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ADAC GT Masters: Analyse Hockenheim

von Nils Otterbein
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Das ADAC GT Masters beendete die Saison am letzten Wochenende in Hockenheim. Leider konnte die Rennserie mit den spannenden Meisterschaftsentscheidungen in der DTM und der ADAC GT4 Germany nicht mithalten. Dennoch wurde ein sehr unterhaltsames Abschlussrennen geboten.

Nach der abgelaufenen Saison ist zusammenzufassen, dass die Rennserie die fast existenzbedrohende Talsohle aus 2023 überwunden hat. Mit 16 Stammautos und immer wiederkehrenden Gaststartern wurden meist unterhaltsame Rennen geboten. Das neue Konzept mit einer Juniorwertung für die „Road to DTM“ und einer Pro/Am-Klasse wird von einigen Teams gut angenommen und lässt auf ein noch besseres Starterfeld ab 2025 hoffen. Um es vorwegzunehmen: Auch 2025 wird es wieder sechs Wochenenden geben, davon ganze drei außerhalb des DTM-Umfelds, was drei Mal ein Endurance-Format verspricht, das 2024 erstmals angewandt wurde. Erwähnenswert wird ein geplantes Wochenende auf dem Salzburgring, möglicherweise als Testevent für die DTM 2026. Doch nun zum finalen Wochenende der abgelaufenen 2024er Saison.

Samstag

Ungewöhnlicherweise wurde die Qualifikation für das Samstagsrennen erst nach dem DTM-Qualifying ausgetragen. Das 17 Auto starke Feld, was neben den Stammteilnehmern einen Mercedes von Schnitzelalm Racing beinhaltete, ging teilweise mit Slicks und teilweise mit Regenreifen in die 20-minütige Session. Unmittelbar zuvor hatte Kelvin van der Linde mit Regenpneus seine Bestzeit in der DTM einfahren können.

Wie so häufig waren die Mercedes tonangebend, was eine Meisterschaftsentscheidung für den Samstag prophezeite. Überraschenderweise konnte sich Marcel Marchewicz im angesprochenen Schnitzelalm Mercedes die Pole vor Tom Kalender sichern, die damit eine ideale Ausgangslage hatten. Salman Owega im besten HRT-Mercedes und der Joos Porsche der Kapfinger-Zwillinge sicherten sich die zweite Reihe. Die Joos-Mannschaft zog, analog zu einigen Taktiken aus der DTM-Qualifikation, Regenreifen für die letzten Minuten auf. Der FK Performance BMW von Maxime Oosten machte seiner chronischen Qualifikationsschwäche alle Ehre und landete nur dem elften Platz. Was die Startplatze in den letzten Rennen angeht, war der BMW allenfalls ein Mittelfeldauto, auch wenn sie im Rennen meist das Maximum rausholten.

Rennen 1

Mit einer Dreifach-Führung für die Mercedes aus drei verschiedenen Teams ging es in die Startrunde, die nach einer Kollision zwischen Max Reis und dem Joos Porsche der Kapfingers in eine Safety-Car-Phase führte. Hinter den drei Mercedes von Marchewicz, Owega und Kalender konnte mit einem hochmutigen Bremsmanöver in der Haarnadel Jean-Luc D’Auria im Emil Frey Ferrari einige Plätze gutmachen.

In der Folge ging es mit einem sehr ruhigen Rennen weiter. Alle spulten den Stint weitgehend problemlos ab. Nur der angesprochene Emil Frey Ferrari fiel auf, als dieser Eingangs Start-Ziel einen Styroporblock zerfetzte. Der Gaststarter ging als Führender ins Wechselfenster. Owega und Kalender gingen bereits in den ersten beiden möglichen Runde zum Fahrerwechsel an David Schumacher, bzw. an Elias Seppänen. Der HRT-Mercedes von Schumacher ging damit vor Jay-Mo Härtling im Schnitzelalm AMG und Seppänen in Führung. Härtling absolvierte seine erste Saison im GTC-Race als dortiger GT3-Förderpilot im AMG des gleichen Teams mit Julian Hanses als Teamkollegen. Hinter den drei Besagten reihten sich zunächst mit Alexander Fach und Taylor Hagler im Grasser Lamborghini zwei Autos aus der Pro/Am-Wertung mit 15 Sekunden weniger Standzeit ein. Der Emil Frey Ferrari musste mit Alain Valente in eine Penalty-Lap wegen Speeding in der Boxengasse und verlor Plätze gegen Leon Köhler, der nur noch dem Vizetitel entgegenfuhr und dem Land Audi der Holzem-Zwillinge, die ihre stärkstes Saisonwochenende hatten.

