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IndyCar: Analyse Grand Prix of Portland

von Rainer
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Alex Palou sicherte sich frühzeitig seinen zweiten Meistertitel und das standesgemäß mit einem Sieg. Es ist die erste Meisterschaft seit Sebastien Bourdais 2007 in der Champ Car, die nicht erst im letzten Rennen entschieden wird.

Von Anfang an war Alex Palou vorne mit dabei und fuhr in allen Trainings und im Qualifying in die Top-5. Sein einziger Rivale Scott Dixon hatte größere Startprobleme. Aber auch er schaffte es im zweiten Training in die Top-5. Scott Dixon ging von Startplatz 4 ins Rennen, Alex Palou nur einen Platz dahinter. Die schnellsten Piloten im Qualifying waren jedoch Graham Rahal und Scott McLaughlin, der seinen Vorjahressieg verteidigen wollte. Die weiteren Fahrer in den Fast-6 waren Colton Herta mit Startplatz 3 und Pato O’Ward. Will Power ging vom siebten Startplatz ins Rennen. Sein Teamkollege Josef Newgarden musste sich nach einem Fehler im Qualifying mit Startplatz 12 begnügen. Damit hatte er die schlechteste Ausgangsposition für den Kampf um Platz 3 in der Meisterschaft und es kam noch schlimmer.

Die erste Kurve in Portland ist beim Start immer eine große Gefahrenquelle. Doch diesmal kamen die ersten Startreihen gut durch die ersten beiden Kurven. Im Mittelfeld wurde es jedoch zu eng und Kyle Kirkwood und Josef Newgarden mussten den langsamen Weg geradeaus durch die Schikane nehmen. Nach der ersten Runde lagen die beiden nur auf den Plätzen 18 (Josef Newgarden) und 23 (Kyle Kirkwood). Romain Grosjean musste sogar die Box ansteuern, um eine gebrochene Radaufhängung reparieren zu lassen. Er nahm das Rennen zwar wieder auf, wurde aber mit 79 Runden Rückstand als 27. gewertet.

Für die erste Caution sorgte Will Power in der zweiten Runde. Im Zweikampf mit Alexander Rossi fuhr er zu schnell in Kurve 4, rutschte ins Kiesbett und blieb dort stecken. Mit dieser Gelbphase begann das Spiel mit der Strategie. Unter anderem kamen David Malukas und Kyle Kirkwood an die Box. Kirkwood wechselte von Option- auf Prime-Tires. Malukas hingegen fuhr auch seinen zweiten Stint auf Prime-Tires. Insgesamt waren sie auf zwei unterschiedlichen Strategien in Folge unterwegs. Kyle Kirkwood sparte sich einen regulären Stopp und absolvierte die restlichen Runden in drei langen Stints auf Prime-Tires. Malukas hingegen kam noch dreimal an die Box und fuhr je zwei Stints auf Prime- und Option-Tires. Letztere waren zu Beginn des Stints die etwas schnelleren Reifen, verloren aber nach etwa 10 bis 15 Runden massiv an Grip. Die Prime-Tires hielten dagegen sehr gut durch. So fuhr Josef Newgarden mit 28 Runden alten Prime-Tires die schnellste Runde des Rennens.

An der Spitze fuhren Graham Rahal, Scott McLaughlin und Colton Herta auf Option-Tires. Herta verlor seinen dritten Platz allerdings schon beim Start an Alex Palou. Dieser fuhr wie Scott Dixon und Pato O’Ward im ersten Stint auf Prime-Tires. Als erster Pilot der erweiterten Spitzengruppe wechselte Rinus VeeKay (Startplatz 13) in Runde 17 von Option- auf Prime-Tires. Bis zur 22. Runde folgten ihm alle anderen Fahrer auf Option-Tires. Den Abschluss bildete Graham Rahal. Sie kamen nach ihren Stopps im Mittelfeld, der Fahrer, die auch auf Prime-Tires gestartet waren, zurück auf die Strecke. An der Spitze hatten unterdessen Alex Palou, Scott Dixon, Pato O’Ward, Felix Rosenqvist und Josef Newgarden freie Fahrt und konnten mit leeren Autos die Leistungsfähigkeit ihrer Reifen voll ausnutzen. So fuhren Palou und Newgarden in Runde 28 ihre jeweils schnellsten Rennrunden.

