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GT World Challenge Europe – Saisonvorschau Sprint Cup

von Nils Otterbein
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Das Sprintchampionat der SRO-geführten GT World Challenge geht am kommenden Wochenende in eine weitere Saison. Nach dem großen Starterzuwachs des letzten Jahres sind auch 2024 fast 40 Autos bei den meisten Wochenenden dabei.

Viele Jahre war es üblich, dass das Feld teilweise mehr als doppelt so klein war wie jenes der Endurance-Rennen. Doch die veränderten Klasseneinteilungen und die Veränderungen der deutschen Motorsportlandschaft mit den Veränderungen des GT Masters und der DTM, brachten ein deutlich größeres Feld im Sprint Cup mit sich. Waren die Sprintrennen bis einschließlich 2022 eher eine Angelegenheit für reine Profi-Besatzungen, sind es seit dem letzten Jahre vor allem große Starterzahlen der Silber- und Bronze-Teams.

Wie üblich sind fünf Wochenenden mit je zwei Rennen über 60 Minuten geplant. Wie so oft beginnt die Saison Anfang Mai in Brands Hatch, gefolgt von Misano bereits zwei Wochen später. Nach der Pause vor und nach den 24 Stunden von Spa gibt es erneut ein Sprintwochenende auf dem Hockenheimring Ende Juli. Nach 2022 kehrt Magny-Cours in den Kalender zurück, während in Barcelona erstmals das Finale des Sprintcups stattfindet, weil das Endurance-Finale bekanntlich nach Jeddah gewechselt ist. Bei der Auswahl der Strecken dürften die Kapazitäten der Anlagen ein entscheidendes Kriterium gewesen sein. Der sportlich erneut sehr sehenswerte Bronze-Cup musste im letzten Jahr zwei Mal „aussetzen“. Durch den Wegfall von Zandvoort und dem Ersatz in Magny-Course wird das Bronze-Championat somit nur in Brands Hatch fehlen.

Das Starterfeld beinhaltet wie im Endurance-Cup neun Marken. Eine Marke, die nur im Sprint-Cup vertreten ist, so wie mit Honda im letzten Jahr, findet sich nicht. Das Verhältnis der Klassen lautet wie folgt: Pro:11; Gold:5; Silber: 9; Bronze: 11 (Änderungen vorbehalten). Eines vorweg: Es gab im Vorfeld unterschiedliche Starterlisten, die die SRO veröffentlicht hat. Manche Teams haben kurzfristig die Klasse gewechselt und sind ggf. in Brands Hatch nicht am Start, weil sie dem Bronze-Cup angehören. Daher könnte es die ein oder andere Abweichung geben.

 Audi

Kurioserweise stellt die Marke, die sich aus den Programmen außerhalb der Formel 1 zurückzieht, den größten Anteil im Feld. Grund ist wie im Endurance-Cup das große Programm von Attempto Racing, die sich nach zwei erfolglosen DTM-Jahren rein auf die GTWC konzentrieren. Wie im Endurance-Cup stellt das Team aus Hannover vier R8 LMS Evo II. Trotz der Auflösung des Audi Werkskaders konnte das Team mit Ricardo Feller/Alex Aka und Christopher Haase/Lorenzo Ferrari zwei Pro-Wagen benennen. Wie im Endurance Cup ist es die erste Saison von Aka in der Topklasse der Fahrerkategorien. Feller konnte letztes Jahr mit Mattia Drudi den Titel im Sprintchampionat gewinnen. Dazu müssten noch zwei Wagen im Bronze-Cup ab dem Wochenende in Misano einsteigen, da Attempto vier Wagen genannt hat.

Neben Attempto kommen noch zwei Wagen von Sainteloc, bei denen die Entries erst kurz vor Saisonstart den Klassen zugeordnet wurden. Mit Gilles Magnus konnte das Team einen top-Fahrer aus den Audi-Reihen bekommen, der sich das Steuer mit Paul Evrard im Gold-Cup teilen wird. Der andere Wagen soll im Silber-Cup starten.

