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WEC/Le Mans: Peugeot zieht sich zurück / Bilder vom Toyota-LMP1

von Flo aus N
3 Kommentare

Es war ca. 16.00 Uhr als am Mittwoch eine Bombe platzte: Peugeot zieht sich mit sofortiger Wirkung aus der WEC und seinem Sportprogramm zurück.

Gegen 16 Uhr heute Nachmittag ging diese Nachricht über Twitter ein – kurz darauf kam auch die Bestätigung von diversen Motorsport-Journalisten sowie schließlich auch von Peugeot selbst. Der französische Hersteller beendet sein Engagement in der LMP1-Klasse mit sofortiger Wirkung. Es wird keinen Einsatz in der WEC geben und auch keinen bei den 24 Stunden von Le Mans selbst. Auch eine Umentscheidung ist ausgeschlossen, da heute die Meldefrist für Teilnehmer an der WEC und dem 24h-Rennen endet.

Die Entscheidung selber wurde aber wohl extrem kurzfristig und etwas Hals über Kopf gefällt, denn ein Teil des Teams ist zur Zeit in Sebring um dort einen Langstreckentest zu fahren und auch Anthony Davidson hat erst vor kurzem via Autosport angekündigt dort einen 5 Tage langen Test zu fahren und auch die Entwicklung des Hybrid 908 läuft/lief in der Vergangenheit auf Hochtouren. Außerdem war für den 30. Januar eine große PK über das Sportprogramm sowie Hybrid-Technik angesetzt und viele vermuteten dabei die offizielle Vorstellung des 908 Hybrid, aber dazu wird es nicht kommen. Dies alles sind Indizien, dass die Entscheidung sehr kurzfristig fiel. Allerdings erscheinen dabei die Abgänge von Alexander Wurz gen Toyota und vor allem von Bourdais und noch mehr Pagenaud Richtung IndyCar in einem anderen Licht.

Wirtschaftliche und Finanzielle Gründe haben Peugeot zu diesem drastischen Schritt bewegt. Nach eigener Auskunft will man seine Ressourcen auf die Markteinführung der neuen Straßenwagen in diesem Jahr konzentrieren. Vorausgegangen war ein schlechtes Jahresergebnis 2011: um 1,5% ging die Zahl der verkauften Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr zurück. Auch die Erwartungen für 2012 sind wohl miserabel. Im Raum steht die Zahl von knapp 800 Mio € die eingesparrt werden müssen damit der Konzern das Ruder rumreißen kann. Daher hat der Vorstand beim Sportwagenprogramm den Rotstift angesetzt, welches immerhin jährlich eine knapp dreistellige Millionensumme verschlingt. Dazu stehen wohl auch 3500 Arbeitsplätze „auf dem Prüfstand“.

Solche potenziellen Entlassungszahlen lassen sich natürlich immer schwer rechtfertigen, wenn man gleichzeitig viele Millionen für ein teures Motorsport-Projekt ausgibt. Und von den F1-Ausstiegen von Honda und BMW kennt die Motorsportwelt inzwischen ja auch die kurzfristigen Ausstiegs-Entscheidungen im schwierigen wirtschaftlichen Klima der letzten Jahre.

Man hat in der vergangen Zeit wohl versucht ein Kundenteam für die Autos zu gewinnen welche dann die Einsatz finanziert und durchgeführt hätte und wohl auch die Piloten wie Davidson oder Sarrazin erhalten hätte. Dies ist allerdings nicht zu Stande gekommen, denn das einzig übrig gebliebene Teams neben Oreca, welche ja mit Toyota arbeiten bliebe nur Pescarolo über. Allerdings hat auch Henri Pescarolo seine liebe Müh und Not zumindest ein Budget für das 24H Rennen zusammen zu kratzen um dort wenigstens mit seinem betagten Chassis fahren zu können. Ein Einsatz von 1 oder 2 908 ist für ihn daher kaum zu stemmen und es war/ist auch kein anderes Team parat welches die Mittel hätte dies zu tun. Dazu kommt noch, dass die Einschreibfrist für die WEC um 24.00 Uhr zu Ende gegangen ist und aufgrund der gut gefüllten Felder bei den Prototypen kaum eine Verlängerung passieren wird.

