Die NAPA Racing Fords waren in den ersten beiden Läufen in Croft unschlagbar und belegten mit Siegen von Dan Cammish und Ash Sutton jeweils die ersten drei Positionen. Im dritten Lauf rettete Croft-Rekordsieger Colin Turkington dann die BMW-Ehre, während ein gleichzeitiger Ausfall von Sutton den Meisterschaftskampf offen hält.
Mit Dan Cammish auf der Pole Position und den Teamkollegen Dan Rowbottom und Ash Sutton auf den Plätzen zwei und drei, deutete sich bereits nach der Qualifikation an, dass der Renntag von den blauen NAPA Racing Ford dominiert werden würde. Die Dreifachführung hielt dann auch nach dem Start zum ersten Lauf und Cammish führte vor Rowbottom und Sutton. Dahinter konnte Josh Cook im One Motorsport-Honda seinen starken vierten Startplatz verteidigen, während BMW-Pilot Colin Turkington in der ersten Runde zwei Positionen gegen Markenkollege Jake Hill und Hyundai-Pilot Tom Ingram verlor.
Im weiteren Rennverlauf schaffte Polesitter Cammish es dann, sich ein wenig abzusetzen, während Rowbottom dahinter Druck von Sutton bekam, der trotz Medium-Reifen schneller zu sein schien, als der Soft-bereifte Rowbottom. Gelegenheit für eine Attacke auf seinen Teamkollegen fand Sutton jedoch zunächst nicht. Josh Cook, ebenfalls Medium-bereift, blieb dahinter in den ersten Runden noch an Sutton dran, musste dann aber abreißen lassen und sich auf die Verteidigung gegen Hill, Ingram und Turkington konzentrieren, die im Gegensatz zu ihm mit den Softs unterwegs waren und auf die Gelegenheit für eine Attacke lauerten. Ingram versuchte seinerseits mehrmals Hill zu überholen, fand aber keinen Weg vorbei.
Nach 15 Runden auf dem malerischen Kurs in Yorkshire holte Dan Cammish sich schließlich seinen vierten Saisonsieg. Dahinter konnte Sutton auf den letzten Metern zur Ziellinie doch noch Platz zwei von Teamkollege Rowbottom übernehmen, nachdem sich dieser – wie er anschließend mit einem Augenzwinkern erklärte – „verschaltet“ hatte und Sutton somit wertvolle Zähler im Meisterschaftskampf verschaffte. Josh Cook verteidigte hinter den Podiumsrängen seinen vierten Platz gegen Hill, Ingram und Turkington. Stephen Jelley, Sam Osborne, der ein sehr starkes Rennen auf den eigentlich viel langsameren Hard-Reifen zeigte, und Árón Taylor-Smith komplettierten dahinter mit einigem Abstand die Top Ten.
Für den zweiten Lauf war Sutton, der nun die Soft Reifen zur Verfügung hatte, bestens gegenüber seinen Medium-bereiften Teamkollegen aufgestellt. Und bereits beim Start ließ der vierfache BTCC-Champion nichts anbrennen und bog als Führender vor Cammish und Rowbottom in die erste Kurve ein. Dahinter schlüpfte Tom Ingram an den sich fast die gesamte erste Runde Seite an Seite duellierenden Josh Cook und Jake Hill vorbei auf Platz vier. Weiter hinten im Feld schrammte man derweil nur knapp an einem größeren Unfall vorbei, als Aiden Moffat vor der ersten Kurve nach einem Schubser auf die Innenseite geriet und sich am Kurvenscheitelpunkt quer über die Strecke drehte, dabei aber glücklicherweise niemanden erwischte.
