Das Rennen für den Nationalhelden Perez war schon nach ein paar Hundert Meter zu Ende. Dagegen lieferte Ricciardo ein brillantes Rennwochenende ab.
Wie lange kann Red Bull noch an Sergio Perez festhalten? Das dürfte nach dem Wochenende eine Diskussion, die man im Team diskutieren muss. Vor allem, nachdem Daniel Ricciardo am Wochenende einen phänomenalen Auftritt hingelegt hat. Nicht nur, dass er Perez im deutlich besseren Red Bull in der Quali hinter sich lassen konnte, er lieferte auch im Rennen eine überragende Leistung ab. Für den Mexikaner hingegen war das Rennen vor der ersten Kurve zu Ende. Denn nach einem sehr guten Start versuchte Perez zu dritt neben Leclerc und Verstappen in die Kurve einzulenken, was nicht gehen konnte. Es war klar sein Fehler. Wenn er geduldig gewesen wäre, dann hätte er nach der Kurve auf P3 liegen können.
Der Start war ohnehin mal wieder das Beste an diesem Rennen. Vor allem, nachdem Ferrari, etwas überraschend, mit beiden Autos in der ersten Reihe stand. Dass die Italiener in Mexiko auf einer Runde schnell sein würden, hatte ich schon in meiner Vorschau geschrieben. Aber dass beide Verstappen schlagen konnten, war schon überraschend. Aber die rote Party war schnell vorbei. Leclerc kam schlecht weg, aber einen richtigen Fehler machten beide nicht. Dafür hatte Verstappen einen Raketen-Start, was ihn schon vor der ersten Kurve in Führung brachte. Somit war die Chance auf einen Ferrari-Sieg dann auch durch.
Die Mercedes waren in der Anfangsphase des Rennens, wie am gesamten Wochenende, eher mau unterwegs. Die Balance stimmte vor allem am Freitag und am Samstag nicht. Vor allem haperte es, wie erwartet, beim Topspeed. Hamilton kam in der Quali nur auf P6. Damit lag er nur zwei Zehntel hinter Verstappen. Das war einerseits besser, als erwartet, auf der anderen Seite eben nur P6. George Russell kam sogar nur auf den achten Platz.
Aber im Rennen lief es für Mercedes etwas besser. Nach einem guten Start arbeitete sich der Brite an Daniel Ricciardo vorbei und nahm dem Ferrari von Sainz auf P3 schnell einiges an Zeit ab. Aber vorbeiging er zunächst nicht, da sich nach ein paar Runden dazu entschied, den Druck etwas herauszunehmen, um die Reifen und den Motor zu schonen.
Relativ früh, in Runde 20, kam Verstappen schon an die Box. Damit war klar, dass er mit den Hard dann 51 Runden fahren musste, wenn man die Ein-Stopp-Strategie durchhalten wollte. Interessanterweise bleiben alle anderen zunächst draußen. Man war sich offenbar ganz und gar nicht sicher, ob man einen so langen Stint auf den Hard sicher zu Ende fahren konnte. Aber Verstappen ballerte schnelle Rundenzeiten hin und es war klar, dass sich Verstappen für den Moment einen Vorteil verschafft hatte.
Hamilton kam in Runde 24 und damit vor beiden Ferrari. Dass die Italiener nicht kamen, wunderte dann schon. Denn das Chassis ist ja nicht gerade für seinen schonenden Umgang mit den Reifen bekannt. Aber seit dem letzten Update (wie schon in Singapur sichtbar), hat Ferrari das Problem besser im Blick. Allerdings waren die Rundenzeiten auf dem alten Medien deutlich langsamer, als die Zeiten der Fahrer, die neue Hard aufgezogen hatten. Die Frage war: würde sich das am Ende auszahlen? Wie stark würden die Hard in den letzten Runden abfallen? Oder hatte sich Ferrari, mal wieder, verzockt?
Tatsächlich ließen die Strategen beide Ferrari so lange draußen, bis Verstappen sie auf der Strecke wieder überholte. Ferrari lag nicht nur auf der Strecke zurück, sondern Verstappen hatte jetzt die Führung und die Ferrari mussten erst noch ihren Stopp machen. Glaubte man wirklich, dass man die 25 Sekunden Rückstand nach einem Stopp wieder aufholen kann? Sainz kam dann endlich in Runde 31 und fiel wie erwartet weit hinter Hamilton zurück. Leclerc kam eine Runde später und konnte sich gerade noch so vor Hamilton halten. Und damit war klar, wonach sich die Strategie ausrichtete: an Mercedes.
Aber das sollte sich auch nicht auszahlen, was für Ferrari etwas enttäuschend ist. Da hatte man beide Autos in der ersten Reihe und dann konnte man daraus keinen Profit ziehen. Die Strategie war am Ende auch egal. Die Schwäche von Ferrari im Rennen zieht sich durch die letzten zwei Saisons und man schafft es nicht, diese Schwäche abzustellen. Daran wird man sicher im Winter arbeiten, aber es muss die Mannschaft enttäuschen nach so einer Ausgangsposition nicht um den Sieg kämpfen zu können.
