Sho Tsuboi / Ritomo Miyata (#36 au TOM’S GR Supra) gewannen überraschend vom zwölften Startplatz kommend das vorletzte Saisonrennen der SUPER GT in der Autopolis. Mit ihrem zweiten Saisonsieg übernahmen sie damit ein Rennen vor Schluss auch die Tabellenführung. In der GT300-Klasse obsiegten zum zweiten Mal in Folge Hiroki Yoshida / Kohta Kawaai (#52 Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT) – und haben damit bereits eine Hand am Meisterpokal.
Der erste Langstreckenlauf der SUPER GT in der Autopolis über eine Distanz von 450km war ein Rennen für die Ewigkeit. Ein wahrer Hochspannungs-Thriller ohne irgendwelche Verschnaufpausen – und damit gleichzeitig auch die beste Werbung für die japanischen Sportwagenserie. Dabei begaben sich die Teams in unerforschtes Territorium. Zwar ist die Strecke in der Oita-Präfektur seit 2003 mit einigen wenigen Ausnahmen ein fester Bestandteil des Rennkalenders (das erste Rennen dort war ein nicht zur Meisterschaft zählendes Allstar-Rennen 1999). Niemals betrug die Distanz aber länger als 300km. Da der Kurs, der sich im Hochland der Insel Kyushu befindet, was zu einer dünneren Luft sogt, in der sich insbesondere Turbomotoren wohlfühlen, besonders hart fürs Material und Reifen ist, gab es vor dem Event viele Fragezeichen. Und tatsächlich gab es viele unterschiedliche Strategien.
GT500
Dass ausgerechnet das TOM’S-Duo Sho Tsuboi / Ritomo Miyata am Ende obsiegen würden, damit dürften wohl nur die wenigen gerechnet haben. Als einziges Team der Toyota-Armada verpasste das Gespann den Einzug in Q2 in der Qualifikation und mussten folgend vom zwölften Startplatz starten. Doch anders als ein Großteil der Konkurrenz verfolgte der #36 au TOM’S GR Supra eine andere Strategie, indem man nicht auf einen kurzen ersten Stint setzte, sondern den ersten Boxenstopp bis kurz vor die 30. Runde hinauszögerte. Dabei vollzog man gleichzeitig auch den Fahrerwechsel, wodurch Ritomo Miyata das Lenkrad von Sho Tsuboi übernahm, der das Ensemble mit einer starken Fahrt in Angriffsposition brachte. Nahezu das restliche GT500-Feld setzte hingegen auf einen frühen ersten Boxenstopp. So auch der für lange Zeit dominierende #16 ARTA Mugen NSX-GT (Nirei Fukuzumi / Hiroki Otsu). Fukuzumi eroberte am Vortag die Pole-Position mit einem neuen Rundenrekord (1:31.131) – und setzte sich zunächst auch stark vom Feld ab. Teilweise betrug sein Vorsprung bis zu 18 Sekunden.
Der ehemalige Formel-2-Fahrer profitierte in den Eröffnungsrunden auch von einem strauchelnden Yuji Kunimoto (#19 WedsSport Advan GR Supra), der ebenfalls aus der ersten Reihe startete, wie im Vorjahr seine Yokohama-Reifen allerdings nicht sofort auf Temperatur bringen konnte und verzweifelte versuchte, das restliche GT500-Feld hinter sich zu halten. Nach ein paar Runden des harten Widerstandes fiel Kunimoto aber doch – und wurde bis fast ans Ende chancenlos durchgereicht. Ein Notstopp nach lediglich sieben Runde war die Folge. Just als die minimale Fahrzeit für einen Fahrer erreicht wurde, kam die von Masataka Bandoh geleitete Truppe erneut herein, um von Kunimoto auf Sena Sakaguchi zu wechseln. Notgedrungen war man so auf einer 3-Stopp-Strategie unterwegs, die allerdings nur für Platz 13 am Ende reichte. Der ebenfalls Yokohama-bereifte #24 Realize Corporation Advan Z (Daiki Sasaki / Kohei Hirate) hatte mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, weshalb man ebenfalls frühzeitig hereinkommen musste. Das Ergebnis: Platz zwölf.
