Endspurt! Die Saison 2024 neigt sich dem Ende zu, einige Meister sind schon gekürt, darunter der neue Formel 3-Champion. An diesem Wochenende geht es in Monza und Valencia noch einmal rund.
Die Formel 3-Meisterschaft ist im September in Monza zu Ende gegangen. Auf der Strecke war das Duell zwischen Leonardo Fornaroli und Gabriele Mini um den Titel extrem spannend, bis zur allerletzten Kurve im Hauptrennen am Sonntag. In der Parabolica konnte Leonardo Fornaroli sich den einen Platz von Christian Mansell schnappen, der ihm zum Titelgewinn fehlte, nachdem es im Rennen zwischen Fornaroli und Mini hin und her gegangen war. Mini, der als Zweiter über die Linie fuhr und sich schon dem Titel nahe gesehen hatte, wurde nach dem Rennen aber wegen zu niedrigen Luftdrucks disqualifiziert, sodass all das ohnehin egal war. Zum Glück hat Fornaroli sich den Titel noch im Rennen gesichert, eine Änderung des Meisters einige Stunden nach dem Rennen ist kein schönes Szenario.
Fornaroli hat die Meisterschaft ohne einen einzigen Sieg errungen, was auf jeden Fall außergewöhnlich ist. Aber auch Mini konnte nur ein einziges Mal ganz oben auf dem Podium stehen; das war allerdings das prestigeträchtige Hauptrennen in Monaco. Der Endstand sieht wie folgt aus:
- Leonardo Fornaroli (Trident) – 153 Punkte
- Gabriele Mini (Prema, Alpine Academy) – 130 Punkte
- Luke Browning (Hitech, Williams Academy) – 128 Punkte
- Arvid Lindblad (Prema, Red Bull Junior Team) – 113 Punkte
- Christan Mansell (ART Grand Prix) – 112 Punkte
- Dino Beganovic (Prema, Ferrari Driver Academy) – 109 Punkte
Die letzten beiden Rennsiege gingen an Tim Tramnitz (es ist der erste Formel 3-Sieg für den deutschen Red Bull-Piloten) und Sami Megatounif. Tramnitz wird ein weiteres Jahr mit MP Motorsport Formel 3 fahren, das wurde bereits bestätigt. Er wird gegen viele Rookies antreten und könnte damit gute Chancen haben, vorn mitzufahren. Eine ganze Reihe Fahrer wurden für 2025 bereits bestätigt:
We're past the halfway point!
Who are you hoping to see fill one of the final 13 spots? 👀#F3 #RoadToF1 pic.twitter.com/5TI1aJ5MVB
— Formula 3 (@Formula3) October 24, 2024
FRECA
Ein dritter und ein vierter Platz reichten Rafael Camara, um sich vor einigen Wochen in Barcelona den Formula Regional Europe-Titel zu sichern, so groß war sein Vorsprung bereits. Insbesondere die frühen Events in der Saison hatte er dominiert und sich damit ein Polster herausgefahren, das locker ausreichte, als seine Konkurrenten im Sommer etwas mehr in Fahrt kamen. Nun geht es zwischen James Wharton und Tuukka Taponen um Platz 2. Wharton würde sich den als Ex-Ferrari-Junior bestimmt gerne sichern, denn Taponen ist weiterhin Teil der Ferrari Driver Academy (wie Camara übrigens auch). Drei der letzten vier Rennen konnte der Australier gewinnen. Alle drei werden nächstes Jahr in der Formel 3 wieder aufeinander treffen, Taponen und Whartion als Teamkollegen bei ART. Camara hat ein Trident-Cockpit bekommen, wird also – wie Wharton – zum ersten Mal seit Jahren nicht mit Prema am Start sein.
Auf den Rookie-Titel der FRECA hat Noah Stromsted – der ebenfalls bereits für die F3 2025 bestätigt ist – die besten Chancen. Stromsted hat mich früh in der Saison beeindruckt, als er in Spa beinahe Rafael Camara Paroli bieten konnte. Für einen Sieg reichte es dennoch die ganze Saison über nicht. 27 Punkte Vorsprung vor Pedro Clerot sollten aber reichen, wenn nicht alles schief geht und Clerot ein so gutes Wochenende erwischt, wie er es in der Saison noch nicht hatte.
