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WTCC: Analyse Porto 2011

von DonDahlmann
4 Kommentare

Das befürchtete Schlachtfest auf den Strassen von Porto blieb aus, dafür lieferte die WTCC einen spannenden Kampf an der Spitze ab. Doch leider bestand der nur aus drei blauen Chevrolet.

Die FIA hat in diesem Jahr ein echtes Problem mit der WTCC. Das Chevrolet noch mitmacht ist der einzige Grund, warum die Serie nicht komplett von den Independents beherrscht wird. Was sicher den Sport nicht schlechter machen würde, aber das Prädikat „Weltmeisterschaft“ ist halt eigentlich für etwas anderes gedacht, wenn es nach der FIA geht. So kann Chevrolet seine drei Fahrer quasi nach Belieben siegen lassen. In diesem Jahr hat es erst einen Sieg eines Piloten gegeben, der nicht in einem Cruze gesessen hat: Tarquini in Zolder. In der Serie mehren sich die Stimmen, dass man die Chevrolets ein wenig einbremsen sollte, doch warum sollte man das machen? RML kann schließlich auch nichts dafür, dass BMW und Seat der Serie den Rücken gekehrt haben. Und so kann sich Chevrolet auch erlauben, seine drei Piloten von der Leine zu lassen, was immerhin zu spannenden Rennen führt.

Im Grunde muss man über beide Rennen nicht viel sagen. Rennen 1 sah wie üblich alle drei Cruze vorne, wobei Alain Menü überraschte und die Konkurrenz im Griff hatte. Das lag aber auch daran, dass Rob Huff und Yvan Muller über die gesamten 11 Runden in einen engen Zweikampf verzahnt waren, der immer fair aber hart geführt wurde. Aber egal, wie oft Huff auch bei Muller anklopfte, er kam nicht vorbei. Was auch an seinem Zusatzgewicht lag, denn Ausgangs der Kurven verschaffte sich Muller immer genau die paar Meter Vorsprung, die ihm den zweiten Platz sicherte.

Obwohl beide also in einem Kampf verwickelt waren, gelang es weder Tiago Monteiro, noch Gabriele Tarquini dran zu bleiben. Das lag teilweise auch daran, dass sich die Seat-Fahrer auch nicht immer über die Plätze einig waren, aber vor allem konnte man sehen, dass dem neuen Seat-Motor einfach noch der Dampf fehlt.

Auf der anderen Seite hört man immer wieder, dass Chevrolet das komplette Potential des Cruze gar nicht ausschöpft. Wer mit Maximalgewicht und auf dem engen Kurs in Porto die anderen Wagen in 11 Runden um etliche Sekunden distanziert, obwohl man im Zweikampf steckt, muss noch Reserven haben. Die konnte man auch ansatzweise im zweiten Rennen sehen, als Huff dem nun wirklich nicht langsamen Muller im letzten Drittel des Rennens einen 3 Sekunden Vorsprung wegnahm und seinerseits dann wieder 1.5 Sekunden auf den Ex-Meister rausholte. Es scheint so, als die Cruze dem Rest des Feldes massiv überlegen sind, dies aber nicht immer so zeigen, wie sie könnten.

Dabei läuft es immerhin für BMW und Volvo langsam etwas besser. Die Schweden, die im nächsten Jahr angeblich zwei weitere Autos an den Start bringen wollen, haben beim Bau des 1.6 Liter Motors offenbar ganze Arbeit geleistet, jedenfalls tauchte Dahlgren im ersten Rennen relativ weit vorne auf. In Rennen 2 versemmelte er den Start. Die Kunden-BMW kommen auch etwas besser in Schwung. Das alte 320er Chassis ist zwar nicht mehr wirklich aktuell, aber beim Motor gibt es mittlerweile Verbesserungen. Die Fahrer beklagen sich schon fast das gesame Jahr über Probleme bei der Leistungsentwicklung. Der Turbo setzt zu kräftig ein, was zu Problemen am Scheitelpunkt der Kurve führt. Das konnte man in Rennen 2 sehr schön bei Stefano D’Aste sehen, der den BMW lange auf P1 halten konnte. Aber Ausgangs der engen Kurven stand er ein ums andere Mal ziemlich quer. Die schlagartige Leistung fordert auch die Hinterreifen stärker, was gegen Ende des Rennens auch nicht gerade förderlich ist.

