Das Highlight der Formel Eins Saison ist in diesem gleichzeitig ein Rennen, dessen Ausgang man so gar nicht vorhersagen kann.
Nach dem Rennen in Spanien rauchten auf Grund der unterschiedlichen Strategien der Teams noch die Köpfe, aber noch mehr Hirnschmalz wird man benötigen, wenn es diese Woche nach Monte Carlo geht. Der traditionelle Grand Prix passt eigentlich nicht mehr in die moderne Zeit. Zu eng, und doch zu schnell, keine Überholmöglichkeit, eine wahnwitzige Boxengassenausfahrt und das in diesem Jahr alles mit DRS und KERS. Dazu kommt, dass Pirelli in die Kiste mit der Aufschrift „Wenn schon, denn schon“ gegriffen hat, und in Monaco zum ersten Mal in diesem Jahr Reifen der Marke „Medium“ und „Super Soft“ verteilen wird. Die „Medium“ sollten kein Problem darstellt, bei den „Super Soft“ sieht es anders aus. Die sollen, so Pirelli, so um die 10 Runden halten, was bei 78 Runden Fahrzeit kein Spaß sein wird.
So schnell die „Super Soft“ auch sein werden – selbst wenn man im Rennen noch drei frische Sätze hat, werden die nicht reichen. Die Teams könnten also geneigt sein, die Wagen auf die „Medium“ Variante abzustimmen, die im Rennen dann sehr lange durchhalten wird. Das wird interessante Strategien erleben, weil die Quali wieder etwas anderes verlangen könnte. Dazu später noch etwas mehr. KERS spielt in Monaco keine große Rolle, allein weil die Geraden zu kurz sind und der Vordermann, wenn er will, schön blocken kann. DRS ist, zum Unmut einiger, erlaubt, allerdings hat die FIA den Einsatz des klappbaren Heckflügels auch im Training im Tunnel verboten. Die DRS Zone im Rennen wird die Start/Zielgerade sein, wobei der Abstand nach der Ausfahrt vom Schwimmbad (T16) gemessen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass DRS in Monaco überhaupt etwas bringt. Wie man in Spanien und auf anderen Kursen gesehen hat, braucht es ein paar Sekunden, bis sich der Windschatten vernünftig aufbaut und bis dahin muss man vor St.Devote schon wieder in die Eisen.
Auf die Zusatzsysteme wird man sich also nicht verlassen können, also müssen die Fahrer, bzw. die Wagen ran. Red Bull sollte auch hier klarer Favorit sein, aber ausgerechnet in Monaco könnte ein Team auftauchen, dass man vielleicht nicht so auf der Rechnung hat: Mercedes. Deren Wagen hat den mit Abstand kürzesten Radstand aller Teams, was in den engen Ecken einiges bringen wird. Man kann den Wagen leichter übersteuerend auslegen, während der lange Radstand der anderen Wagen die Konkurrenz eher dazu zwingt, etwas untersteuernd zu sein, was in Monaco nicht so wirklich gerne haben möchte. Der Motor von Mercedes ist stark genug, vielleicht sieht man ja eine Überraschung.
Dennoch gelten Vettel und Webber als die logischen Siegerkandidaten, so groß war der Abstand in Spanien und in den anderen Rennen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei Red Bull in Monaco auch auf KERS zumindest im Rennen komplett verzichten wird, einfach auch, damit man eine Gefahrenquelle für einen Ausfall ausschalten kann. Sollte die Performace der Bullen wieder so überlegen sein, braucht man es eh nicht, da man vorne sein wird.
Natürlich werden die Reifen und die sich daraus ergebende Strategie eine große Rolle spielen. Es ist nicht vorher zu sagen, wer mit den „Medium“ und wer mit den „Super Soft“ Reifen gut umgehen kann. Drei Stopps scheinen in diesem Jahr die Regel zu sein, aber in Monaco haben schon viele mit anderen Strategien gespielt. Ein früher erster Stopp ist auf der Strecke nicht empfehlenswert, denn sollte sich einer aus dem Mittelfeld dazu entscheiden vielleicht nur zwei Stopps zu machen, hängt man evtl. hinter einem Rivalen, der einem wichtige Zeit kosten wird. Es wird wichtig sein, dass man sehr genau beobachtet, was die Konkurrenz so macht und wo die wenigen Lücken auf der Strasse sind.
Doch entscheidend wird in Monaco wie in jedem Jahr der Samstag sein. Wer die Qualifikation versaut, kann sein Rennen schon vergessen. Im Grunde ist alles ab P6 bei einem normalen Rennverlauf nicht mehr für einen Sieg gut, was auch die Strategie mit einspielen wird. Stimmt man den Wagen auf die „Medium“ ab und riskiert etwas weiter hinten zu stehen, dafür aber mit längeren Stints die Kollegen stehen zu lassen. Oder geht man bei der Abstimmung auf die „Super Soft“ und setzt alles auf die eine schnelle Runde in der Quali um möglichst weit vorne zu stehen, auch mit dem Risiko, dass man früher rein muss? Man wird am Donnerstag und Samstagmorgen sicher einige Varianten versuchen, das Ergebnis wird spannend sein.
In Monaco fährt allerdings auch immer die Unsicherheit mit, was Unfälle und den Einsatz des Safety Car angeht. Kommt das raus, dauert es meist, bis die Strecke wieder frei gegeben ist, was in dem Fall dann für all jene sein, wird mit den „Super Soft“ gut umgehen können. Es gibt also eine Menge Unsicherheiten, was das Rennen angeht, aber das macht Monaco ja auch in jedem Jahr immer wieder aus.
Nicht vergessen! Die freien Trainings sind am Donnerstag! Freitag fährt dafür die GP2.