Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse FP von Australien – Ferrari freut sich, Mercedes abgeschlagen

Formel Eins: Analyse FP von Australien – Ferrari freut sich, Mercedes abgeschlagen

von DonDahlmann
0 Kommentare

Verstappen im Pech – Ferrari im Glück. Das Rennen in Australien brachte endlich mal wieder einen anderen Sieger.

Dass Red Bull eines Tages mal ein technischer Defekt ereilen würde, war lange überfällig. In Australien war es dann so weit. Die rechte hintere Bremse fing Feuer und damit war das Rennen für den Weltmeister nacvh drei Runden beendet. Dabei hatte es für den Niederländer wie immer gut ausgesehen. Pole in der Quali, auch wenn es „nur“ zwei Zehntel waren. Und im Rennen lag zunächst vorn. Doch die Ferrari sahen das ganze Wochenende nicht schlecht aus und ausgerechnet Carlos Sainz, zwei Wochen nach seiner Blinddarmoperation, war die Speerspitze der Italiener. Dem Spanier gelang, nach einem Fehler von Verstappen, nach nur zwei Runden die Spitze zu übernehmen. Verstappen hatte klar Probleme, die dann schnell eskalierten und zu seinem Ausfall führten.

Das eröffnete, nach 10 Siegen von Verstappen in Folge, endlich mal wieder einen spannenden Grand Prix. Die Entscheidung von Pirelli in diesem Jahr mal eine Stufe weicher zu gehen, zahlte sich für die Fans aus. Zwar war der harte Reifen die klar bessere Variante für das Rennen, aber fast das gesamte Feld entschied sich den Start auf den Medium zu absolvieren. Das führte dann aber schon nach einigen Runden zu den ersten Boxenstopps, was einiges in Bewegung brachte. So fanden sich nach 11 Runden einige Piloten vorn, mit denen man nicht gerechnet hatte.

Alonso, der nur von P10 gestartet war, lag hinter dem Führenden Sainz, Norris und Perez (alle noch auf Medium) auf P4, dahinter Hülkenberg und Gasly, die aus den letzten zwei Reihen gestartet waren. Erst dann kamen die Frühstopper mit Leclerc, Piastri, Russell, Stroll und, nur auf P11, Hamilton, der ein fürchterliches Wochenende hatte. Da der Undercut in Australien ziemlich viel brachte, hatte man nach 11 Runden also die Zutaten für einen enorm spannenden Grand Prix. Würde die drei an der Spitze mit der etwas anderen Strategie am Ende den Frühstoppern zum Opfern fallen?

Diese Gefahr sah Carlos Sainz, der das Rennen anführte und seinen Vorsprung plötzlich massiv ausbaute. Er war rund eine Sekunde pro Runde schneller als Norris und Perez. Es war klar, dass die Gruppe, angeführt von Alonso (auf Hard gestartet), Leclerc und Piastri, die drei Führenden überholen würden, wenn diese Stopp kommen müssen. Das eröffnete einiges an Strategie im Rennen.

Norris und Perez entschieden sich für einen Stopp in Runde 15. Norris sortierte sich hinter Piastri auf P5 ein, Perez schaffte es gerade so sich vor Hamilton zu halten, der auch nach seinem Stopp auf P11 lag. Sainz kam in Runde 17 und konnte sich vorn halten. Allerdings musste er Alonso passieren lassen. Doch in der gleichen Runde erwischte es Hamilton, der ein Problem mit dem Motor vermeldete und sein Fahrzeug abstellte. Das führte zu einem VSC, was Alonso dazu nutze seinen Boxenstopp einzulegen. Er wechselte auf die Medium und damit war klar, dass Alonso zwei Mal stoppen würde. Doch schnell stellte sich heraus, dass auch die harten Reifen noch mal gewechselt werden mussten.

Nachdem sich das Chaos aus VSC und Boxenstopps etwas gelegt hatte, sah die Spitze dann wie folgt aus: Sainz, Leclerc, Piastri, Norris, Alonso, Russell, Perez, Stroll, Tsunoda, Albon. Das Rennen kam dann in die Phase, in der die Fahrer versuchten, die Reifen einigermaßen zu schonen und ab Runde 20 tat sich dann zunächst wenig. Einzig Sergio Perez versuchte, Positionen gutzumachen, was nicht so einfach war. Dass er zur Hälfte des Rennens überhaupt nur auf P6 lag, muss schon als Enttäuschung gelten. Allerdings lag das auch an seiner Startposition. Er hatte sich auf P3 qualifiziert, hatte aber in der Quali Hülkenberg behindert und musste drei Plätze zurück. Doch es war auch klar, dass er die beiden Ferrari vorn kaum würde gefährden können.