An der Spitze entwickelte sich das Rennen dann für Sutton und Cammish zu einer recht entspannten Angelegenheit, während es dahinter etwas munterer zur Sache ging. Der Soft-bereifte Josh Cook, der aus dem Fight mit Hill in der ersten Runde als Sieger hervorging und hinter Ingram auf Platz fünf lag, konnte den Medium-bereiften Hyundai zunächst etwas unter Druck setzen. Nach einigen Runden waren Ingrams Reifen dann aber auf Betriebstemperatur, während Cooks Softs bereits begannen nachzulassen. Ingram löste sich von Cook und begann seinerseits Attacken auf den vor ihm fahrenden Rowbottom, der sich bei jedoch knapp verteidigen konnte.
Cook, auf Platz fünf mit der Haltbarkeit seiner Softs hadernd, fand sich dann rundenlang mit den drei BMWs von Hill, Turkington und Jelley in seinem Rückspiegel konfrontiert, konnte die anglo-bajuwarische Übermacht jedoch erfolgreich hinter sich halten. In der zehnten Runde verlor Hill nach rundenlanger Fahrt an der hinteren Stoßstange von Cooks Honda dann etwas die Nerven und drehte sich in Clearveaux ohne Fremdeinwirkung, was ihn vom sechsten bis auf den elften Platz zurückwarf. Der Fehler war in Sachen Meisterschaftskampf gleich doppelt ärgerlich für Hill, denn er kostete ihn – wie sich später bei der Auslosung der Startaufstellung für den dritten Lauf herausstellen sollte – auch die Pole Position für das letzte Rennen des Tages.
An der Spitze änderte sich derweil nichts mehr: Mit seinem siebten Saisonsieg baute Ash Sutton seinen Vorsprung in der Meisterschaft zunächst auf ein komfortables Polster von 36 Punkten zu Ingram und knapp 50 Zähler zu Hill aus. Cammish und Rowbottom, der sich bis zur Zielflagge erfolgreich gegen Tom Ingram verteidigen konnte, komplettierten hinter Sutton das zweite Ford-Dreifachpodium an diesem Tag. Hinter Ingram belegte Josh Cook Platz fünf vor den BMWs von Colin Turkington und Stephen Jelley. Ricky Collard, Dan Lloyd und Tom Chilton komplettierten die Top Ten.
Wie bereits angedeutet wurde der Sechstplatzierte des zweiten Laufs dann auf die Pole Position für den dritten und letzten Lauf des Tages gelost, was Startplatz eins für Croft-Rekordsieger Colin Turkington bedeutete. Beim Start verteidigte der BMW-Pilot die Spitzenposition erfolgreich, während es dahinter wild wurde: Stephen Jelley schob beim Anbremsen auf die erste Kurve zunächst Dan Cammish an, was eine Kettenreaktion auslöste, die u.a. dazu führte dass Ash Sutton seinerseits mit Jelley kollidierte, dieser sich drehte und dann Dan Lloyd heftig in die Leitplanke einschlug. Lloyd war ebenso wie alle anderen Beteiligten glücklicherweise okay, aber sowohl Jelley als auch Sutton beschädigten sich ihre Autos erheblich. Sutton versuchte zwar noch seinen Ford zurück an die Box zu schleppen, blieb aber schließlich kurz vor dieser liegen und musste das Rennen aufgeben.
Der Ausfall des Meisterschaftsführenden bedeutete sogleich eine perfekte Gelegenheit für die engsten Verfolger in Sachen Meisterschafts, von denen zwei – Turkington und Ingram – nach der ersten Runde auf den Plätzen eins und zwei lagen. Nach einer mehrere Runden dauernden Saftey Car-Phase zum Aufräumen der Startunfall-Reste setze Ingram dann sogleich Turkington unter Druck und versuchte, die Führung zu übernehmen. Als besondere Schwierigkeit hatten alle Piloten innerhalb der Top Ten für den letzten Lauf des Tages nur noch die ungeliebten harten Reifen zur Verfügung, nachdem sie in den beiden vorangegangen Läufen ihre Softs und Mediums bereits benutzt hatten.
