Die Meldung der Woche kommt von Red Bull. Adrian Newey verlässt das Team. Das eröffnet einige Fragen.
Die Gerüchte der letzten Wochen haben sich also bestätigt. Adrian Newey verlässt Red Bull im ersten Quartal 2025. Doch wie groß ist der Verlust für Red Bull? Newey gilt nicht ohne Grund als einer der besten Designer der letzten 30 Jahre in der Formel Eins. Seine ganze Karriere ist geprägt von Erfolgen und außergewöhnlichen Fahrzeugen. Die Liste seiner WM-Titel ist lang, aber bei Red Bull hatte er seit einiger Zeit eher die Rolle eines kreativen Impulsgebers. Die Herstellung eines F1-Autos ist komplex und ein Mann alleine kann nicht alle Aspekte eines Autos entwerfen.
Wie wichtig Newey für die Entwicklung des RB18 und RB19 ist, muss man eher mit der Frage nach Organisationsstruktur beantworten. Newey ist kein Aerodynamiker und schon gar kein CAD/CFD-Experte. Bekanntermaßen zeichnet er seine Entwürfe immer noch per Hand und kann mit Computerprogrammen nicht so viel anfangen. Alleine das zeigt, dass Newey nicht die alleinige Hauptfigur bei Red Bull ist. Da muss dann vor allem Pierre Wache genannt werden, der mehr oder weniger dafür zuständig, dass die Konzepte der verschiedenen Designabteilungen zusammenlaufen und auch passen.
Die Rolle von Newey ist ein schönes Beispiel dafür, wie geniale, aber eigenwillige Denker wie Newey in eine moderne Firmenorganisation eingebettet werden. Man kann es so formulieren: Newey ist der Vordenker, ein Ideengeber und jemand, der in der Lage ist, Regeln und Dinge von einer Seite zu betrachten, die andere nicht sehen. Es ist Ingenieur, aber er ist nicht Ross Brawn oder John Banard, die durchaus in der Lage waren, ein ganzes Auto alleine auf die Beine zu stellen. Das geht vermutlich heute auch nicht mehr, da die Autos zu komplex geworden sind.
Aber auch wenn Newey vielleicht nicht der Alleinverantwortliche für den Erfolg von Red Bull ist – sein Verlust dürfte schwer wiegen. Ein Team ist immer nur so gut wie sein Leader und die Frage ist, ob genug Genialität übrig bleibt, wenn Newey weg ist. Dazu kommt, dass Red Bull in den letzten Jahren etliche gute Leute an die Konkurrenz verloren hat. Dan Fellows wechselte zu Aston Martin, Rob Marshall zu McLaren. Ein solcher „brain drain“ bleibt nicht ohne Folgen und dass Newey jetzt geht, dürfte das Team enorm schwächen.
Die Frage ist natürlich, wohin Newey geht. Interesse haben Mercedes, Aston Martin und Ferrari. Aber die Italiener dürften die besten Karten haben. Newey hat in der Vergangenheit schon mal erwähnt, dass eine Zusammenarbeit mit Ferrari und Lewis Hamilton auf seiner Wunschliste stehen. Bei Ferrari soll er, ähnlich wie früher Rory Burn und später Ross Brawn, einen Art Supervisor/Beraterrolle einnehmen. Also eine grobe Richtung vorgeben, nicht aber in der Tagesarbeit involviert sein. Mehr Geld würde er bei Aston Martin bekommen und Aston hätte auch den Vorteil, dass er weniger reisen müsste. Aber laut diverser Medienberichten mag er Lawrence Stroll nicht sonderlich. Ähnliches gilt für Toto Wolff.
Zum Rennen:
Etliche Teams werden in Miami ihr erstes großes Update des Jahres mitbringen. Mercedes hat etwas angekündigt, ebenso Ferrari und Alpine. Vor allem auf das Update von Mercedes darf man gespannt sein. Das neue Auto liefert nicht die Ergebnisse, die man sich erhofft hat. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die beiden eigenwilligen Konstruktionen der letzten beiden Jahre besser liefen, als das neue Auto. Gegenüber McLaren und Ferrari hat man klar das Nachsehen und in manchen Rennen lagen auch die Aston noch vor Mercedes.
Die Basis des Autos ist nicht schlecht, das sagen auch die Fahrer, aber es fehlt am Feinschliff. Die Techniker bei Mercedes haben vor allem die Hinterradaufhängung und den Unterboden mit dem Update ins Auge gefasst, zwei Bereiche, in denen man Schwächen hat. Man hofft nun dies mit dem Update zu beheben, auch wenn man weiß, dass das nur ein erster Schritt ist und die anderen ja auch nicht schlafen. Die bange Frage bei Mercedes ist zudem: passt das Update?
Dass das Team offenbar Probleme hat, die digitalen Daten auf die Straße zu übertragen, ist nicht neu. Das diesjährige Chassis weist nicht mehr die Diskrepanzen auf, die man in den Jahren zuvor hatte, aber die Frage ist, ob man die Bereiche, die man verbessern kann, auch richtig identifiziert hat und die Updates überhaupt den Schritt nach vorn bringen, den man sich erhofft. Es kann gut laufen, wie letztes Jahr bei McLaren, es kann aber auch schlecht laufen wie letztes Jahr bei Aston Martin.
Den Ton wird Mercedes in Miami aber ohnehin nicht angegeben. Alles andere als ein Sieg von Red Bull scheint im Moment eher unwahrscheinlich. Was die WM in diesem Jahr auch nicht gerade sonderlich spannend macht. Aber wer soll Red Bull regelmäßig schlagen? McLaren kommt einem in den Sinn, die zumindest angedeutet haben, dass sie mit Red Bull im Renntempo mithalten können. Zumindest, wenn alles mal passt. Ferrari ist weiter gut in der Quali, im Rennen aber weit weg. Die werden sich mit McLaren um P3 auseinandersetzen.
