BMW-Pilot Jake Hill holte sich bei den BTCC-Rennen in Thruxton zwei weitere Erfolge und profitierte dabei u.a. von einer Strafe gegen Hyundai-Pilot Tom Ingram. Dem amtierenden Champion Ash Sutton gelang im dritten Lauf der erste Saisonsieg.
Die Pole Position für den ersten Lauf hatte sich Tom Ingram mit einer eindrucksvollen Runde auf dem Hochgeschwindigkeitskurs gesichert. Der Hyundai-Pilot kam bei Start zum Rennen jedoch schlecht weg (kurioser Grund: in Thruxton kann man die Ampel vom ersten Startplatz aus nicht gut einsehen) und so zogen der aus der zweiten Reihe gestartete Jake Hill sowie die NAPA-Fords von Ash Sutton und Dan Rowbottom vorbei.
Hill führte also vor Cammish und Sutton, während es dahinter Ingram gelang, wenigstens eine der verlorenen Positionen gegen Rowbottom wieder gut zu machen. Im weiteren Rennverlauf pendelte der Vorsprung von Hill dann immer mal wieder zwischen einigen Sekunden und weniger als einer Sekunde. In die Position für eine ernsthafte Attacke kam Cammish aber nie und musste sich in den letzten drei Runden auch mehr auf seinen den Druck erhöhenden Teamkollegen Sutton konzentrieren.
Nach seinem Doppelerfolg in Snetterton feierte Jake Hill am Ende also Saisonsieg Nummer drei vor Dan Cammish und Ash Sutton. Für Tom Ingram blieb nach dem anvisierten Sieg lediglich der vierte Platz, den der Champion des Jahres 2022 vor Dan Rowbottom über die Ziellinie bringen konnte. Josh Cook, Tom Chilton, Adam Morgan, Colin Turkington und Árón Taylor-Smith komplettierten die Top Ten.
Im zweiten Lauf brannten dann sowohl Ash Sutton als auch Tom Ingram darauf, Hill von einer weiteren entspannten Fahrt an der Spitze abzuhalten. Sutton schnappte sich gleich beim Start Platz zwei von Teamkollege Cammish und gegen Ende der ersten Runde ging auch Ingram am Ford vorbei, kürzte dabei jedoch – und darüber wird ein paar Zeilen weiter unten noch zu reden sein – die Schikane ab, um – wie Ingram es schildert – eine Kollision mit Cammish zu vermeiden.
In den folgenden Rennrunden setzten Sutton und Ingram mit Cammish im Schlepptau Hill zunehmend unter Druck und schaffte es im Gegensatz zum ersten Lauf tatsächlich den führenden BMW nicht entwischen zu lassen. In der vierten Runde zog sich dann jedoch über Sutton Ungemach zusammen: Weiße Rauchzeichen vorne links versprachen nichts Gutes. An Suttons Ford hatte sich der Frontsplitter gelöst – eine Folge von einem leichten Rempler gegen Hill in der ersten Runde – und schliff nun wahlweise über den Boden und/oder gegen das Radhaus, das wiederum am Vorderreifen schliff.
Sutton zeigte sich zwar gänzlich unbeeindruckt von dieser neuen Eigenschaft seines Arbeitsgeräts, konnte Ingram auf Dauer aber doch nicht mehr halten und musste den Hyundai-Piloten schließlich vorbeiziehen lassen. Ingram setzte sich sogleich an die Stoßstange des führenden BMWs von Hill und konnte diesen wenige Umläufe später schließlich in einem Mega-Manöver in der ultraschnellen Church Corner überholen.
Ingram kreuzte am Ende als erster die Ziellinie vor Hill und Cammish, der angesichts des ihn einbremsenden schleifenden Frontsplitters freundlicherweise von Sutton vorgelassen wurde. Und nachdem Ingram sich über den Sieg gefreut, den Pokale entgegengenommen und Interviews gegeben hatte, dachte sich die Rennleitung: „Moment, da war doch was. Irgendwas mit Schikane. Richtig! Die hatte er ja abgekürzt! Hier, nimm, Zeitstrafe und zurück auf Platz drei.“
Gut, kann man so entscheiden. Ingram war zwar bei dem Manöver, das sich in der ersten Rennrunde abgespielt hatte, mehr oder weniger schon an Cammish vorbei, als er die Abkürzung nahm, um – und da kann man ihm durchaus glauben – eine Kollision zu vermeiden. Aber abgekürzt ist halt abgekürzt und kann eigentlich nicht mit einem Überholmanöver einhergehen. Cammish selbst musste durch Ingrams Attacke zudem etwas rumpliger durch die Schikane fahren und verlor dadurch kurzzeitig eine Position an Josh Cook, was dann auch die Herleitung der Strafe war: Hätte Ingram die Schikane ebenfalls durchfahren, hätte er zum einen möglicherweise doch nicht die Position gegen Cammish gut gemacht und zum anderen eventuell ebenfalls eine Position an Cook verloren. Was mich bei der Entscheidung nervt ist einfach, dass sie erst nach Rennende gefällt wurde und wir somit keinen richtigen Sieger hatten. Aber vermutlich wollte man sich erst noch die Sichtweisen von Ingram und Cammish anhören, bevor man eine Entscheidung fällt.