Aber das mit der Strategie änderte sich nach einem sehr heftigen Abflug von Kevin Magnussen in Runde 24 in der Nähe von T9. Das SC kam und Verstappen reagierte als Erster und kam in die Box. Aber das brachte nicht viel, denn die Rennleitung entschied sich für eine Rennunterbrechung. Was bedeutete: ein neuer, stehender Rennstart. Profitieren von der Unterbrechung konnte Lando Norris. Der Brite hatte eine fürchterliche Quali und konnte nur von P 17 starten. Er stoppte früh, nahm dann die Hard und ging auf einen langen Stint, der ihn in die Top Ten führte. Sein Stopp kam in der SC-Phase, was ihn dann auf P10 brachte.
Die Unterbrechung dauerte, da die TecPro-Barrieren untersucht und teilweise ausgetauscht werden mussten. Magnussen traf beim Unfall auf den ersten Blick keine Schuld. Es sah so aus, als ob hinten rechts die Aufhängung gebrochen war. Allerdings hatte er zum Start der Runde einen Ausflug hinter die Curbs Eingangs der Start-Ziel-Geraden gemacht, was das Auto deutlich durchschüttelte. Ob er sich da schon ein Problem eingefangen hatte, müssen die Haas-Techniker herausfinden.
Der Restart erfolgte nach genau der Hälfte der Renndistanz. Normalerweise ist die Unterbrechung dafür da, dass man neue Reifen aufzieht. Das Problem, für alle außer Verstappen, war allerdings, dass sie keine neuen harten Reifen mehr hatten, aber alle noch einen Satz frische Medium. Doch damit war es riskant das Rennen zu starten, da es nach dem Start noch 34 Runden gehen würde. Die Hard schienen klar die bessere Option. Dennoch entschieden sich Hamilton, Piastri, Russell, Hülkenberg, Norris, Albon, Ocon und Sargeant für die Medium.
Den Restart gewann Verstappen knapp vor Leclerc, aber Hamilton nutzte den Vorteil der Medium und setzte sich auf P3 fest. Sainz hatte das Nachsehen und nach der ersten Runden auch noch Russell hinter sich. Der Mercedes war etwas schneller als der Ferrari, was Hamilton dann schnell ausnutzte und sich an Leclerc vorbeipresste. Da lag er rund 3 Sekunden hinter Verstappen. Doch der Abstand wuchs schnell auf sechs Sekunden an und damit war das Thema auch erledigt. Ferrari konnte auf den Hard nicht mit dem Mercedes mithalten, was etwas überraschend war. Damit blieb Ferrari nach der Pole und dem zweiten Platz von Sainz im Rennen nur der dritte Platz. Mehr war nicht drin.
McLaren zeigte erneut die Schwäche auf Strecken wie Mexiko. Norris versemmelte wie erwähnt die Quali, aber auch Piastri kam nicht recht vom Fleck und steckte um P6 fest. Lando Norris hatte beim Restart Pech. Erst kam er nicht weg, dann wurde er eingeklemmt und verlor vier Plätze. Die machte er allerdings im Rennen schnell wieder wett. Er blies durchs Feld und schnappte sich am Ende dann auch in einem schon fast demütigen Manöver Russell, den er im Infield auskonterte. Gut sah Russell dabei nicht aus. Dass Norris am Ende als „Fahrer des Rennens“ gewählt wurde, war dann nur logisch, denn nur selten sieht man jemanden von P17 auf P5 fahren.
Ein hartes Rennen hatte Nico Hülkenberg, der sowohl nach dem ersten Start als auch nach dem Restart in den Punkten lag. P10 war für den Haas schon ein gutes Ergebnis, aber der Deutsche hatte beide Alpine in der zweiten Hälfte des Rennens hinter sich und damit jede Menge Druck. Aber auf Dauer zeigte der seit dem letzten GP mit einem Update versehene Haas wieder seine alte Schwäche mit dem Reifenverschleiß und die Alpine gingen an ihm vorbei.
Daniel Ricciardo war sicher die Überraschung des Rennens. Nicht nur, weil er den Alpha Tauri in der Quali auf P4 setzen konnte, was schon eine kleine Sensation war. Auch im Rennen zeigte der Australier seine alte Klasse. Er musste zwar Hamilton, Norris und Russell ziehen lassen, aber bei Russell war es noch knapp am Ende, denn im Ziel war es nur eine halbe Sekunde. Aber P7 ist für ihn bei seinem zweiten Rennen nach der Zwangspause schon sehr gut. Er empfiehlt sich damit für Red Bull. Ricciardo führt seine gute Form darauf zurück, dass ihm das Auto besser liegt, als der McLaren. Mehr Biss beim Einlenken hilft dem Spätbremser deutlich.
Gar nichts zu sehen war an diesem Wochenende von Aston Martin. Das Auto ging in Mexiko überhaupt nicht. Wenn man vergleicht, wie schnell der Aston noch auf der schnellen Strecke in Jeddah zum Start der Saison war, ist das schon verwunderlich. Das letzte Update aus Austin scheint auch nichts gebracht zu haben. Es ist schon verwunderlich, dass es für Aston, trotz neuer Teile nur noch nach hinten geht. Dass Alonso und Stroll (der nach einer Kollision) ihre Autos dann im Rennen auch noch abstellen mussten, passt zur momentanen Form des Teams. Nächste Woche in São Paulo ist dann ein interessanter Test, ob der Aston auf der langsamen Strecke besser aussieht.
Bilder: Pirelli