Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Honda Indy Toronto

IndyCar: Analyse Honda Indy Toronto

von Rainer
0 Kommentare

Christian Lundgaard hat am Sonntag sein erstes Rennen in der IndyCar-Series gewonnen. Er durchbrach damit die Siegesserie von Alex Palou.

In beiden Trainingssitzungen waren die Autos von Andretti Autosport die schnellsten. Kyle Kirkwood, Colton Herta und Romain Grosjean lagen weit vorne. Doch das Wetter machte ihnen im Qualifying einen Strich durch die Rechnung. Die erste Gruppe im ersten Segment konnte ihre schnellsten Runden noch auf trockener Strecke fahren. Doch dann setzte starker Regen ein und die zweite Gruppe hatte mit der nassen Strecke zu kämpfen. In dieser blieb Colton Herta (Startplatz 14) stecken. Im zweiten Abschnitt trocknete die Strecke langsam ab. So wurde das Timing für die letzte Runde entscheidend. Weder für Romain Grosjean (Startplatz 9) noch für Kyle Kirkwood (Startplatz 8) war es ideal. In den Fast-6, nun auf fast trockener Strecke und mit Slicks, sicherte sich Christian Lundgaard die Pole Position vor Scott McLaughlin. Dahinter starteten Pato O’Ward, Marcus Ericsson, Felix Rosenqvist und Will Power. Der Tabellenführer Alex Palou qualifizierte sich nur für Startplatz 15.

Beim Start kam die Spitze gut durch die ersten Kurven. Aber wie so oft wurde es hinten zu eng. Drei Fahrer wollten nebeneinander durch Kurve 1, was natürlich nicht funktionierte. Für Jack Harvey, Tom Blomqvist, Ryan Hunter-Reay und Benjamin Pedersen war das Rennen sofort beendet. Devlin DeFrancesco musste sein Auto nach 9 Runden abstellen und Alexander Rossi verlor eine Runde. Graham Rahal fuhr als letzter Fahrer in die Unfallstelle. Er setzte zurück und umfuhr die Unfallstelle über eine Seitenstraße. Er musste an die Box, um seinen Frontflügel zu überprüfen, verlor aber keine Runde auf die Spitze. So schnell zu reagieren war eine hervorragende Aktion von Graham Rahal. Vor allem, dass er das alles so schnell gemacht hat, so dass seine Rückwärtsfahrt keine Gefahr für die Safety-Car-Crew darstellte.

Die lange Caution zu Beginn des Rennens kam all jenen Piloten zugute, die auf den weicheren Option-Tires gestartet waren. Dazu zählten unter anderem Christian Lundgaard, Pato O’Ward und Josef Newgarden. Sie fuhren in ihren Stints auf den Option-Reifen deutlich weniger Runden im Renntempo. Sie mussten also kaum auf die Haltbarkeit der Reifen achten. Nach dem Restart in Runde 9 setzte sich Lundgaard sukzessive von Scott McLaughlin ab. In Runde 18 hatte er einen Vorsprung von 3,5 Sekunden herausgefahren. Hinter McLaughlin blieb das Feld eng zusammen. So konnte sich Josef Newgarden von Startplatz 11 bis auf Rang 8 nach vorne arbeiten.

In der 19. Runde holte RLL-Racing Christian Lundgaard an die Box. Scott McLaughlin blieb draußen und Team Penske hoffte, mit freier Fahrt Zeit auf Lundgaard gutmachen zu können, da dieser im Verkehr feststeckte. Der Plan ging nicht wirklich auf. Zwar verlor Lundgaard immer wieder 0,3 bis 0,5 Sekunden, wenn er direkt hinter einem langsameren Konkurrenten hing. Aber in den Runden mit freier Fahrt war er mit neuen Prime-Reifen direkt 0,5 bis 0,8 Sekunden schneller als Scott McLaughlin. Nach seinem Boxenstopp in Runde 35 lag Scott McLaughlin wieder 3,5 Sekunden hinter Christian Lundgaard. Dieser kontrollierte das Rennen. Auch mit neuen Option-Tires konnte McLaughlin den Rückstand nicht verringern.

