Alex Palou gewann am Sonntag sein drittes IndyCar-Rennen in Folge. Zuletzt gelang dies Scott Dixon zu Beginn der Saison 2020.
Das Rennen an der Spitze war nur bis zu den ersten Boxenstopps spannend. Colton Herta hatte sich die Pole vor Garham Rahal und Kyle Kirkwood gesichert. Alex Palou war von Startplatz 4 ins Rennen gegangen. Dahinter folgten Christian Lundgaard, Scott Dixon, Will Power und Scott McLaughlin. Im Vorfeld gab es keine einheitlich bevorzugte Strategie. Die beiden Reifenmischungen waren sehr ähnlich. Über einen längeren Stint waren die Prime-Tires mit ihrer etwas besseren Haltbarkeit leicht im Vorteil. Der Gewinn durch den besseren Grip der Option-Tires zu Beginn des Stints war nur gering. So starteten die meisten Fahrer in den Top-10 mit neuen Option-Tires. Ausnahmen waren jeweils die beiden Fahrer von Chip Ganassi Racing und Team Penske.
Colton Herta gewann den Start und die anderen Fahrer reihten sich hinter ihm ein. Marcus Ericsson kam in Kurve 6 zu weit nach außen und kollidierte mit Felix Rosenqvist. Einmal mehr leistete der Aero-Screen ganze Arbeit und stoppte Ericssons Rad auf dem Weg zu Rosenqvists Kopf. Für Marcus Ericsson war das Rennen mit einer gebrochenen Vorderradaufhängung beendet. Felix Rosenqvist verlor eine Runde. Es war die erste und einzige Caution des Rennens. Auch nach dem Restart änderte sich an der Spitze nichts. Ab Runde 17 waren die Autos mit den Prime-Tires im Vorteil. Vor allem Alex Palou machte Druck auf Kyle Kirkwood. In Runde 19 zog Palou vorbei. Dabei berührten sich die Autos und Kirkwood drehte sich um 180 Grad und zurück. Dadurch fiel er auf Rang neun zurück. In der Folge versuchte Palou auch Graham Rahal zu überholen. Dieser verteidigte jedoch seinen zweiten Platz. Insgesamt blieben die Top-3 eng beisammen. Das öffnete die Tür für Under- und Over-Cuts beim ersten Boxenstopp.
Als erster Fahrer der Spitzengruppe steuerte Colton Herta in Runde 27 die Box an. Graham Rahal blieb eine Runde länger draußen und hielt damit zunächst Alex Palou auf. Dieser kam in Runde 29 an die Box und es zeigte sich, dass diese eine freie Runde ausreichte, um Colton Herta zu schlagen. Bei Graham Rahal klemmte der Tankverschluss, so dass er einige wertvolle Sekunden verlor und im Kampf um die Spitze keine Rolle mehr spielte. Als Alex Palau die Führung übernahm, war das Rennen an der Spitze entschieden. Er setzte sich sukzessive ab und geriet von hinten nicht mehr in Gefahr. Lediglich im Überrundungsverkehr verlor er Zeit. Vor allem Benjamin Pedersen machte ihm das Leben schwer. Sein Vorsprung schmolz aber nie auf weniger als 4,5 Sekunden.
Hinter Palou gab es noch einige schöne Kampfgruppen. Als letzte Fahrer kamen Scott Dixon und Will Power zum ersten Boxenstopp. Auch für sie sollte sich der Over-Cut auszahlen. Sie verbesserten sich auf die Plätze 3 und 5. Dazwischen lagen Colton Herta und Pato O’Ward. Letzterer ging nach einem Fehler im Qualifying nur von Startplatz 25 ins Rennen. In einem sehr kurzen ersten Stint auf Option-Tires fuhr er bis auf Platz 14 nach vorne. Im zweiten und dritten Stint hielt er sich in den Top-5, doch es war klar, dass er einen zusätzlichen Tankstopp einlegen musste. Dieser warf ihn auf Platz 9 zurück. Er überholte noch Alexander Rossi und kam als Achter ins Ziel. Vom Speed her war Pato O’Ward wohl der einzige Fahrer im Feld, der Alex Palou hätte gefährlich werden können. Der Fehler im Qualifying verhinderte dies.
Beim zweiten Boxenstopp verabschiedete sich auch Colton Herta aus der Spitzengruppe. Der Speed-Limiter griff zu spät und er musste eine Drive-Through-Penalty in Kauf nehmen. Es ist schon erstaunlich, wie Colton Herta und seine Kollegen von Andretti Autosport es immer wieder schaffen, ein gutes Rennergebnis wegzuwerfen. So übernahmen Scott Dixon und Will Power die Plätze hinter Palou auf dem Podium. Christian Lundgaard kam als Vierter ins Ziel. Bei Rahal Letterman Lanigan Racing geht es bergauf. Graham Rahal hatte auch beim zweiten Stopp Probleme und fuhr trotzdem auf Platz 7. Auch Jack Harvey hielt sich im ersten Renndrittel unter den Top10, später belegte er einen typischeren 18. Platz.
Scott McLaughlin und David Malukas belegten die Plätze 5 und 6. Für Malukas war das nach einigen schwierigen Wochen mit Platzierungen außerhalb der Top 20 ein sehr gutes Ergebnis. Marcus Armstrong fuhr von Startplatz 18 auf Platz 9 vor. Auch das zeigt, welcher Speed in den Ganassi-Hondas steckte. Er schlug Alexander Rossi, Colton Herta, Josef Newgarden und Romain Grosjean, die alle vor ihm gestartet waren. Newgarden und Grosjean bildeten im letzten Renndrittel eine Kampfgruppe mit Devlin DeFrancesco, Rinus VeeKay, Callum Ilott und Kyle Kirkwood. Mehrmals wurde es sehr eng zwischen den Autos und es wurden mehr als nur Höflichkeiten ausgetauscht. Mit dabei war natürlich auch Romain Grosjean. Doch diesmal vermied er es, einen Konkurrenten von der Strecke zu drängen und kam selbst durch.
Zum ersten Mal in seiner IndyCar-Karriere verpasste Simon Pagenaud ein Rennen. Im Training hatte er einen furchterregenden Unfall, als er mit Bremsversagen abflog und sich mehrfach überschlug. Pagenaud blieb relativ unverletzt, erhielt aber von den Ärzten keine Freigabe für das Rennen. Sein Cockpit bei Meyer Shank Racing wurde kurzfristig von Conor Daly übernommen. Er kam als 20. ins Ziel, direkt hinter seinem alten Auto von Ed Carpenter Racing, das nun von Ryan Hunter-Reay pilotiert wird. Sportlich ist Hunter-Reay keine echte Bereicherung für das Team.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Serie nachlesen (pdf).
Natürlich konnte Alex Palou seine Führung in der Gesamtwertung weiter ausbauen. Mit 377 Punkten führt er nun vor seinem Teamkollegen Scott Dixon (267 Punkte). Josef Newgarden (261 Punkte) verlor mit Platz 12 viele Punkte. Noch schlimmer erwischte es Marcus Ericsson, der als 27. mit 255 Punkten immer noch Vierter ist, gefolgt von Pato O’Ward (250 Punkte), Scott McLaughlin (229 Punkte) und Will Power (226 Punkte).
Für die IndyCar-Serie geht es am 16. Juli in den Straßen von Toronto weiter.