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IndyCar: Analyse Gallagher Grand Prix

von Rainer
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Scott Dixon gewann am Samstag sein erstes IndyCar-Rennen in diesem Jahr. Damit verlängerte er seine Serie von mindestens einem Sieg in der IndyCar-Serie auf unglaubliche 19 Jahre.

Im Qualifying waren die Fahrer von Chip Ganassi noch nicht weit vorne zu finden. Rahal Letterman Lanigan Racing, McLaren und Andretti Autosport teilten sich die Fast-6 gleichmäßig auf. Der zweite Startplatz von Christian Lundgaard war keine Überraschung. Er war in den vergangenen Jahren im IMS meist gut unterwegs. Die Pole Position von Graham Rahal fällt da schon eher in diese Kategorie. Rahal hat einige Qualitäten. Im Qualifying auf einer Runde besonders schnell zu sein, gehört sicher nicht dazu. Es war seine erste Pole-Position seit 2017. Die zweite Startreihe bildeten Alexander Rossi und Pato O’Ward.

Die große Sensation ging von Startplatz 5 ins Rennen. Devlin DeFrancesco, in den letzten beiden Jahren einer der schwächsten Piloten der IndyCar Series, qualifizierte sich vor all seinen Teamkollegen, Romain Grosjean folgte auf Platz 6, vor Chip Ganassi Racing und vor Team Penske. Bester Fahrer dieser beiden Teams war Marcus Armstrong auf Startplatz 7, direkt vor Alex Palou. Will Power, Scott Dixon und Marcus Ericsson bildeten eine Gruppe mit den Startplätzen 15 bis 17. Josef Newgarden startete nach einem schlechten Qualifying und einer Strafe wegen eines vorzeitigen Motorwechsels von Startplatz 25.Für einige Fahrer dieser Teams sollte die schlechte Startposition zu einem großen Problem werden. Für Scott Dixon hingegen erwies sie sich am Ende vielleicht sogar als Vorteil.

Mit einem gewagten Manöver setzte sich Devlin DeFrancesco in der ersten Kurve an die Spitze des Feldes. Es war die zweite Führungsrunde in seiner IndyCar-Karriere. Alle Fahrzeuge kamen gut durch die ersten kritischen Kurven. In der Anfahrt zu Kurve 7 wurde es dann zwischen Marcus Armstrong und den beiden McLaren zu eng. Armstrong drehte sich um 180 Grad und Palou musste weit ausweichen. Romain Grosjean kollidierte mit Scott Dixon, der sich um 360 Grad drehte. Josef Newgarden, der zwischen zwei anderen Autos eingeklemmt war, hatte keine Chance auszuweichen und traf Armstrong. Grosjean und Dixon konnten das Rennen fortsetzen, allerdings am Ende des Feldes. Newgarden verlor eine Runde bei der Bergung und eine weitere bei der Reparatur in der Box. Er fuhr das Rennen zu Ende, wurde aber nur als 25. gewertet. Für Armstrong war der Arbeitstag dagegen beendet.

In Runde 4 kamen Scott Dixon und Romain Gorsjean unter Gelb an die Box. Bei Dixon wechselte man von den Prime-Tires auf neue Option-Tires, die im Rennen die deutlich besseren Reifen waren. Bei Grosjean hingegen wechselte Andretti Autosport von Prime-Tires auf einen weiteren Satz Prime-Tires. Nach dem Qualifying hatte er nur noch einen neuen Satz Option-Tires, den er sich für einen späteren Stint aufsparen wollte. Auch bei der Strategie unterschieden sich die Teams. Vor einigen Jahren beendete Graham Rahal nach einem Crash in Kurve 1 und einem Tankstopp in Runde 4 das Rennen im Spritsparmodus mit nur zwei weiteren Stopps auf Platz 7. Genau das wollte Chip Ganassi Racing nachmachen. Andretti Autosport traute das Romain Grosjean wohl nicht zu und plante mit drei weiteren Stopps.

Nach dem Restart zeigte sich der Nachteil der Prime-Tires. Devin DeFrancesco hatte damit keine Chance und fiel bis auf Platz 8 zurück. Pato O’Ward hingegen hielt sich mit den gleichen Reifen in den Top-4, konnte aber den Speed von Graham Rahal, Alexander Rossi und Christian Lundgaard an der Spitze nicht mitgehen. Ab Runde 14 begannen die ersten regulären Boxenstopps. Im Gegensatz zu anderen Rennstrecken kamen die Piloten mit den Prime-Tires zuerst an die Box. So wechselte Pato O’Ward in Runde 16 auf Option-Tires. Graham Rahal und Christian Lundgaard verlängerten ihren Stint bis Runde 24 bzw. 26. Obwohl viele Piloten schon vorher die Reifen gewechselt hatten, gehörten beide in Runde 23 noch zu den fünf Schnellsten im Feld.

Nach den Stopps wurde es sehr eng. Graham Rahal setzte sich mit gebrauchten Prime-Tires gegen Alexander Rossi mit neuen Prime-Tires durch. Dazwischen schob sich Christian Lundgaard mit gebrauchten Option-Tires. Pato O’Ward schloss mit neuen Option-Tires die Lücke zu Alexander Rossi. Dahinter folgten Alex Palou und Scott McLaughlin. Mit dem Stopp von Christian Lundgaard hatte Scott Dixon die Führung übernommen. Sein Stopp in Runde 32 warf ihn auf Platz 14 zurück. Von Platz 23 in Runde 7 hatte er sich aber schon deutlich verbessert.

