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Sportwagen-Analyse: LMS/ILMC in Imola, GT1/GT3 in Navarra

von StefanTegethoff
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Dominanz war das Thema des Wochenendes. Audi war chancenlos gegen Peugeot und die versammelte GT1-Konkurrenz hatte den All-Inkl.com-Lamborghinis nichts zu erwidern…

Nach den unfallträchtigen Rennwochenenden in Spa und Le Mans will ich erstmal eines voranstellen: die 6 Stunden von Imola gingen ohne schweren Unfall, ja sogar ohne irgendeinen nennenswerten Crash zu Ende, auch das Safety Car kam nicht ein einziges Mal zum Einsatz. Zwar war es das ein oder andere Mal wieder eng beim Überrunden, doch alle konnten sich einigermaßen im Zaum halten. So konnte sich über die LMS-Standarddistanz ein interessantes Rennen ohne Unterbrechungen oder Gelbphasen-bedingte Verschiebungen entwickeln. Und so zeigte sich schon früh: mit den beiden Peugeot 908 würden die Audi R18 nicht mithalten können. Imola ist eine relativ einzigartige Erscheinung im ILMC-Kalender, am ehesten noch mit Zhuhai zu vergleichen, mit vorrangig langsamen Kurven (bzw. Schikanen im Falle von Imola), verbunden durch Geraden. Damit scheint der Peugeot deutlich besser klarzukommen als der neue Audi R18.

So konnte der zwar im flotteren Mittelsektor (mit Piratella und Acque Minerale) punkten, doch auf den übrigen zwei Dritteln der Strecke waren die Franzosen im Vorteil, u.a. auch mit 6-8 km/h höherem Tospeed. Außerdem verstopfte die über die Renndauer zunehmende Menge an Gummiabrieb und Schmutz die Kühllufteinlässe der Vorderbremsen. Das führte zu Überhitzungsproblemen, wegen denen die Ingolstädter auch von der optimalen Bremsbalance abweichen mussten. Hinzu kamen die Temperaturen von bis zu 36°C waren ein Fall, für den Audi noch nicht ausreichend auf der Strecke testen konnte. Dass Peugeot Stints von bis zu 33 Runden fahren konnte, während die Audis konstant alle 30 Runden nachtankten, ist interessant, aber war an diesem Sonntag nicht rennentscheidend.

Konnten die Audi in der ersten Dreiviertelstunde noch gut mithalten, setzten sich die Peugeots dann allerdings ab der ersten Boxenstopp-Runde konstant ab; auch zwei schleichende Plattfüße etwa eine Stunde vor Schluss, die eine Änderung des Stopp-Rhythmus erforderten, änderten nichts mehr, dass am Ende etwa anderthalb Runden Vorsprung zu Buche standen: Sebastien Bourdais und Anthony Davidson siegten nach astreiner Performance vor Montagny/Sarrazin; Fässler/Bernhard hielten ihre Kollegen McNish/Kristensen im Kampf um den letzten Podiumsplatz hinter sich. Auch in beiden ILMC-Gesamtwertungen (Team- und Marken-Pokal) liegen die Franzosen nun klar vorn, auch wenn bei noch drei ausstehenden Rennen noch nichts entschieden ist.

Auch der Pescarolo-Judd des Pescarolo-Teams tat sich mit dieser Strecke schwer, so absolvierten die beiden Rebellion-Lola-Toyotas die Distanz diesmal ohne Probleme als beste Benziner, mit Belicchi/Boullion 17 Sekunden vor Jani/Prost. In der LMS-Gesamtwertung (PDF) herrscht nun Gleichstand zwischen Rebellion und Pescarolo. Der MIK Corse-Hybrid-Zytek schaffte es leider beim Heimrennen nicht in die Wertung, fuhr aber 157 Runden mit annehmbaren Rundenzeiten, nur etwa eine Sekunden fehlt auf die Benziner-Konkurrenz.

In der von Defekten geprägten LMP2 standen am Ende dieselben Teams auf dem Podium wie vor drei Wochen in Le Mans. Auf der obersten Stufe die Greaves-Motorsport-Mannschaft Ojjeh/Lombard/Kimber-Smith im Zytek-Nissan, die nun auch die LMS-Meisterschaft anführen, dahinter Mailleux/Ordonez/Ayari im Signatech-Oreca-Nissan und schließlich Level 5 (Bouchut/Tucker/Barbosa) im Lola-HPD; diese beiden streiten sich weiter um den ILMC-Titel, mit Signatech im Vorteil.

Level 5 war erstmals mit dem offenen Lola in der ILMC unterwegs, da für diesen nach 2011er Reglement gebauten Wagen eine andere Einstufung gilt als für das Vorjahres-Coupé. Das hätte sich beinahe mit einem Sieg bezahlt gemacht, doch in der Schlussphase versagte das Getriebe und Bouchut musste das Rennen im vierten Gang zu Ende fahren.