In Runde 42 sorgte Romain Grosjean für seine obligatorische Caution. Auf der Bodenwelle in Kurve 10 verlor er das Lenkrad aus der Hand und fuhr ohne Lenkeinfluss geradeaus in die Mauer. Diese Gelbphase stellte die Teams vor eine große strategische Frage. Mit einem Stopp in Runde 44 und einer entsprechend sparsamen Fahrweise konnte das Ziel ohne weiteren Tankstopp erreicht werden. Doch viele Fahrer waren erst wenige Runden zuvor an die Box gekommen. So holten sich Scott Dixon und Alex Palou in Runde 37 neue Option-Reifen ab. Bei Chip Ganassi Racing entschied man sich für eine geteilte Strategie: Palou fuhr an die Box, während Dixon draußen blieb. Auch Colton Herta und Graham Rahal kamen an die Box.

Der Restart musste nach wenigen Metern abgebrochen werden. Im hinteren Feld hatte Kyle Kirkwood Helio Castroneves umgedreht. Dafür wurde er mit einer Stop-and-Go-Strafe belegt. In dieser Situation touchierte Alex Palou mit seinem Frontflügel die Mauer. Dabei brach die Halterung der Nase und der Frontflügel neigte sich in den letzten Runden immer mehr. Man kann darüber streiten, ob dies ein Fall für die Rennleitung gewesen wäre. Je nach Situation hätte ein Bruch der Nase nicht nur Palou, sondern auch die nachfolgenden Piloten gefährdet.

Diese dritte Gelbphase wurde nun von fast allen Teams für den letzten Boxenstopp genutzt. Die einzigen Ausnahmen in der Spitzengruppe waren Scott McLaughlin und Scott Dixon. Bei Dixon war es etwas verständlicher. Er lag nur auf Platz 8 und konnte etwas riskieren. McLaughlin war bis dahin Zweiter und hätte die Strategie von Lundgaard für einen relativ sicheren Podiumsplatz einfach kopieren können.

Beim Restart in Runde 51 lag Christian Lundgaard nur noch auf Platz 7, McLaughlin, Dixon, Rinus VeeKay und Kyle Kirkwood mussten mindestens einmal an die Box und waren damit aus dem Rennen um den Sieg. Colton Herta und Alex Palou hingegen waren echte Gegner. In Runde 53 zog Lundgaard an Herta vorbei und machte sich auf die Verfolgung von Palou. Dieser leistete deutlich mehr Widerstand, obwohl er weniger Benzin im Tank hatte als Lundgaard. In Runde 62 gelang dem RLL-Piloten schließlich das Überholmanöver. In den letzten 23 Runden fuhr er noch einen Vorsprung von fast 12 Sekunden heraus. Am Ende war Christian Lundgaards erster Sieg in der IndyCar-Serie ungefährdet. Alex Palou und Colton Herta sicherten sich die weiteren Podiumsplätze. Das war eine ganz starke Leistung, trotz stärkerem Benzinsparen, nicht wirklich unter Druck zu geraten.

Doch dahinter spielte sich das Drama ab. Will Power und Marcus Ericsson waren wie Lundgaard in Runde 49 an die Box gekommen und lagen lange Zeit auf den Plätzen 4 und 5. Doch vor der vorletzten Runde bogen beide in die Boxengasse ab. Die Teams hatten sich beim Spritsparen verrechnet und mussten zum Nachtanken an die Box. So kamen Marcus Ericsson und Will Power nur auf den Plätzen 11 und 14 ins Ziel. Das Ganze wird noch unverständlicher, wenn man bedenkt, dass Herta und Palou fünf Runden früher, unter Gelb, an der Box waren.

Von diesem Fehler profitierten vor allem Scott Dixon, Josef Newgarden und Scott McLaughlin, die auf den Plätzen 5 bis 7 ins Ziel kamen. Für Dixon ging die ungewöhnliche Strategie auf. Pato O’Ward, Graham Rahal und Felix Rosenqvist komplettierten die Top-10. Rahal lag nach seinem Stopp in Runde 49 noch auf Platz 16. Im letzten Stint verbesserte er sich auf Rang neun und sparte dabei noch mehr Benzin als Power und Ericsson. Das zeigt zum einen den Speed, der im RLL-Honda steckte, aber auch, wie weit man bei Team Penske und Chip Ganassi Racing daneben lag.

Das komplette Ergebnis ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.

