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ADAC GT Masters: Analyse Zandvoort

von Nils Otterbein
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Nach 2022 kehrte die Rennserie auf den Dünenkurs zur zweiten Saisonveranstaltung zurück. Das Starterfeld präsentierte sich abgesehen von einem Fahrerwechsel unverändert mit 16 Wagen. Das Wochenende war geprägt von Strafen und zwei recht dominanten Vorstellungen.

Samstag

Wie so oft begann die Zeitenjagd erst in der zweiten Hälfte der 20-minütigen Session. Diese sah erneut eine starke Mercedes-Vorstellung mit dem amtierenden Meister Elias Seppänen, der im Landgraf AMG vor David Schumacher landete, der in einem AMG GT4 vor einer Woche sein Debüt beim 24 Stunden Rennen am Nürburgring gab. Mit Jannis Fittje kam noch ein weiterer HRT Mercedes in die ersten beiden Startreihen hinter dem qualifikationsstarken Grasser Lamborghini von Benjamin Hites. Wegen eines undichten Kühlers konnte der FK Performance BMW von Leon Köhler und Maxime Oosten nicht die Qualifikation aufnehmen, die in Oschersleben das Sonntagsrennen gewannen. Der Land Audi der Holzem-Zwillinge musste aufgrund eines FCY-Vergehens vom Freitagstraining aus der Box starten: Statt der regulären 60 wurden über 200 Km/h gemessen! Da ist ein Start aus der Box noch eine recht milde Strafe. Zudem wurde der Emil Frey Ferrari von Alain Valente und Jean-Luc D’Auria nach hinten versetzt, da am Ferrari außerhalb des vorgeschriebenen Zeitkorridors vor der Qualifikation gearbeitet wurde.

Rennen 1

Der Verlierer der Startsequenz war eindeutig David Schumacher, der sich von Hites und Fittje austricksen lies und auf den vierten Platz zurückfiel. Seppänen konnte vorne schnell wegziehen und deutete eine dominante Vorstellung mit der Startnummer #1 an. Leon Köhler zeigte von hinten kommend eine ähnlich gute Pace und kam bereits nach der zweiten Runde in den Bereich der besten Zehn. Im Stint bildeten sich teils große Lücken, was die unterschiedlichen Fahrerniveaus verdeutlicht. Die Mercedes-Fraktion zeigte, dass im GT Masters mittlerweile die BOP eher zweitrangig zu sein scheint. Anders als in der DTM, wo teils amtierende oder ehemalige Meister aus der letzten Startreihe in die Rennen gehen!

Rund um die Fahrerwechsel setzte leichter Regen ein, was das Timing der Stopps interessant machte. Obwohl das Rennen auf „Wet Race“ deklariert wurde, blieben zwangsläufig alle auf Slicks. Leider verliert man als Zuschauer mehr denn je die Übersicht über die Geschehnisse während des zehnminütigen Fahrerwechsels. Oft zeigen die TV-Grafiken seit diesem Jahr wirre Zahlen an. Vorne veränderte sich eher wenig: Tom Kalender übernahm den Landgraf Mercedes in Führung liegend. Dahinter fand sich durch die kürzere Standzeit der Fach Porsche aus der Pro/Am-Klasse wieder, der jedoch mit Alexander Schwarzer schnell wieder zurückfiel, nicht zuletzt aufgrund einer Penalty Lap, die wegen Überschreitung der Geschwindigkeit an der Box verhängt wurde. Dazu bekamen drei weitere Fahrzeuge aus dem hinteren Bereich des Felds unterschiedliche Strafmaße aufgrund von Unterschreitung der Mindeststandzeit.

Für Walkenhorst Motorsport ergab sich die Chance auf das serienübergreifend erste Podium mit Aston Martin als neue Marke, da Mike David Ortmann von Dennis Bulatov auf dem dritten Rang übernehmen konnte. Für das Duo Schumacher/Owega ging der mittelmäßige Samstag weiter, indem er im zweiten Stint hinter den BMW Maxime Oosten zurückfiel. Vorne zeigte Tom Kalender, dass er direkt in seinem Debütjahr auf einem Niveau mit anderen AMG-Piloten unterwegs ist. Schlussendlich betrug der Vorsprung des Landgraf Mercedes über 16 Sekunden auf den Rest der Welt. Das Team sieht sich neben Schnitzelalm Racing, die für das nächste Event am Nürburgring einen Gaststarter planen, als Nachwuchsschmiede für den Fahrerpool von Mercedes und plant demnächst auch Starts in der NLS.

Hinter dem Podium mit Seppänen/Kalender, Hites/Zimmermann und Bulatov/Ortmann ereignete sich ein recht unterhaltsames und enges Rennen. Finn Wiebelhaus rette den vierten Platz knapp vor Oosten und Owega ins Ziel. Wie schon in Oschersleben überraschte der Joos-Porsche der Kapfinger-Zwillinge mit dem siebten Rang.

Sonntag

Für Emil Frey Racing ging das enttäuschende GT Masters-Wochenende weiter. Jean-Luc D’Auria drehte sich Ausgangs der mittlerweile überhöhten Hugenholtz-Bocht und konnte die Quali erst Minuten später fortsetzen. Das hatte zur Folge, dass die gezeiteten Runden noch später als üblich begannen. Die Session sah eine starke Pace der Lamborghinis, die noch am Samstag zehn Kilo zuladen mussten. Ohnehin war das Wochenende in beiden GT3-Serien geprägt von diversen BOP-Änderungen nach jeder einzelnen Session. Meine Meinung: Man kann es auch übertreiben! Wer soll das noch nachvollziehen?

