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NASCAR: Vorschau Texas November 2011

von KristianStooss
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Three to go heißt es an diesem Wochenende, wenn die heiße Endphase des Chase in Texas beginnt. Noch drei Rennen verbleiben in der diesjährigen NASCAR-Saison und zwei davon liegen ausgerechnet dem Hersteller Ford. Kann Carl Edwards diese Stärke und sein Momentum in den Gewinn der Meisterschaft ummünzen?

Das erste der drei letzten Chase-Rennen geht am Sonntag auf dem Texas Motor Speedway über die Bühne, welcher erst seit 1997 seinen Platz im Cup-Kalender hat. Damit ist das Intermediate-Oval mit einer Länge von 1,5 Meilen sowie einem Banking von 24° Banking eine der jüngeren Strecken der NASCAR und die Playoff-Ausgabe gibt es sogar erst seit 2005. Texas ist ein ziemlich schneller Speedway und kann sich direkt mit seinen beiden, wesentlich älteren Geschwistern in Atlanta und Charlotte messen. Kurveneingangsgeschwindigkeiten von etwas mehr als 200 mph sind im Lone-Star-State keine Seltenheit. Blickt man in der Geschichte der Strecke zurück, dann fällt vor allem eine Tatsache ins Auge:

Der Texas Motor Speedway ist traditionell eine Ford-Strecke, denn schon seit dem Beginn der Cup-Rennen dort beherrschten die Teams von Jack Roush und Doug Yates dort das Geschehen. Zwar gibt es Yates Racing heute nicht mehr, doch dafür steckt deren Know-How nach wie vor im Herzstück der Erfolgsgeschichte des Herstellers – dem Motor. Von 1997 bis einschließlich 2005 gewannen Fords dieser beiden Mannschaften nicht weniger als sieben von zehn Texas-Ausgaben, bevor es um die Einführung des CoT herum zwei komplett sieglose Jahre zu verzeichnen gab. Das Comeback der Automarke erfolgt jedoch schon 2008, als Carl Edwards neun Meisterschaftsläufe für sich entschied, darunter eben auch beide Rennen des Jahres in Texas.

Daraufhin folgte die bekannte Ford-Schwächeperiode, da deren neuer FR9-Motor mindestens ein Jahr zu lange auf sich warten ließ. 2009 und 2010 entschieden Chevrolet, Toyota und Dodge alle vier Saisonrennen auf dem Texas Motor Speedway für sich. Herausragend war dabei im letzten Jahr vor allem Denny Hamlin, welcher genauso wie Edwards zwei Saisons zuvor das Double in Fort Worth holen konnte. Schon in diesem Frühling konnte Matt Kenseth kontern und die Truppe von Roush-Fenway Racing wieder auf Kurs bringen. Die Spur des Erfolges ist bekannt: Carl Edwards dominiert zurzeit den Chase, nachdem er schon zu Jahresbeginn aufgrund seiner Leistungen zum Saisonende 2010 als einer der großen Favoriten für das neue Jahr galt.

Letztendlich konnte er sein Talent allerdings nur in einen einzigen Saisonsieg in Las Vegas ummünzen, übrigens ebenfalls ein 1,5-Meilen-Intermediate-Oval. In Konjunktion stehen damit aber sage und schreibe 16 Top5- sowie 23 Top10-Ergebnisse. Das bedeutet, dass Edwards in diesem Jahr ungefähr nur bei jedem dritten Saisonrennen nicht in die Top10 gefahren ist. Eine Wahnsinns-Statistik, welcher höchstens Jimmie Johnson und Kyle Busch zwar ansatzweise folgen können, jedoch in den übrigen Rennen weniger erfolgreich bei der Schadensbegrenzung waren. Carl Edwards legte in den vergangenen zehn Meisterschaftsläufen eine beeindruckende Serie ab, denn er fuhr dabei jedes Mal in die Top11. Diese schlechteste Platzierung musste er in der Restrictor-Plate-Lotterie von Talladega „hinnehmen“.

