Home Motorsport ADAC GT Masters: Analyse Spielberg – Zukunftsaussichten, Disqualifikationen und ein Doppelsieg mit Beigeschmack!

ADAC GT Masters: Analyse Spielberg – Zukunftsaussichten, Disqualifikationen und ein Doppelsieg mit Beigeschmack!

von Nils Otterbein
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Es war allerhand los am vorletzten Saisonwochenende des ADAC GT Masters auf dem Red Bull Ring. Neben vertagten Titelentscheidungen bot das Wochenende einige Kontroversen und Konfliktpotenzial. Einmal mehr musste man feststellen: Kleine Starterfelder bedeuten nicht zwangsläufig langweiligen Motorsport.

Zukunft des ADAC GT Masters vorerst gesichert

ADAC Sportpräsident Dr. Thomas Voss lies am Samstagabend bei „PS on Air“ verlautbaren, dass es mit der Rennserie im aktuellen Format weitergehen soll. Ziel ist es ab dem kommenden Jahr eine noch größere Abgrenzung zur DTM in Form der Fahrereinstufungen vorzunehmen. Das Pro/Am-, bzw. Juniorkonzept soll auch im nächsten Jahr erhalten bleiben. Nach allem, was derzeit zu hören ist, gibt es für das kommende Jahr mit mehr Vorlaufzeit auch mehr Teams, die an einem Einstieg in die Rennserie interessiert sind. Wie schon im letzten Artikel angekündigt, ist ein Zusammenschluss des Prototype Cup Germany mit dem GT Masters endgültig vom Tisch, wodurch Planungen einer „DTM Endurance“ bis auf Weiteres in den Schubladen des ADAC bleiben werden. Weiterhin soll das Masters eine Rahmenserie der DTM bleiben mit einzelnen Veranstaltungen außerhalb des DTM-Gefüges. Das Porsche Festival of Dreams in Hockenheim und der Truck GP am Nürburgring waren hier gute Beispiele.

Bereits beim Saisonfinale in Hockenheim haben sich zwei weitere Gaststarter angekündigt. In Spielberg wuchs das Feld von acht auf zehn Fahrzeuge an, da FK Performance mit anderer Fahrerbesatzung zurückgekehrt ist und Engstler Motorsport – ebenso mit neuen Fahrern zurückkehrte. Bei FK Performance traten in der Saison zunächst Igor Walilko und Kim Luis Schramm an. Nachdem das Team am Sachsenring nicht dabei war, stellte man nun das Duo Maxime Oosten und Bruno Spengler auf. Spengler war nach Hockenheim 2015 zum zweiten Mal im GT Masters am Start und sollte mit dem BMW-Junior Maxime Oosten ein schlagkräftiges Duo bilden. Engstler Motorsport hat sich ebenfalls von seinem ursprünglichen Fahrerduo Mokoena/Yip getrennt und fuhr nun mit Jonas Karklys und Jean Paul Southern. Southern kennt man sonst aus den GT4 -Serien, während Karklys die Saison bislang für das litauische Juta Racing Team – ebenfalls in einem Audi fuhr. Sein ehemaliges Team war derweil nicht am Start.

Die größte Rolle sollte am Wochenende jedoch der zweite Porsche von Joos by Racemotion spielen. Genannt waren Teamchef Michael Joos, der nach zwei Jahren Pause wieder einen aktiven Renneinsatz hatte, sowie Christian Engelhart, der sich Mitte der DTM-Saison vom Team „Toksport“ getrennt hat und damit zur Verfügung stand. Für Engelhart war es die Rückkehr in das Auto, mit dem er 2020 bereits Meister bei SSR Performance mit Michael Ammermüler wurde, da das zweite Joos Fahrzeug der ältere Porsche auf Stand des Vorjahres war. Im Verlauf des Wochenendes wurde deutlich, dass das Auto über die BOP auf das Level der aktuellen Fahrzeuge gebracht wurde. Hinter dem Einsatz war die Idee, das fest eingeschriebene Schwesterfahrzeug mit dem Duo Gehrsitz/Müller für die Meisterschaft zu unterstützen.

Des Weiteren kehrte neben Spengler ein ebenso bekannter Name in die Rennserie zurück: Phillip Ellis fuhr den HRT Mercedes neben Umbrarescu, da Maxi Götz in der asiatischen GT World Challenge fuhr und Arjun Maini seinem DTM-Programm nachging.