Somit siegte Jake Hill also zum zweiten Mal an diesem Tag vor Dan Cammish. Hinter dem auf Platz drei zurückgefallen Tom Ingram belegte Dan Rowbottom, der es ebenfalls schaffte am angeschlagenen Teamkollegen Sutton vorbeizugehen, Platz vier. Sutton wiederum schaffte es dahinter immerhin Platz fünf vor Josh Cook und Colin Turkington, die ihrerseits in einen langen Kampf verstrickt waren, nach Hause zu bringen. Adam Morgan, Árón Taylor-Smith und Rob Huff komplettierten die Top Ten.
Für den dritten Lauf bekam dann Adam Morgan die Pole Position zugelost und der BMW-Pilot, der immer noch auf seinen ersten Sieg im Werksauto von WSR wartet, kam beim Erlischen der Ampel auch gut weg und behauptete zunächst souverän die Führung vor Josh Cook, der am schlecht gestarteten Colin Turkington vorbeigehen konnte. Ausgangs des Complex geriet Turkington, der ohnehin ein eher schwaches Wochenende hinlegte, mit Dan Rowbottom aneinander, was einen Einschlag in die Reifenstapel für den Ford-Piloten zur Folge hatte, während Turkington weiterfahren konnte.
In diesem Lauf war es dann aber vor allem Ash Sutton, der zur Bestform aufdrehte. Zu Beginn der zweiten Runde auf Platz fünf liegend, schnappte er sich zunächst Turkington und schließlich auf dem langen Vollgasstück zwischen Church und Schikane Teamkollege Cammish. Mit den beiden zuvor überholten im Schlepptau robbte Sutton sich dann Stück für Stück an Josh Cook heran, der seinerseits versuchte, den führenden Adam Morgan unter Druck zu setzen.
Dass Morgan an der Spitze nicht das Tempo seiner Verfolger gehen konnte, kam diesen natürlich entgegen und die offene Frage war nur, ob es Cook gelingen würde an Morgan vorbeizugehen, um sein Heil in der Flucht zu suchen oder ob Sutton noch vorher Cook überholen würde. Die Antwort folgte dann in der siebten Runde, als sowohl Sutton als auch Cammish am Toyota-Piloten vorbeiziehen konnten.
Nur anderthalb Umläufe später war dann auch Morgan fällig, den Sutton in einem sehenswerten Manöver ausgangs des Complex verlud und die Führung übernahm. Teamkollege Cammish konnte erneut profitieren und ging ebenfalls am BMW vorbei, der dann später nach einer kurzen Saftey Car-Phase zur Bergung des liegengeblieben Hyundais von Tom Chilton, auch noch den dritten Platz an Tom Ingram verlor.
Der Hyundai-Pilot hatte dabei erneut die Schikane abgekürzt, aber dieses Mal dabei nach einhelliger Meinung aller tatsächlich eine Kollision mit dem viel zu spät bremsenden Morgan vermieden. Wenige Umläufe zuvor hatte Ingram bereits Jake Hill an gleicher Stelle überholt und dabei dieses Mal ganz brav die Schikane durchfahren.
Ash Sutton holte sich am Ende also seinen längst überfälligen ersten Saisonsieg 2024 vor Dan Cammish, der drei Mal hintereinander auf Platz zwei die Zielflagge gesehen hatte, und Tom Ingram. Adam Morgan, Jake Hill, Colin Turkington, Árón Taylor-Smith (zum dritten Mal an diesem Tag bester Independent-Fahrer), Rob Huff und Ronan Pearson komplettierten die Top Ten.
Die Ergebnisse der drei Läufe aus Thruxton können hier im Detail studiert werden.
In der Meisterschaft führt Ash Sutton mit 5 Punkten vor Thruxton-Doppelsieger Jake Hill. Tom Ingram ist Dritter mit 14 Punkten Rückstand, während Colin Turkington nach seiner eher schwachen Vorstellung in Thruxton Punkte eingebüßt hat und nun mit 33 Punkten Rückstand auf dem vierten Platz liegt. Einen großen Sprung nach vorne hat Dan Cammish gemacht, der nun auf Meisterschafts-Rang fünf mit 40 Zählern Rückstand zur Spitze liegt.
Die BTCC gastiert am kommenden Wochenende für die Saisonrennen 13, 14 und 15 auf dem malerischen Kurst von Oulton Park. Jake Hill war hier im vergangenen Jahr mit zwei Siegen erfolgreich – eventuell ja ein gutes Omen für den BMW-Piloten, seine Serie an Doppelsiegen weiter fortführen zu können und Ash Sutton die Meisterschaftsführung streitig zu machen.
Bilder: btcc.net
1 Kommentare
[…] wir mit einem kleinen Exkurs ins Reifenreglement starten. Nachdem bei den vorherigen Läufen in Thruxton ausschließlich die härteste Reifenmischung zur Verfügung stand und bei den Rennen in Snetterton […]
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