Neben dem #36 au TOM’S GR Supra setzte auch der #3 Niterra Motul Z (Katsumasa Chiyo / Mitsunori Takaboshi) auf einen längeren ersten Stint. Das als Tabellenführer nach Autopolis angereiste NISMO-Gespann war somit auf einer ähnlichen Strategie wie ihre beiden Hauptrivalen im Titelkampf unterwegs. Eine Strategie, die sich ebenfalls bezahlt machte. Nissan strauchelte im Qualifying – alle vier Z GT500 scheiterten an der Q2-Hürde. Am schnellsten (Startplatz neun) war dabei der #3 Niterra Motul Z, obgleich man als einziges Fahrzeug aufgrund des Erfolgsgewichts mit einem Benzinflussbegrenzer unterwegs war. Grund war die falsche Reifenwahl, da man bei allen Teams mit wärmeren Temperaturen rechnete. Obgleich die Temperaturen (rund 18-20 Grad) im Rennen ähnlich zur Qualifikation waren, half der Sonnenschein Nissan sehr, wodurch der Asphalt etwas wärmer wurde. Im Rennen war nur wenig vom Handicap der Fuji-Sieger zu spüren. Mit einem Mordstempo und einer perfekt ausgeführten Strategie brachten sie sich, auch dank einiger beherzigten Überholmanöver seitens Katsumasa Chiyo, während des ersten Stints in die Top-5 – und damit in Angriffsposition für die zweite Rennhälfte.
Hiroki Otsu übernahm im 59. Umlauf das Volant des #16 ARTA Mugen NSX-GT. Nachdem die zweite Sequenz an Boxenstopps erledigt war (wie bei den restlichen 450km-Rennen waren zwei Pflichtboxenstopps vorgeschrieben), fand sich der Suzuka-Sieger in Führung wieder. Tatsächlich vollführte ARTA den Boxenstopp etwas früher als gedacht. Vielleicht hatte die Truppe rund um Aguri Suzuki Angst vor einer späten Safety-Car-Phase. Der einst große Vorsprung schrumpfte ebenfalls, als sich der #3 Niterra Motul Z, nun mit Mitsunori Takaboshi am Steuer, nach dem zweiten Boxenstopp wie das sprichwörtliche Messer durch die Butter ging und bis auf fünf Sekunden an den ARTA-Honda herankam. Dahinter war Ritomo Miyata mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs – und das obwohl sein Toyota einen sichtbaren Schaden an der Schnauze nach einer Berührung mit einem GT300-Fahrzeug hatte. Nach dem zweiten Boxenstopp befand sich der 24-Jährige zunächst auf dem fünften Platz, kämpfte sich aber mit einigen sehr starken Manöver in nur sehr wenigen Runden direkt bis auf den Bronzerang hervor. Vor dort aus verkürzte er den Abstand zu Takaboshi, den er im 70. Umlauf hinter sich ließ.
Doch Miyata war noch nicht fertig. Direkt blies er zum Angriff auf Hiroki Otsu. Fünf Sekunden, drei Sekunden, eine Sekunde – binnen wenigen Runden schrumpfte der Vorsprung des in der ersten Rennhälfte noch so dominant wirkenden #16 ARTA Mugen NSX-GT. Suzuka-Sieger Otsu nutzte jeden Zentimeter auf der Strecke aus, um sich vor seinem Toyota-Rivalen zu halten. In der 87. Runde ließ er die Tür in der Haarnadel jedoch ein wenig zu weit auf. Miyata nahm die Einladung dankend an – sandte den #36 au TOM’S GR Supra auf die Innenseite und übernahm die Führung. Mit noch elf ausstehenden Runden setzte sich der Japaner direkt von seinem Landsmann ab, und überquerte die Ziellinie mit 5.4 Sekunden Vorsprung. Dahinter musste sich Otsu auf Takaboshi konzentrieren, der auf den letzten Kilometern noch versuchte, den Silberrang zu ergattern. Am Ende konnte sich der ARTA-Pilot aber behaupten, um das dritte Podiumsresultat in dieser Saison für sich und Nirei Fukuzumi einzufahren. Lediglich 0.380 dahinter kam der #3 Niterra Motul Z ins Ziel. Nach dem Silberrang in Okayama sowie dem Sieg beim Sommerlauf am Fuji Speedway war es ebenfalls das dritte Podiumsresultat in diesem Jahr für Mitsunori Takaboshi und Katsumasa Chiyo.