Nachdem die Top4 weit getrennt waren, wurde das Rennen aufgrund der Durchmischung mit Pro/Am-Besatzungen dahinter deutlich enger. Köhler verlor gar einen Platz gegen den Land Audi, da er zunächst an der Amerikanerin Taylor Hagler nicht vorbeikam. Vorne war das Rennen genau wie die Art der beiden Meister: Ruhig und Souverän! Schumacher konnte den dritten Saisonsieg nach Hause fahren vor den überraschenden starken Gaststartern, die beim letzten Auftritt eher blass geblieben sind. Für Seppänen reichte der dritte Platz vor dem Pro/Am-Sieger von Fach Autotech locker aus. Damit ist der Finne der erste Fahrer, der den Titel in der fast 20-jährigen GT Masters Geschichte verteidigen kann. Für das Team Landgraf ist es nach Raffaele Marciello 2022 und Salman Owega/Seppänen 2023 schon der dritte Fahrermeistertitel in Folge. Schon erstaunlich, dass sich ein großes Team wie HRT mit drei Stammautos, dem eher kleineren Team immer wieder geschlagen geben muss.

Für den BMW von Köhler/Oosten gab es rein gar nichts zu holen. Am Ende bekam er noch Druck von Jannis Fittje und konnte nur den sechsten Platz halten, bei dem eine Position wegen der Penalty Lap des Ferraris praktisch geschenkt wurde. Am Sonntag ging es laut Elias Seppänen nochmal darum, Spaß zu haben, während das Team laut Teamchef schon mal das Feiern trainierte.

Sonntag

Alle 17 konnten auch in den hochnebligen und grauen Sonntag gehen. Dies betraf ebenso den Joos Porsche, der eine größere Beschädigung als hatte. Es entstand trotz der hohen Luftfeuchte eine „normale“ Quali mit allen Zeiten in den letzten zehn Minuten. Es wurden bemerkenswert gute Rundenzeiten gefahren, was bei den Fernsehbildern nicht zu vermuten war. Alle relevanten Entscheidungen waren zu diesem Zeitpunkt schon entschieden: Road to DTM für Elias Seppänen; Teamwertung für HRT und der Pro/Am-Cup für Schwarzer/Fach.

Alain Valente konnte sich dieses Mal die Pole sichern, was nach Spa erneut eine Sonntagspole für Emil Frey Racing war. Im Vergleich zur World Challenge und dem guten Saisonstart in der DTM war das GT Masters für das Schweizer Team dieses Jahr eher enttäuschend. Elias Seppänen kam hinter dem HRT-Piloten Jannis Fittje zunächst auf den dritten Platz. Der Land Audi der Holzem-Zwillinge wurde erneut die Überraschung des Tages mit dem vierten Platz. Nach vielen Negativschlagzeilen (Unfallverursacher in der Radillon von Spa, deutlich zu schnelles Fahren unter Rot in Zandvoort, Kein Start beim Saisonbeginn wegen eines Unfalls im Training von Oschersleben) ein versöhnlicher Saisonabschluss.

Vor der Qualifikation passierten bei vier Mercedes Fehler, die sonst eher zu Saisonbeginn erwartet werden. Bei Schnitzelalm und den beiden HRT-Mercedes von Jannis Fittje und Schumacher wurden die Räder zu lange vor der Qualifikation aufgezogen. Damit wurden alle Zeiten gestrichen. Bei einem Gaststarter entschuldbar, aber ein ungewöhnlicher Fehler bei Haupt Racing.