Als enttäuschend muss leider die erste volle FRECA-Saison von Ugo Ugochukwu bezeichnet werden. Der McLaren-Junior konnte nur 45 Punkte holen. Es soll aber auch auf Seiten des Teams Probleme gegeben haben, die zu der schwachen Performance führten, sagte Teacmchef Rene Rosin im Sommer. Ugochukwu wird dennoch mit Prema in die Formel 3 aufsteigen. Ob das gut ist, oder nicht doch etwas zu schnell, wird sich zeigen müssen. Der 17-jährige ist sehr in die Höhe geschossen, das mag auch eine Rolle spielen, wie gut er mit welchem Auto zurecht kommt.
Stand:
- Rafael Camara (Prema, Ferrari Driver Academy) – 266 Punkte
- James Wharton (Prema) – 206 Punkte
- Tuukka Taponen (R-ace GP, Ferrari Driver Academy) – 196 Punkte
- Alessandro Giusti (ART) – 177 Punkte
- Brando Badoer (Van Amersfoort) – 174 Punkte
- Noah Stromsted (RPM, Rookie) – 120 Punkte
- Pedro Clerot (Van Amersfoort , Rookie) – 93 Punkte
Nächstes Event: Monza (25.10.-27.10.2024)
F4 Italia / Euro 4 Championship
Auch die italienische F4-Meisterschaft beendet ihre Saison an diesem Wochenende in Monza, auch hier geht es nur noch um die Plätze 2 und abwärts in der Gesamtwertung. Freddie Slater ist der neue Meister dieser hart umkämpften Junior-Serie. Er tritt damit in die Fußstapfen von Ollie Bearman und Kimi Antonelli, hat sogar den Rekord des Italieners aus 2022 mit 13 Saisonsiegen bereits eingestellt und wird ihn wohlmöglich noch überflügeln. Trotzdem ist sein Name noch nicht so präsent, der 16-jährige Brite ist bisher in kein Nachwuchsprogramm aufgenommen worden. Nächstes Jahr wird er mit Prema in der FRECA starten.
Die meisten Piloten sind vor ein paar Wochen erst drei Rennen in Monza gefahren, denn auch die „kleine Ergänzungs-Meisterschaft“ namens Euro 4 Championship hat dort ihr Saisonfinale ausgetragen. Dort hat Slater den Titel allerdings verpasst: In der drei Events umfassenden Serie musste er sich am Ende Akshay Bohra geschlagen geben (124:106), der in der italienischen Serie aktuell auf Rang 3 hinter Hiyu Yamakoshi liegt. Da noch bis zu 75 Punkte zu vergeben sind, könnte es um den Vize-Titel noch spannend werden (220:189 zugunsten des Japaners). Auch Jack Beeton könnte hier noch ein Wörtchen mitreden. Der Australier hätte den Vize-Titel eigentlich verdient, niemand ist in so vielen Rennen Zweiter hinter Freddie Slater geworden wie er (nämlich sechsmal).
Auf dem Weg zum F4 Italia-Rookie-Titel ist der gerade 17 gewordene Alex Powell, der zum Mercedes Junior-Team gehört. Er konnte sich selten wirklich hervortun oder gar gegen Slater durchsetzen, beim Euro 4-Saisonfinale konnte er in Monza aber seinen ersten Saisonsieg einfahren. Nun hat er die Chance, das noch einmal zu wiederholen. Gleiches gilt für den Alpine-Nachwuchspiloten Kean Nakamura-Berta. Und der dritte Euro 4-Rennsieg in Monza ging an den Deutschen Maxim Rehm. Der hatte gar keine so schlechte Saison, in der Euro 4-Serie, wo die Konkurrenz nicht ganz so zahlreich (aber trotzdem stark) ist, konnte er Rang 6 der Meisterschaft erreichen.