Das neue Team Concept Automobile Racing setzt einen Wagen im sehr schwach besetzten Gold-Cup ein, der nur fünf Teilnehmer beinhalten wird. Auf der ersten Version der Starterliste waren gar nur drei Wagen in der Klasse benannt. Mit Simon Gachet und Lucas Legeret konnte man zwei Piloten von Sainteloc abwerben.

Einen sehr kurzfristigen Audi-Einsatz wird Engstler Motorsport haben. Ursprünglich war geplant, die Sprintsaison mit einem Lamborghini in Zusammenarbeit mit Grasser Racing zu bestreiten. Die Kooperation wäre wenig überraschend gewesen, da Luca Engstler bekanntlich für das österreichische Team in der DTM unterwegs ist und jüngst im Sonntagsrennen von Oschersleben seinen ersten Laufsieg einfahren konnte. Somit war ursprünglich geplant, den R8 nur noch im GT Masters einzusetzen. Die Partnerschaft mit Grasser kam nicht zu Stande, womit der „alte“ R8 im Pro-Cup eingesetzt wird. Mit Luca Engstler, der nun zwischen dem Lamborghini in der DTM und dem Audi in der GTWC wechseln wird, und Max Hofer hat das Team ein starkes Duo aufgestellt. Da die anderen Audi-Besatzungen mindestens einen Unsicherheitsfaktor im Team haben, könnten die Beiden über den Saisonverlauf definitiv das beste Audi-Team werden.

 

Mercedes

Den Sprint-Cup konnte Akkodis ASP als einzigen Bestandteil der GTWC 2023 nicht gewinnen. Nach dem Abgang des Teams zum Lexus-Programm in der WEC sind noch fünf Mercedes im Sprint-Cup am Start. Ein Pro-Fahrzeug wird von Boutsen-VDS eingesetzt, die von Audi gewechselt sind. Mit Jules Gounon als letztjährigen Endurance-Meister und Maxi Götz, der in den letzten Jahren nach seinem DTM Titel von Team zu Team geschoben wurde, konnte die Truppe aus Belgien sofort ein top-Duo verpflichten. Im Silber-Cup ist weiterhin Aurelien Panis für das Team auch nach dem Markenwechsel am Start.

Dazu kommt ein Pro-Auto von Winward Racing, die in den letzten Jahren eher für Einsätze in den unteren Klassen bekannt waren. Das Duo Lucas Auer und Maro Engel dürfte die Speerspitze des Mercedes-Aufgebots stellen. Im Silber-Cup sind mit Reece Barr und Magnus Gastavson eher unbekannte Namen am Start.

Hinzu kommt traditionell der Einsatz von Madpanda – ebenfalls im Silber-Cup. Hier ist bis kurz vor Saisonbeginn nur Perez Companc als Teamchef und Fahrer in Personalunion benannt.

Im GT3-Sport hat Mercedes bei den Fahrerwahlen offensichtlich größere Freiheiten, da sie im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern keine LMDh- und WEC-Einsätze verantworten. Somit ist gewährleistet, dass auch auf der Sprintebene die bestmöglichen Duos am Start sind. Übrigens: Ein Start in der kompletten DTM-Saison, der GT World Challenge und WEC wäre möglich. Es wird keine Terminüberschneidungen geben. Schon erstaunlich, dass Rennserien wie die WEC/IMSA solche ausgeklügelten Kalender nicht hinbekommen.

Ferrari

Die Speerspitze von Ferrari stellt im Sprint-Cup erneut Emil Frey Racing. Die Mannschaft aus der Schweiz wird sich erneut auf Sprintdistanzen konzentrieren und ist somit das einzige Team, was nur im Sprint-Cup am Start sein wird. Beide Wagen werden im Pro-Cup eingesetzt, was die Einzigen von Ferrari sein werden. Mit dem Duo Vermeulen/Altoe sind zwei bewährte Fahrer am Start. Aitken aus der DTM kann nicht eingesetzt werden, da dieser noch für Cadillac in der IMSA unterwegs ist und es diverse Terminüberschneidungen mit der IMSA gibt. Im anderen Auto findet man neben Konsta Lappalainen eine Überraschung: Ben Green ist hier genannt, der in den letzten Jahren intensiv von BMW über die DTM Trophy und das GT Masters aufgebaut wurde.