Samstag

Die erste Qualifikation fand bei nassen und kühlen Bedingungen statt. Das Wetter sollte nach den Hitzeschlacht am Sachsenring das ganze Wochenende eine große Rolle spielen. Die Pole sicherte sich einmal mehr der Grasser Lamborghini, der immer noch das schwerste Auto im Feld ist. Mit vollem Zusatzgewicht kommt das Auto auf 90 Kilo mehr als beispielsweise der Mercedes daher. Die Überraschung der Session wurde Michael Joos mit der dritten Position. Der Landgraf Mercedes mit Salman Owega baute einige Fehler ein und kam auf den fünften Rang. Das Wochenende sollte der erste Matchball für die Mannschaft werden.

Rennen 1

Der Start erfolgte bei trockener Ideallinie und Benjamin Hites konnte seine Führung verteidigen. Der Gewinner des Starts war Salman Owega, der die dritte Position hinter Hites und seinem Markenkollegen Alain Valente übernahm. Michael Joos fiel wenig überraschend in seinem Stint etwas zurück und fand sich zum Zeitpunkt des Fahrerwechsels auf der sechsten Position wieder. Schützenhilfe für den Teamkollegen konnte er jedoch nicht leisten, da es dem Porsche am Samstag an Speed fehlte und es Finn Gehrsitz bei einem Zweikampf gegen Eduardo Coseteng im Schubert BMW übertrieb. Er fiel mit gebrochener Aufhängung aus. Somit waren die Meisterschaftschancen erstmal dahin – erstmal!

Mann des Tages wurde im ersten Stint ganz klar Maxime Oosten, der den FK BMW vom zehnten und damit letzten Startplatz bis auf die dritte Position nach vorne brachte und an Bruno Spengler übergeben konnte. Eine beeindruckende Leistung, wenn man die geringe GT3-Erfahrung von Oosten bedenkt, der letztes Jahr noch im BMW M2 Cup fuhr. Bei den meisten Teams kam es zu frühen Stopps, da samstags immer der niedriger eingestufte Pilot den Start fährt. Nach den Stopps änderte sich vorne wenig, womit Marco Mapelli die Führung vor Elias Seppänen und Bruno Spengler übernahm. Die Top Drei waren weit auseinander, während sich ab dem vierten Platz ein enges Paket zwischen Nico Menzel, Ralf Aron, Christian Engelhart und Ben Green bildete.

Nach dem furiosen ersten Stint von Maxime Oosten folgte nun der zweite furiose Stint von Ben Green im Schubert BMW. Die BMW fahren eine insgesamt eher unauffällige Saison und erlebten in Spielberg den besten Auftritt bislang. Green gewann letztes Jahr souverän beide Läufe mit Niklas Krütten. Kurz vor Schluss des Rennens konnte Green noch auf den drittplatzierten Bruno Spengler aufschließen, dem er jedoch knapp unterlag. Vorne kam Seppänen aufgrund des niedrigeren Gesamtgewichts, trotz 20 Kilo Erfolgsbalast nach dem Sachsenring-Sieg, immer näher an Marco Mapelli heran, zog allerdings den Kürzeren. Noch während dem Rennen wurde eine Untersuchung gegen den siegreichen Grasser Lamborghini eingeleitet, da der Sicherheitsgurt während der Ausfahrt aus der Box von Mapelli noch festgezogen wurde. Dieses Vergehen brachte ihnen allerdings nur eine Geldstrafe von 1000 Euro ein. Erst Stunden nach dem Rennen sollte die große Bombe platzen!

Der Lamborghini hatte zu wenig Restsprit im Tank. Es sind zwei Liter vorgeschrieben, es konnten allerdings nur 1,76L herausgefiltert werden. Eigentlich hätte der Landgraf Mercedes mit Seppänen/Owega den Sieg und die fast sichere Meisterschaft geerbt. Zu allem Überfluss wurde der Mercedes wegen zu geringem Mindestgewichts auch noch disqualifiziert! Die Differenz betrug rund zwei Kilo. Damit wurde es am Samstag ein geerbter BMW-Doppelsieg mit FK Performance vor Schubert. Prompt waren wir am Sonntag weit von einer Titelentscheidung entfernt! Das Duo Fittje/Menzel war somit wieder Gesamtzweiter.

Sonntag

Mit trockenen Bedingungen ging es am frühen Sonntagmorgen in die zweite Qualifikation. Gaststarter Christian Engelhart konnte seine Klasse aufzeigen und holte sich im „alten“ Porsche die Pole vor seinem Teamkollegen Sven Müller. Es sollte der Beginn eines denkwürdigen Sonntags für die Joos-Mannschaft werden. Eine erneut nur mittelmäßige Quali-Leistung zeigte Elias Seppänen mit dem fünften Rang. Die BMW schafften wie schon am Samstag keine nennenswerte Pace und waren mit Green und Spengler nur auf P8 und P9.