Dazu kommt, dass er in dieser Saison bisher über das notwendige Glück verfügte, welches man in den letzten Jahren eher bei Jimmie Johnson angesiedelt sah. So lief es für Edwards in Martinsville überhaupt nicht und trotz des großen Kampfes mit dem Auto auf dieser „mal-so-gar-nicht-Ford-Strecke“ sprang am Ende tatsächlich ein überraschender neunter Rang für den Piloten der #99 heraus. Das sind die Rennen, welche einen Fahrer zum Meister machen und Carl Edwards hat 2011 definitiv (bisher) den entsprechenden Band mit Fortuna sowie ein schon fast geniales Momentum. Dazu weiß er um seine Chancen auf zumindest zwei der drei letzten Strecken des Jahres. Neben Texas darf man auch Homestead getrost zu den Ford-Ovalen rechnen, während das neukonfigurierte und –asphaltierte Phoenix eine weitere Wildcard darstellt.

Am Rande sei noch erwähnt, dass der Rest von Roush-Fenway Racing in diesem Jahr ebenfalls nicht untätig war, zumindest drei Viertel der Mannschaft: Teamkollege Kenseth gewann 2011 nämlich außer in Texas noch in Dover und Charlotte, während Greg Biffle leider leer ausging. Den bisher vierten Roush-Erfolg des Jahres machte David Ragan im Sommerrennen von Daytona perfekt.

Einen Haken gibt es an der ganzen Argumentation allerdings: In der Vergangenheit war Texas für Carl Edwards nämlich eher eine „Win-or-Bust“-Strecke, denn außer den drei Siegen existiert nur noch ein dritter Platz aus dem diesjährigen Frühling in der Spalte der Top9-Ergebnisse. Danach geht es rapide abwärts, seine besten Resultate danach waren in bisher 13 Rennen die Plätze 10, 12, 15 und 19, bevor es jenseits der Top20 und sogar Top30 geht. Alleine drei Mal war Edwards auf dem Texas Motor Speedway in größere Unfalle involviert, die ein Abschneiden unter den besten 30 Piloten verhinderten.

Da muss in diesem Herbst noch mehr kommen, denn Tony Stewart kann bei dieser Statistik zumindest mithalten. 2010 und Anfang 2011 lief es bei Smoke noch nicht so richtig, doch trotzdem holte er in den vergangenen drei Texas-Ausgaben immerhin zwei Top12-Resultate. In den beiden noch erfolgreicheren Saisons nach Einführung des CoT (2008 und 2009) gelangen Stewart sogar in drei von vier Anläufen Platzierungen innerhalb der Top7.

Der große Unterschied zwischen Edwards und Smoke ist im Chase aber die Lage der erreichten Platzierungen: Während Edwards sehr konstant innerhalb der Top10 seine Runden drehte, schwankte die Formkurve von Stewart viel mehr. Zwar gewann er 2011 atemberaubende drei von sieben Playoff-Rennen, verlor sich dazwischen aber jeweils einmal jenseits der Top10 und sogar der Top20. Ganz interessant ist hier auch der Vergleich auf Saison- sowie Texas-Ebene, denn beide Piloten hatte da wie erwähnt sehr unterschiedliche Statistiken: Smoke ist in Texas konstant und über den Chase On-Off, während es bei Edwards witzigerweise ganz genau umgekehrt ist!

Da Edwards mit seinem einen Saisonsieg nur drei Bonuspunkte Vorsprung gegenüber Stewart im Chase bekam, sieht man, dass sich viele Fahrten in die Victory Lane auch nur dann lohnen, wenn man an den anderen Wochenenden nicht komplett in der Leistung abfällt. Wir werden am Ende der Saison sehen, welches Konzept in diesem Jahr das erfolgreichere war. Führt Edwards das Chase-System mit nur einem Saisonrennen ad absurdum oder gewinnt Smoke noch weitere Playoff-Rennen?