Damit waren nicht nur alle drei Marken (Toyota, Honda, Nissan) auf dem GT500-Podium vertreten – es waren letztlich auch die Mannschaften, die Anfang November beim Saisonfinale in Motegi um die Meisterschaft kämpfen werden. Mit ihrem zweiten Saisonsieg nach dem Erfolg beim Golden-Week-Rennen auf dem Fuji Speedway übernahmen Sho Tsuboi / Ritomo Miyata mit 69 Punkten die Tabellenführung – sieben Zähler vor Katsumasa Chyo / Mitsunori Takaboshi. Nirei Fukuzumi / Hiroki Otsu sind 16 Punkte dahinter. Sie müssen deshalb nicht nur in Motegi gewinnen, sondern gleichzeitig auch auf Pech ihrer Kontrahenten hoffen. Gar nicht mal so unrealistisch, wenn man an die wilden Saisonfinale der letzten Jahre zurückdenkt.
Alle anderen Teams haben hingegen keine mathematischen Chancen mehr, um in den Titelkampf einzugreifen. Dies betrifft auch Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli (#23 Motul Autech Z), die sich mit 41 Zählern auf dem vierten Tabellenrang befinden. In der Autopolis setzten die Okayama-Sieger auf eine überraschende Dreistopp-Strategie, indem Quintarelli beim ersten frühen Boxenstopp aufs Nachtanken verzichtete und lediglich alle vier Michelin-Reifen wechselte. Womöglich hatte man auf eine Safety-Car-Phase gehofft, um genügend Sprit zu sparen, da die Distanz von 450km unter normalen Umständen nicht ohne zweimalige Nachtanken möglich sein sollte. Die Rechnung ging leider nicht auf. Obgleich Quintrelli während seines bärenstarken Stints vom 14. Startplatz aus bis auf den fünften Rang vorrückte, kam Nissans Werksmannschaft am Ende nicht über den zehnten Platz hinaus.
Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura (#38 Zent Cerumo GR Supra) verpassten das Podium auf dem vierten Platz nur knapp, nachdem Ishiura in der Schlussphase am #1 Marelli Impul Z von Kazuki Hiramine vorbei ging. Insbesondere im ersten Stint demonstrierte drei dreifache Champion Yuji Tachikawa, warum er zu den Legenden der SUPER GT gehört, als er sich nicht nur auf eine Podiumsposition vorkämpfte, sondern mit einem brillanten Manöver in der 100R gleich zwei Fahrzeuge auf einmal (#17 Astemo NSX-GT und #14 ENEOS X PRIME GR Supra) überholte. Am Ende hat es nicht ganz zum allerersten Sieg für Tachikawa in der Autopolis gereicht, der Anfang November in Motegi nach 27 Saisons sein letztes Karriererennen bestreiten wird. Sein Strahlen nach dem Rennen zeigte jedoch, wie zufrieden er mit seiner Leistung war, obgleich er ganz bescheiden lediglich die Leistung seines Teamkollegen Hiroaki Ishiura lobte.
Der #1 Marelli Impul Z (Kazuki Hiramine / Bertrand Baguette) wurde auf dem fünften Rang abgewunken. Bertrand Baguette brachte die blaue Rakete mit einem starken ersten Stint sowie einer perfekt ausgeführten Undercut-Strategie in eine gute Ausgangslage, nachdem Impul in der Qualifikation erneut strauchelte (Startplatz 13). Die Trendkurve des japanisch-belgischen Gespanns zeigte in den letzten Rennen nach oben. Trotz des guten Resultats endete ihre Titelvereidigung jedoch am Sonntag in der Autopolis. Für Motegi kündigte man aber bereits an, die Saison mit wenigstens einem Sieg beenden zu wollen.
