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Formel Eins: Analyse GP von Japan 2024 – Back to business as usual

von DonDahlmann
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Eine bestes Frühlingswetter, eine rote Flagge und viel Strategie im Rennen. Der GP von Japan lieferte ein packendes Rennen. Zumindest hinter den Red Bull.

Wie erwartet dominierten die Red Bull das gesamte Wochenende in Suzuka. Die Strecke ist wie für die Red Bull gemacht und zudem brachte das Team die ersten Updates an die Strecke. Neu am Auto sind nun zwei kleinere Lufteinlässe rechts und links am Ende des Cockpits, die weitere Luft nach innen leiten. Ziel scheint hier zu sein, dass man mehr Kühlung Richtung Motor schaufelt, um gleichzeitig weniger Störungen über den Sidepods zu haben. Das scheint gut zu funktionieren, denn beide Red Bull waren im Rennen unschlagbar. Ein wenig überraschend war, wie nahe Perez an Verstappen in der Qualifikation dran war. Es fehlten nur 0,06 Sekunden auf die Pole und das auf einer Strecke, bei der der Fahrer noch einen großen Unterschied machen kann. Im Rennen sah es aufgrund der Strategie etwas anders aus, aber P2 reichte Perez, um zufrieden zu sein.

Das Rennen hinter den Red Bull war deutlich spannender. McLaren hatte mit Norris auf P3 eine gute Ausgangsposition und dem fehlten auch nur drei Zehntel auf die Pole. Man hatte die McLaren stark erwartet und das sollte sich zumindest in der Quali auch bewahrheiten. Dennoch war das Bild etwas verzerrt, denn die Ferrari hatten am Samstag etwas verwachst. Sainz war mal wieder der schnellere Pilot und landete in der Quali auf P4, aber Leclerc musste von P8 aus starten.

Red Bull waren nicht die Einzigen, die Update mitbrachten. Auch Aston Martin brachte ein neues Paket mit, dass auch etwas größer ausgefallen ist. Neue Sidepods im Stil des letztjährigen Red Bull, die allerdings eine andere Oberfläche mitbrachten. Aston hat sich von den sehr steilen Rutschen verabschiedet. Mit dem neuen Update fallen die nicht mehr so steil aus und sind auch kürzer geraten. Das Update scheint dieses Mal zu funktionieren, Alonso lag in der Quali zwischen den McLaren und Ferrari.

Mercedes war mit vorsichtigem Optimismus nach Japan gereist, aber das sollte sich nicht so ganz bewahrheiten. Wobei man sagen muss, dass der siebte Startplatz von Hamilton ein wenig schlechter aussieht, als er eigentlich war. Schaut man sich die Sektoren, lag Hamilton auf seiner schnellsten Runde nur 0,1 Sekunden hinter Verstappen. Er verlor dann Zeit in der zweiten Hälfte der Strecke. Einmal, weil einen winzigen Fehler Ausgangs der Haarnadel hatte, andererseits, weil seine Reifen am Ende der Runde nicht mehr so gut waren. Trotz der knapp 0,6 Sekunden Rückstand auf die Red Bull war man durchaus angetan von der Pace. Denn zu Norris auf P4 fehlte nur ein Zehntel.

Das Rennen war dann geprägt von unterschiedlichen Strategien und einer Rennunterbrechung nach nur einer Runde. Ricciardo und Albon waren sich Eingangs Turn 3 ins Gehege gekommen und abgeflogen. Für Ricciado, der in der Quali erneut (wenn auch nur sehr knapp) von Tsunoda geschlagen wurde und Williams war das alles andere als gut. Ricciardo steht schon jetzt unter Druck bei RB und Williams hat nach drei Unfällen in zwei Rennen Probleme genug Teile zu produzieren. Man ist froh, dass das Rennen in China erst in zwei Wochen ist.

Der Restart brachte keine Veränderungen und das Rennen lief dann ohne Unterbrechungen weiter. Vorn setzten sich die Red Bull wie erwartet ab, die Frage war aber, wie die Strategie der Teams dahinter aussehen würde. Die Unterbrechung brachte den Teams die Möglichkeit, die Strategie zu ändern. Etliche waren auf den Medium gestartet und entscheiden sich dazu, diese Strategie durchzuziehen. Mercedes sah das allerdings anders und startete mit beiden Autos auf den harten Reifen. Der Gedanke war, dass man versucht das Rennen mit einem Stopp durchzuziehen, was auf dem Papier einen Vorteil bringen sollte.