Die meiste Zeit über hatte jedoch der TDS Racing-Oreca-Nissan geführt, bis ein Defekt das Rennen von Thiriet/Beche/Firth abrupt beendete. Es zeigte sich aber erneut: diese Kombination ist vom Speed her kaum zu schlagen – Lola-Chef Robin Brundle erklärte in der Radio Le Mans-Kommentatorenbox, dass Nissan den auf einem Serienaggregat basierenden V8 wohl etwas intensiver weiterentwickelt hat, als der Geist des Reglements das möchte – es scheint jedoch alles im erlaubten Rahmen gewesen zu sein, und so kann man Nissan nur wieder zur guten Arbeit gratulieren.

Die GTE-Pro war durch den Kampf zwischen den beiden AF Corse-Ferrari und den Werks-BMW geprägt, am Ende behielten vor spärlichem Heimpublikum die beiden F458 die Nase vorn – doch nicht allein durch die Performance, sondern vor allem weil sich bei BMW Probleme und Fehler einschlichen. Die #55 von Augusto Farfus und Jörg Müller lag fast fünf Stunden lang ungefährdet vorn – dann machten ein Reifenschaden, eine Durchfahrtsstrafe wegen zu vieler Mechaniker beim Stopp und ein durch den geänderten Rhythmus nötig gewordener Splash & Dash-Stopp alle Hoffnungen auf einen Top-Platz zunichte, Rang 3 war das Ergebnis. Das Schwesterauto war mit defekter Klimaanlage bereits eine Stunde früher ausgefallen.

So erbten Jaime Melo und Toni Vilander nach fehlerlosem Rennen und ohne technische Probleme den Sieg vor den Teamkollegen Fisichella/Bruni, deren Versuch einen Doppelstints sie viel Zeit kostete. Für die schwächelnden Porsche war nicht mehr als die Plätze 4-7 zu holen, mit Lieb/Lietz als stumpfer Speerspitze.

Die eher unbeachteten GTE-Am und Formula Le Mans waren an diesem Sonntag am längsten spannend, zumindest schien es so: Armindo/Narac siegten im IMSA Matmut-Porsche nach hartem Kampf 43 Sekunden vor den Markenkollegen Long/Roda (Proton Competition), die eine Runde vor Schluss noch einmal Benzin nachfassen mussten. Doch am Montag wurde der Proton-Porsche disqualifiziert, denn Profi Patrick Long hatte die maximale Fahrzeit überschritten. Ducote/Marcelli/Marroc holten für JMB Racing den FLM-Pokal 40 Sekunden vor dem deutschen Pegasus-Team, geführt hatte im Laufe der sechs Stunden jedes der vier Teams zwischenzeitlich.

ILMC und LMS machen nun Pause bis zum Silverstone-Auftritt Anfang September, wo es auch eine Pressekonferenz zur Organisation der WEC nächstes Jahr geben wird. Bis dahin rückt die American Le Mans Series erstmal wieder in den Vordergrund, die über die nächsten zwei Monate fünf Rennen austrägt. Die Vorschau für den Lauf in Lime Rock folgt am Ende der Woche.

GT1-WM – Navarra

Dass Lamborghini stark sein würde, war nach den Vorjahres-Rennen sowie dem ersten GT3-Lauf (s.u.) zu erwarten. Doch wie sehr das All-Inkl.com-Team das Wochenende in Nordspanien dominieren würde, war schon bemerkenswert. Leider ist dieses ja das einzig verbliebene Lamborghini-Team, denn das Swiss Racing Team kann zurzeit wegen Ersatzteilmangels seine beiden zerstörten Wagen nicht wieder aufbauen. Weil sie darum nicht teilnehmen können, haben sie sogar dringend benötigte Teile an Münnich Motorsport (die eben hier unter dem Namen All-Inkl.com antreten) weitergegeben, ohne die auch dieses Team in Probleme gekommen wäre.

Doch so konnten wenigstens zwei der Murcielago R-SV an den Start gehen, denen diese Strecke so gut zu liegen scheint. Im Gegensatz zu Nissan, Aston Martin und Corvette mit ihrem FR-Layout ist der italienische Wagen mit einem Mittelmotor bestückt. Die daraus resultierende günstigere Gewichtsverteilung sorgt für ein geringes Massenträgheitsmoment und viel Traktion, zwei Eigenschaften, die sich in den zahlreichen engen Kurven des Circuito Navarra auszahlen.

Das Ergebnis waren die erste Startreihe für die beiden Wagen – vier Tausendstel auseinander, aber eine halbe Sekunde vor der Konkurrenz – sowie zwei Doppelsiege. Doch: Nachdem die Pole und das Qualifikations-Rennen an Marc Basseng und Markus Winkelhock gingen, stellten sich diese im Hauptrennen selbst ein Bein: nach dem Pflichtboxenstopp fuhr Basseng bereits wieder los, als sich noch ein Mechaniker in der „Working Lane“ befand; das Resultat war eine Durchfahrtsstrafe, die den Teamkollegen Nicky Pastorelli und Dominik Schwager den Sieg einbrachte.

Diese waren, nach einem zusätzlichen Motorwechsel, in der Startaufstellung für das Hauptrennen um fünf Plätze strafversetzt worden, arbeiteten sich jedoch schnell wieder an die Spitze vor: die gewonnene Zeit in der einen freien Runde vor dem Boxenstopp reichte, um danach auf Rang 2 aus der Box zu kommen, und schließlich nach der Strafe die Führung zu übernehmen.