In der Anfangsphase wirkte es so, dass der #17 Astemo NSX-GT (Koudai Tsukakoshi / Nobuharu Matsushita) eine Chance auf eine Wiederholung des Vorjahressieges hätte. In der zweiten Rennhälfte konnte Koudai Tsukakoshi aber nicht ganz die gleiche Pace wie sein Teamkollege Nobuharu Matsushita gehen. Am Ende musste sich das Gespann, das ursprünglich den Lauf im Sportsland SUGO gewann, am Ende aber wegen eines zu stark abgeschliffenen Unterbodens disqualifiziert wurde, mit dem sechsten Platz begnügen. Eine Position dahinter wurde der #37 Deloitte TOM’S GR Supra (Ukyo Sasahara / Giuliano Alesi) abgewunken. Sasahara übernahm kurzzeitig gar die Führung im Rennen. Alesi konnte aber nicht ganz seine Pace wiederholen. Nichtsdestotrotz fuhr man damit das zweitbeste Saisonresultat ein – und wandte somit zunächst die Gefahr ab, dass eine TOM’S-Maschine erstmals die Saison auf dem letzten Tabellenrang beendet.
Der #14 ENEOS X PRIME GR Supra (Kazuya Oshima / Kenta Yamashita) wurde nach einem unauffälligen Rennen auf dem achten Rang abgewunken. Iori Kimura, der in den letzten beiden Saisonrennen für den nach seinem SUGO-Unfall verletzten Naoki Yamamoto einspringt, kam auf dem neunten Rang ins Ziel. Es war eine solide, wenn auch unauffällige Vorstellung des gebürtigen Japaners. Es war wahrlich keine einfache Aufgabe für Kimura, der mit nur wenig Trainingszeit damit an diesem Wochenende auch sein GT500-Debüt gab. Zwar konnte er nicht ganz die Pace von Teamkollege Tadasuke Makino mitgehen, der im Rennen rund ein bis zwei Sekunden schneller war. Sein Hauptziel war es aber, das Auto heil ins Ziel zu bringen, und so viele Erfahrungskilometer wie möglich zu sammeln. In den Wochen nach dem SUGO-Lauf war Team Kunimitsu damit beschäftigt, den #100 Stanley NSX-GT komplett neu aufzubauen, nachdem das Monocoque sowie der Motor nach dem schweren Unfall von Yamamoto irreparabel waren. Besonders unglücklich: Es handelt sich hierbei um das Chassis, mit dem das Team 2020 zuletzt die Meisterschaft gewann. Ursprünglich sollte dieses nur noch bis 2023 genutzt werden. Da die neuen GT500-Regularieren aber auf 2025 verschoben wurden, ist für nächstes Jahr noch eine kommende Saison für dieses vorgesehen. Der Chassis- und Motorenwechsel blieb dabei unbestraft, da die Rennleitung keine Schuld beim Unfall Yamamotos sah.
Ein bitteres Wochenende erlebte der #8 ARTA Mugen NSX-GT (Tomoki Nojiri / Toshiki Oyu). Nach ihrem SUGO-Triumph wollte das Gespann mit einem weiteren Podiumsresultat nochmals in den Titelkampf eingreifen. Stattdessen verunfallte Oyu im Training am Samstagmorgen schwer. Den ARTA-Mugen-Mechaniker legten jedoch eine unglaubliche Reparaturarbeit an den Tag. Auch dank der Mithilfe von Mechanikern des #16-Schwesterwagens war die #8 wenige Minuten vor Q1 vollständig repariert. Im Rennen lief es aber kaum besser, da dieses Mal Nojiri in der Haarnadel verunfallte. Es war das Ende der Titelhoffnungen für Nojiri / Oyu, die als eine der Favoriten in die Saison starteten. Zu viele Fehler wie unnötige Strafen oder gar Fahrfehler, sowohl von Oyu wie auch Nojiri, kosteten ihnen aber letztlich den Anschluss.