Stand F4 Italia:
- Freddie Slater (Prema) – 327 Punkte
- Hiyu Yamakoshi (Van Amersfoort) – 220 Punkte
- Akshay Bohra (US Racing) – 189 Punkte
- Jack Beeton (US Racing) – 183 Punkte
- Alex Powell (Prema, Mercedes Junior Team) – 160 Punkte
- Kean Nakamura-Berta (Prema, Alpine Academy) – 125 Punkte
Nächstes Event: Monza (25.10.-27.10.2024)
FIA Motorsport Games – F4 Cup
Zum dritten Mal finden in diesem Jahr die FIA Motorsport Games statt, eine Art kleines Motorsport-Olympia mit verschiedenen Wettbewerben auf einer Strecke an einem Wochenende. Fahrer*innen treten für ihr Nationalteam an, am Ende gibt es einen Medaillenspiegel. 2022 wurden diese „Spiele“ in Le Castellet ausgetragen und Italien trug den Sieg davon. Kimi Antonelli leistete dazu seinen Beitrag mit einem dominanten Sieg im Formel 4-Cup. Den gibt es auch bei der nun anstehenden Ausgabe auf dem Circuito Ricardo Tormo vor den Toren Valencias wieder.
Nach einem üblichen Qualifying wird am Samstag ein Quali-Rennen gefahren, das über die Startpositionen für das Hauptrennen entscheidet. In dem geht es dann am Sonntag um die Medaillen. Wir kennen diesen Wochenend-Aufbau auch aus Macau. Die Autos werden von den Teams der spanischen F4-Meisterschaft gestellt und betreut. Leider ist Team Germany nicht für den F4 Cup gemeldet, durch die Kollision mit dem F4 Italia-Saisonfinale scheidet Maxim Rehm aus. Ohnehin sind die aktuell besten F4-Piloten an diesem Wochenende in Monza.
Zu den Favoriten könnte Juan Cota für das spanische Team gehören: Er ist aktuell Vierter in der noch laufenden spanischen Formel 4-Saison – viel wichtiger aber: Am Rennwochenende in Valencia im September hat er alle drei Rennen für sich entscheiden können! Für Österreich tritt Oscar Wurz an, der jüngere Bruder von Charlie konnte jüngst die tschechische bzw. mitteleuropäische Formel 4-Serie für sich entscheiden. Auch Max Karhan für Tschechien kommt aus dieser Serie und konnte einige Siege einfahren. Mit Matheus Comparatto tritt für Brasilien der Champion der dortigen F4-Meisterschaft an. Chester Kieffer aus Luxemburg ist Vierter in der französischen Formel 4 geworden, Reza Seewooruthun Dritter der British F4. Griffin Peebles hat die letzte Ausgabe der Formula Winter Series gewonnen. Es wird also nicht so sehr ein Battle der großen Namen, sondern mehr ein neugieriges Schauen, wer denn in diesem Vergleich die Besten aus den weniger stark beachteten Serien sind.
And the title goes to…
Eine wichtige europäische Nachwuchsserie, die ich in diesem Jahr kaum verfolgt habe, ist die britische GB3 Championship. Der Titel ging hier knapp an den Neuseeländer Louis Sharp, der nächstes Jahr mit Rodin in der Formel 3 starten wird.
In der British F4 hat sich Deagen Fairclough den Titel gesichert, und zwar sehr deutlich vor dem Australien Alex Ninovic. Die Konkurrenzserie GB4 ging an Linus Granfors aus Schweden.
Die F4 France hat der Japaner Taito Kato für sich entscheiden können. Zweiter wurde der Belgier Yani Stevenheydens. Zwei Deutsche wurden in dieser Serie vom ADAC unterstützt: Montego Maassen wurde Achter mit einigen guten Podiumsresultaten zum Saisonende hin, Mathilda Paatz blieb leider punktelos und wurde 20. von 25 Teilnehmer*innen.
Die bereits angesprochene F4 CEZ Championship für Mitteleuropa konnte Oscar Wurz vor dem Kirgisen Kirill Kutskov gewinnen.
(Beitragsbild: Ferrari Media)