Ingram hätte angesichts der Reifensituation in den ersten Runden einen theoretischen Vorteil gehabt, seine Hards schneller auf Temperatur bringen zu können, da die BMWs – insbesondere bei der harten Mischung – in den ersten Runden deutlich länger brauchen, um genügend Grip aufzubauen. Die Saftey Car-Phase half Turkington jedoch, seine Reifen gezielter aufzuwärmen zu können und Ingrams Vorteil somit zu minimieren. Zudem war die Strecke nach mehreren zwischenzeitlichen Regenschauern, einer aus einem Rahmenrennen stammenden massiven Ölspur und einem weiteren Ölleck von Ricky Collards Toyota in der Pit Out-Lap ohnehin in desolatem, rutschigem Zustand, so dass sämtliche theoretischen Reifenvorteile nicht mehr viel Wert waren. Das betraf auch die Piloten, die sich extra einen Satz Softs oder Mediums für den letzten Lauf ausgespart hatten, wie z. B. Tom Chilton, Adam Morgan, Andrew Watson oder Aiden Moffat.
Turkington verteidigte sich also erfolgreich gegen Ingram, setzte sich schließlich sogar um einige Sekunden ab und holte sich seinen 66. BTCC-Sieg und seinen insgesamt 14. auf dem Croft Circuit. Ingram, letzten Endes darauf bedacht, sichere Punkte einzusammeln, belegte Platz zwei, gefolgt von Josh Cook, der ein sehr starkes Rennwochenende, bei dem man erstmals den wertvollen Input von Ex-Team Dynamics Ingenieur Barry Plowman verwerten konnte, mit Platz drei krönte. Hinter Josh Cook verpasste Dan Cammish nur knapp das Podium auf Platz vier. Der Ford-Pilot lang dem Chaos in der ersten Kurve zunächst auf Platz fünf, konnte sich nach dem Restart aber recht schnell an Teamkollege Rowbottom vorbeiarbeiten und ein erfolgreiches Wochenende schließlich mit Platz vier beschließen.
Rowbo seinerseits konnte das Tempo seines Teamkollegen nicht ganz mitgehen und fand sich recht schnell in einer rundenlangen Verteidigung gegen BMW-Pilot Jake Hill wieder, der wiederum zunächst die besser bereiften Tom Chilton und Aiden Moffat im Rückspiegel hatte. Chilton schied dann nach einigen Runden zwar mit technischen Problemen an seinem Hyundai aus der Verfolgergruppe aus, dafür gesellte sich nun Toyota-Pilot Rory Butcher, von dem an diesem Wochenende bislang gar nichts zu sehen war, dazu und schickte sich sogleich an Moffat zu überholen, was dem davor fahrenden Hill bei seiner Jagd auf Rowbottom zunächst etwas Luft verschaffte.
Einige Runden später schaffte Moffat dann aber den Konter im inner-schottischen Duell gegen Butcher und konnte die Lücke zu Hill schnell wieder schließen. Hill, nun schon rundenlang hinter Rowbottom festsitzend und zugleich den angriffslustigen Moffat auf seinen Soft-Reifen im Rückspiegel, legte in der 16. Runde dann seinen zweiten großen Fehler an diesem Tag hin als er beim Anbremsen von Sunny In aufs Gras geriet, sich erneut drehte und dadurch zwei Positionen an Moffat und Butcher verlor.
Rowbottom schaffte es schließlich, seinen fünften Platz zu verteidigen und vor Aiden Moffat, der sich angesichts seines Reifenvorteils etwas mehr erhofft haben dürfte, die Ziellinie zu kreuzen. Dahinter betrieb Hill Schadensbegrenzung, nachdem er nach seinem Dreher immerhin noch Rory Butcher zurücküberholt hatte und die Ziellinie hinter Moffat auf Platz sieben kreuzte. Butcher belegte dahinter Platz acht vor Cupra-Pilot Árón Taylor-Smith und Toyota-Teamkollege George Gamble.
