Das zweite Rennen der vierteiligen „Americas“ Serie der F1 steht in Mexiko. Ein Kurs, der noch nie für spannende Rennen gut war.
So enthusiastisch die Fans in Mexiko sind, so langweilig ist der Kurs. Die Strecke bietet wenig Herausforderungen und das, für die Zuschauer schöne Infield, zerstückelt die Strecke in einem extrem langsamen Sektor. Die lange Gerade ist ein DRS-Fest, auf dem Rest der Strecke kann man kaum überholen. Das hat in der Vergangenheit nicht gerade zu besonders guten Rennen geführt, was aber auch an der sehr konservativen Reifenwahl lag. Dieses Jahr ist das etwas anders, da Pirelli die weichste Mischung an die Strecke bringt.
Der Kurs hat aber zwei interessante Besonderheiten. Er liegt knapp 2.000 Meter hoch, was sowohl die Motorleistung als auch die Aerodynamik beeinflusst. Die Leistung der Turbomotoren sinkt mit steigender Höhe und es ist jedes Jahr die Frage, welcher Hersteller sich hier am besten eingestellt hat. Das gilt vor allem für Renault, die bisher hier immer schwach waren. Da die Luft in der Höhe dünner ist, gibt es auch weniger Abtrieb. Das bedeutet, dass die Teams, trotz der langen Geraden, das High-Downforce Paket nehmen. Würden sie das nicht machen, würde man zu viel Zeit in den technischen Bereichen der Strecke verlieren.
Zwei Teams waren unter solchen Bedingungen meist besonders gut. Red Bull und Ferrari. Bei den Italienern bin ich mir aber nicht sicher, ob sie ihre Form, die sie in Monza gezeigt haben, in Mexiko wiederholen können. Das liegt zum einen an der Frage, wie gut der Motor in der Höhe ist, zum anderen muss man beim Team ein Fragezeichen beim Reifenverschleiß stellen. Die Chancen von Red Bull stehen dagegen sehr gut. Auf der topfebenen Strecke dürfte die Probleme aus Austin nicht auftreten. Auch wenn man warten muss, ob sich im Verlauf des vergangenen Jahres mehr Unebenheiten in die Strecke geschlichen haben, die das Team dazu zwingen würde, das Chassis höher zu legen.
McLaren und Mercedes sind schwer einzuschätzen. Das Auf und Ab der Ergebnisse von McLaren macht die Sache nicht leichter. Da der Topspeed des Mclaren nicht besonders gut ist, dürfte sich das Team in Mexiko etwas schwerer tun. Das gilt auch für Mercedes. Hier ist aber die Frage, was der neue Unterboden am Auto bringt. In Austin hatte Hamilton zeitweise das schnellste Auto im Feld, was etwas überraschend war. Wenn Mercedes in der Höhe von Mexiko-City wieder so schnell ist, dann könnte es ein interessantes Rennen geben.
Gespannt bin ich durchaus auf Aston Martin. Während das Update bei Mercedes sofort funktionierte, verzichtete Alonso nach vielen Problemen auf die Verwendung der neuen Teile im Rennen von Austin. Allerdings fuhr Lance Stroll das neue Update und damit lag er im Rennen nur knapp hinter dem Spanier. Es ist also nicht so, dass die neuen Teile das Team vor große Rätsel stellen würde. Alonso scheint sich einfach nicht wohlgefühlt zu haben oder er hat das für ihn richtige nicht gefunden. In Mexiko wird man zumindest teilweise sehen können, ob die in Austin gesammelten Daten etwas gebracht haben.
Wie schon im Rennbericht aus Austin ngeschrieben, sehe ich die Entwicklung von Aston Martin im Moment kritisch. Sie hatten eine gute Basis zum Start der Saison, aber alle Updates haben das Auto mehr oder weniger in seiner Performance eingefroren. Man hat definitiv Zeit auf die McLaren verloren, aber auch auf Mercedes, mit denen man im ersten Drittel der Saison auf Augenhöhe war. Nun hat Mercedes vermutlich mehr Möglichkeiten als Aston Martin, deren neues Hauptquartier auch bisher nicht fertig ist. Und man kann kaum erwarten, dass das Team aus dem Stand Ferrari und Mercedes schlägt.
