Auch im dritten Jahr spielte die Caution eine entscheidende Rolle beim Rennen in Nashville. Diesmal traf es aber weder den Sieger Kyle Kirkwood noch seinen ersten Verfolger Scott McLaughlin.
McLaughlin hatte sich am Samstag die Pole Position vor Pato O’Ward und Colton Herta gesichert. Alex Palou ging vom vierten Startplatz ins Rennen. Für eine positive Überraschung sorgte David Malukas auf Startplatz 5, gefolgt von Romain Grosjean, Will Power und Kyle Kirkwood. Josef Newgarden musste von Startplatz 9 einige Plätze auf Alex Palou gut machen. Scott Dixon startete sogar drei Plätze hinter ihm. Nach einem verregneten Samstag war es am Sonntag sonnig und warm. Keine guten Bedingungen für die Haltbarkeit der Option-Tires. Ziel der Strategen war es, einen möglichst kurzen Stint auf den Option-Tires zu fahren, ohne dass das Spritsparen in den längeren Stints auf den Prime-Tires zum Problem wird. Dazu musste mit zahlreichen Cautions gerechnet werden. Die meisten Fahrer starteten auf Option-Tires. Nur Kyle Kirkwood, Romain Grosjean, Scott Dixon, Will Power und Josef Newgarden setzten auf einen längeren ersten Stint auf Prime-Tires.
Schon nach wenigen Runden waren die ersten Option-Tires durch und die ersten Boxenstopps begannen bereits in der vierten Runde. Zwischen den ersten Stopps sorgte David Malukas genauer die Halterung seines Heckflügels in Runde 13 für die erste Caution. Auf der Brücke brach der Heckflügel einfach ab und Malukas musste sein Auto ausgangs Kurve 9 abstellen. Die meisten der verbliebenen Fahrer auf Option-Tires, wie Alex Palou und Linus Lundqvist, nutzten die Caution für einen Stopp. An der Spitze blieben Scott McLaughlin, Pato O’Ward und Colton Herta auf der Strecke. Beim Restart war Rinus VeeKay auf Platz 11 der bestplatzierte Fahrer mit einem Stopp.
Beim Restart wurde Colton Herta zunächst von Romain Grosjean nach außen gedrängt und in der Folge zwängten sich auch Kyle Kirkwood, Will Power und Scott Dixon vorbei. Es kam zu mehreren Berührungen und Herta musste die Box ansteuern. Ohne Reparatur ging es weiter, aber das Auto hatte nicht mehr den Speed der Spitzengruppe. An der Spitze konnte sich unterdessen Scott McLaughlin von Pato O’Ward absetzen. Ab Runde 22 machte sich der fehlende Grip der Option-Tires bei O’Ward bemerkbar und die beiden Andretti-Piloten Romain Grosjean und Kyle Kirkwood waren eigentlich deutlich schneller. Das zeigte sich in Runde 22, als Grosjean O’Ward überholen konnte. Er fuhr sofort seine persönlich schnellste Runde und holte eine Sekunde auf Scott McLaughlin auf.
Das Team Penske ließ Scott McLaughlin so lange draußen, bis der gesamte Vorsprung aufgebraucht war. Erst in Runde 25 kam er an die Box. Das hatte den Vorteil, dass er im weiteren Rennverlauf kaum Benzin sparen musste. Der Nachteil: Er verlor zwei Plätze an Kyle Kirkwood und Romain Grosjean, die erst einige Runden nach ihm stoppten. Alex Palou wurde an die Spitze gespült. Auch Linus Lundqvist, Jack Harvey und Agustin Canapino profitierten von ihrem Stopp während der Caution und fanden sich in den Top-10 wieder. Für eine Top-Platzierung im Ziel kamen die vier Piloten eigentlich nicht in Frage, da sie noch zweimal zum Nachtanken an die Box mussten. Nur lange Gelbphasen konnten sie retten. Doch danach sah es lange Zeit nicht aus.
