Formel 1: GP Malaysia Analyse 2012

Die Formel 1 zeigte trotz fast einstündiger Unterbrechung wegen Regens eines ihrer besten Rennen seit langem. Ein klares Kräfteverhältis gibt es zwar immer noch nicht, dafür stand am Ende jemand vorne, den nun wirklich niemand dort erwartet hatte und auch auf Platz 2 gab es eine große Überraschung, während RedBull und McLaren schwächelten.

Nach fast 3 Stunden stand in Malaysia ausgerechnet Fernando Alonso ganz oben auf dem Treppchen. Die vielgescholtene Ferraritruppe, bei der Stefano Dominicali sogar unter der Woche nach Italien zum Rapport musste, gewinnt also völlig überraschend ihr erstes Saisonrennen. Damit war nachdem Qualfying überhaupt nicht zu rechnen. Erwartungsgemäß standen hier nämlich die McLaren ganz vorne, Ferrari erwartet schwach nur auf Platz 9 (Alonso) und Platz 12 (Massa). Kurz vor dem Start begann es zu regnen, alle Autos vorne starteten auf Intermediates und Alonso konnte gleich ein paar Plätze gut machen. Dann begann es immer herftiger zu regnen, es waren schlussendlich die befürchteten monsunartigen Regenfälle, fast alle Fahrer ließen die Fullwets aufziehen.. Daraufhin wurde das Rennen erstmal nach 9 Runden für eine knappe Stunde unterbrochen. Es ist ja verständlich, dass man für bessere Tv-Quoten das Rennen erst so spät starten lässt, aber es regnet so oft in Malaysia um 17-18 Uhr Ortszeit, da sollte man vielleicht doch darüber nachdenken den Start wieder 2 Stunden nach vorne zu verlegen, da bei solchen enormen Mengen an Regen auch immer ein Komplettabbruch droht.

Nachdem Restart wechselten alle innerhalb von 3 Runden  auf Intermediates und im Nassen ging der Ferrari richtig gut. Alonso wechselte exakt in der richtigen Runde auf Intermediates und lag schließlich ab Runde 16 in Führung, wobei es bis zum Ende des Rennens dank einer fantastischen Fahrt trotz eines starken Perez auch bleiben sollte, da Ferrari sich auch taktisch beim späteren Wechsel von Intermediates auf Slicks keine Blöße gab und auch hier in exakt der richtigen Runde reinkam. Großes Lob an den Ferrari Kommandostand, die ja nicht immer bei Regen ein glückliches Händchen haben. Massa hingegen wieder mit einer insgesamt indiskutablen Leistung, am Ende wurde er 15. Eins sollte man jedoch trotz des Alonso Sieges nicht vergessen: Der Ferrari ist immer noch ein schwaches Auto, die Bedingungen, Alonso und die kleinen Fehler von Sauber ermöglichten den Sieg, nicht das Auto.

Die fast noch größere Überraschung als der Sieg von Alonso war jedoch der 2. Platz von Sergio Perez im Sauber. Dass der Sauber gut ist, wusste man ja, im Qualfying sah es jedoch zunächst nicht danach aus, da Perez dort nur 10. wurde. Im Rennen machte man bei Sauber dann die komplett richtige Entscheidung, ganz früh auf Regenreifen zu wechseln, was Perez schon vor der Unterbrechung schnell und weit nach vorne spülte. Einen einzigen kleinen taktischen Fehler machte man lediglich, als man Perez eine Runde zu spät reinholte, um auf Slicks zu wechseln, wodurch man fast 6 Sekunden auf Alonso verlor. Doch auch vorher schon auf den Intermediates zeichnete sich ab, dass Perez wesentlich schneller als Alonso war. Er holte bei abtrocknender Strecke pro Runde im Durchschnitt 0,7 Sekunden auf Alonso auf, knallte jede Runde neue absoluten Bestzeiten auf den Asphalt und schaffte es so schon vor dem letzten Stop den Abstand auf knapp 2 Sekunden zu verkürzen. Danach flog Perez mit harten Trockenreifen trotz der 5 Sekunden Rückstand wieder heran und kam in DRS-Reichweite. Dann machte er jedoch einen Fehler und rutschte in einer Kurve weit raus, was ihn widerrum 5 Sekunden kostete. Daraufhin besann er sich darauf, den zweiten Platz nach Hause zu fahren.