GT500-Ergebnis Round 7 Autopolis 450km
GT300
Nicht nur die GT500-, sondern auch die GT300-Klasse erlebte einen unglaublichen Hochspannungs-Thriller. Am Ende siegten Hiroki Yoshida / Kohta Kawaai (#52 Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT) mit lediglich 0.612 Sekunden Vorsprung vor Hibiki Taira / Yuui Tsutsumi im #2 muta Racing GR86 GT. Der zweite Triumph in Folge für die GreenBrave-Jungs bedeutet gleichzeitig auch, dass sie mit einem mehr als komfortablen Vorsprung von 20 Punkten ins Motegi-Finale Anfang November gehen. Es zeigt, wie signifikant das Duell auf den letzten Metern war, als Yoshida dem Druck von Tsutsumi standhielt. In Motegi könnte die aus Saitama stammende Mannschaft deshalb bereits am Samstag nach der Qualifikation den Titel feiern, da der #2 muta Racing GR86 nicht nur gewinnen, sondern auch den Bonuspunkt für die Pole-Position erobern muss. Andernfalls bleiben sie mathematisch chancenlos, da sie im direkten Vergleich mit einem Sieg weniger als Yoshida / Kawaai den Kürzeren ziehen würden.
Der Rennsonntag startete mit dem #2 muta Racing GR86 in Führung, nachdem Yuui Tsutsumi seine allererste GT300-Pole-Position am Vortag mit ebenfalls einem neuen Rundenrekord (1:42.016) einsackte. Direkt zum Start konnte sich Hibiki Taira auch von seinen Verfolgern absetzen. Anders als in der GT500-Klasse gab es zunächst nur wenig Bewegung im GT300-Feld, da die ersten neun Positionen in den Eröffnungsrunden unverändert blieben. Pünktlich zur Öffnung des Boxenstoppfenstern kamen aber die ersten Stopper herein – darunter überraschend der drittplatzierte #31 apr Lexus LC500h (Koki Saga / Kazuto Kotaka / Yuki Nemoto) sowie der #60 Syntium LMcorsa GR Supra GT (Hiroki Yoshimoto / Shunsuke Kohno). Hibiki Taira gelang es seine Führung auf rund 4.5 Sekunden auszubauen. Hideki Yamauchi (#61 Subaru BRZ R&D Sport) konnte nicht ganz die Pace des Toyota mitgehen – und wurde letztlich wenige Umläufe später von Kohta Kawaai im #52 Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT überholt. Das Momentum war auf der Seite von Kawaai, der der Abstand zu Taira in den folgenden Runden auf lediglich ein Sekündchen verkürzte.
Ein Drama mit Meisterschaftsimplikationen spielte sich in Runde 15 ab, als Morio Nitta #96 K-tunes RC F GT3) sich in Kurve eins verbremste und ins Heck von Syun Koide (#18 UpGarage NSX GT3) knallte. Koide blieb zunächst im Kies stecken, konnte aber von den Streckenposten während der ersten von insgesamt vier FCY-Unterbrechungen geborgen werden. Der Unfall bedeutete jedoch das Aus für die Meisterschaftshoffnungen der UpGarage-Truppe, die mit Schaden am Auto und drei Runden Rückstand lediglich auf dem 17. Platz ins Ziel kamen. Takashi Kobayashi und Syun Koide gingen als Zweitplatzierte ins Autopolis-Wochenende, nachdem man zunächst das SUGO-Rennen gewann, aufgrund einer Überschreitung der Mindesthöhe des Fahrzeuges aber den Sieg aberkannt bekam. Es wäre der dritte Sieg in Folge für die Mannschaft gewesen – und damit letztlich auch fast die Titelentscheidung. Der Nuller in der Autopolis bedeutet aber, dass sie keine Chance mehr haben, in den Meisterschaftskampf einzugreifen. Morio Nitta, dessen Lexus RC F GT3 Schaden an der Front nahm, wurde für den Unfall mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Kurze Zeit darauf stellte er den Wagen in der Garage ab. Es war nicht die einzige Kollision des Tages. So drehte auch Yoshiaki Katayama (#6 Dobot Audi R8 LMS) den #10 Ponos Gainer GT-R (Hironobu Yasuda / Riki Okusa) um. Okusa konnte ohne Blessuren weiterfahren und kam auf dem zehnten Platz ins Ziel. Katayama erhielt eine Durchfahrtsstrafe, von der er sowie seine beiden Teamkollegen Roberto Mehri sowie Seiya Jin sich auf dem 15. Platz nicht mehr erholen konnten.