Noch nicht gänzlich abschreiben darf man zumindest vor diesem Wochenende auf gar keinen Fall Kevin Harvick (-21), Brad Keselowski (-27) und mit Abstrichen den Verlierer des Rennens in Martinsville Matt Kenseth (-36), welcher dort ganze 25 Punkte verloren hat, während Jimmie Johnson (-43) mit seinem zweiten Platz nur sieben Zähler auf Edwards verkürzen konnte. Wenn bei Johnson in Texas kein Wunder geschieht, dann ist der sechste Titel in Folge endgültig futsch. Dabei ist Texas wahrlich nicht die Strecke, welche der Dauermeister jetzt benötigt und in Phoenix, wo ich eher wieder Hendrick Motorsports oder Joe Gibbs Racing vorne sehe, ist es dann wohl schon zu spät. Am Wochenende sehe ich ihn bestenfalls in der Region von Tony Stewart, nämlich den Top5.

In puncto Rennsieg konzentrieren sich die Chancen da mehr beim erwähnten Matt Kenseth, welcher seit 2007 eine fast schon geniale Texas-Statistik aufweisen kann: In den vergangenen neun Ausgaben holte er sechs Mal ein Top5-Resultat, was einer Quote von 66% entspricht. Dabei war Platz 5 auch nur ein Ausrutscher, denn die verbleibenden fünf Ergebnisse waren allesamt Top3s! Für Kenseth ist Sonntag sicherlich der richtige Zeitpunkt, um nach dem Desaster von Martinsville noch einmal an die Meisterschaftsführenden heran zu robben. Ansonsten ist vermutlich Payback-Time für Brian Vickers angesagt, mit dem sich Kenseth am vergangenen Wochenende besonders gut verstand.

Der Dritte im Chase ist derzeit Kevin Harvick, doch auch der Chevy-Pilot von Richard Childress Racing ist bisher nicht der große Cowboy in Texas gewesen. Seine letzten vier Ergebnisse sowohl in den Playoffs (6/6/32/4) als auch auf diesem Intermediate-Oval (5/7/6/20) gleichen sich in etwa und ich erwarte die hinteren Top10 als realistisches Ergebnis. Bei Brad Keselowski brach zuletzt das Momentum ab, welches er zunächst noch mit in den Chase schleppen konnte. Zusätzlich verfügt er in Texas bisher über kein einziges Top10-Resultat und mich würde es schon ein wenig überraschen, ihn in den Top5, ja sogar innerhalb der Top10 zu finden.

Als Dark-Horses habe ich noch Denny Hamlin, Clint Bowyer sowie Greg Biffle auf meiner Liste, wobei Hamlin zuletzt mit einigen Top10-Resultaten in Folge wieder einigermaßen überzeugen konnte und in Texas ja im vergangenen Jahr das Double holte. Bowyer wurde im Frühjahr 2011 starker Zweiter und hat eventuell noch etwas Momentum von seinem Talladega-Sieg übrig. Biffle sitzt im richtigen Auto, was Texas betrifft, denn der Roush-Pilot konnte die letzten sechs Ausgaben dort allesamt in den Top10 beenden, darunter waren vier Top5s.

Das Rennen auf dem Texas Motor Speedway wird alles in allem eine richtige Vorentscheidung in der Meisterschaft sein, denn es geht punktetechnisch viel schneller nach hinten als nach vorne und bei danach nur noch zwei verbleibenenden Meisterschaftsläufen im Chase wird es schwierig, das Blatt noch einmal kurzfristig zu wenden. Vermutlich sehen wir auch die ersten rechnerischen Ausfalle im Kampf um den Titel.

Wie gewohnt folgen an dieser Stelle noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:

Achtung: Der Zeitunterschied von nur fünf Stunden gilt noch bis einschließlich des Nationwide Rennens am Samstagabend fort. Das Cup-Rennen am Sonntag ist dann nach der Umstellung der Amerikaner auf die Winterzeit wieder mit der normalen Verzögerung zu sehen. Diesen Effekt habe ich bei den nachfolgenden Uhrzeigen allerdings schon berücksichtigt.

Die letzten drei Chase-Rennen starten übrigens wie auch in den vergangenen Jahren wieder um 21 Uhr!

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 04.11.
15:00 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
16:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
23:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
01:00 Uhr, Truck Series Rennen (WinStar World Casino 350k), SPEED

Samstag, 05.11.
14:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, ESPN2
17:55 Uhr, Nationwide Series Rennen (O’Reilly Auto Parts Challenge), ESPN2

Sonntag, 06.11.
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AAA Texas 500), ESPN

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