Mit dem zweiten Platz hat Alex Palou (417 Punkte) wieder mal seine Führung in der Meisterschaft ausgebaut. Scott Dixon (300 Punkte) und Josef Newgarden (291 Punkte) liegen so gerade noch in Sichtweite dahinter. Marcus Ericsson (275 Punkte), Pato O’Ward (274 Punkte) und Scott McLaughlin (258 Punkte) bräuchten schon ein mittelgroßes Wunder, um noch in Richtung Meisterschaft schauen zu können. Christian Lundgaard (248 Punkte) hat sich mit seinem ersten Sieg derweil auf Platz 7 verbessert. Er liegt damit von Will Power (242 Punkte), Colton Herta (239 Punkte) und Alexander Rossi (230 Punkte).

Vorschau Iowa

Ohne Pause geht es für die IndyCar-Series in Newton weiter. Auf dem Iowa Speedway steht das einzige Double-Header-Rennen der Saison auf dem Programm. Auf der Liste der Top-Favoriten steht nur ein Name: Joseph Newgarden. Keine andere Strecke im Kalender der IndyCar Series wird derzeit so sehr von einem Fahrer dominiert. Von den letzten zehn Rennen hat er vier gewonnen und zwei weitere auf Platz 2 beendet, das erste Rennen im Vorjahr dominierte er wieder fast nach Belieben und auch das zweite hätte er locker gewonnen. Nur ein Aufhängungsschaden verhinderte dies. Vor dem Unfall hatte er bereits wieder 148 Führungsrunden gesammelt. Insgesamt führte Josef Newgarden das Feld auf dem Iowa Speedway 1516 Runden an. Alle Konkurrenten schafften in der gleichen Zeit nicht einmal die Hälfte (721 Runden). Außerdem gewann er alle Ovalrennen nach dem letztjährigen Iowa-Wochenende: Gateway, Texas, Indy-500

Die härtesten Konkurrenten von Josef Newgarden sind seine Teamkollegen Will Power und Scott McLaughlin sowie Pato O’Ward. Abgesehen von Newgarden ist das Team Penske auf den Ovalen sehr gut aufgestellt. Power und McLaughlin fuhren einige Podestplätze ein. Pato O’Ward wurde im Vorjahr in Iowa Zweiter und gewann das zweite Rennen. Im Gateway Park kam er als Vierter ins Ziel, auf dem Texas Motorspeedway wurde er hinter Newgarden erneut Zweiter. Sollte das Team Penske, aus welchen Gründen auch immer, Probleme bekommen, wird O’Ward der Fahrer sein, den es zu schlagen gilt.

Für alle anderen Teams geht es darum, das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen. Am spannendsten wird es sein, die Leistung von Rahal Letterman Lanigan Racing zu beobachten. Wir alle erinnern uns sicher noch an das letzte Qualifying für ein Ovalrennen der IndyCar-Serie. Auf Stadt- und Rundkursen hat der Tam seitdem einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Strecke

Der Iowa Speedway wurde von Rusty Wallace mit entworfen und ist dem Richmond International Speedway nachempfunden. Die Strecke ist nur 0,875 Meilen (1,4 km) lang und die Kurven haben eine Überhöhung von zwölf bis 14 Grad. Die geschwungene Start-Ziel-Gerade hat noch eine Überhöhung von zehn Grad, die Gegengerade nur zwei Grad. Entscheidenden Einfluss werden die Reifen und vor allem der Reifenverschleiß haben. Wichtig ist auch die Abstimmung für die Dirty-Air, denn Überholmanöver wird es sehr schnell geben. Wenn man in der verwirbelten Luft zu viel aerodynamischen Grip verliert, belastet man die Reifen noch mehr und verliert doppelt Zeit.

Zeitplan (eastern time, MEZ)

Freitag, 21. Juli

4:30 – 6:00 p.m. (22:30 – 0:00) – NTT IndyCar Series practice

Samstag, 22. Juli

9:30 – 10:30 a.m. (15:30 – 16:30) – Qualifying for the NTT P1 Award

3:00 – 5:00 p.m. (21:00 – 0:00) – Race Broadcast Windows NBC, Sky

3:10 p.m. (21:10) – Hy-Vee Homefront 250 (250 laps/223,5 miles)

Sonntag, 23. Juli

2:00 – 5:00 p.m. (20:00 – 0:00) – Race Broadcast Windows NBC, Sky

2:30 p.m. (20:30) – Hy-Vee One Step 250 (250 laps/223,5 miles)

Das könnte Dir auch gefallen