In der 34. Runde hatten alle Fahrer mindestens einen Stopp absolviert. Alex Palou, Scott Dixon, Felix Rosenqvist und Pato O’Ward setzten sich locker vor Graham Rahal und bildeten die neue Spitzengruppe. Vor Rahal lag noch Kyle Kirkwood, der seine eigene Strategie verfolgte. Josef Newgarden kam direkt hinter Scott McLaughlin auf die Strecke, konnte ihn aber mit neuen Option-Tires schnell überholen. Colton Herta war in der Boxengasse zu schnell und musste eine Drive-Through-Penalty antreten. Das warf ihn auf Platz 23 zurück.

Alex Palou absolvierte wie Pato O’Ward und Josef Newgarden einen kurzen Stint auf Option-Tires. Sie kamen in den Runden 48 bis 51 an die Box. In diesem Zeitfenster mussten auch Graham Rahal und Scott McLaughlin die Box ansteuern. Scott Dixon und Felix Rosenqvist hingegen fuhren bis zur Runde 58 bzw. 60 mit Prime-Tires, doch an der Spitze änderte sich dadurch nicht viel. Alex Palou führte das Rennen weiterhin souverän vor Scott Dixon und Felix Rosenqvist an. Pato O’Ward behauptete Rang vier vor Josef Newgarden. Graham Rahal und Scott McLaughlin waren inzwischen auf die Plätze 8 und 11 zurückgefallen. Neben der nicht optimalen Strategie fehlte ihnen auch der Speed, um aus dem vorderen Mittelfeld wieder nach vorne zu kommen.

Auch die letzten Boxenstopps ab Runde 78 sollten am Bild an der Spitze nichts mehr ändern. Doch bevor Felix Rosenqvist und David Malukas ihren Stopp absolvieren konnten, rollte Agustin Canapino mit einem technischen Defekt in der Schikane zwischen Kurve 10 und 11 aus und blieb in der Auslaufzone stehen. Die Rennleitung wartete mit der Caution, bis die beiden Nachzügler in die Boxengasse abbiegen konnten. Durch die Gelbphase, während sie noch in der Boxengasse waren, profitierten sie leicht. So konnte Felix Rosenqvist an Scott Dixon vorbeiziehen.

Der Restart in Runde 88 hätte noch einmal für Spannung sorgen können. Doch Alex Palou war an der Spitze zu schnell. Zudem musste Felix Rosenqvist seine Option-Tires etwas schonen. Am Ende kam er mit 5,5 Sekunden Rückstand als Zweiter ins Ziel. Scott Dixon folgte 2,5 Sekunden dahinter. Wie stark Palou unterwegs war, zeigte auch der Rückstand von Pato O’Ward, Josef Newgarden und Rinus VeeKay auf den Plätzen 4 bis 6, die pro Runde fast eine Sekunde auf den Sieger verloren. Scott McLaughlin und Graham Rahal aus der ersten Startreihe kamen auf den Plätzen 9 und 12 ins Ziel. Sie hatten 34 bzw. 39 Sekunden Rückstand. Egal welche Strategie sie gewählt hätten, gegen Alex Palou hätten sie wohl keine Chance gehabt.

Marcus Ericsson kam als Siebter ins Ziel. Die Strategien von David Malukas und Kyle Kirkwood brachten sie auf die Plätze 8 und 10. Es ist faszinierend zu sehen, wie so unterschiedliche Strategien (4 Stopps vs. 3 Stopps, 2 Stints auf Option-Tires vs. keinem Stint) bei fast identischer Ausgangslage (Stopp in Runde 4, Plätze 22 und 23) zu einem sehr ähnlichen Ergebnis führen.

Das komplette Ergebnis ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.