Für die bereits heiß erwartete Debüt-Saison der World Endurance Championship ist das natürlich ein schwerer Schlag. Das Duell Audi vs. Peugeot hat die letzten Jahre in Le Mans und dem Intercontinental Le Mans Cup geprägt. Nun bleiben – hoffentlich – Audi und Neuling Toyota.

Denn: wie Audi auf den abrupten Ausstieg seines härtesten Konkurrenten reagieren wird, ist noch unklar. Eine Präsentation des Motorsport-Programms für 2012 steht bisher noch aus, die Deadline für die WEC- und Le Mans-Bewerbung ist, wie erwähnt, heute. Ein völliger Rückzug ist sehr unwahrscheinlich, aber eine Verringerung der Anzahl der Fahrzeuge könnte zur Kosteneinsparung möglich sein. Bisher hieß es, dass zwei R18 in der WEC starten sollten und drei, eventuell sogar vier, in Le Mans.

Unbekannt ist auch noch, wie genau der Einsatz von Toyota aussehen wird. Im letzten Jahr wurde angekündigt, man wolle ausgewählte WEC-Rennen bestreiten und natürlich die 24 Stunden von Le Mans. Ob nun – mit der Chance auf mehr Podestplätze – ein durchgehendes WEC-Engagement daraus werden könnte, bleibt abzuwarten.

Auf jeden Fall sickerten heute erste Bilder des neuen Toyota von seinem Test auf dem Circuit Paul Ricard durch. Dabei fallen mehrere Dinge auf: Zum einen ist die Front zwischen der Crashbox bzw. dem Monocoque und den Radkästen sehr flach gehalten worden und die Hubbel, also Aufnahmepunkt für die Dämpfer klar zu sehen. Dies ist insofern erstaunlich, wenn man die Elektromotoren vorne unterbringen möchte um somit beim Herausbeschleunigen kurzzeitig einen elektrisch geregelten Allradantrieb zu besitzen. Außerdem können diese beim Bremsen als Generator fungieren und an der Vorderachse mehr Energie speichern als an der Hinterachse. Zum anderen fällt die sehr enge Verkleidung des Motors auf, was auf einen sehr kompakten Motor schliessen lässt. Und auch die Endplatten, welche vorne an den Heckflügel anschliessen wurden bisher so kaum gesehen.

Auch sitzt der Fahrer links und nicht rechts wie bei den Peugeots oder Audis, wo man gerade bei letzteren dazu übergegangen ist den Fahrer von links nach rechts zu stetzen, da man in Le Mans aus Fahrersicht eben rechts die Boxen hat und der Fahrerwechsel somit kürzer ausfallen sollte bzw. man weniger Weg hat. Die obligatorische Heckflosse samt Lufthutze und integrierter Flügelhalterung erinnert dagegen sehr stark an den Audi R18.

Nach all den guten Nachrichten der letzten Wochen ist nun also Abwarten angesagt. Am 2. Februar wird der ACO die Teilnehmerlisten für die WEC und Le Mans verkünden.

in Zusammenarbeit mit Stefan Tegethoff

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3 Kommentare

Bluthund87 19 Januar, 2012 - 06:18

Oh man, das ist extrem Schade. Ausgerechnet das schönste und schnellste Auto. Das wird dieses Jahr ein extrem langweilliges Le Mans Rennen, wenn Audi alleine vorne rumkurvt.

skore1 19 Januar, 2012 - 17:05

Schade. Nach dem grossartigen Le Mans Rennen letztes Jahr hab ich mich extrem auf dieses Jahr gefreut…

Vielen Dank und Kompliment für den schnellen und ausführlichen Artikel!

Deutscher Auto Blogger Digest vom 18.01.2012 | "Auto .. geil" 19 Januar, 2012 - 22:07

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