Erstaunlich ist aber, dass das Team so große Probleme mit den Updates hat. Der Rückschritt nach dem Rennen in Kanada war groß und es dauerte bis zum Ende der Sommerpause, bis man dies mit einem weiteren kleinen Update korrigieren konnte. Dass das neue Update auch Probleme verursacht, ist kein gutes Zeichen. Niemand geht davon aus, dass Aston um den WM-Titel fahren kann, aber es wäre schön, wenn das Team wieder stärker in den Kampf ums Podium eingreifen könnte.
Da wäre Alpine auch gerne. Das Team schwebt im Nirwana. Nicht schnell genug für die Top 5, deutlich schneller als der Rest des Feldes. Die Position hat man seit Jahren und das erschreckende ist, dass man keinen Fortschritt sieht. Immerhin geht es nicht rückwärts, könnte man sagen. Aber das kann ja nun nicht der Anspruch eines Werksteams sein. An den Piloten liegt es nicht, auch wenn deren Risikobereitschaft natürlich zu Ausfällen führt. Aber was sollen sie auch machen? Dass es bei Alpine, mit all deren Möglichkeiten, nicht weitergeht, ist schon erschreckend. Dass man die im Sommer gerissenen Lücken im Management auch bislang nicht geschlossen hat, wundert mich auch.
Dagegen sieht es bei Williams schon besser aus. Das Team arbeitet sich zwar nur langsam, dafür aber stetig nach vorn. Die Arbeit von James Vowles macht sich bemerkbar. Das zeigte sich auch in Austin, wo beide Williams in die Punkte kamen. Zugegeben, die kamen erst durch die Disqualifikation von Hamilton und Leclerc zustande und den Ausfall von Alonso darf man auch nicht vergessen. Aber Williams waren die ersten, die von den Ausfällen profitieren konnten. Das wäre im letzten Jahr noch schwerer gewesen. Was die Chancen für 2024 erhöhen sollte.
Haas war in den USA eine Enttäuschung. Das erste große Update, dass man vermutlich auch ins Jahr 2024 mitnehmen wird, sah gut aus, brachte aber keine Steigerung. Das jetzt auch mit den Waterslide-Sidepods ausgestattete Chassis zeigte sich nicht sonderlich verbessert, was aber auch damit zu tun haben kann, dass dem Team nach so einem massiven Umbau der Aerodynamik die Daten fehlen. Eventuell kann Haas dann in den folgenden Rennen das Setup verbessern.
Strategie:
Das könnte in Mexiko interessant werden, denn Pirelli kommt in diesem Jahr mit den weichsten Reifen im Programm. C3, C4 und C5 bedeuten, dass man eine ganze Stufe weicher unterwegs ist, als im letzten Jahr. Die Rennen in den letzten Jahren waren geprägt von einer Ein-Stopp-Strategie, was in diesem Jahr schwieriger werden dürfte. Durch die dünne Luft ist der Abtrieb in Mexiko reduziert, was bedeutet, dass die Autos mehr rutschen. Graining war immer ein Problem und mit den weicheren Reifen könnte sich das Problem verstärken. Die C5 wird man daher vermutlich nur in der Quali sehen. Im Rennen wird der C3 die Hauptrolle spielen. Verstappen startete letztes Jahr auf den C4 (Rot) und wechselte dann auf gebrauchte Medium (C3), mit denen er das Rennen beenden konnte. Die C5 zum Start zu nehmen, dürfte nur einen kurzen Vorteil bringen, da man danach auf die C3 wechseln muss. Und ob die 2/3 des Rennens durchhalten?
Und dann ist da noch die Variante, mit den C3 zu starten, was vermutlich ein paar Leute im Hinterfeld machen werden. Wie zuvor erwähnt, dass der Medium aus dem letzten Jahr und mit dem schafft man vermutlich schon eine halbe Renndistanz. Der Vorteil hier ist, dass man einen langen Overcut fahren kann und bei Unterbrechungen reagieren kann. Möglich wäre ein langer erster Stint um dann zwei kurze, sehr schnelle Stint auf den Medium, oder wenn man noch welche hat, den Soft zu fahren. Allerdings kostet ein Stopp in Mexiko viel Zeit.
Vorn wird man konservativer unterwegs sein. Vielleicht probiert es ein Ferrari oder Aston mit den C5, um dann in der Mitte einen langen Stint zu fahren. Aber die meistgenutzte Strategie dürfte Medium -> Hard -> Hard sein. Regen ist im Übrigen nicht erwarten, stattdessen beste Rennbedingungen bei 25 Grad.
Bilder: Pirelli