Das Chevrolet beide Titel holen wird, steht außer Zweifel. Spannend wird nur sein, ob es Rob Huff gelingen wird, seine sehr gute Form auch über das restliche Jahr zu halten. Bisher war der Brite fast fehlerlos, was man von ihm in den letzten Jahren nicht so oft gesehen hat. Muller drückt mit seiner Erfahrung, aber kann die in dieser Saison nicht so gut zur Geltung bringen, wie sonst. Huff führt im Moment mit 29 Punkten, was in der WM ziemlich wenig ist, kann man doch einem guten Wochenende bis zu 50 Punkte erreichen. Bei noch 12 ausstehenden Läufen an sechs Rennwochenenden kann sich also noch eine Menge tun. Und da Chevrolet offenbar keine Präferenzen bei den Fahrer setzt, bleibt zumindest diese Entscheidung spannend.

Am Rande vermerkt: 140.000 Menschen sollen am Wochenende in Porto an der Strecke gewesen sein. Daher überlegt man wohl das Rennen auch 2012 wieder in den Kalender zu hieven und nicht erst wieder 2013.

Gabriele Mini (Bild: Alpine)
Brando Badoer (Bild: McLaren F1)
Victor Martins (FRA) ART Grand Prix. 27.07.2024. Formula 2 Championship, Rd 10, Sprint Race, Spa-Francorchamps, Belgium, Saturday.

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4 Kommentare

nona 4 Juli, 2011 - 17:02

Die 2011er-Titel werden die sportlich wertlosesten sein, die die WTCC jemals vergeben hat. Äquivalent „…hat an den Bundesjugendspielen teilgenommen…“.

safdsdf 4 Juli, 2011 - 23:30

haha sehr gut! jeder bekommt eine Siegerurkunde und die Sportlichsten eine Ehrenurkunde „signiert“ vom Bundespräsi.

wie wärs mit Eurosport Cruze Cup 1.6 und einer Clark/Chapman Trophy für alle Nicht-Blauen?

DonDahlmann 4 Juli, 2011 - 23:38

Stimmt schon, der Titel bringt Chevrolet nicht viel, vor allem dann nicht, wenn sie ihn nächstes Jahr an Volvo oder Ford verlieren (die angeblich mit 2 Focus kommen wollen). Auf der anderen Seite könnte die Fia, wie die TOCA mit der BTCC, eine schärfere BoP einführen, was aber vermutlich andere Hersteller abschrecken würde.

nona 5 Juli, 2011 - 18:03

Vor allem wird die WTCC Jahr um Jahr weniger dem Nimbus einer „Weltmeisterschaft“ gerecht, die Entwicklung zeigt schon lange nach unten. Jahrelang das fragwürdige Hickhack um Regeln und Einstufungen mit ausgiebigem Gemauschel und Gekungel, jetzt diese Hersteller-Monokultur und einem Restfeld bestehend aus Fahrern, das von ein paar Altmeister-Ausnahmen abgesehen jetzt auch nicht exorbitant und unbedingt durch Qualität und Attraktivität besticht. Und das mit Läufen, die schon nach gut 20 Minuten vorbei sind, wo selbst Rahmenrennen und Nachwuchsserien länger fahren. Der geneigte Apologet wird jetzt sagen „ja aber die Rennen sind doch (manchmal) spektakulär!“, was auch stimmt. Aber „sportlich anspruchsvoll“ – im Sinne von „das hier ist die Tourenwagen-Weltmeisterschaft, mit Top-Fahrern und Top-Autos auf Top-Strecken mit Top-Rennen“ – ist jedenfalls etwas völlig anderes. Es kann eigentlich nur besser werden. Vielleicht hätte man lieber die BTCC anstatt der ETCC zur WTCC erklären sollen…

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