Eigentlich verlangt Suzuka aber eine klare Zwei-Stopp-Strategie und das Problem ist, das man enorm viel Zeit verliert, wenn man versucht die Reifen zu schonen. Mercedes hatte Norris auf P3 im Auge und versuchte den Stint so lange wie möglich herauszuzögern. Was Mercedes im ersten Stint aber nicht wusste: Ferrari versuchte mit Leclerc eine ähnliche Strategie. Der Unterschied war nur, dass Leclerc auf den Medium unterwegs war. Der Versuch Positionen mit einer Offset-Strategie gutzumachen war sicher nicht falsch, zeigt aber auch, wo Mercedes steht. Warum man das auch beiden Autos versucht hat, ist ebenfalls etwas merkwürdig.

Was Mercedes nicht entgegenkam, war die Tatsache, dass sich im Verlauf des Rennens eine Wolkendecke über der Strecke bildete, was die Streckentemperaturen absenkte. Die Medium zeigten zu Beginn des Rennens, als die Sonne noch ungestört war, einen hohen Verschleiß, was sich dann aber änderte. Der vermeintliche Vorteil durch die Hard entwickelte sich zu einem entscheidenden Nachteil für die Mercedes, die auf den Hard gegenüber den anderen Teams im Nachteil waren.

Dazu kam, dass der Undercut in Suzuka sehr gut funktioniert. Man verliert auf alten Reifen schnell zwei Sekunden pro Runde gegenüber einem Konkurrenten, der auf frischen Reifen unterwegs war. Beide McLaren kamen relativ früh in Runde 12 und 13 und nahmen die harte Mischung, Perez und Sainz kamen in Runde 16, wechselten aber auf die Medium. Die vier Runden, die Norris früher drin war, schoben Norris an Perez vorbei. Das sah also nicht schlecht für McLaren aus und auch Ferrari schien gegen die Strategie von McLaren zu verlieren.

Doch die Entscheidung von McLaren auf die Hard zu gehen sollte sich als kleiner Nachteil erweisen. Allerdings hatten beide McLaren auch nur noch einen frischen Satz der Medium und damit wenig Spielraum bei der Strategie. Die Medium hatten zudem im ersten Stint einen hohen Verschleiß gezeigt, weswegen die Entscheidung die Hard zu nehmen absolut gerechtfertigt war. Interessant war dann, dass Ferrari das offenbar anders sah und die Medium nahm. Doch zur Mitte des Rennens war es nicht ganz klar, wie der Kampf um P3 entwickeln sollte.

Aber die Strategie von Ferrari war interessant. Sainz setzte man auf eine konservative Zwei-Stopp-Strategie und damit auf Norris. Bei Leclerc versuchte man eine Ein-Stopp-Strategie, die sich aber erst spät im Rennen zeigte. Denn Sainz war auf den Medium gestartet und damit, so die Überzeugung vor dem Rennen, konnte man eine Ein-Stopp-Strategie vergessen. Doch Ferrari zeigte, dass es doch möglich war. Leclerc streckte seinen Stint bis Runde 27 aus, ohne dabei viel Zeit zu verlieren. Seine Rundenzeiten waren nicht berauschend, aber gut genug um sich in eine Position zu schieben, die ihn weit nach vorn brachte.

Das Ferrari gelang eine Strategie, die Mercedes aus ähnlicher Position heraus nicht hinbekam. Das lag zum einen an der Reifenwahl, aber auch daran, dass der Ferrari ganz offensichtlich mit den Reifen schonender umgeht, als der Mercedes. Dazu kommt natürlich auch, dass die Ferrari generell schneller sind. Aber die Fahrt von Leclerc war schon bemerkenswert, denn es brachte ihn, nach der Runde der zweiten Stopps der Konkurrenz sogar auf P3.