Zwischen Runde 37 und 43 kamen Lundqvist, Harvey und Canapino an die Box. Alex Palou konnte seinen Stint immerhin bis Runde 45 durchziehen. Durch den Stopp fiel er auf Platz 16 zurück. An der Spitze kam es unterdessen zum Paar-Zeitfarhen: Zwei Andrettis (Kirkwood, Grosjean) vor zwei Penskes (McLaughlin, Newgarden) und zwei Ganassis (Dixon, Ericsson). In Runde 49 eröffnete Scott Dixon den Reigen der finalen Boxenstopps. Die 31 Runden bis ins Ziel waren für den Meister des Spritsparens hart, aber machbar. So setzte er auch seine Konkurrenten unter Druck und bis zur 53. Runde kamen alle anderen Fahrzeuge an die Box. Als letzter Fahrer der Spitzengruppe folgte Romain Grosjean und das zu spät. Durch den Under-Cut hatten die anderen Piloten Zeit auf ihn gut gemacht. Nach seinem Stopp kam er auf kalten Reifen mitten im Verkehr wieder auf die Strecke und fiel bis auf Platz 7 zurück. Nach Colton Herta war so auch der zweite Andretti-Honda aus dem Rennen um den Sieg. Kyle Kirkwood führte aber das Rennen weiterhin an.
Der drittplatzierte Alex Palou sparte so viel Benzin wie möglich. So fuhren Kyle Kirkwood und Scott McLaughlin mit großem Vorsprung den Sieg unter sich aus. Hinter Palou landeten Josef Newgarden, Scott Dixon und Marcus Ericsson. Sie alle mussten Benzin sparen und konnten Palou nicht mehr voll angreifen. Romain Grosjean auf Platz 7 hatte zwar am meisten Benzin, musste aber seine Option-Tires bis ins Ziel tragen. Auch er fuhr sehr vorsichtig.
In Runde 70 gab Chip Ganassi Racing das Projekt Benzin sparen bis ins Ziel für Alex Palou auf. Er musste ohnehin zum Nachtanken an die Box und bekam den Auftrag, alles aus dem Auto herauszuholen. Er fuhr sofort seine schnellste Rennrunde. Eine Runde später wurden die Karten neu gemischt. Linus Lundqvist, der ein sehr gutes erstes IndyCar-Rennen fuhr, machte einen kleinen Fahrfehler und setzte sein Auto in Kurve 11 in die Mauer. Diese Caution eröffnete Alex Palou die kleine Chance, vielleicht doch noch einen Stopp einzusparen. Dafür brauchte er weitere Runden unter Gelb und natürlich taten ihm seine Konkurrenten diesen Gefallen. Im hinteren Feld kam Felix Rosenqvist beim Restart zu weit nach außen in den Dreck und verlor die Kontrolle über sein Auto. Dabei sammelte er auch Agustin Canapino und Benjamin Pedersen ein. Die Rennleitung unterbrach das Rennen und es kam zu einem Sprint über vier Runden ins Ziel.
Beim Restart zeigte sich Kyle Kirkwood erneut sehr stark und fuhr schnell einen Vorsprung von 1,5 Sekunden auf Scott McLaughlin heraus. Alex Palou wurde von Josef Newgarden nicht angegriffen, da er von Scott Dixon unter Druck gesetzt wurde. Das war perfekte Teamtaktik von Chip Ganassi Racing. In den letzten Runden kam Scott McLaughlin immer näher an Kyle Kirkwood heran. Zum zweiten Mal in Folge überquerte er die Ziellinie in Nashville nur wenige Zehntelsekunden hinter dem Sieger. Alex Palou rettete mit den letzten Tropfen Benzin den dritten Platz vor Josef Newgarden und Scott Dixon. Es war eine grandiose Leistung, gegenüber Scott Dixon vier und gegenüber Scott McLaughlin sieben Runden Benzin zu sparen. Trotzdem ist es schade, dass zum dritten Mal in Folge die Piloten von Chip Ganassi Racing massiv von den Cautions profitieren.
