Um es gleich vor weg zu sagen: 2008 war in Sachen Ratings der schlechteste Chase, den es jemals gegeben hat. Jedenfalls bezogen auf die US-Fernsehzuschauer. Er ist zwar nicht ganz so schlimm geworden, wie man erwarten musste, aber insgesamt gesehen doch eher in einem unschönen Bereich angesiedelt. Das wird der NASCAR und den Teams nicht gefallen, wo man doch noch auf der Suche nach neuen Sponsoren ist, und das Geld ja gerade nicht so auf der Strasse liegt. Die Übersicht, die gleich kommt, werden die Damen und Herren aus den verschiedenen Marketingabteilungen auch sehen.
Und so sieht das aus:
Strecke | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 |
New Hampshire | 2,8 | 3,4 | 3,1 | 3,3 | 3,8 |
Dover | 3,1 | 3,1 | 3,1 | 3,5 | 3,8 |
Kansas | 5,4 | 4,5 | 4,0 | 3,1 | 3,5 |
Talladega | 4,2 | 5,3 | 4,8 | 4,6 | 4,6 |
Charlotte | 4,9 | 5,1 | 4,7 | 4,2 | 3,8 |
Martinsville | 4,4 | 4,7 | 4,1 | 3,7 | 3,3 |
Atlanta | 4,6 | 4,7 | 4,8 | 4,0 | 3,6 |
Texas | 5,1 | 5,1 | 4,3 | 3,7 | 3,7 |
Phoenix | 4,9 | 5,0 | 4,7 | 3,8 | 3,6 |
Homestead | 6,2 | 5,9 | 4,7 | 4,2 | 3,6 |
Durchschnitt | 4,6 | 4,7 | 4,2 | 3,8 | 3,7 |
Zahlen via Sport Media Blog
Die Zahlen lassen sich schwer in genauen Zuschauermengen umrechnen, aber die 3,6 vom letzten Rennen in Miami, entsprechen sehr grob über den Daumen gepeilt ca. 6 bis 7 Millionen Zuschauern, davon allerdings einen Großteil (2.4) in der wichtigen Zielgruppe der 14-49 Jährigen. Nur mal zum Vergleich: die Ligameisterschaften der MLB liegen meist so um die 3.0. Nur die Playoffs haben ungefährt doppelt so viele Zuschauer. Dieses Jahr lag man wegen der Dramatik teilweise auf NFL Niveau, denn der zweite Teil des fünften Spiels erreicht 11.9, was 19.8 Millionen Zuschauern entspricht. Die NFL erreicht in der normalen Saison bei einem normalen Spiel so um die 14, was ca. 23 Millionen Zuschauer entspricht. Die NBA Zahlen habe ich nicht, die dürften aber niedriger als die der NASCAR sein. Es ist nicht schlimm, aber es ist der dritte Rückgang in Folge. Insgesamt hat man 0,9 Punkte verloren, in vier Jahren also knapp 25% der Zuschauer, und das ohne dass ein großer Star abgetreten wäre. In Deutschland rauschte das Interesse an der F1 nach dem Rücktritt von Schumacher ebenfalls um die Summe runter, aber das war nachvollziehbar. Bei der NASCAR fällt es schwer, einen genauen Grund auszumachen. Am Chase selber scheint es aber nicht zu liegen.
So hässlich die Quotenentwicklung der NASCAR ist – man ist, über das Jahr gesehen, immer noch Sportart Nummer Zwei in den USA. Hinter der NFL, aber vor der NBA, der NHL, Golf und dem Rest. Alle anderen Rennserien hängen ebenfalls weit zurück. Die IRL kann froh sein, wenn mal es in Richtung 1.0 tendiert.
Interessant sind die Zahlen aber schon, denn eigentlich ist der Chase richtig gut gestartet. Vergleichen mit den Vorjahren, war es der beste Start überhaupt. Den Trend konnte man bis Talladega halten, danach rauschten die Zahlen in den Keller. Den Grund kann man sich ausrechnen. Der nicht gerade rasend beliebte Jimmie Johnson gegen Carl Edwards, der noch keine allzu große Fanbase hat. Hätte ein Junior, Stewart, Kenseth oder Kyle Busch bis zum Ende mitgemischt, würden die Zahlen anders aussehen. Dass die Leute zunächst eingeschaltet haben, ist die gute Nachricht – die schlechte ist, dass man sie nicht mal mehr vor den Fernseher locken kann, wenn Geschichte geschrieben wird.
Woran liegt es also? Weil die Leute andere Sorgen haben? Ein nicht so populärer Champion, bzw. ein eher lahmer Chase in diesem Jahr? Die Änderungen, die die NASCAR in den letzten Jahren durch gemacht hat? So doof das jetzt klingt, vermutlich ist es eine Mischung aus vielen Dingen. Hinzu kommt, dass die NASCAR ihren Peak in Sachen Aufmerksamkeit in den USA überschritten hat und gerade sowieso auf dem Weg in Richtung Korrektur ist. Da wird man auch wenig gegensteuern können, dass sind einfach zyklische Effekte, die eine Sportart halt mal durchmachen kann. Sollte im nächsten Jahr die Meisterschaft etwas spannender sein, sollte Junior oder Mark Martin oder Kyle Busch mal bis zum Schluss um den Cup fahren, sieht sicher besser aus. Schwierig wird es, sollte Jimmie Johnson schon wieder dominieren.
2 Kommentare
hehe, das bild hab ich aus irgendwelchen gründen erstmal für eine tickende zeitbombe gehalten. als ich dann zufällig mit der maus auf das bild bin, wurde mir schlagartig klar, was das bild tatsächlich darstellt…
Ich hab mal vor einem Jahr die groben Kräfteverhältnisse des US-Sports in Sachen Ratings zusammengetragen:
http://allesaussersport.de/archiv/2008/01/03/us-tv-ratings/
Dabei sollte man im Hinterkopf haben, dass die NASCAR-Ratings sehr auf bestimmte Regionen beschränkt sind (sprich „Bible Belt“). Die NASCAR hat aber das grundsätzliche Problem, dass sie mit ihrer „Chase“ im Herbst gegen NFL und College Football antritt. Und ausgerechnet die NASCAR-Kernregionen sind zum Beispiel völlige College Football-Verrückte. Regular Season-Spiele im College Football liegen in Sachen Ratings auf gleicher Augenhöhe mit der Chase.
Gestern habe ich übrigens am Rande der Sportmeldungen gehört, dass die LPGA (Frauen-Golf) massiv die Preisgeldern zusammenstreichen will. Das könnte ein Zeichen der Dinge sein, die da auf die NASCAR zukommen.
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