Eine wiederum ganz andere Reifenstrategie hatte Aston Martin. Man setzte Alonso zum Start auf die Soft, wechselte dann in Runde 14 auf die Medium und in Runde 34 auf die harten Reifen. Mit den Soft gelang Alonso wenig nach vorne, auf den Medium sah das Auto dann etwas besser aus und der Spanier konnte sich bequem auf P6 halten. Mit den harten Reifen schien der Aston aber nicht so gut zu Recht zukommen. Dazu kam, dass man den ersten Stopp etwas früher setzen musste, weil die Soft nicht so lange durchhielten. Das kompromittierte dann den zweiten Stint, den Alonso nicht über 20 Runden strecken konnte. Aber es reichte am Ende, um den sechsten Platz zu holen, was auch das Maximum für Aston an diesem Wochenende war.

Ganz vorn war nach den zweiten Stopps alles entschieden und Verstappen segelte gemütlich vor Perez zum Sieg. Aber um P3 war es noch sehr eng. Leclerc hatte sich diesen gesichert, nachdem Sainz und Norris zu ihren Stopps kommen mussten. Norris hatte schon sehr früh, in Runde 27 (als Leclerc seinen einzigen Stopp erledigte) seinen letzten Stopp absolviert. Sainz kam aber erst in Runde 37, hatte also zum Ende des Rennens Reifen, die zehn Runden jünger waren.

Das sollte sich natürlich am Ende für Ferrari auszahlen. In Runde 44 schnappte sich der deutlich schnellere Sainz dann Norris, der schon gegen Leclerc das Nachsehen hatte. Ferrari tauschte dann die Plätze zwei Runden später. Und damit waren die Positionen dann gesetzt. Eng wurde es am Ende dann nur um P6. Alonso hatte Piastri im Nacken, der wiederum von Russell unter Druck gesetzt wurde. Aber Alonso behielt den McLaren im DRS-Fenster, sodass Russell hinter Piastri hängenblieb. Der Australier leistete sich dann in der vorletzten Runde einen Fehler, der Russell noch den siebten Platz brachte. Hamilton kam nur auf P9 ins Ziel und zu keiner Zeit hatte man den Eindruck, dass beide Mercedes auch ansatzweise eine Chance auf das Podium hatte.

In der zweiten Liga der Formel Eins war es ebenfalls spannend. Die beste Ausgangsposition hatte Yuki Tsunoda im RB, der es in Q3 geschafft hatte. Allerdings sind die Abstände vor allem im Rennen zwischen RB, Haas, Williams und Sauber sehr eng, sodass die Strategie eine große Rolle spielt. Doch große Ausreißer bei der Strategie gab es im Hinterfeld nicht. Einzig Lance Stroll versuchte es mit Soft-Medium-Soft, was zwischenzeitlich nicht so schlecht aussah. Stroll, von P18 gestartet, hatte ein gutes Rennen und schob sich zwischenzeitlich sogar auf P10 nach vorn. Am Ende blieb aber nur P12, weil sein letzter Stopp ihn hinter die Haas warf, die ähnlich schnell waren.

Die Haas spielten in Japan keine so große Rolle wie zuletzt. Was daran liegt, dass dem Haas Abtrieb in den schnellen Passagen fehlt. Dafür stimmt der Topspeed, was es schwer macht, die Haas zu überholen. Haas teilte die Strategie auf und ließ Hülkenberg auf zwei Stopps, setzte Magnussen aber auf eine Ein-Stopp-Strategie. Punkte sollte das am Ende aber nicht bringen, weil RB Tsunoda auf eine etwas ungewöhnliche Strategie setzte. Er kam in Runde 7 und dann erneut in Runde 22. Mit den harten Reifen absolvierte er dann die restlichen 31 Runden. Die Speerspitze von Haas war Hülkenberg, dessen Strategie so aussah: Erster Stopp Runde 5, der Zweite kam in Runde 33. Das Problem von Hülkenberg war, dass er sich dann wieder im Verkehr mit Stroll, Bottas und Sargeant befand. Hier verlor der Deutsche viel Zeit. Am Ende lag Tsunoda 5 Sekunden vor Hülkenberg, dem einfach die Runden ausgingen, um den Japaner noch abzufangen.