Knapp außerhalb der Top Ten, auf Platz elf, landete bei seinem BTCC-Comeback Michael Crees. Der letztjährige Vauxhall-Pilot hat nach der Sommerpause das Cupra-Cockpit von Bobby Thompson übernommen, dem leider das Budget ausgegangen ist. Crees ist übrigens nicht der einzige Neuzugang im Team HARD. Der erst 17jährige Daryl DeLeon hat parallel das Cockpit von Jade Edwards übernommen und war im dritten Lauf sogar kurz davor Punkte zu holen, als er auf Platz zwölf liegend leider eine Drive Through Penalty bekam, weil in der Startaufstellung zu lange an seinem Auto gearbeitet wurde. Die vom Team HARD abgewanderte Jade Edwards wiederum ist zurück zu One Motorsport gekehrt, wo sie bereits die letzten beiden Saisons verbracht hat, als das Team noch unter BTC Racing angetreten ist. Edwards ersetzt bei One Motorsport Will Powell, der erst einmal ohne Cockpit dasteht.
Die einzelnen Ergebnisse der drei Läufe sowie der Meisterschaftsstand können wie üblich bei TSL Timing oder auf der offiziellen BTCC-Webseite im Detail studiert werden.
Ohne seinen Ausfall im dritten Lauf würde Ash Sutton jetzt mit 30 bis 40 Punkten Vorsprung die Meisterschaft anführen. Durch die Nullnummer ist der Abstand zum engsten Verfolger Tom Ingram mit sechs Zählern aber nun genau so groß, wie vor Croft. Einzig Suttons untypische Ausfälle – nach Donington und Oulton Park ist das nun schon die dritte Nullnummer nach einer Kollision beim Start – halten also den Meisterschaftskampf offen. Zugleich zeigt sich am Beispiel von Tom Ingram, der in diesem Jahr erst einen Sieg holen konnte, aber eine Punktequote von 100% hat und 12 von 16 Rennen auf den ersten fünf Plätzen beenden konnte, wie wichtig Konstanz für den Meisterschaftskampf ist. Auf den weiteren Positionen in der Meisterschaft liegen Colin Turkington mit 34 Punkten Rückstand, Jake Hill mit 41 Punkten und Dan Cammish mit 46 Punkten.
Sutton ist und bleibt trotz des nach wie vor engen Abstands zu Ingram aber natürlich klarer Titelfavorit – allein schon, weil es unwahrscheinlich ist, dass der Ford-Pilot weiterhin sein Punktepolster durch regelmäßige Ausfälle verlieren wird. Allerdings geht es für die nächste Saisonstation ins schottische Knockhill, wo üblicherweise die BMWs recht stark sind, was Colin Turkington und Jake Hill in die Karten spielen könnte. Der Einzige, der im vergangenen Jahr die BMW-Show in Knockhill erfolgreich sprengen konnte, war jedoch ausgerechnet Ash Sutton. Wir dürfen also gespannt sein, was uns am kommenden Wochenende auf dem Kurs nördlich von Edinburgh erwarten wird.
Zum Abschluss gibt es leider noch traurige Nachrichten aus dem BTCC-Paddock. Steve Neil, Gründer und langjähriger Teamchef sowie Vater vom dreifachen BTCC-Champion Matt Neil, ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Abgesehen vom persönlichen Verlust und der Trauer um eine Ikone des britischen Motorsports, bedeutet der Tod von Steve Neil auch ein Anwachsen des Fragezeichens hinter dem Fortbestand von Team Dynamics. Mit der ohnehin schon erfolgten Übergabe der Autos an One Motorsport und dem zugleich immer stärker werdenden Wissens- und Personaltransfer, wird es zunehmend unwahrscheinlich, dass das Traditionsteam noch einmal in die BTCC zurückkehrt.
Bilder: btcc.net
1 Kommentare
[…] dahin und leider reiht sich diese Aktion nahtlos an ähnliche Fehler an, die Hill bereits in Croft gemacht und dadurch ebenfalls sichere Punkte weggeschmissen […]
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