Ebenfalls stark zeigte sich das zweite Mittelmotor-Fahrzeug, der Ford GT, vor allem in Händen von Maxime Martin und GT1-Debütant Bertrand Baguette, der ein makelloses Wochenende ablieferte. Nach einem Podiumsergebnis im Samstagsrennen reichte es im Hauptrennen allerdings nur zu Rang 4, denn auch die Nissan GT-R hatten ein gutes Wochenende, allen voran David Brabham und Jamie Campbell-Walter auf den Plätzen 4 und 3. Für deren Markenkollegen Michael Krumm und Lucas Luhr lief es mit 35kg Zusatzgewicht verständlicherweise schlecht, mit den Plätzen 9 und 6 konnten sie nur wenige Punkte retten.

Ein schlichtweg katastrophales Wochenende erlebte Young Driver Aston Martin: Mücke/Turner kamen mit 30kg Erfolgsballast gar nicht von der Stelle, fielen sogar in beiden Rennen aus, auch Enge/Müller konnten keinen einzigen Punkt sammeln. Auch die Hexis-Duos konnten nach den Plätzen 5 und 10 am Samstag in dem sehr statischen Sonntagsrennen nur noch auf 5 und 8 fahren.

Die Meisterschaft ist somit nach dem Navarra-Wochenende kräftig durcheinander geworfen: All-Inkl.com führt beide Wertungen an: Die Team-Meisterschaft mit 20 Punkten Vorsprung vor Hexis, dann folgen JR Motorsports (-35) und Young Driver AMR (-49); und in der Fahrer-WM haben sich Basseng/Winkelhock die Spitze zurückerkämpft, auch wenn das Polster nicht so groß ist, wie es hätte sein können: Luhr/Krumm liegen 15 Punkte zurück, Hohenadel/Piccini weitere fünf, dann folgen schon Pastorelli/Schwager, die sich mit dem Sieg an den drei übrigen Aston Martin-Duos vorbeigeschoben haben und 28 Zähler hinter den Teamkollegen liegen.

Bei nur noch vier zu fahrenden Rennwochenenden – als nächstes in anderthalb Wochen in Le Castellet – könnten diese Rückstände nun schon vorentscheidend sein. Vor allem die Aston Martins, die an diesem Wochenende viel Boden verloren haben, müssen nun voll angreifen, was ohne Erfolgsballast und auf einer flüssigeren Strecke natürlich wieder etwas einfacher werden dürfte. Basseng und Winkelhock könnten allerdings an diesem Wochenende den Grundstein für eine mögliche Meisterschaft gelegt haben – wenn ihnen die Ersatzteile nicht ausgehen…

GT3-EM – Navarra

BMW bestätigte auch in Navarra den starken Eindruck der ersten zwei Rennwochenenden, obwohl die Münchner keines der unterhaltsamen Rennen gewinnen konnten. Das lag einerseits an den Kompensations-Zeitstrafen, andererseits an Fahrfehlern.

So konnten die Niederländer de Boer/Vos im ersten Lauf trotz 15 Sekunden-Zeitstrafe noch auf Rang 3 fahren, doch im Sonntagsrennen fielen sie wegen eines Drehers und einer nachfolgenden Zeitstrafe wegen sehr riskanten Zurückfahrens auf die Strecke auf den 9. Platz zurück. Die Meisterschaftsführung haben sie trotzdem behalten, auch wenn es enger geworden ist.

Zweite sind immer noch Al-Faisal/Sandström für Schubert-BMW mit vier Punkten Rückstand, doch nur weitere drei Zähler zurück robben sich nach dem Sieg am Sonntag Enzo Die und Gregory Franchi heran. Die überholte in der letzten Runde auf der Gegengeraden den BMW Z4 von Catsburg/Kolen. Die großzügige Restriktor-Vergrößerung hat sich also ausgezahlt.

Rennen 2 war hinter dem Safety Car gestartet worden, weil die Strecke nach morgendlichen Regenfällen noch etwas feucht und daher rutschig war – eigentlich keine „gefährlichen“ Bedingungen an sich, doch für Regenreifen war es nicht nass genug und die Rennleitung wollte wohl keinen Chaos-Start auf Slicks riskieren… jedenfalls eine sehr vorsichtige Entscheidung.

In Rennen 1 siegte – ebenfalls knapp, mit nur einer halben Sekunde Vorsprung – wie bei in der GT1 ein Lamborghini, und zwar das Reiter-Auto von Nikolaus Mayr-Melnhof und Albert von Turn und Taxis, für die das der erste Saisonerfolg ist. In der Meisterschaft sind die beiden allerdings chancenlos mit 40 Punkten Rückstand. Die 15-sekündige Kompensationszeit in Lauf 2 verhinderte auch ein zweites gutes Ergebnis.

Das nächste Rennwochenende steht wieder im Rahmen der GT1 auf dem Circuit Paul Ricard an.

(Bilder: ACO, Audi, GT1)

 

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