Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Japan – Keine Chance für die Konkurrenz

Formel Eins: Analyse GP von Japan – Keine Chance für die Konkurrenz

von DonDahlmann
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Wenig überraschend hat Red Bull nach der Niederlage in Singapur zurückgeschlagen. Der GP von Japan hatte dennoch eine gewisse Spannung.

Die Frage, ob die neue Technische Direktive der FIA, die die Flexibilität des Unterbodens reduziert, Red Bull besonders betreffen würde, war schon am Freitag beantwortet. Verstappen düpierte die Konkurrenz mit riesigen Abständen und kontrollierte dementsprechend das Wochenende und am Sonntag das Rennen nach Belieben. Konkurrenz gab es keine. Damit wissen die anderen Teams dann auch, dass die enorme Pace des Red Bull nicht dadurch entsteht, dass der Unterboden sich außerhalb der erlaubten Normen bewegt. Das Ergebnis dürfte, abgesehen von São Paulo, sich für den Rest des Jahres auch wiederholen.

Hinter Red Bull war die Sache etwas enger, aber nicht weniger deutlich. McLaren war auf der aerodynamisch anspruchsvollen Strecke von Suzuka „best of the rest“. Das kam nicht überraschend, aber der Abstand zu Ferrari und vor allem zu Mercedes war es schon. Zu keiner Zeit hatte man den Eindruck, dass das Doppel-Podium der McLaren gefährdet war. Dass Piastri Norris in der Qualifikation schlagen konnte und auf P2 landete, war allerdings schon eine kleine Sensation. Es ist schon erstaunlich, wie schnell der Rookie in Fahrt gekommen ist. Im Rennen konnte man allerdings sehen, dass ihm da noch etwas fehlt auf Norris. Aber McLaren hat mit Norris und Piastri eine sehr gute Fahrerpaarung für die nächsten Jahre. Und es ist davon auszugehen, dass die Norris nicht immer im Rennen den zweiten Platz vor Piastri halten wird.

Ferrari war nach den letzten zwei Rennen etwas schwächer unterwegs, aber das war zu erwarten. Das Chassis ist auf Strecken wie Suzuka schwächer, weil der Abtrieb und die Stabilität in den schnellen Kurven etwas fehlt. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass Ferrari das Problem beim Reifenverschleiß besser im Griff hat, als zu Beginn der Saison. Suzuka fordert die Reifen massiv und dass Ferrari hier keine größeren Sorgen hatte, spricht für die Weiterentwicklung des Teams. Das war in den vergangenen Jahren ja eher ein Quell der Sorge für die Italiener, da die Weiterentwicklung während der Saison keine deutlichen Vorteile brachte. Da Ferrari im nächsten Jahr ein neues Chassis bringen wird, dürften die Erkenntnisse aus diesem Jahr helfen. Am Ende landete man mit Leclerc auf P4 und Sainz auf P5 in einem für Ferrari sehr ruhigen Rennen.

Deutlich mehr los war schon bei Mercedes. Das Auto ging in Japan nicht gut. Dass man hinter Ferrari lag, ok. Aber dass man auch eine gute halbe Sekunde langsamer als das Kundenteam McLaren war, muss frustrierend für Mercedes sein. Auch intern scheint mir die Lage etwas angespannt zu sein. Bei zwei Gelegenheiten gerieten Hamilton und Russell aneinander und es war deutlich sichtbar, dass Hamilton seine Ellbogen ausgefahren hat. Zu Beginn der Saison hatte ich noch den Eindruck, dass Hamilton einem drängelnden Russell etwas mehr Raum gegeben hat. Deutlich wurde das, als der ehemaliger Weltmeister an Russell auf der Start-Zielgeraden vorbeiging. Kurz vor T1 zuckte er kurz rüber, was etwas früher passierte, als er für die Kurve einlenken musste. Sah mir schwer nach einem Dominanzverhalten aus.

Mercedes hielt die Teamkollegen im Rennen dann durch die Strategie auseinander, in dem man Russell auf eine Ein-Stopp-Strategie schickte. Eine interessante Idee, die aber am Ende nicht aufging, weil die C1 in den letzten 10 Runden dann aufgaben. Dafür entwickelte sich ein schöner Kampf zwischen beiden Mercedes-Piloten und Carlos Sainz in den letzten Runden. Russell, auf seinen alten Reifen, schlug vor, das zu machen, was Sainz die Woche zuvor gemacht hatte. Lewis DRS zu geben, um Sainz hinter sich alten. Mercedes entschied sich dagegen und demzufolge schnappte sich Sainz schnell Russell. An Hamilton biss er sich dann allerdings in der letzten Runde die Zähne aus. Demzufolge war die Entscheidung von Mercedes also richtig.

