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Formel Eins Saisonrückblick 2024 – McLaren

von DonDahlmann
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Wenn man den Titel der Konstrukteure holt, hat man nichts falsch gemacht. Doch ganz so einfach war es am Ende für McLaren auch nicht.

Der erste Team-WM-Titel seit 1998, der erste Titel seitdem Hamilton die Fahrer-WM 2008 gewinnen konnte. McLaren ist zurück an der Spitze der Formel Eins. Doch der Weg war wirklich nicht einfach. Es hat das Team drei Teamchefs (Ron Dennis, Martin Whitmarsh, Eric Boullier) gekostet und man musste das Team an den langjährigen Partner Mumtalakat Holding Company verkaufen, die nun alleinige Teaminhaber sind. 15 Jahre ohne Erfolge hat das Team und die McLaren Technology Group also die Unabhängigkeit gekostet. Dafür hat man das Team jetzt auf finanziell gesunden Beinen und man ist wieder sehr erfolgreich.

Zu verdanken hat man das Zak Brown, der das Team in seiner schwierigsten Lage im Jahr 2018 übernahm. McLaren hatte die Saison 2017 auf dem vorletzten Platz der WM beendet, 17 Punkte hinter Haas. Das Auto hatte praktisch keine Sponsoren mehr. Langjährige Partner wie Vodafone oder Esso (Mobile 1) hatten sich angesichts der Misere im Team schon länger verabschiedet. Bis 2020 balancierte das Team am Rande der Pleite und konnte nur gerettet werden, weil ein US-Investor an den Projekt-Fahrplan von Zak Brown glaubte, was dann wieder dazu führte, dass Mumtalakat ebenfalls Geld nachschoss. Die Investition hat sich gelohnt, denn schon 2023 lag McLaren vor dem eigenen Fahrplan, was die Erfolge angeht.

Entscheidend für den Erfolg der letzten zwei Jahre war aber nicht nur die kluge Geschäftsführung von Zak Brown. Er beförderte auch die richtigen Personen in die entscheidenden Rollen. Andrea Stella war seit 2015 bei McLaren und hatte sich langsam hochgearbeitet. Gleiches gilt für den Aero-Chef Peter Prodromou und den technischen Direktor Neil Houldey, die beide seit Jahren bei McLaren arbeiten. Der einzige, aber entscheidende Neuzugang kam 2023 in Form von Rob Marshall. Der ehemalige Red Bull-Mann galt als enger Vertrauter von Adrian Newey. Das Triumvirat war es, das aus dem schlechten McLaren des Jahres 2022 ein Weltmeister-Auto formte.

Auch bei den Fahrern traf Brown die richtigen Entscheidungen. Norris kam aus dem eigenen Nachwuchs und hatte 2018 die F2-Meisterschaft gegen George Russell verloren. Aber Zak Brown sah das Potenzial des Briten und entschied sich, ihm eine Chance neben Carlos Sainz zu geben. Oscar Piastri sicherte man sich im bekannten Drama um Alpine, wobei vor allem dessen Manager Mark Webber eine wichtige Rolle spielte. Damit hatte McLaren zwar eine extrem junge Fahrerpaarung, aber auch eine für die Zukunft.

Der schlagartige Aufstieg von McLaren begann 2023, als man im Sommer ein Update am Auto installierte, das enorm gut funktionierte. Innerhalb von wenigen Rennen verbesserte sich das Team um rund eine Sekunde, was in der Formel Eins schon sehr ungewöhnlich ist. Das Auto war nicht auf allen Strecken konkurrenzfähig, aber man sah klar die Richtung, in die sich das Team bewegte. Aus dem Mittelfeld-Team war ein ernsthafter Konkurrent um das Podium geworden. Sehr zum Ärger von Mercedes, die sahen, was mit ihrem Motor möglich war, wenn man das richtige Auto hat.

