-Phalanx immerhin zwei Podien erringen konnte. Für das Kooperations-Team Van Amersfoort-Pinnacle Motorsport wird der zweitplatzierte der letztjährigen Formula Regional Asia, ins Lenkrad greifen: damit ist der Spanier Pepe Marti auch der bestplatzierte Rückkehrer.

 

Formula 4 UAE Championship

Als Support wird die FRMEC über alle fünf Events von der F4 UAE Championship begleitet. Das heißt, auch hier stehen an fünf aufeinanderfolgenden Wochenenden jeweils drei Rennen in Dubai, Kuwait und Abu Dhabi an. Natürlich sind in einer F4-Winterserie viele noch unbekannte Namen dabei – das macht es aber auch so spannend: man bekommt einen ersten Eindruck, wer in diesem oder den nächsten Jahren eine größere Rolle auf der Formel-Leiter spielen könnte.

Auch in dieser Serie werden einige Teams etwas durchwechseln, sodass das Meisterschaftsergebnis am Ende nicht zwingend repräsentativ ist. Eine nicht in die Meisterschaftswertung einfließende „Trophy Round“ wurde bereits am F1-Wochenende auf dem Yas Marina Circuit ausgetragen. Hier gewann der 15-jährige Neuseeländer Louis Sharp mit Carlin beide Läufe. Leider steht er für den ersten Punkte-Lauf nicht auf der Entry List.

Red Bull-Junior Arvid Lindblad ist ebenfalls erst 15, er wird mit Hitech in seine erste volle F4-Meisterschaft starten, nachdem er im Herbst bereits ein paar Läufe in der italienischen F4 absolvierte. Prema Racing wird mit seiner Neuverpflichtung Nicola Lacorte und dem US-Amerikaner Ugo Ugochukwu an den Start gehen, die auch beide – wie Lindblad – ihre erste volle F4-Saison vor sich haben.

 

Tuukka Taponen (Bild: Ferrari)

Im unter indischer Flagge antretenden Mumbai Falcons-Team, das von Prema betreut wird, ist neben James Wharton auch das neueste Mitglied der Ferrari Driver Academy gemeldet: im Auswahlverfahren hat sich der 16-jährige Kart-Weltmeister Tuukka Taponen aus Finnland gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Bei PHM Racing sind unter anderem zwei deutsche Piloten vorgesehen: Jakob Bergmeister, Vertreter der dritten Motorsport-Generation der Bergmeister-Familie, und Valentin Kluss, der 2022 als Rookie in der ADAC F4 immerhin sein erstes Podium auf diesem Level erringen konnte.

Mit Kanato Le ist ein junger Japaner am Start, der sich 2022 auf ganz anderem Terrain bewegte, nämlich in der britischen Michelin Ginetta Junior Championship. Dort fuhr er bereits mehrere Siege und Podien ein; in der F4-Trophy Round im Dezember wurde er Zweiter hinter Louis Sharp. Auch einige Fahrerinnen sind gemeldet: das arabische Team R2Race geht mit Victoria Blokhina und der Schweizerin Lena Bühler an den Start; Hamda Al Qubaisi ist für Yas Heat Racing by Xcel gemeldet.

Die Rennen werden am Freitag und Samstagmorgen absolviert, da Samstagnachmittag das 24h-Rennen in Dubai startet, das beide Serien supporten.

Formula Regional Oceania Championship

Noch früher am Morgen starten die Rennen der Formula Regional Oceania Championship, lange bekannt als Toyota Racing Series (TRS). Diese neuseeländische Formel-Nachwuchs-Meisterschaft, die vor Corona auch viele internationale Piloten anzog, öffnet sich in diesem Jahr erstmalig seit der Pandemie wieder für ausländische Piloten. Außerdem hat sie einen neuen Namen, denn die ehemalige TRS läuft nun auch unter dem Formula Regional-Label, als FR Oceania Championship.

Wie die beiden Serien auf der arabischen Halbinsel wird auch diese Meisterschaft an fünf aufeinander folgenden Wochenende ab dem kommenden ausgetragen. Der Auftakt erfolgt im Highlands Motorsport Park, danach geht es nach Invercargill, Manfeild, Hampton Downs und Taupo. Die eine oder andere der traditionsreiche Strecken kennt man auch hier in Europa, in Taupo fuhr etwa von 2007 bis 2009 die A1 Grand Prix-Serie.

Alex und Charlie Wurz (Bild: ADAC Motorsport)

Die Serie muss sich nach den schwierigen Corona-Jahren erst einmal wieder neu finden und positionieren. Man geht in diesem Jahr zurück zu einem Format mit verschiedenen Teams, drei an der Zahl sind gemeldet, mit bislang dreizehn Piloten. Charlie Wurz, der Champion der letztjährigen F4 UAE, der allerdings davon profitierte, dass einige starke Konkurrenten nicht alle Läufe bestritten, versucht sich in diesem Winter in eben dieser Serie am anderen Ende der Welt. Er ist nicht der einzige Europäer, mit Josh Mason ist auch ein Brite mit nigerianischen und karibischen Wurzeln am Start: er konnte 2022 einige Siege in der Euroformula Oper Championship erringen.

Vier US-Amerikaner, ein Brasilianer, zwei Australier und vier Neuseeländer bilden den Rest des Feldes, darunter zwei junge Frauen: Breanna Morris (Neuseeland) und Chloe Chambers (USA), die sich im Vorjahr bereits in der W Series versuchte. Der 18-jährige Callum Hedge hat sich in den letzten Jahren in Australien und Neuseeland einen Namen als Sport- und Tourenwagenpilot gemacht; US-Amerikaner David Morales ist in den letzten Jahren bereits in der britischen F4 und der GB3 unterwegs gewesen.

(Beitragsbild: Ferrari)

Das könnte Dir auch gefallen