Die Pole sicherte sich ursprünglich Tim Zimmermann, der jedoch eine „+3“ bekam, da er den Mercedes von Tom Kalender blockierte. Somit rückte Simon Connor Primm im Paul Lamborghini auf die Pole vor Owega und Ortmann. Mike David Ortmann zeigte im Aston Martin, dass Walkenhorst nach Auftritten in diversen Meisterschaften besser mit dem neuen Modell klarzukommen scheint. Der tabellenführende Landgraf Mercedes wurde ans Ende des Feldes gesetzt, da ein zu großer Teil des mächtigen Kühlergrills abgeklebt wurde.

Beim Thema Strafen möchte ich die gleiche Frage aufwerfen, wie beim Thema „BOP“: Wer soll das noch verstehen? Im Rennen wurde es jedenfalls nicht besser. Wenn selbst erfahrende Top Teams immer wieder Strafen für Vergehen kassieren, läuft irgendwas schief! Jedenfalls wird die Strafenorgie und „BOP-Änderungsorgie“ aus Zandvoort nicht zwingend dazu führen, dass sich Teams für Gaststarts entscheiden werden, um das etwas dünne Feld aufzubessern.

Rennen 2

Simon Connor Primm konnte sich am Start (zunächst) durchsetzen und das Feld vor Salman Owega, Mike David Ortmann und Tim Zimmermann anführen. Nach fünf Minuten kam die erste Safety-Car-Phase des Wochenendes, da der Engstler Audi von Jonas Karklys im Kies stand. Nach dem Restart wurde das Feld bunt durchgemischt, da es zu einer Vielzahl an Strafen aufgrund des Startprozederes kam, u.a. beim führenden Paul Lamborghini. Wenn ich die Szenerie richtig überblickt habe, mussten fünf Piloten zu einer oder mehrerer Penalty Laps antreten mit Owega, Wiebelhaus, Zimmermann, Primm und Holzem. Der neue Stand nach dem Restart sah damit den Walkenhorst Aston Martin in Führung vor den beiden FK BMW von Oosten und Eduardo Coseteng. Da die Penalty Laps sehr zeitnah abgesessen werden müssen und sich das Feld nach dem Restart dicht zusammenbefand, hatte das Strafmaß eine größere Auswirkung als üblich.

Vor dem Fahrerwechsel ging Oosten an Ortmann noch vorbei und übernahm die Führung, was der Grundstein für den zweiten Saisonsieg sein sollte. Hinter den beiden fand sich nach dem Fahrerwechsel der Fach Porsche mit Alexander Fach wieder. Damit ergab sich für die einzige Pro/Am-Paarung im Feld eine große Podestchance, da Alexander Schwarzer durch die diversen Strafen und die SC-Phase weitaus weniger Boden als üblich verlor. Alex Fach ist nach einigen Jahren im Porsche Cup durchaus in der Lage, eine solche Track Position zu halten.

Leon Köhler zog vorne ähnlich souverän weg wie Seppänen/Kalender am Samstag. Hinzu kam, dass dem BMW eine Erhöhung des Ladedrucks gewährt wurde, was den Rennspeed bereits am Samstag stark werden ließ. Eine kurze FCY-Phase, die durch einen Reifenschaden von Kvanda Mokoena im dritten HRT Mercedes ausgerufen wurde, hatte großen Einfluss auf die Podestplätze. Dennis Bulatov ging auf dem zweiten Platz liegend zu spät ans Gas und fiel schlagartig hinter Alexander Fach, David Schumacher und Michael Kapfinger zurück. Aufgrund einer Lamborghini-internen Kollision zwischen Jonas Greif und Benjamin Hites kam es noch zu einer weiteren SC-Phase, die jedoch keine Änderungen mehr brachte.

Hinter dem BMW von FK Performance konnte Fach den zweiten Platz vor David Schumacher halten. Damit holten Schumacher/Owega ihren ersten Podestplatz der Saison, überraschend spät erst im vierten Saisonrennen. Erstaunlich war die Tatsache, wie viele Sekunden noch Dennis Bulatov auf den Porsche der Kapfinger-Brüder verlor und keine Chance mehr auf den vierten Rang hatte. Einen schwachen Sonntag erlebten die Tabellenführer Kalender/Seppänen, die auf dem achten Platz ins Ziel kamen. Kein Vergleich mit der Leistung von Oosten/Köhler am Samstag, die ebenfalls von hinten ins Feld gingen. Zwischen diesen Fahrerduos steht es nun 2:2, was Siege angeht.

Diese beiden Duos haben damit selbstredend einen kleinen Vorsprung in der Tabelle. Wiebelhaus/Fittje sind Dritte vor dem überraschend starken Duo der Kapfinger-Brüder, die man vor der Saison nicht unbedingt vor Zimmermann/Hites und Owega/Schumacher gesehen hätte.

Weiter geht es Mitte Juli am Nürburgring im Rahmen des Truck Grand Prix. Erstmals wird dann das neue „40-80-Format“ zum Einsatz kommen, sprich ein kurzes 40 Minuten Rennen am Samstag, was einem 80 Minuten Rennen mit zwei Stopps, inkl. einem Tankstopp am Sonntag folgt. Man darf gespannt sein, wie das Format von den Teams angenommen wird!

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2956,3067)

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1 Kommentare

Carlo B. 11 Juni, 2024 - 09:51

Ich war bei den Rennen in Zandvoort dabei. Die Atmosphäre war wirklich, wie du es beschreibst! Die Strafen und BOP-Änderungen waren ein wenig frustrierend. Es fühlte sich an, als ob die Regeln manchmal mehr im Fokus standen als die eigentliche Rennaktion.

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