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Formel Eins: Vorschau GP von Brasilien 2024

von DonDahlmann
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Das vorletzte Rennen der Amerikas-Tour dürfte auch eines der besseren werden. São Paulo hat bisher nur selten langweilige Rennen abgeliefert.

47 Punkte beträgt der Rückstand von Lando Norris auf Max Verstappen. Und rund 120 Punkte sind noch zu verteilen. Das klingt nach einer fast unlösbaren Aufgabe für den McLaren-Piloten und wenn Verstappen nicht einen Ausfall erlebt, dürfte es auch kaum zu schaffen sein. Aber Red Bull hat den zum Saisonauftakt zu dominanten RB20 bisher nicht wieder auf die Siegerstraßen gebracht. Der letzte Sieg des amtierenden Weltmeisters in einem Hauptrennen am Sonntag liegt tatsächlich schon einige Zeit zurück. Zuletzt stand er beim Rennen am Red Bull Ring Ende Juni ganz oben auf dem Treppchen. Dazu kam dann der Sieg beim Sprintrennen in Austin. Aber die Ausbeute ist, vor allem im Vergleich zum letzten Jahr, sehr schwach.

Red Bull kann sich bei Ferrari und Mercedes bedanken, dass Norris nicht näher dran ist. Denn die haben McLaren einige Punkte weggenommen und dafür gesorgt, dass der Abstand nur langsam geschmolzen ist. Für die letzten vier Rennen (plus zwei Sprints in Brasilien und Katar) sollte der Vorsprung noch ausreichen. Wenn denn nicht technisches Ungemach dazu kommt. Und das könnte schon in Brasilien der Fall sein. Bisher ist es nur ein Gerücht, aber es könnte sein, dass Verstappen einen neuen Motor einsetzen muss. Schon in Mexiko nutze er laut Red Bull einen alten Motor, der eigentlich nur für den Einsatz am Freitag gedacht war.

Sollte Verstappen aus dem Mittelfeld starten müssen, dürfte ein Sieg kaum möglich sein. Aber der Punkteverlust wird sich auch in Grenzen halten, da er vermutlich dann irgendwo zwischen P5 und P7 ins Ziel kommen wird. Sollte Norris beide Rennen gewinnen, würde sich der Rückstand allerdings um bis zu 20 Punkte verkleinern. Und das würde die Saison für die letzten drei Rennen in Las Vegas, Katar und Abu Dhabi noch mal spannend machen.

Aber dafür müsste McLaren in Brasilien auch gewinnen und angesichts der guten Form von Ferrari ist das alles andere als sicher. Man kann Singapur als Maßstab nehmen, aber da war Ferrari noch ohne das neue, in Austin vorgestellte Update unterwegs. Seitdem scheinen die Italiener das schnellste Auto im Feld zu haben.

Brasilien ist insgesamt eine recht schnelle Strecke, abgesehen vom etwas ruhigerem Infield, in dem vor allem Traktion gefragt ist. Das dürfte dem McLaren entgegenkommen und ich wäre etwas überrascht, sollten die Ferrari auch hier klar schneller sein. Sie werden mit Sicherheit eine Gefahr darstellen, aber Norris sollte mit seinem Wagen hier sehr gute Chancen haben.

Mercedes wird hoffen, dass man in Brasilien wieder etwas näher dran ist. In der Quali geht es ja meist, aber im Rennen ist der Abstand wieder angewachsen. Rund 0,6 Zehntel fehlten dem Team pro Runde in Mexiko und das in einem Rennen, in dem beide Piloten das Auto zu 100 Prozent gefordert haben. Die interessanteste Beobachtung am letzten Wochenende war allerdings, dass George Russell im Rennen mit einem „alten“ Auto unterwegs war.