Mit dem Sieg kürte sich Alex Palou (618 Punkte) zum Champion. Auch Platz 2 für Scott Dixon (527 Punkte) ist schon festgelegt. Um Platz 3 kämpfen noch Josef Newgarden (470 Punkte), Pato O’Ward (461 Punkte) und Scott McLaughlin (448 Punkte). Es folgen Marcus Ericsson (423 Punkte) und Will Power (393 Punkte).
In der Rookie-Wertung führt Marcus Armstrong (190 Punkte) vor Agustin Canapino (164 Punkte). Sting Ray Robb (129 Punkte) und Benjamin Pedersen (115 Punkte) haben keine Chance mehr auf den Titel Rookie-of-the-Year.

Vorschau Grand Prix von Monterey

Bereits am kommenden Wochenende steht das Finale der IndyCar-Saison auf dem Programm. Auf eine ausführliche Vorschau verzichte ich in diesem Jahr. Schließlich sind schon fast alle Entscheidungen in der Meisterschaft gefallen. Der Kampf um den Titel des Rookie-of-the-Year ist theoretisch noch offen, aber Agustin Canapino müsste schon aufs Podium fahren, um Marcus Armstrong noch abzufangen.

Das Finale findet zum vorerst letzten Mal auf der Rennstrecke von Laguna Seca statt. Auf der legendären Rennstrecke trugen sich Größen wie Stirling Moss, Roger Penske, Bruce McLaren und Mario Andretti in die Siegerlisten ein. Die IndyCar Series bzw. ihre Vorgängerserie fährt seit 1983 auf der Strecke. In den ersten Jahren dominierte Bobby Rahal. Er gewann vier der ersten fünf Rennen. Mitte der 90er Jahre war Bryan Herta häufig der schnellste Fahrer. Er musste jedoch bis 1998 auf seinen ersten Sieg in einem Auto des Rahal-Teams warten. Der zweite folgte ein Jahr später.

Im September 2019 kehrte die IndyCar-Serie zurück und Colton Herta übernahm sofort den Staffelstab von seinem Vater. Er siegte sowohl 2019 als auch 21 (20 wurde wegen COVID-19 abgesagt). Im vergangenen Jahr gewann Alex Palou. Er war der schnellste Fahrer im Rennen und fuhr einen ungefährdeten Sieg ein. Zweiter wurde Josef Newgarden vor Will Power. Newgarden war vom Speed her der einzige, der mit Palou mithalten konnte. Aber das haben die Penske-Dallara in dieser Saison bei den wenigsten Rundstreckenrennen bestätigt. Starke Penske sind also nicht unbedingt zu erwarten. Da sind eher die McLaren-Piloten sowie Colton Herta und Christian Lundgaard zu nennen.

Strecke

Der WeatherTech Raceway ist 3,6 Kilometer lang, besteht aus 12 Kurven und weist einen Höhenunterschied von 55 Metern auf. Die gebogene Start- und Zielgerade endet in der Andretti-Haarnadel, der besten Überholpassage der Strecke. Nach zwei 90-Grad-Rechtskurven geht es über zwei weitere 90-Grad-Linkskurven den Berg hinauf. Am Scheitelpunkt folgt eine enge Links-Rechts-Schikane, die steil bergab führt – die legendäre Corkscrew. Es ist wahrschleich die beste Überholstelle der Strecke. Zumindest Alex Zanardi und Josef Newgarden würde dies bestätigen. Der tödliche Unfall von Gonzalo Rodriguez 1999 zeigt aber auch die Gefährlichkeit dieser Stelle. Es folgt die schnelle Rainey-Kurve, bevor zwei etwa 90-Grad-Kurven die Fahrer zurück auf die Start- und Zielgerade führen.

Zeitplan

Freitag, 8. September

5:30 – 6:45 p.m. (23:30 – 0:45) – NTT IndyCar Series practice 1

Samstag, 9. September

1:00 – 2:00 p.m. (19:00 – 20:00) – NTT IndyCar Series practice 2
5:00 p.m. (23:00) – Firestone Fast Six Qualifying for the NTT P1 Award (three rounds of knockout qualifying)

Sonntag, 10. September

12:00 – 12:30 p.m. (18:00 – 20:30) – NTT IndyCar Warmup

2:30 p.m. (20:30) – Firestone Grand Prix of Monterey (95 laps/212,61 miles), NBC, Sky (live)

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