AF Corse setzt beide Wagen im Silber-Cup ein – oder sollte ich besser sagen drei? Einer der 296 wird unter der Bezeichnung „Racing Team Turkey“ genannt. Das Team ist bislang vor allem im LMP2-Bereich aktiv gewesen mit Starts in der ELMS und in Le Mans. Hier starten Charlie Eastwood und Salih Yoluc neben ihren WEC-Einsätzen. Einer der Silber-Wagen von AF Corse ist interessanterweise mit Thomas Flemming und Eliseo Donno besetzt. Beide haben sich letztes Jahr in der höchsten Klasse der Ferrari Challenge einen erbitterten Titelkampf geliefert und waren offensichtlich nicht die besten Freunde! Wird interessant, wie dieses Duo auf menschlicher Ebene funktionieren wird.

Dazu kommt das Bronze-Fahrzeug von Sky Tempesta Racing, die nach einem Jahr McLaren wie so oft die Marke wechseln und zu Ferrari gehen. Fahrerisch darf man hier ab Misano die üblichen Verdächtigen erwarten.

 

 

Lamborghini

Die bekannten Teams wie Grasser und Iron Lynx konzentrieren sich auf die Langstrecke, wodurch beide Huracan von Barwell und ein Wagen von Imperiale Racing im Bronze-Cup eingesetzt werden. Hinzu kommt das Team GSM Racing aus Monaco, die im letzten Jahr hauptsächlich durch Fahrerrochaden auffielen, mit einem Einsatz im Silber-Cup. Bezeichnend, dass in der Entry List für Brands Hatch kein einziger Fahrer für das Team genannt ist.

Durch den Wegfall des geplanten Einsatzes zwischen Grasser Racing und Engstler, ist auch kein Grasser Lamborghini genannt. Da Barwell und Imperiale erst ab Misano einsteigen, kann ich zur Stunde nichts über die Fahrerpersonalien schreiben. Fakt ist, dass Lamborghini eine Übergangssaison im Sprint-Cup haben wird und namenhafte Piloten aufgrund DTM- und WEC-Einsätze nicht erwartet werden.

Porsche

Das Team Rutronik Racing ist mittlerweile mit Porsche-Einsätzen bestens vertraut und setzt wie im Endurance-Cup zwei 911 ein – einen im Pro-Cup und einen im Bronze-Cup. Im Pro-Cup sind Porsche-Neuling Patric Niederhauser, der seinerzeit mit dem Team in der Audi-Zeit Meister im ADAC GT Masters mit Kelvin van der Linde wurde. Sven Müller müsste im GT3-Sport erstmalig für das Team von Fabian Plentz am Start sein.

Ein weiteres bekanntes Team ist Dinamic Motorsport aus Italien, die bekanntlich ursprünglich zu Ford wechseln wollten. Nach dem geplatzten Deal konnte man ein gewohntes Porsche-Programm auf die Beine stellen. Überraschenderweise wird der Wagen jedoch im Bronze-Cup eingesetzt, was für die restlichen Teams aus der Klasse starke Konkurrenz bedeuten sollte.

Ein weiteres Team im Bronze-Cup ist das neue Team Schumacher CLRT mit einem Zusammenschluss zwischen dem französischen Autohändler Edouard Schumacher und Come Ledogar. Ähnlich wie im Falle Lamborghini, lässt sich zu den Aufstellungen von Porsche noch nicht viel sagen, da eben drei der vier Wagen im Bronze-Cup genannt sind. Es wird wie bei anderen Herstellern deutlich, dass Profi-Einsätze im GTWC Sprint Cup neben Aktivitäten in der WEC und DTM eher unbeliebt sind. Es wird deutlich, dass die langjährige Strategie von Ratel, das Feld „von hinten“ aufzufüllen, einmal mehr funktioniert!