Rennen 2

Vor dem zweiten Rennen folgte eine unruhige Vorstartphase. Alain Valente verlor sein Rad auf dem Weg in den Starting Grid, konnte das Rennen allerdings noch aufnehmen. Kurz vor dem Rennstart setzte Regen ein, was bei fast allen Teams Reifenwechsel zur Folge hatte. Alle, bis auf Ben Green starteten mit Regenreifen. Noch in der Einführungsrunde vor dem Rennstart ging Bruno Spengler an Box, um den Gamble mit Ben Green mitzugehen. Schnell wurde allerdings klar: Die beiden BMW hatten sich klassisch verzockt!

Nach den zwei Einführungsrunden konnten sich Engelhart und Mapelli sicher auf den ersten beiden Plätzen absetzen. Der Verlierer der Startphase wurde Elias Seppänen, dessen Reifen offenbar länger brauchten, um die Temperaturen zu erreichen. Das Kräfteverhältnis änderte sich im ersten Stint rapide, da der Regen deutlich zunahm. Im Verlauf bis zu den Stopps fielen vor allem Marco Mapelli und Nico Menzel rapide zurück und fanden sich Beginn des Stoppfensters nur auf P6, bzw. P8 wieder. Elias Seppänen holte z.B. viel vom seinem Rückstand wieder auf, bevor er nach einem Zweikampf gegen den HRT Mercedes von Ralf Aron ins Kies rutschte. Nicht das erste Mal in dieser Saison, dass sich die beiden Mercedesteams nichts gönnen. Im späteren Verlauf des Rennens sollte es hier einen noch prägnanteren Zwischenfall geben. Mit Engelhart vor Ellis, Müller und Aron ging es dann zu den Stopps.

Grasser Racing verlor weiter an Boden, da der Stopp etwa 20 Sekunden zu lange dauerte. Das Team erkannte im ersten Stint einen Leistungsverlust und versuchte das Steuergerät beim Stopp zu tauschen, was jedoch misslang. An den vorderen Plätzen gab es keine Änderungen. Nun war die spannende Frage, ob Michael Joos nach längerer Rennauszeit in der Lage sei, die Führung zu verteidigen.

Joos konnte die Führung erstaunlich souverän verteidigen. Die zweite bis fünfte Position mit Petru Umbrarescu, Finn Gehrsitz, Alain Valente und Salman Owega rutschte dicht zusammen und hielt sich lange Zeit selbst auf. Der Verlierer der Phase wurde Umbrarescu, der die drei Plätze schnell wieder verlor. Dadurch entstand ein hartes Duell zwischen Valente und Owega um den letzten Podiumsplatz, während die Joos Porsche eine souveräne Doppelführung hatten. Eingangs der letzten Runde kam es dann, wie es kommen musste: Salman Owega versuchte mit der Brechstange an Valente vorbeizugehen und drehte ihn um. In der Folge wurde der Landgraf Mercedes um 15 Sekunden bestraft und fiel auf P6 zurück. Ein bitteres Wochenende für die Landgraf Mannschaft, die viel von ihrem Vorsprung verloren haben. Dadurch erbte das Duo Umbrarescu/Ellis den dritten Rang.

Die große Story ereignete sich aber an der Spitze: Alle warteten nur darauf, dass Teamchef Michael Joos sein um die Meisterschaft kämpfendes Fahrzeug mit Finn Gehrsitz vorbeilässt. Doch er blieb am Gas und fuhr einen netten, aber für das Duo Joos/Engelhart recht irrelevanten Sieg ein. Da auch Gaststarter die vollen Punkte erhalten, nahm er damit dem Stammfahrzeug ganze fünf Punkte weg. Keine Kleinigkeit bei 20 Punkten Rückstand auf Owega/Seppänen. Laut Michael Joos sei der Abstand zu eng zum Rest des Feldes gewesen, um ihn vorbeizulassen. Gehrsitz und Müller waren genauso überrascht wie die interessierten Beobachter. Vielleicht zeigt es aber auch, dass der Meistertitel in dieser Saison eine eher untergeordnete Rolle spielt – selbst für die Teamchefs selbst. Auch die mangelnde Rennroutine und damit verbunden, fehlende Übersicht könnte eine Rolle gespielt haben.

Nun kommt es Ende Oktober in Hockenheim zu einem womöglich spannenderen Finale als gedacht. Auch das Duo Menzel/Fittje von Huber Motorsport ist mit 23 Punkten Rückstand nicht chancenlos. Das Grasser-Duo dürfte nach P8 im zweiten Rennen und der Disqualifikation zum ersten Lauf nun raus zu sein. Für das Finale in Hockenheim sind Kontroversen und Dramen vorprogrammiert, auch mit möglichen Gaststartern aufgrund der vollen Punktevergabe!

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2630,2861)

 

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