Alle konzentrierten sich nun auf den zweiten Stopp, der ab Runde 35 kommen sollte. Einige Fahrer hatten schon ab Runde 28 Probleme mit den harten Reifen. So auch Oscar Piastri, der sich über Graining beschwerte. Norris war etwas schneller und durch seinen späteren Stopp hatte er bessere Reifen. McLaren entschloss sich, die Positionen zu tauschen, was nicht so gut beim Publikum ankam. Aber es war die richtige Entscheidung. Derweil eröffnete Albon die Reihe der Boxenstopps in Runde 30, was etwas früh war.

Charles Leclerc kam in Runde 35 rein. Der Ferrari kam geradeso vor Perez auf die Strecke, der sich mit Fernando Alonso auseinandersetzte. Aber der Undercut von Leclerc war keine Gefahr für Sainz an der Spitze, der über acht Sekunden Vorsprung hatte. Allerdings setzte der frühe Stopp von Leclerc eine Kettenreaktion in Gang. Red Bull holte Perez rein, um ihn durch den Undercut näher an die beiden McLaren zu bringen. Die blieben aber zunächst draußen, da Perez vor seinem Stopp schon 11 Sekunden Rückstand hatte. Aber für McLaren ging es vor allem gegen den Ferrari von Leclerc und man hoffte, durch den späteren Stopp, am Ende des Rennens eine Chance zu haben, beide McLaren aufs Podium zu bringen.

Wie schon im ersten Stint kamen die Spät-Stopper fünf Runden später als die andere Gruppe. Bei McLaren kam Norris in Runde 41, in dem Fall vier Runden nach Piastri. Norris gewann das Duell gegen Piastri und setzte sich ins Heck von Leclerc. Doch der Ferrari-Pilot konnte die Angriffe abwehren und einen gesunden Vorsprung von 4 Sekunden halten.

Die Reihenfolge nach den zweiten Stopps sah dann so aus: Sainz, Leclerc, Norris, Piastri, Perez, Alonso, Russell, Stroll, Tsunoda, Hülkenberg

Das Rennen endete dann mit einem VSC, denn George Russell versenkte auf der Jagd nach Fernando Alonso den Mercedes in der letzten Runde in den Leitplanken. Alonso hatte seinen Aston in Turn 6 etwas langsamer in die Kurve geschickt, was Russell überraschte. Er musste auf die Bremse, was das Heck destabilisierte. Er rutschte in den Kies und berührte die Leitplanken. Dabei brach die Aufhängung und die Reifen, gehalten von den Kevlarseilen, verkeilten sich unter dem Auto. Der Mercedes lag mitten auf der Strecke auf der Seite, aber zum Glück so sichtbar, dass die anderen Fahrern rechtzeitig abbremsen konnten.

Die Rennleitung fand das Manöver von Fernando Alonso allerdings merkwürdig genug und schaute sich die Daten genau an. Am Ende kam man zum Schluss, dass Alonso etwas früher vom Gas gegangen war und etwas früher bremste. Das überraschte Russell, der daraufhin abflog. Die Rennleitung vermutete ein bewusstes Manöver von Alonso und bestrafte den Spanier mit einer heftigen Strafe von 20 Sekunden, was allerdings nicht ganz so schmerzhaft war. Seinen sechsten Platz übernahm Teamkollege Stroll, Tsunoda rutschte auf P7 und Alonso auf P8.

Der Unfall von Russell rundete ein katastrophales Wochenende der Mercedes ab. Das neue Chassis stellt das Team erneut von Rätsel. Russell kommt etwas besser zurecht, Hamilton überhaupt nicht. Und ganz generell war man in Australien, einer ebenen und nicht sonderlich schwierigen Strecke, weit weg von der Spitze. Es gibt Gerüchte, dass die Probleme mit dem Auto im Heck liegen und die Korrelation zwischen dem Windtunnel und der Strecke nicht stimmt. Offenbar gibt es einen Unterschied von einer Sekunde zwischen den Simulationen und der realen Welt. Wenn das stimmt, wäre das bitter, aber zumindest hätte man dann den Grund gefunden, warum man so große Probleme hat.