 

BMW

Bemerkenswert ist das fortlaufende Engagement von WRT im GT3-Sport. Trotz eines umfangreichen WEC-Programms mit zwei LMDh-Fahrzeugen und zwei M4 ist nichts von einem Nachlassen des GTWC-Programms zu spüren. Für den Sprint-Cup werden wie im Endurance-Cup drei Wagen eingesetzt. Umso überraschender, dass gar zwei Pro-Wagen besetzt werden konnten. Wenig überraschend werden diese von Vanthoor/Weerts und Martin/Rossi pilotiert.

Hinzu kommt das Team Century Motorsport, die als amtierende Meister der British GT direkt das volle Programm der GT World Challenge mitnehmen mit einem Einsatz im Bronze-Cup.

 

Aston Martin

Das zahlenmäßig stärkste Team ist Comtoyou Racing und setzt identisch zum Endurance-Cup vier brandneue Aston Martin Vantage GT3 Evo ein. Die Belgier planen ein erstaunlich großes Programm in ihrem ersten Jahr mit der neuen Marke. Ein Begleitprogramm in der DTM hat das Team vorerst verschoben. Es wäre jedoch überraschend, wenn Comtoyou in den nächsten Jahren exklusiv in den SRO-Serien bleiben würde. Die Zeichen dürften hier klar auf Expansion stehen. Die Einsätze sollen sich auf 1x Pro-, 2x Silber- und 1x Gold-Cup verteilen. Komischerweise ist für Brands Hatch einer der Silber-Wagen nicht am Start. Dies könnte aufgrund des neuen Autos mit der Teileversorgung zusammenhängen. Der Pro-Wagen ist mit dem amtierenden Meister Mattia Drudi und Nicolas Baert besetzt, sprich zwei ehemaligen Audi-Fahrern.

 

McLaren

Nach dem Abgang von Sky Tempesta Racing hat McLaren den amtierenden Meister im Bronze-Cup an Ferrari verloren. Garage 59 wird als einziges Team zwei McLaren für die Sprintrennen einsetzen, einen im Pro-Cup und einen im Bronze-Cup. Benjamin Goethe ist dem Team treu geblieben und teilt sich das Steuer mit Tom Gamble in der top-Klasse.

 

Ford

Eine der großen Überraschungen der ursprünglichen Entry List war Ford in Verbindung mit Proton Competition. Zwar durfte man die Mannschaft von Christian Ried nach viele Jahren in der WEC auf der Langstrecke erwarten. Ein Einsatz für die fünf Sprint-Wochenenden wäre jedoch überraschend. Über Erfahrung in Sprintrennen verfügt das Team aus den letzten Jahren nur aus dem Porsche Carrera Cup. Wieso der Konjunktiv? Ursprünglich sollte das Team im Pro-Cup starten, weshalb das Fehlen in Brands Hatch eher ungewöhnlich ist. Wie im Falle des fehlenden Aston Martin von Comtoyou, könnten auch hier Lieferengpässe in der Ersatzteilversorgung eine Rolle spielen. Außerdem wird nächste Woche der WEC-Lauf in Spa stattfinden. Möglicherweise wird Proton im Verlauf der Saison am Start sein, um jeden Kilometer mit dem neuen Modell mitzunehmen.
*Nachtrag 04.05: Mittlerweile wurde von Ford bekanntgegeben, dass der Mustang generell im Sprint-Cup nicht am Start sein wird! Womöglich wäre der Aufwand neben GTWC Endurance, WEC und IMSA zu groß gewesen. Vor allem die diversen IMSA-Überschneidungen dürften der Grund für die Nichtteilnahme sein.

TV und Streaming

Wie schon in den letzten Jahren werden alle Qualifyings und Rennen + ggf. manche Trainingssession auf dem YouTube-Kanal „GT World“ mit deutschem, englischem und italienischem Kommentar übertragen. Dazu zeigt in der Regel Sky die Rennen live oder zeitversetzt mit englischem Kommentar, entweder außerhalb der F1-Wochenenden auf Sky Sport F1 oder auf einem der Sport-Optionskanälen, je nach Verfügbarkeit und Umfang des Programms.

Bildquellen: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery_meeting?filter_season_id=24&filter_meeting_id=215)

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