Pech hatte auch der #27 Yogibo NSX GT3. Zuerst verlor Reimei Ito auf Platz zehn liegend seinen linken Vorderreifen im letzten Sektor. Nach dem Notstopp kam Yugo Iwasawa dann nicht mal 200 Meter weit, als die Front erneute blockierte und der Wagen ohne Vortrieb im Kiesbett der ersten Kurve auslief. Iwasawa stand fassungslos neben seinem GT3-Honda. Was hoffnungsvoll begann, endete aller Wahrscheinlichkeit mit einem mechanischen Defekt im Kies. Zuvor erbeutete Kohta Kawaai die Führung für den #52 Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT, als er Hibiki Taira überholte. Kurz nach der doppelten FCY-Unterbrechung für den #27 Yogibo-Honda, kamen die beiden führenden GT300-Fahrzeuge erstmals in die Box. Beide Teams verzichteten auf einen Fahrerwechsel. Anders als muta Racing, verzichtete die GreenBrave-Truppe aber auch auf einen Reifenwechsel. Dadurch gewann Kohta Kawaai zunächst ordentlich an Zeit.
Auch nach dem zweiten Boxenstopp, bei dem beide Crews dann ihrer Fahrer wie auch Reifen wechselten, blieb der grüne Supra zunächst vor dem Toyota GR86. Mit etwas frischeren Pneus gelang es aber Yuui Tsutsumi, den Abstand drastisch zu verkürzen. In den letzten 20 Runden entbrannte dadurch ein spektakulärer Zweikampf zwischen ihm und Hiroki Yoshida. Obgleich der Polesitter stellenweise schneller wirkte, konnte Yoshida trotz älterer Reifen und 24kg mehr Erfolgsgewicht alle Angriffsversuche abschmettern. Insbesondere im zweiten Sektor wirkte der #52 Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT etwas schneller, wodurch Tsutsumi auch keine Attacke in der ansonsten für Überholversuche prädestinierten Haarnadel wagen konnte. Auch als die führenden GT500-Autos auf die Duellanten aufliefen, konnte keine der beiden Parteien einen Vorteil daraus ziehen.
Und so überquerte Hiroki Yoshida nach 91 Runden mit lediglich 0.612 Sekunden Vorsprung hauchdünn die Ziellinie vor Yuui Tsutsumi. Letzterem war die erste Enttäuschung zunächst ins Gesicht geschrieben, schließlich dominierten er sowie Teamkollege Hibiki Taira (Teamchef Hiroki Katoh wurde nur für Notfälle als dritter Fahrer gemeldet) sowohl das Training wie auch Qualifikation. Erneut war es aber die Renn-Pace, mit dem der #52 Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT überzeugen konnte. Mit ihrem zweiten Sieg in Folge kleben Yoshida / Kawaai nun bereits mit einer Hand am Meisterpokal. Wie bereits erwähnt könnte die Entscheidung bereits in der Qualifikation fallen, da Tsutsumi und Taira zwingend den Bonuspunkt für die Pole-Position benötigen, um nicht mathematisch aus dem Rennen zu fallen. Der aktuelle Meisterschaftsstand spiegelt dabei die Konsistenz von Saitamatoyopet GreenBrave wider, die anders als die Mehrzahl ihrer Konkurrenten – mit Ausnahme des zweiten Rennens in Suzuka – bei jedem Lauf punkten konnten. Nicht zum Einsatz kam Seita Nonaka, der nach dem Feuerunfall bedingten Rückzug von Tsuchiya Engineering nach der Sommerpause ohne Cockpit dastand. Saitamatoyopet GreenBrave hatte den TGR-DC-Fahrer als dritten Piloten nominiert, angesichts der Meisterschaftssituation aber im Rennen aber wenig überraschend auf ihre beiden Stammfahrer gesetzt.