Aber Australien war ein Desaster. Nicht nur, weil beide Autos nicht ins Ziel kamen, sondern auch weil der Abstand zu den Ferrari so groß war. Schon in der Quali waren das 0,6 Sekunden. Im Rennen lag Russell vor seinem Ausfall in der letzten Runde knapp 80 Sekunden hinter Carlos Sainz und Charles Leclerc. Das zeigt, dass die Rennpace am Wochenende auch nicht stimmte. Mercedes hat viel zu tun.

Da lief es bei Haas besser. Das Rennen von Hülkenberg war bemerkenswert. Nur von P16 gestartet profitierte er von der Strategie seines Teams ihn auf die Medium zu setzen. Das brachte ihn weit nach vorn und er nutzte die VSC-Phase für einen Stopp. Er konnte sich somit auf P11 halten. Und Haas hat dieses Jahr ein gutes Rennauto, dass vor allem im Rennen glänzen kann. Hülkenberg gelang Alex Albon hinter sich zu lassen und lag somit auf P10. Der Ausfall von Russell bewegten ihn auf P9 und auch sein Teamkollege Magnussen war gut unterwegs und brachte den Haas auf P10 nach Hause. Aus dem Hinterfeld war nur Yuki Tsunoda schneller, allerdings hatte der auch Q3 erreicht. Aber drei Punkte für Haas sind in dieser Saison Gold wert.

Hackordnung beim Großen Preis von Australien: Mercedes hinter Red Bull, Ferrari, McLaren und Aston Martin. Wobei man mit den Aston mehr oder weniger auf Augenhöhe ist. Die Abstände sieht man gut in der Tabelle.

TeamAbstand zu vorderen TeamAbstand zu P1
Red Bull--
Ferrari-0,27-0,27
McLaren-0,13-0,4
Mercedes-0,45-0,85
RB0,0-0,85
Aston Martin-0,34-1,19
Williams-0,1-1,29
Alfa Romeo-0,2-1,49
Haas-0,4-1,89
Alpine-0,3-2,19

Ein paar Anmerkungen: das sind die Abstände aus Qualifikation, nicht aus dem Rennen. Durch den Ausfall von Verstappen und weil Perez im vorderen Mittelfeld feststeckte, fehlen vernünftige Daten, was die Rennpace angeht. Die ist vor allem bei Ferrari, Aston, Mercedes und Haas besser als die reine Performance über eine Runde. Im Vergleich zu den letzten Rennen hat relativ wenig getan. Ich werde nach den Rennen in Asien eine Zusammenfassung der ersten Rennen zusammenstellen, um ein besseres Bild zu haben. Aber man kann schon jetzt sagen, dass Ferrari auf allen Strecken zugelegt hat. Mercedes hat den Abstand zu Red Bull aus dem letzten Jahr nicht verkleinern können, aber weil McLaren und Ferrari zugelegt haben, hat Mercedes insgesamt verloren. Aston ist da, wo sie ab Juni 2023 waren.

Der Ausfall von Verstappen zeigte auch, dass Red Bull ohne den Niederländer nicht mehr so stark ist. Was auch damit zu tun hat, dass das Auto rund um Verstappen gebaut ist. Perez hat zu keiner Zeit das Tempo des Weltmeisters und die vier Zehntel, die ihm erneut in der Quali fehlten, machten das auch wieder deutlich. Die Frage muss für Red Bull sein, ob man nicht einen Fahrer sucht, der einen ähnlichen Fahrstil wie Verstappen hat und wer das sein könnte. Es ist bekannt, dass Verstappen ein Auto fordert, das extrem scharf auf der Vorderachse einlenkt, was nicht viele Fahrer mögen. Alex Albon beschrieb die Abstimmung von Verstappen mal als „cranked up to Level 10“, was das direkte Gefühl auf der Vorderachse angeht.

Das bringt Red Bull aber auch in eine Bredouille. Der gesamte Erfolg hängt komplett an Verstappen. Ohne ihn landet das Team nur selten auf dem Podium. Natürlich ist Verstappen ein Ausnahmefahrer, aber dennoch muss man auch die Frage stellen, wie gut Verstappen ist, wenn er nicht ein Auto hat, dass komplett um ihn herum gebaut ist. Red Bull täte gut daran, dass man den zweiten Fahrer findet, der zumindest näher an Verstappen dran und dann eben dann einspringt, wenn dieser mal ausfällt.

Bilder: Pirelli

Das könnte Dir auch gefallen