Zwischen den Runden 36 und 44 absolvierten die meisten Piloten ihren zweiten Boxenstopp. Die letzten beiden, die die Box ansteuerten, waren erneut Graham Rahal in Runde 48 und Christian Lundgaard in Runde 51. Bei Lundgaard gab es Probleme beim Nachtanken und so dauerte der Stopp 3,5 Sekunden länger als üblich. Dadurch verlor er den zweiten Platz an Pato O’Ward. An der Spitze war nun wieder Scott Dixon. Er blieb bis Runde 59 draußen und es sollte sein letzter Stopp sein. So fuhr er gegen Graham Rahal um den Sieg, hatte fast 10 Sekunden Vorsprung und einen frischen Satz Option-Tires für den letzten Stint.

Graham Rahal fuhr nur einen sehr kurzen Stint auf gebrauchten Prime-Tires und kam in Runde 63 an die Box. Er hatte nur noch einen gebrauchten Satz Option-Tires zur Verfügung. In Runde 70 hatte er noch fast 4 Sekunden Rückstand auf Scott Dixon, war aber deutlich schneller. Pro Runde holte er rund 3 Zehntelsekunden auf, was ein enges Finale erwarten ließ. Eine schwierige Überrundung von Ryan Hunter-Reay sorgte bei Graham Rahal noch für Ärger. Doch in Runde 80 hatte er trotzdem den Rückstand unter eine Sekunde gedrückt. Scott Dixon ist nie leicht zu überholen und erst recht nicht, wenn er fünf Runden vor Schluss noch um den Sieg kämpft. Entsprechend fuhr er auch. So musste sich Graham Rahal mit Platz zwei begnügen.

In den letzten beiden Jahren hatte man das Gefühl, dass Scott Dixon nicht mehr ganz der alte Scott Dixon ist. Aber dieses Rennen war wieder ein absolutes Meisterstück und beweist, dass Scott Dixon auch mit vielleicht 95 Prozent einer der drei bis maximal vier besten Fahrer im IndyCar-Feld ist.

Mit 8 Sekunden Rückstand auf die Spitze kam Pato O’Ward ins Ziel. Er verteidigte seinen dritten Platz gegen Christian Lundgaard und Alexander Rossi. Ob Lundgaard ohne den verpatzten Stopp mit Dixon und Rahal um den Sieg hätte kämpfen können, muss leider offen bleiben. Will Power und Alex Palou bildeten auf den Plätzen 6 und 7 die nächste Gruppe mit fast 15 Sekunden Rückstand auf Dixon. Power hatte sich mit einer aggressiven 3-Stopp-Strategie und einem sehr kurzen ersten Stint auf Prime-Tires von Startplatz 16 nach vorne gekämpft. Weitere 7 Sekunden dahinter folgten Scott McLaughlin und Kyle Kirkwood. Marcus Ericsson komplettierte die Top-10.

Das komplette Ergebnis ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.

In der Meisterschaft hat Alex Palou (539 Punkte) nun über 100 Punkte Vorsprung auf Scott Dixon (438 Punkte) und Josef Newgarden (434 Punkte). Damit kann er bereits in zwei Wochen im Gateway Park die Meisterschaft für sich entscheiden. Um Platz vier kämpfen noch Scott McLaughlin (395 Punkte), Pato O’Ward (388 Punkte), Marcus Ericsson (377 Punkte) und Will Power (365 Punkte).

Vertragssituation von Alex Palou – Silly Season

Mit nur noch drei Rennen wirft die kommende Saison langsam ihre Schatten voraus. Mitte der vergangenen Saison sorgte Alex Palou mit seinem Wechsel zu McLaren bis 2023 für eine Überraschung. Diese war bei Chip Ganassi besonders groß, da er eine Option auf eine Vertragsverlängerung hatte. Diese hat das Team natürlich gezogen. Die Teams konnten sich nicht auf eine Ablöse einigen und so fährt Alex Palou in diesem Jahr für Chip Ganassi Racing die Meisterschaft ein. Nun hat Palou aber den Vertrag mit McLaren für 2024 und die folgenden Jahre gekündigt und will lieber weiter für Ganassi fahren. Nun schüttelt McLaren natürlich verwundert den Kopf. Auch das Management von Palou, dass den Wechsel zu McLaren forciert hatte, kommt nicht mehr mit und kündigte seinerseits die Zusammenarbeit mit Palou. Fortsetzung folgt …

Bei Andretti Autosport ist man auf der Suche nach einem Nachfolger für Devlin DeFrancesco. Abgesehen vom Qualifying am vergangenen Freitag waren seine Leistungen sehr bescheiden. Ein Kandidat für das Cockpit ist David Malukas. Er schaut aber auch, was bei Chip Ganassi Racing passiert. Marcus Ericsson zum Beispiel hat noch keinen Vertrag für 2024. Der Schwede wäre auch ein Kandidat bei Andretti, wo vielleicht auch Romain Grosjean wackelt. Beim Team Penske denkt man über die Zukunft von Will Power nach und hat ein Auge auf Kyle Kirkwood geworfen. Das könnte aber auch ein Deal für 2025 werden. Sicher ist, dass Helio Castroneves 2024 keine komplette Saison fahren wird. Stattdessen wird er Teilhaber bei Meyer Shank Racing und greift natürlich nach seinem fünften Indy-500-Sieg. Sein Cockpit übernimmt Tom Blomqvist. Auch die Zukunft von Simon Pagenaud steht in den Sternen. Die Verletzung nach dem Unfall in Mid-Ohio macht die Situation für den Franzosen nicht einfacher.

Mit dem Rennen im Gateway Park am 27. August biegt die IndyCar-Saison auf die Zielgerade ein. Es folgen nur noch die Rennen an der Westküste in Portland und Laguna Seca am 03. und 10. September.

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