Das Podium wurde vom neuen #31 apr LC500h GT komplettiert. Es ist das erste Podiumsresultat für den Hybrid-Lexus von apr, der dieses Jahr sein Debüt feierte. Yuki Nemoto, der ursprünglich gar nicht als dritter Fahrer für das Rennen aufgrund eines Terminkonflikts mit dem Fanatec GT World Challenge Europe Sprint Cup in Zandvoort vorgesehen war, trotzte dem hohen Druck von Lokalheld Takuto Iguchi (#61 Subaru BRZ R&D Sport). Eine brillante Fahrt des Rookies, der mit seinem ersten Podiumsresultat in der SUPER GT somit seine Visitenkarte für ein Vollzeit-Cockpit im nächsten Jahr abgegeben hat. Zumal apr-Urgestein Koki Saga abermals nicht im Rennen zum Einsatz kam. Saga geriet nach dem Suzuka-Sommerlauf in die Kritik, als apr-Boss Hiroto Kaneso seinen Fahrstil wörtlich als „Showa-Ära“, sprich als altbacken, bezeichnete. So benötigt der Hybrid-Renner, der mit dem längsten Radstand in der GT300-Klasse besonders schonungsvoll zu den Reifen in der Autopolis war, dadurch aber im dritten Sektor etwas an Speed einbüßen musste, eine andere Fahrweise, worauf sich der 40-jährige Saga noch nicht ganz einschießen konnte. Ein Unfall im Training im Sportsland SUGO dürfte ebenfalls nicht weitergeholfen haben.
Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi (#61 Subaru BRZ R&D Sport) verpassten auf dem vierten Platz das Podium nur knapp. Gleichzeitig war der blaue Boxer das bestplatzierte Fahrzeug mit Dunlop-Reifen. Die anderen Teams strauchelten hingegen mit den kälteren Bedingungen. An diesem Wochenende erglänzte das Dunlop-Logo in pinker Farbe, da sich der Hersteller für das sogenannte „Pink Ribbon Movement“ im Oktober einsetzt, um Bewusstsein für die Wichtigkeit der frühen Entdeckung von Brustkrebs zu stärken.
Platz fünf ging an die zweifache Meistertruppe von Kondo Racing. Nach einer verkorksten Qualifikation mussten Teppei Natori / Joao Paulo de Oliveira (#56 Realize Nissan Mechanic Challenge GT-R) vom 17. Platz starten. Im Rennen setzte man deshalb auf eine gänzlich andere Strategie – und zögerte den ersten Boxenstopp bis zur 45. Runde hinaus. Joao Paulo de Oliveira übernahm von seinem Kumpanen Natori das Lenkrad, kam nach zwei kurzen Umläufen aber erneut für einen kurzen Splash-and-Dash-Stopp herein. Dadurch erfüllte Kondo Racing ihre beiden Pflichtboxenstopps binnen kürzester Zeit – und katapultierte sich auf den fünften Rang nach vorne, obgleich man über eine Minute hinter den beiden führenden GT300-Autos lag. Angesichts des katastrophalen Startplatzes war dies jedoch eine wahrlich meisterhafte Leistung, insbesondere von Teppei Natori im ersten Stint, der nach dem unglücklichen Unfall mit Naoki Yamamoto einiges an Kritik, aber auch viel Verständnis von den Fans erhielt. Die bärenstarke Leistung war letztlich aber nicht genug: Der zweite Saisonsieg des #52 Saitamatoyopet GreenBrave GR Supra GT bedeutet, dass die Titelverteidiger aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden sind. Ähnliches gilt für Seiji Ara (#8 Studie BMW M4), der als Tabellendritter mit zehn Zählern Rückstand nach Autopolis reiste, nach Platz acht zusammen mit Bruno Spengler aber keine mathematischen Chancen mehr hat.
Trotz der sehr spannenden wie auch abwechslungsreichen GT300-Saison scheint der Titel für Hiroki Yoshida / Kohta Kawaai somit nahezu sicher. Doch sicher ist in der SUPER GT lediglich eines: Dass man immer mit dem Unerwarteten rechnen muss. Bis Motegi!
GT300-Ergebnis Round 7 Autopolis 450km
Copyright Photos: GT Association (GTA)
1 Kommentare
Tolles Rennen. Nach den vielen Rennen mit Red-Flag und teils heftigen Unfällen war das Super GT at it’s best.
Fragwürdig fand ich bloß die übermäßige Dominanz der GT300-Teams gegenüber den GT3. Ansonsten hatte das Rennen alles.
Hoffentlich 2024 wieder 450km in Autopolis :)
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