Aston Martin ist ebenso wie Mercedes in diesem Jahr bisher eine Enttäuschung. Dem Team ist nicht der Sprung gelungen, den man erwartet hatte. Aber vielleicht muss man die Sache bei Aston auch wenig anders betrachten. Man hat die guten Ergebnisse aus den ersten acht Rennen im letzten Jahr im Kopf. Aber eventuell lag das gar nicht mal so am genialen Konzept, sondern daran, dass die Konkurrenz so schlecht war. McLaren fuhr noch im Hinterfeld, Mercedes laborierte am „Zero-Sidepod“ rum und Ferrari steckte in einem nicht funktionierenden Konzept fest. Erst als die drei allesamt im Mai ihre Updates präsentierten und in den Folgerennen die Setups anpassten, änderte sich die Lage. Insofern war die Form von Aston im Rest des Jahres und 2024 halt doch repräsentativ.
Der zweite Teil des Feldes wird sich wie immer um die letzten beiden Punkte balgen, mit guten Chancen für Haas, die in Miami auch im letzten Jahr gut unterwegs waren. Bekanntermaßen verlässt Nico Hülkenberg das Team, nachdem er von Audi verpflichtet wurde. Eine gute Entscheidung des Teams. The Hulk gilt als extrem fähiger Entwickler, der sehr gutes Feedback geben kann. Und er kann auf eine Runde alles aus einem Chassis herausholen. Seine Quali-Pace war schon immer seine Stärke und seine Rennpace ist mittlerweile auch hervorragend. Er macht zudem keine Fehler mehr, was zu Beginn seiner Karriere nicht so wahr.
Bei Alpine gibt es überraschenderweise keine Neuigkeiten. Nachdem man alle nicht französischen Schuldigen entlassen hat, sucht man jetzt nach einer Antwort, wie man das schwerfällige, langsame Chassis auf Vordermann bringt. Zumindest so weit, dass man im Hinterfeld mitschwimmen kann. Das Update aus China sah nicht schlecht aus, allerdings verzerrt die Strecke bekanntermaßen die Lage etwas, weil sie nicht sonderlich herausfordernd für die Aerodynamik ist. Miami ist schon ein anderes Kaliber.
Überraschend ist auch, dass Renault versucht, das Team, ohne die Verpflichtung bekannter Talente zu retten. Der gerade bei McLaren in Ungnade gefallene David Sanchez (Ex-Ferrari) wäre so ein Kandidat. Auch weiterer ehemalige Ferrari-Leute, die mit Mattia Binotto entlassen wurden, sind noch zu haben. Und natürlich Binotto selbst. Es ist aber nicht klar, ob a) Binotto überhaupt Interesse hat und b) Renault so viel Geld ausgeben will. Die Franzosen sollten sich langsam mal fragen, ob sie nur zum Spaß mitfahren wollen oder als Werksteam doch lieber unter den Top 5 sein möchten.
Strategie:
Es gibt C2, C3 und C4. Die Strecke wurde vor dem letztjährigen Rennen erneuert und der Asphalt ist eher glatt und bietet daher recht wenig Grip, was noch dadurch verstärkt wird, dass sie nicht für andere Motorsportveranstaltungen genutzt wird. Dies dürfte zu einer deutlichen Weiterentwicklung der Rennlinie führen, aber vor allem werden die Teams das Graining im Auge behalten müssen.
Der temporäre Stadtkurs verläuft rund um das Hard Rock Stadium, einen Mehrzweck-Austragungsort, in dem das American-Football-Team Miami Dolphins beheimatet ist. Die Bereiche der Formel-1-Teams befinden sich tatsächlich innerhalb der Anlage, was eine wirklich einzigartige Atmosphäre für ein Grand-Prix-Wochenende schafft. Und ja, der Fake-See ist auch wieder da.
Die 5,412 Kilometer lange Strecke, die die Fahrer am Sonntag 57 Mal in Angriff nehmen, verfügt über 19 Kurven, drei Geraden, drei DRS-Zonen und Höchstgeschwindigkeiten von über 340 km/h. Es gibt auch einige Höhenunterschiede, der wichtigste liegt zwischen den Kurven 13 und 16, wobei die Strecke ansteigt und abfällt, wenn sie über eine Ausfahrtsrampe und unter verschiedenen Überführungen hindurchführt. In den Kurven 14 und 15 geht es bergauf zur Schikane, mit einer Kuppe in der Mitte, bevor die Strecke am Ausgang abfällt.
Die drei Sektoren haben jeweils einen unterschiedlichen Charakter und sorgen für eine Runde, die von allem etwas bietet. Der erste Teil besteht aus acht Hochgeschwindigkeitskurven, während der zweite Abschnitt eine lange Gerade und einige langsame Kurven aufweist. Der letzte Lauf bis zur Ziellinie besteht aus einer Geraden und drei fließenden Kurven. Es gibt nur zwei Rennen, auf denen Statistiken basieren können, und sie legen nahe, dass der Grand Prix von Miami im Mittelfeld liegt, wenn es um die Anzahl der Überholmanöver geht. Was die Quer- und Längskräfte betrifft, denen die Reifen ausgesetzt sind, gehört sie zu den mittleren bis niedrigen Strecken im Kalender.
Die Reifenwahl spricht für zwei Stopps, das Wetter auch. 28 Grad und Sonnenschein sind angesagt, das wird die Streckentemperaturen schön ansteigen lassen.
Bilder: Pirelli