Aufgrund der vielen Unfälle in den letzten Wochen sind Mercedes die Aeroteile ausgegangen und hatte das Auto von Russell auf den Stand von Sliverstone gebracht. Hamilton nutzte die letzten Updates und beide lagen in ihrer Rennpace sehr eng zusammen. Gerade mal 0,06 Sekunden trennten beide Piloten über die Renndistanz. Wenn man noch einberechnet, dass Russell einen leichten Schaden am Frontflügel hatte, ist das praktisch nichts. Oder anders ausgedrückt: Das Silverstone-Auto ist genauso schnell wie das letzte Update.

Sollte das der Fall sein, dann hat Mercedes zumindest herausgefunden, warum man in den letzten Wochen kontinuierlich zurückgefallen ist. Denn während die Konkurrenz schneller wurde, ist man bei Mercedes stehen geblieben. Und das trotz diverser Updates am Unterboden, Frontflügel und im Heckbereich. Die Frage wird sein: Warum man keine Performance gefunden hat. Das dürfte vor allem für die Entwicklung über den Winter sehr entscheidend sein. Aber besser jetzt das rauszufinden, als im April 2025.

Gespannt bin ich, ob die Haas wieder als „Best of the Rest“ auftauchen. Das ebenfalls in Austin eingeführte neue Paket, das schon aus der Zusammenarbeit mit Toyota hervorgegangen ist, hat zumindest auf den letzten beiden Strecken gut funktioniert. Wenn das auch in Brasilien der Fall sein sollte, dann haben die Amerikaner eine gute Basis für das nächste Jahr geschaffen. Und man darf zudem gespannt sein, welche Ideen aus Köln-Marsdorf noch so kommen werden. Offensichtlich nimmt Toyota die Aufgabe sehr ernst.

Strategie:
C3, C4 und C5 stehen auf dem Programm, was eine Nummer weicher ist, als noch im letzten Jahr. Dieses Jahr ist alles aber ein wenig anders. In São Paulo wurden die gesamten 4,309 Kilometer der Strecke, einschließlich der Boxengasse, erneuert. Die Arbeiten wurden erst vor Kurzem abgeschlossen. Anschließend wurde der Asphalt gründlich gereinigt, und zwar mit einer Hochdruck-Wasserwaschanlage, die den Ölfilm entfernt, der normalerweise auf fabrikneuem Bitumen auftritt und die Abriebfestigkeit der Oberfläche erhöht hat. Ob das alles so geklappt hat, wird man sehen.

In Interlagos sind die Quer- und Längskräfte, die in den 15 Kurven dieser gegen den Uhrzeigersinn verlaufenden Strecke auf die Reifen einwirken, von mittlerer bis geringer Intensität und auf beide Achsen gut verteilt. Ferner könnte der neue Streckenbelag zu einer Verringerung der Rundenzeiten und infolgedessen zu einer Erhöhung der Reifenbelastung führen. Normalerweise besteht die schnellste Strategie aus zwei Stopps, wobei die weicheren Reifenmischungen bevorzugt werden. Im vergangenen Jahr entschieden sich alle Fahrer bis auf einen für den Start auf den Softs, aber eine rote Flagge nach dem Start ermöglichte einen Wechsel auf Mediums, bevor das Rennen auf einem weiteren Satz Softs beendet wurde. In diesem Jahr könnte die Tatsache, dass die Mischungen eine Stufe weicher sind, eine größere Bandbreite an möglichen Strategien eröffnen.

Und dann ist da noch das Wetter. Vor allem am Sonntag besteht eine sehr hohe Niederschlagswahrscheinlichkeit von knapp 70 Prozent. Das bedeutet für die Teams, dass sie am trockenen Freitag schon in Richtung einer Regenabstimmung arbeiten werden. Aber am Freitag ist auch die Qualifikation für das Sprintrennen, und auf trockener Strecke nimmt man eher Abtrieb weg, damit man auf den langen Geraden keinen Nachteil hat. Das könnte die Startaufstellung ziemlich durchwürfeln.

Bilder: Pirelli

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