Home Formel EinsF1 Formel Eins: Andretti kommt in die F1 – oder vielleicht auch nicht?

Formel Eins: Andretti kommt in die F1 – oder vielleicht auch nicht?

von DonDahlmann
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Die FIA hat bestätigt, dass das Team von Andretti Formula Racing als neues Team in der Formel Eins zugelassen ist. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Nach einem zähen Auswahlprozess hat die FIA gestern bekannt gegeben, dass Andretti Formula Racing den Segen der FIA für ein Team in der Formel Eins bekommt. Das sind eigentlich gute Nachrichten. Denn Andretti ist ein großer Name und kommt zudem mit der Unterstützung von General Motors in die Formel Eins. Das Problem an der Sache ist nur, dass die Zulassung der FIA gar nichts bedeutet. Die Teams und die Rechteinhaber, Liberty Media, müssen dem auch noch zustimmen. Und das ist alles andere als sicher.

Die Reaktion von Liberty Media auf die Pressemitteilung der FIA fiel schon mal extrem schmallippig aus. Man habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen, hieß es. Das war es dann auch schon. Der Grund für die fehlende Euphorie: eigentlich will man kein neues Team in der Serie. Denn das würde bedeuten, dass man die vorhandenen Gelder halt mit einem Team mehr teilen muss. Und das schafft Probleme für die Teams, deren Budget auf Kante genäht ist. Und es schafft Probleme zwischen Liberty Media und den Teams. Denn die werden von Liberty für das nächste Concorde-Agreement, was ab 2026 fällig ist, verlangen, dass mit einem neuen Team auch die Anteile für die Teams erhöht werden.

Der ganze Prozess ist ein wenig merkwürdig verlaufen. Die FIA hat aus eigenem Antrieb den Bieterprozess gestartet, ohne sich mit Liberty Media und den Teams vorher abzustimmen. Den Auswahlprozess hat man zwar versucht, mit Liberty Media und den Teams abzustimmen, aber die Entscheidung lag am Ende allein bei der FIA. Die reicht ihre Entscheidung jetzt an die anderen Partner weiter, die wiederum zustimmen müssen. Die FIA kann sich jetzt zurücklehnen und dem Streit in der F1 zuschauen. Und der wird kommen, das ist sicher.

Nicht ein Team hat auf die Ankündigung der FIA reagiert und hat eine Pressemitteilung herausgegeben, in der die Zulassung von Andretti begrüßt wurde. Das zeigt, wie die Stimmung in der Serie ist. Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob ein US-Team und ein neuer Hersteller der F1 guttun werden. Es geht nur ums Geld und, wie es verteilt wird. Kommt Andretti, dann wird der Kuchen für alle ein wenig kleiner.

Während Teams wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull die Sache eher gelassen sehen könnten, ist das für die Teams im Mittelfeld schon problematischer. Haas ist ein Beispiel, bei dem es einen großen Unterschied macht, ob man 10 Millionen Dollar mehr oder weniger hat. Aber auch die Top Teams jammern, denn fehlende Einnahmen müssen auch hier kompensiert werden. Das fehlende Geld hätte man gerne von Liberty Media, die aber ihrerseits noch dabei sind, die Schulden abzubezahlen. Zum einen jene vom Kauf der Serie, zum anderen die, die während der Corona-Zeit entstanden sind. Niemand will halt weniger verdienen.

Das führt dann zu der absurden Situation, dass Teams öffentlich sagen, dass sie nicht erkennen können, dass das Andretti-Team einen Mehrwert für die F1 bringen würde. Als ob Haas der Formel Eins irgendwas hinzufügt. Und dann gibt es natürlich die Angst, dass Andretti so schnell aus der F1 wieder verschwindet, wie sie hereingekommen sind.

Zwar wird die FIA die Finanzierung des Teams über mehrere Jahre geprüft haben, aber wirtschaftliche Verhältnisse ändern sich schnell, wie man in den vergangenen Jahren gesehen hat. Ein Krieg, eine Epidemie – und schon sieht die Lage anders aus. Das Letzte, was die F1 haben will, sind Teams wie HRT oder Caterham/Lotus, die durch die Drehtür hereinkommen und gleich wieder herausgehen.

Aber ein großer Teil des ganzen Geredes ist nicht mehr als Ablenkung. Natürlich braucht die F1 Andretti nicht, aber es kann auch nicht schaden. Zudem will man das US-Geschäft verstärken. Mit Haas hat man ein schon ein US-basiertes Team, das kennt aber in den USA keiner. Der Name Andretti ist schon eine ganz andere Hausnummer. Ein Andretti-Team, das die technische und mediale Unterstützung von GM hat, dürfe auch Menschen erreichen, die sich bisher eher kaum für den Motorsport in den USA interessiert haben.

Insofern kann sich die Formel Eins eine Absage an Andretti nicht leisten. Das wird man auch nicht machen, aber man wird versuchen, Andretti finanziell bluten lassen. Ob das gelingt? Andretti ist allerdings auch kein Bittsteller, den man einfach ignorieren kann. Neben den ganzen Fragen rund ums Geld gibt es nämlich auch noch die Fans. Und die würden ein Andretti-Team in der F1 begrüßen.

Bilder: Andretti Motorsport,

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