Ganz am Ende findet sich Alpine wieder. Und zwar mit einem brutalen Abstand. Alpine hatte Ocon in Q2 gebracht, was ein erstes, winziges Lebenszeichen der Franzosen war. Doch die Rennpace war katastrophal. Am Schluss fehlten Ocon 22 Sekunden auf Bottas im Sauber. Man verliert also im Rennen pro Runde circa 0,45 Sekunden und das nur auf die nun auch nicht gerade blitzschnellen Sauber. Auf den RB von Tsunoda sind es 39 Sekunden, das sind dann 0,85 Sekunden. Der Abstand auf Verstappen lag bei circa 2:15 Minuten. Im letzten Jahr war es 1:14 Minuten. Da Suzuka eine Chassis-Strecke ist, kann man sehen, wo Alpine verliert. Sicher, der Renault-Motor ist nicht beste, aber die 1,3 Sekunden, die man in diesem Jahr pro Runde mehr verloren hat, liegt nur am Chassis. Und dies, obwohl Alpine ein paar kleinere Updates dabei hatte.

Generell ist Suzuka ein guter Indikator für die Chassis-Performance der Teams und die Abstände sahen im Rennen dann so aus:

TeamAbstand zum vorderen TeamAbstand zu Red Bull
Red Bull--
Ferrari-0,4-0,4
McLaren -0,2-0,6
Aston Martin-0,3-0,9
Mercedes0,0-0,9
RB-0,9-1,8
Haas-0,1-1,9
Williams*0,0-1,9
Sauber -0,2-2,1
Alpine-0,45-2,55

*Schätzung bei Williams auf Basis der Rundenzeiten von Sargeant bis zu dessen Ausflug ins Kies.

Es hat sich grundsätzlich wenig an den Abständen geändert. Red Bull und Ferrari werden je nach Strecke (und Updates) bei den nächsten Rennen ähnlich weit voneinander getrennt sein. Wobei die 0,4 Sekunden in Suzuka schon das Maximum darstellen sollten. Auch der Abstand zwischen McLaren und Ferrari hat sich wenig verändert, die zwei bis drei Zehntel sind in den ersten Rennen relativ konstant aufgetreten. Mercedes liegt in dieser Tabelle hinter Aston, weil sie einen schlechten ersten Stint hatten. Wären sie auf den Medium gestartet und hätte man einen aggressiven Undercut an Alonso versucht, wäre die Chance auf P6 drin gewesen. Der schlechte erste Stint verzerrt daher die Abstände etwas, weil Mercedes geschätzt rund fünf bis sieben Sekunden gekostet hat.

Das stellt dann die Frage, was Aston das neue Update am Auto gebracht hat. Auf den ersten Blick: nicht viel. Allerdings muss man anmerken, dass Aston in Bahrain und Australien noch 0,4 bzw. 0,3 Sekunden hinter den Mercedes lag. Selbst, wenn man den schlechten Stint der Mercedes auf die Medium umrechnet, bleibt Netto ein Plus für die Aston von 0,2 bis 0,3 Sekunden durch das neue Update. Das Rennen in China in 14 Tagen wird dann ein hoffentlich klareres Bild geben (vorbehalten weiterer Updates).

Sicher ist aber, dass sowohl Aston als auch Mercedes rund 0,3 Sekunden auf die McLaren fehlen, die weiter ein Topspeed Defizit bei geöffneten DRS haben. Der Abstand zu Ferrari beträgt eine gute halbe Sekunde, allerdings auf einer Strecke, die dem Mercedes und dem Aston nicht so gut liegen. Dennoch bestätigt sich die Hackordnung, dass Red Bull in einer eigenen Welt ist, danach kommt Ferrari und mit weiterem Abstand McLaren. Wer ein Podium erreichen will, darf also nicht langsamer als 0,3 Sekunden pro Runde als die Red Bull sein. Das wird im Laufe des Jahres also noch sehr spannend.

Bilder: Pirelli

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1 Kommentare

Dirk 9 April, 2024 - 08:03

Ich denke ja, dass die Strategie von Hülkenberg mit dem sehr frühen erstem Stopp seinem katastrophalem Start geschuldet war, als er ins Anti-Stall rutsche und 5 bis 6 Positionen verlor. Wenn das nicht passiert wäre, hätte er wohl besser um P10 kämpfen können.

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