2024 startete etwas verhalten für McLaren. Das erste Podium gab es in Australien, aber das in Miami veröffentlichte Upgrade machte aus dem McLaren plötzlich ein Auto, das auf dem Niveau von Red Bull und Ferrari war. Gleichzeitig kam Red Bull in Probleme und aus dem großen Vorsprung wurde ein Rückstand. In dem Maße, in dem Red Bull abfiel, verbesserte sich McLaren. Bis sie dann, vor allem in der zweiten Halbzeit der Saison, das beste Auto im Feld hatten. Was zeigt, wie gut McLaren das Konzept des Autos verstanden hat und wie gut auch die Weiterentwicklung des Autos war. Es zahlte sich aus, dass man mit Andrea Stella auch einen Mann an der Spitze des Teams hat, der mehr Ingenieur als Politiker oder Medien-Experte ist.

Rückblickend kann man aber sagen, dass der etwas schwache Start in die Saison McLaren die Chance auf den Fahrertitel gekostet hat. Die vielen Siege von Verstappen bis zum Sommer wären vermutlich nicht zustande gekommen, wenn McLaren das Update aus Miami schon in Bahrain auf dem Auto gehabt hätte. Auch kam das Team unter Druck, als man Mitte der Saison keine klare Stallorder zugunsten von Lando Norris aussprach. Zak Brown führt da eine alte McLaren-Tradition weiter, aber nicht wenige sahen das als Fehler an.

Am Ende waren die paar Punkte, die Norris nicht holen konnte, aber nicht entscheidend. Verstappen lag am Schluss 63 Punkte vor Norris. McLaren verlor die Fahrer-WM zu Beginn der Saison, nicht im Verlauf der Saison. Und es wäre auch vielleicht etwas sehr überraschend gewesen, wenn es McLaren schon in diesem Jahr gelungen wäre, beide WM-Titel zu sichern. Nur zur Erinnerung: beim Auftaktrennen 2023 in Bahrain kam nur Norris ins Ziel und das auch nur auf P17. Das zweite Rennen sah nicht besser aus.

Norris hat sich in den letzten 24 Monaten auch entwickelt. Vom eher amüsanten jungen Fahrer zu einem sehr ernsthaften und selbstbewussten Piloten, der keinerlei Zweikämpfe scheut und auch dagegen halten kann, wenn es sein muss. Norris mag der freundlichere Fahrer sein, aber in Sachen Speed ist er Verstappen ebenbürtig. Zumindest, so lange es trocken ist. Im Regen habe ich bisher nicht viel von ihm gesehen. Aber besteht kein Zweifel, dass Norris neben Verstappen und Leclerc zu den besten Piloten im Feld gehört. Er hat weniger Schwächen als zum Beispiel Russell.

Und mit Oscar Piastri jemanden, der ihn auf den Zehenspitzen hält. Die Ergebnisse der Quali- und Rennduelle aus diesem Jahr verzerren das Bild etwas. Die Abstände in der Quali langen oft genug innerhalb eines Zehntels. Und auch im Rennen war Piastri oft nicht schlechter unterwegs. Im Gegenteil hatte ich manchmal das Gefühl, dass Piastri der etwas aggressivere Pilot von beiden ist. Die spektakulärsten Überholmanöver lieferte jedenfalls der Australier ab. Die Schwäche von Piastri liegt aber oft darin, die absolut passende Abstimmung zu finden. Also die richtige Mischung aus der Quali- und Rennabstimmung. Hier zahlt sich vermutlich die größere Erfahrung von Norris aus.

2025 dürfte für McLaren ein interessantes Jahr werden. Wenn das Feld, so wie alle vermuten, schon zum Start weg sehr eng zusammen liegt und wir in den ersten fünf Rennen verschiedene Sieger sehen werden, wird die WM auch sehr eng. Was auch bedeutet, dass McLaren, sollten mit vorn dabei sein, sehr früh eine Entscheidung treffen muss, wenn man als WM-Kandidaten als Nummer Eins setzt. Was nie gut für die Stimmung im Team ist. Aber dafür muss McLaren natürlich 2025 beweisen, dass das Jahr 2024 keine Eintagsfliege war.

Quali-Duell
Norris – Piastri 21:3

Renn-Duell
Norris – Piastri 16:8

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