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Formel Eins: Vorschau GP von Spanien 2024

von DonDahlmann
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Kaum eine Strecke kennen die Teams besser als die Strecke in Barcelona. Sie eignet sich hervorragend für Tests und deswegen werden wir in Spanien auch wieder viele Updates sehen.

Man kann ja nun wirklich nicht sagen, dass Red Bull in einer Krise steckt. Aber verschiedene Medien würden das gerne tun, nachdem Verstappen mal ein Rennen verloren hat und in Kanada „nur“ knapp gewinnen konnte. Der RB20 hat seine Schwächen, vor allem auf langsamen und welligen Strecken. Curbs mag er auch nicht so. Was darauf hindeutet, dass Adrian Newey in diesem Jahr noch mehr Abtrieb über den Unterboden erzeugt und dafür eine relativ starre Bodenfreiheit benötigt. Das bedeutet auch, dass man relativ wenig Spielraum bei der Abstimmung hat. Ein Problem, das Mercedes aus dem Jahr 2022 und 2023 kennt.

Es erklärt auch, warum Red Bull meist den gesamten Freitag benötigt, um das perfekte Setup für das Auto zu finden. Und es erklärt auch, warum Perez sich etwas schwerer tut in den letzten Rennen. Während Verstappen so gut ist, dass er um die Probleme des Autos herumfahren kann, benötigt der Mexikaner bekanntermaßen ein ziemlich perfekt abgestimmtes Auto, dass zu seinem Fahrstil passt. Das Problem teilt er mit anderen Fahrern, wie zum Beispiel Daniel Ricciardo.

Die Abstände an der Spitze sind aber nicht kleiner geworden, weil der RB20 schlechter wäre als das Vorjahresmodell, sondern weil Ferrari und McLaren aufgeholt haben. Newey hatte bei der Vorstellung des diesjährigen Autos erwähnt, dass man ein neues Konzept gewählt hat, weil man wusste, dass die Konkurrenz näher kommen würde. Genau das ist passiert. Aber jetzt kommt mit Spanien eine Strecke, auf der man dann sehen kann, wie die Hackordnung in der F1 aussieht.

Barcelona vereint bekanntermaßen alles, was man auf anderen Strecken findet. Eine lange Gerade, extreme schnelle, kurvenreiche Passagen, mittel schnelle Kurven und einen engen letzten Sektor. Wenn ein Auto hier gut funktioniert, dann geht es auch auf den anderen Strecken gut. Vor allem auf den folgenden Kursen von Silverstone und dem Red Bull Ring.

Das ist auch der Grund, warum die Teams meist in Spanien große Updates mitbringen. Früher leitete das Rennen die Europa-Saison ein, mittlerweile kommt das Rennen etwas später in der Saison, aber noch rechtzeitig um die erste Update-Welle zu testen, um mit den Daten dann die Herbst-Updates vorbereiten zu können.

Zwei Teams werden das Rennen mit besonderer Anspannung erwarten. Ferrari und Mercedes. Die schwache Vorstellung der Roten in Kanada war schon ein wenig alarmierend. Dass einem manche Strecken nicht liegen, ist klar. Dass Ferrari, zumindest direkt am Wochenende, keine Antwort auf die Probleme fand, ist dann etwas mehr besorgniserregend. Auch das kann passieren, vor allem, wenn das Wetter so oft wechselt wie in Montreal. Aber es könnte auch auf ein fundamentales Problem mit dem Ferrari hindeuten. Ich glaube nicht, dass das Auto grundsätzlich schlecht ist und das letzte Update war ja auch erfolgreich. Aber haben Red Bull, McLaren und Mercedes das Italiener mittlerweile überholt?

Das würde Mercedes auch gerne wissen. Das Auto zeigte sich über die letzten Rennwochenenden stark verbessert. Aber eine Schwalbe (Montreal) macht noch keinen Sommer (an Red Bull dran). Toto Wolff gab zu, dass man nicht einschätzen könne, wie gut das Auto in Spanien sein würde. Die Daten würden dies bestätigen, aber mit den Daten ist man ja etwas vorsichtig geworden. Es wäre für Fans natürlich gut, wenn sich zu Mercedes wieder vorn melden könnte und ein weiteres Update soll dem Chassis in Spanien weiterhelfen.

Bei Aston Martin wünscht man sich das auch. Mick Krack verteidigte das Abschneiden seines Teams in dieser Saison damit, dass man noch „im Wachstum sei“ und „unrealistische Erwartungen“ dann unfair seien. Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass man die guten Ergebnisse des Aston in den ersten Rennen der letzten Saison, vielleicht bewertet hat. Nicht Aston war so stark, Ferrari, McLaren und Mercedes waren so schlecht, weil die Konzepte nicht passten.

Sicher ist aber, dass die Entwicklung bei Aston ins Stocken geraten ist. Das letzte Update hat das Auto schwieriger zu fahren gemacht, worunter paradoxerweise Alonso mehr zu leiden scheint als Lance Stroll. Aber Aston hat über den Winter nicht nur nicht mehr aufgeholt, man hat gegenüber den Top 4 an Zeit verloren. Dazu kommt, dass man auch nicht aufholt. Daher ist es kein Wunder, dass sich die Gerüchte bei Aston stapeln.

Seit Längerem heißt es, dass man Matteo Binotto dran sei, dessen „Gardening Leave“ seit seinem Rauswurf bei Ferrari mittlerweile abgelaufen ist. Binotto soll als eine Art CTO im Team installiert werden. Ob er dann auch Krack ablöst, ist nicht klar. Ebenso will man Adrian Newey bei Aston gesehen haben. Aber Newey hat wohl auch Angebote von Ferrari, Mercedes und Williams. Ums Geld wird es ihm vermutlich nicht an erster Stelle gehen, sondern eher darum, wie viele Freiheiten er hat. Daher würde ich die Chancen von Williams und Aston gar nicht so klein einschätzen.