Klar wurde aber, dass McLaren, Ferrari und Mercedes das Verfolgerfeld darstellen und Aston Martin hier raus ist. Zu keiner Zeit hatte Alonso auch nur den Hauch einer Chance, die drei Teams zu gefährden. Stattdessen stritt sich der Spanier, wie im letzten Jahr, mit den Alpine herum. Die waren in der Qualifikation von der Rolle, kamen im Rennen aber zurück. Dennoch muss man natürlich feststellen, dass von einem Werksteam wie Alpine mehr erwarten. Aber das ist ja schon das Thema des gesamten Jahres. Dass man nach der Entlassungswelle im Sommer das Team bisher nicht neu organisiert hat, spricht auch nicht gerade für die Zukunft. Renault sollte sich mal entscheiden, was man eigentlich will. Immerhin holte man die letzten beiden Punkte.

Eine kleine Überraschung gab es in Form der Alpha Tauri. Nicht nur, dass das Team nur sehr knapp an den Punkten scheiterte und damit das beste Team aus dem Hinterfeld war – Liam Lawson war überraschend schnell und auf dem Niveau von Tsunoda. Das war immerhin erst das zweite von Lawson, zugegeben auf einer Strecke, die er sehr gut kennt, da hier in der Super Formula oft unterwegs war. Aber dass er frisch ins Team kommt und Tsunoda hinter sich lässt, ist schon bemerkenswert. Lawson wird auch in Katar im Auto setzen, aber in Austin soll Ricciardo wieder zurück sein, den Alpha Tauri, etwas überraschend, auch schon bestätigt hat. Ich dachte, man schaut sich zumindest Lawson noch für ein weiteres Rennen an.

Ansonsten war ein katastrophales Wochenende für Sergio Perez, der komplett von der Rolle war und am Ende ausfiel, nach dem er zwei Kollisionen verursachte. Auch Alfa Romeo sah fürchterlich aus. Das Bottas raus gerempelt wurde, war nur ein Symptom für die schreckliche Leistung des gesamten Teams. Ich weiß nicht, wie weit Audi schon im Team involviert ist, aber gut sieht das alles nicht aus. Dass man mit Haas um die hinteren Plätze kämpft, kann nicht im Sinne von Audi sein. Mag ja sein, dass man schon alle Konzentration auf dem nächsten Jahr hat, aber der Abstand zu P10 ist so groß, dass man kaum erwarten kann, dass Alfa (oder wie auch immer das Team nächstes Jahr heißen wird) diesen dann großen Sprung schafft.

Noch ein Wort am Ende zu Logan Sergeant. Es etabliert sich mehr und mehr das Gefühl, dass Sergeant in der Formel Eins überfordert ist. Es ist keine richtige positive Entwicklung zu sehen, er scheint mehr mit sich und mit dem Auto zu kämpfen, als alles andere. Und kostet dabei Williams dann auch noch Geld. Ein zweiter Fahrer, der den Speed von Albon hat, würde dem Team in der Konstrukteurs-WM deutlich helfen. Die Frage ist, ob Williams das Geld benötigt, das Sargeant mitbringt oder ob die Inhaber, ein US-basiertes Family Office, nicht gerne einen US-Fahrer hätte. Aber Williams bringt das nicht weiter. Kandidaten für den Platz wären: Liam Lawson, Felipe Drugovich oder eben Mick Schumacher. Letzteren will Teamchef James Vowles aber wohl nicht haben. Lawson und Drugovich wären auch zwei Piloten, die man ausleihen müsste.

Noch stehen sechs Rennen in der Saison an, aber der Oktober wird zunächst relativ ruhig. Bis zum US GP am 22.10. gibt es nur das Rennen in Katar, danach folgen dann allerdings fünf Rennen bis Finale am 26.11. Abu Dhabi. Die Spannung ist an der Spitze natürlich raus, aber Ferrari und Mercedes streiten sich noch um den zweiten Platz in der Team-WM. Lewis Hamilton hat Chancen auf den Vize-Titel, da er nur 33 Punkte hinter dem im Moment glücklosen Perez liegt.

Bilder: Pirelli Media

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