Im Optimalfall wäre für Sauber also sogar der Sieg drin gewesen, die Chance dazu war auf jedenfall da. Ein kleiner Fehler vom Team und ein kleiner Fehler von Perez verhinderten dies am Ende. Das soll aber die Leistung keinesfalls schmälern, es war ein ganz fantastisches Rennen von Perez und von der sehr sympathischen Saubertruppe, die damit ganz wichtige Punkte im Kampf um die Konstrukteurs-WM holten. Für Kobayashi hingegen war es ein verlorenes Wochenende. Wegen Problemen mit der Hinterradaufhängung blieb er in Q1 hängen, im Rennen war er in der Nähe der Top 10, schied später jedoch aus.

Bei Mclaren lief es nicht so gut. Nachdem Qualfying als großer Favorit gehandelt, schaffte man es Hamilton noch auf Platz 3 zu bringen. Beim Wechsel von Intermediates auf Regenreifen erwischte Hamilton einen ganz schlechten Stop, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Allgemein funktionierte der McLaren unter nassen Bedingungen aber nicht wirklich gut, auch wenn Button zwischendurch mal schnellste Runden fahren konnte. Diese brachten Button aber herzlich wenig, da er sich vorher an Karthikeyan den Frontflügel kaputt gefahren hatte., was ein normaler Rennunfall war, da Karthikeyan zu diesem Zeitpunkt in den Top 10 lag und Button grade aus der Box kam. Button kam nach dem erforderlichem Wechsel nicht mehr nach vorne und wurde nur 14.

Beim Weltmeisterteam RedBull hingegen dürfte richtig Feuer unterm Dach sein. Der Wagen ging weder im Qualifying (Webbe r auf 4, Vettel auf 6) noch unter den  wechselnden Bedingungen im Rennen wirklich gut. Man fiel zwar nicht weit zurück, kam aber auch nicht wirklich nach vorne. Webber wurde unauffälliger 4. und Vettel wäre trotz teilweise defekten Funks und leichten taktischen Fehlern  auch in den Top 5 ins Ziel gekommen, wenn er sich nicht kurz vor Ende an Karthikeyan’s Frontflügel den Reifen kaputt gefahren hätte. Auch hier ist keinesfalls nur Karthikeyan schuld. Nachdem Reifenwechsel war klar, dass Vettel nicht innerhalb der Top 10 ins Ziel kommen würde, was zum absurdesten Funkverkehr seit langem in der letzten Runde führte. Zuerst wurde Vettel gesagt er soll in die Box fahren, dann doch weiterfahren und dann sollte er das Auto sofort abstellen. Vettel fuhr über die Ziellinie und war im Interview sehr angefressen wo er sinngemäß meinte, dass es sich sportlich gehört das Rennen zu Ende zu fahren, auch wenn das Team das Auto lieber als ausgeschieden gewertet haben wollte. Alles in allem ein enttäuschendes Wochenende für RedBull.

Ein starkes Wochenende erwischte Kimi Raikönnen im Lotus. Erst machte er sich bei den Journalisten beliebt, indem er allen ein Eis spendierte, dann wurde er im Qualifying starker 5. Im Rennen fuhr er unauffällig, aber stark auf Platz 5. Speziell gegen Ende lief der Lotus richtig gut, die damit auch unter wechselnden Bedingungen bestätigten, dass man im Kampf um die Top 5 mit ihnen rechnen muss. Grosjean im Qualifying guter 7., kam sich gleich in der ersten Runde mit Michael Schumacher in die Quere und drehte sich wenig später ins Kiesbett, womit das Rennen für ihn beendet war.