Williams hat angekündigt, dass man in Spanien das erste wirklich große Update bringen will. Das ist auch bitter nötig, das Team ist dieses Jahr nicht so gut unterwegs, wie im letzten Jahr. Das Update wird auch zeigen, wie die neuen Strukturen, die James Vowles eingebracht hat, funktionieren. Passt das Update, ist man auf dem richtigen Pfad für 2025.

Auf dem Fahrermarkt gibt es im Moment noch wenig Bewegung. Erstaunlich ist, wie wenig Möglichkeiten Carlos Sainz hat. Theoretisch bleiben ihm Sauber/Audi, Williams, Haas und Alpine. Alle anderen Teams sind besetzt. Haas und Alpine scheiden wohl aus, bleiben Audi und Williams. Auch nicht besten Lösungen für jemanden, der bewiesen hat, dass er ganz vorn mitfahren kann. Die Frage wird sein, wo Sainz mehr Potenzial sieht wieder an der Spitze mitfahren zu können.

Williams ist noch weit entfernt, aber sichtbar besser unterwegs, als Sauber. Ob Audi mit all den internen Konzernproblemen das Team schnell auf Vordermann bringen kann? Da scheint Williams im Moment die bessere Option. Vielleicht hängt es bei Williams auch daran, ob man Newey bekommt (siehe oben). Die beste Lösung wäre vermutlich, wenn Aston Martin sich Sainz sichert. Aber dafür müsste man Lance Stroll herauswerfen und das wird wohl eher nicht passieren.

Audi ist die Warterei auch ein wenig leid und sondiert wohl auch mit Ocon und Gasly. Ocon ist schnell, keine Frage. Aber er ist auch kein sonderlich guter Teamplayer, wie man mehrfach gesehen hat. Ich bin mir sehr sicher, dass er auch mit Hülkenberg aneinandergeraten würde. Ich habe Gasly auch immer für den etwas reiferen Fahrer gehalten, insofern würde ich Gasly nehmen, wenn ich bei Audi wäre.

Mercedes wird wohl Antonelli ins Auto bringen. Dort ist man zunehmend irritiert darüber, dass Russell unter Druck immer wieder Fehler macht. Singapur im letzten Jahr, Kanada in diesem Jahr. Allgemein mehren sich die Stimmen (aus den Medien), die skeptisch sind, was Russell angeht. Schnell ist er, aber hat er das Format, einen WM-Titel zu holen?

Haas wird sicherlich Magnussen behalten und dazu Olli Bearman ins Team nehmen. Andere Lösungen sehe ich für das Team eher nicht. Magnussen mag seine Schwächen haben, aber er ist ein guter Entwickler und kann Bearman an die Hand nehmen.

Bleibt Alpine. Niemand will so richtig dahin. Vielleicht steigt die Lust der Fahrer etwas mehr, sollte sich das Gerücht bestätigen, dass man den Renault-Motor aufgibt. Offen gesagt wundert mich das Gerücht zu diesem Zeitpunkt etwas. Eigentlich müsste man ja schon dabei sein, den Antrieb für 2026 zu bauen. Der Motor mag sicherlich erst noch in der Testphase sein, aber die ersten Exemplare sollten schon laufen. Wenn man den eigenen Motorbau einstellen will, wäre das überraschend. Und das Eingeständnis, dass man es nicht hinbekommt. Aber das ist ja schon seit 10 Jahren der Fall. Die Frage ist dann aber, wer Alpine einen Motor geben würde.

Strategie:
Traditionell gibt es in Spanien C1, C2 und C3. Die Auswahl ist einerseits nachvollziehbar, weil die Reifen mehrfach enorm belastet werden. Allerdings hätte ich gerne mal eine Abwechslung bei den Reifen. Ein sich wiederholendes Element der letzten Jahre ist, dass die Reifen immer einen Ticken zu hart sind. Wenn man in Spanien mit einem Satz C1 mehr als die Hälfte des Rennens bestreiten kann, stimmt was nicht. Ich kann verstehen, dass Pirelli aus Imagegründen keine Reifen haben will, die sich schnell auflösen, aber man hätte ja zumindest die Möglichkeit gehabt, die Mischungen zu spreizen. C0, C3 und C4 wären doch eine schöne Variante gewesen. Der C4 ist kein Rennreifen, der C3 würde den C0 abhängen, aber zum Preis von mehr Stopps.

Das diesjährige Rennen findet drei Wochen später als 2023 statt, sodass es heißer sein könnte, was einen weiteren Faktor für das Reifenmanagement darstellen könnte. Dieses thermische Problem könnte dem C3 zum Nachteil gereichen, während im letzten Jahr diese Mischung sogar im Rennen recht konkurrenzfähig war und von 16 der 20 Fahrer für den ersten Stint gewählt wurde. Was ein weiteres Signal dafür ist, dass man zu konservativ bei der Reifenwahl ist.

Was die Strategie betrifft, so dürfte ein Zweistopprennen die schnellste Option sein, wobei möglicherweise alle Mischungen zum Einsatz kommen. Wenn die Abnutzung höher ist, könnte sogar ein Dreistopp-Stopp möglich sein, zumal das Rennen im vergangenen Jahr bewiesen hat, dass das Überholen einfacher ist als in der Vergangenheit.

Bilder: Pirelli

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