Romain Grosjean überholte Marcus Ericsson auf Platz 6, Pato O’Ward wurde Achter. Im ersten Stint hatte er noch auf Platz 2 gelegen. Der frühe erste Stopp und das damit verbundene Spritsparen machten sich dann aber in den Rundenzeiten bemerkbar. Christian Lundgaard war mit Option-Tires gestartet und der erste Stopp nach zehn Runden bedeutete eine 3-Stopp-Strategie. Diese war zwar nicht optimal, brachte ihn aber von Startplatz 13 auf Rang neun nach vorne. Besser machte es nur Marcus Ericsson, der sich von Platz 20 auf Rang 7 verbesserte. Will Power komplettierte die Top-10.
Das komplette Ergebnis ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.
In der Meisterschaft konnte Alex Palou (513 Punkte) seinen Vorsprung auf Josef Newgarden (429 Punkte) und Scott Dixon (387 Punkte) weiter ausbauen. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern nur noch wann Palou Meister wird. Mit seinem zweiten Saisonsieg verbesserte sich Kyle Kirkwood (290 Punkte) auf den 9. Damit ist er auch offiziell die Nummer 1 bei Andretti Autosport.
Vorschau Gallagher Grand Prix
Ohne Pause geht es für die IndyCar-Serie weiter. Bereits am kommenden Samstag steht auf dem Indianapolis Motor Speedway das zweite Rennen auf dem Programm. Das erste Rennen im Mai gewann Alex Palou. Er hatte an diesem Tag die beste Strategie und war wohl auch sonst der schnellste Fahrer im Feld. Wenn er diese Form auch am Samstag auf die Strecke bringt, wird es schwer, ihn zu schlagen. Als Team war Arrow McLaren am stärksten. Pato O’Ward, Alexander Rossi und Felix Rosenqvist belegten die Plätze 2, 3 und 5. Nur Christian Lundgaard schob sich dazwischen. Auf den Dänen muss man auch am Samstag ein besonderes Auge haben. Ihm liegt die Strecke im IMS besonders gut. Neben Platz 4 fuhr er noch Platz 9 und Platz 2 in der Vergangenheit ein.
Strecke
Der Straßenkurs im Indianapolis Motor Speedway wurde für den Formel-1-Grand-Prix im Jahr 2000 gebaut. Man entschied sich für eine Strecke im Uhrzeigersinn und nutzte Turn 1 des Ovals als letzte Kurve der Strecke. Für die MotoGP (ab 2008) und die IndyCar Series wurde die Strecke massiv modifiziert. Als Start- und Zielgerade wird die lange und breite Gerade an der Hauttribüne des Ovals genutzt. Diese endet in einer engen 90 Grad Rechtskurve. Ein hier angesetztes Überholmanöver kann in der folgenden 90 Grad Linkskurve gekontert werden. Durch die beiden nächsten Rechtskurven sollten sich die Fahrer dann aber einig sein. Die Ausfahrt aus Kurve 4 ist besonders wichtig, da nach einer sehr schnellen Links-Rechts-Schikane die zweitlängste Gerade der Strecke folgt. Kurve 7, eine 90 Grad Linkskurve, ist die zweite gute Überholstelle. Eine flüssige Passage, inklusive der mit Vollgas zu durchfahrenden Kurve 11, endet in eine 90 Grad Rechtskurve. Mit der Brechstange und/oder der Verzweiflung der letzten Runde kann man hier ein Überholmanöver starten. Die Kurven 13 und 14 muss man dann für die lange Start- und Zielgerade perfekt treffen.
Zeitplan (times local; MESZ)
Freitag, 11. August
9:00 – 10:30 a.m. (15:00 – 16:30) – NTT IndyCar Series practice #1
12:30 p.m. (18:30) – Qualifying for the NTT P1 Award (three rounds of NTT IndyCar Series knockout qualifications)
4:00 -4:30p.m. (22:00 – 22:30) – NTT IndyCar Series final practice
Samstag, 12. August
2:00 p.m. (20:00) – NBC on air
2:20 p.m. (20:20) – Gallagher Grand Prix (85 laps/ 207.3 miles), NBC, Sky (Live)