Auch eine kleine Überraschung war Bruno Senna im Williams der einen guten 6. Platz erfahren konnte. Allgemein liefen die Williams immer besser je trockener die Strecke wurde. Auch Maldonado lag auf sicherem Punktekurs, bis ihn kurz vor Schluss ein Motorschaden stoppte. Allgemein bestätigten die Williams aber den Trend aus Melbourne, dass in den Top 10 dieses Jahr mit ihnen zu rechnen sein wird.

Ein ebenfalls unauffälliges aber gutes Rennen hatten die Force India. In der Quali erwartet schwach auf 14 und 16 schaffte man es im Rennen  durch gute taktsiche Entscheidungen und einen im Nassen schnellen Wagen auf die Plätze 7 (di Resta) und 9 (Hülkenberg). Nichtsdestotrotz ist das Auto im Trockenen einfach zu langsam

Ähnliches kann man über Toro Rosso sagen. In der Quali lief mit den Plätzen 15 und 18 nichts zusammen. Im Rennen jedoch blieb Vergne mit als einziger vor der Unterbrechung noch auf Intermediates und sicherte sich mit diesem taktsichen Schachzug und einer guten Fahrt seine ersten WM-Punkte auf Platz 8. Ricciardo hingegen zeigte einige gute Überholmanöver, wurde aber effektiv nur 12, da er in der Anfangsphase des Rennens einige Plätze verlor.

Für Mercedes war das Rennen eine mittlere Katastrophe. Im Qualifying noch sehr stark und nicht weit weg von der Pole mit Schumacher auf 3 ging das Rennen gleich schlecht los, als Schumacher und Grosjean sich ins Gehege kamen und Schumacher sich dabei drehte. Danach kamen beide Mercedes mit den Intermediates überhaupt nicht zurecht. Die Reifen bauten extrem schnell ab, speziell bei Rosberg der zu diesem Zeitpunkt auf Platz 4 lag, dann aber ganz schnell nach hinten durchgereicht wurde. Er machte einen Stopp mehr um sich neue Intermediates zu holen, die aber genau so schnell einbrachen. Für Mercedes kann man nur hoffen, dass es dieses Jahr nicht viele Regenrennen gibt, Schumacher holte immerhin noch einen Punkt auf Platz 10, Rosberg wurde 13.

Kurz noch zu den hinteren Teams. HRT wäre bei einem Abbruch ein sehr großer Coup gelungen, da Karthikeyan als einziger Fahrer mit Regenreifen losgefahren war und somit bei der Unterbrechung auf Platz 10 stand, was immerhin ein halber Punkt gewesen wäre. Mit dem Restart hatte sich das dann jedoch erledigt, Karthikeyan wurde am Ende 21., de la Rosa 22. Caterham brachte beide Autos auf den Plätzen 16 (Petrow) und 18 (Kovalainen) ins Ziel, ebenso Marussia auf 17 (Glock) und 20 (Pic).

So unterhaltsam, spannend und überraschend das Rennen war, so wenig lässt sich leider über das Kräfteverhältnis sagen. McLaren ist in der Quali sehr stark, RedBull hat hier eindeutig Nachholbedarf, da die Lotus und Mercedes sonst sich in der Quali immer wieder vor sie schieben können. Im Rennen scheinen McLaren und Redbull fast gleichauf, dahinter dann Lotus, Sauber, Mercedes, Alonso, Williams? Auf jeden Fall ein extrem breites Mittelfeld, das kann sich von Rennen zu Rennen ändern. Man kann nur hoffen, dass es in China trocken bleibt, vielleicht hat man dann ein echtes Bild vom wirklichem Kräfteverhältnis.

[Fotos kommen, wenn die Teams ihre Websites geupdatet haben]