Rennen 2

Aufgrund der sehr ausgedehnten DTM-Meisterehrung für Mirko Bortolotti und SSR Performance ging es etwas verspätet ins zwölfte und letzte Rennen der Saison. Das Warten sollte sich allerdings gelohnt haben! Der Mann des Starts war Leon Köhler, der nach einer erneut harzigen Qualifikation direkt in der Startrunde bis auf die dritte Position nach vorne schoss und sogar den Meisterwagen unter Druck setzte. In den ersten Rennminuten konnte der Ferrari von Valente mit idealen Reifentemperaturen wegziehen, bekam dann jedoch schnell Druck von Seppänen. Beide Verfolger gingen schon in der dritten Runde vorbei.

Im Verlauf des Stints gab es ein Bild, was trotz gängiger BOP-Regularien im GT Masters selten in den letzten zwei Jahren vorkam: Zwischendurch waren sechs Marken auf den ersten sechs Plätzen mit Mercedes, BMW, Ferrari, Audi, Aston Martin und Porsche. Das Feld blieb im vorletzten Stint des Jahres dicht zusammen mit den genannten sechs Marken. Köhler und Valente gingen in der zweitmöglichen, Seppänen in der drittmöglichen Runde zum Stopp. Im Wechselfenster schied der Grasser Lamborghini von Gerhard Tweraser mit technischen Problemen aus, was eine lokale Gelbzone zur Folge hatte, die nach dem zehnminütigen Zeitfenster in eine FCY umgewandelt wurde, was im GT Masters höchstselten, ich meine in diesem Jahr noch gar nicht, angewandt wurde.

Kalender blieb zunächst vor Oosten, jedoch erstmal nur auf dem dritten und vierten Platz. Mit kürzerer Standzeit konnten Alexander Schwarzer und Chandler Hull vorbeigehen. Man darf für 2025 gespannt sein, ob der Unterschied bei 15 Sekunden gelassen wird, wenn erwartbar mehr Teilnehmer in diese Klasse gehen werden.

Nachdem beide an Hull im Walkenhorst Aston Martin vorbeigingen, kam es zum „virtuellen“ Führungswechsel. Jedoch musste Oosten ihn danach wieder vorbeilassen, da er nicht ohne Berührung am Meister vorbeiging. Es bildete sich zwischen den Topplatzierten in der Meisterschaft ein toller Zweikampf, den man leider zu selten in diesem Jahr sehen konnte. Da sich beide etwas aufhielten, konnten sogar Jean-Luc D’Auria und Juliano Holzem aufschließen.

Alexander Schwarzer im Fach Porsche blieb länger als gedacht in Führung, was den Lernprozess von Schwarzer zeigt, der als reiner Am-Pilot in die Saison gegangen ist. Anfangs der Saison wäre der 15-Sekunden-Effekt schnell verflogen gewesen. Erst fünf Minuten vor Ende war es dann jedoch geschehen und er verlor mehrere Plätze. Kurz danach gingen auch Oosten und D’Auria in der Haarnadel vorbei. So wurde dann auch das Podium besetzt, nachdem sich Kalender letztlich doch absetzen konnte. Zwischen dem Emil Frey Ferrari und dem Land Audi gab es noch heftige Berührungen in der letzten Runde, jedoch mit dem besseren Ende für den Schweizer. Alexander Schwarzer machte seinen Stint zunichte und beendete die Saison wie einst Jan-Erik Slooten Ende 2022 im Porsche Carrera Cup, nämlich mit einem Abflug vor der Sachs-Kurve, jedoch glücklicherweise ohne Verletzung. Die beiden strafversetzten HRT-Mercedes kamen auf dem sechsten und siebten Platz ins Ziel, während der Schnitzelalm Mercedes die Pace nicht mitgehen konnte. In der Pro/Am konnten erstmals Jonas Karklys und Pablo Schumm im Engstler Audi gewinnen.

In der Meisterschaft landeten Köhler/Oosten auf dem zweiten und Owega/Schumacher auf dem dritten Rang. Elias Seppänen würde nun ein Nenngeld von 150.000 Euro für die DTM bezahlt bekommen, sofern er dort einsteigen möchte. Nach zwei Meistertiteln wäre ein weiterer Start im GT Masters eher überraschend. Er hat bereits in Richtung USA seine Fühler ausgestreckt. Auch Landgraf Motorsport hatte Andeutungen gemacht, dass es in eine andere Rennserie gehen könnte, möglicherweise in Richtung DTM. Die Saison 2025 startet Ende Mai auf dem Lausitzring!

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2956,3191)

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