Die WTCC und AutoGP fahren dieses Wochenende in Marrakesch auf dem doch zumindest disskusionswürdigem Stadtkurs. Doch auf Grund der Unberechenbarkeit ist die Wahrscheinlichkeit eines Nicht-Chrvrolet-Sieges hier höher als auf anderen Strecken, wirklich gute Rennen sollte man aber von beiden Serien nicht erwarten.
WTCC Vorschau, geschrieben von Chaos:
Nachdem man 2009 und 2010 in Marrakesch gefahren war, wurden das Rennen 2011 abgesagt. Zu der Zeit hofften einige, dass man das Rennen für immer los sei, vor allem nach dem Chaos 2010. Damals wurden fast alle Runden auch auf Grund des unerfahrenen Streckenpersonals unter gelb gefahren, es gab einen heftigen Unfall beim Start des 2. Rennens und die Startampel funktionierte nicht.
Anfang des Jahres gab es dann die große Überraschung: Marrakesch erhält einen langfristigen Vertrag bis inklusive 2014. Ob man sich diese Strecke weitere 3 Jahre antun muss, ist fraglich. Die WTCC ist zwar die einzige Weltmeisterschaft, die ein Rennen auf dem afrikanischen Kontinent absolviert, aber die Strecke ist Macao was die Breite und Übersichtlichkeit angeht leider sehr ähnlich. Im Prinzip besteht die Strecke nur aus Schikanen und engen Kurven, die sich mit Geraden abwechseln. Die Überholmöglichkeiten sind natürlich sehr begrenzt.
Auf keiner anderen Strecke neben Macao sieht man so gut, warum das momenatane Rennformat der WTCC einfach Schwachsinn ist. Die Jungs produzieren auf Stadtkursen sehr gerne mal ordentlich Schrott und es gibt dann ewig viele Runden unter gelb, speziell wenn die Streckenposten wie hier verständicherweise nicht viel Erfahrung besitzen und es so nochmal länger dauert bis Autos von der Strecke geborgen sind.
Immerhin dagegen möchte man dieses Wochenende etwas tun. Man hat wie schon 2009 sich professionelle Hilfe aus Le Mans besorgt, über 100 (!) französische Streckenposten sollen vor Ort sein, desweiteren hat man in satten 70 Tagen Aufbauarbeit für den Kurs die Streckensicherung verbessert. In der Region ist das Rennwochenende übrigens ein Riesenerfolg, man rechnet mit über 100.000 Zuschauern für die Veranstaltung und die Organisatoren scheinen sichtlich bemüht, eine Wiederholung des Chaos von 2010 unter allen Umständen zu vermeiden.
Bei der Entrylist gibt es bis auf eine Ausnahme keine großen Überraschungen. Fernando Monje von Sunred wird das Rennen in Marrakesch nicht bestreiten, in der Zeit möchte man sein Auto mit dem neuen Seatmotor ausrüsten um dann in der Slowakei wieder anzugreifen. Bei SEAT steht immer noch die Motorenproblematik im Raum und dort gibt es immer noch leicht unterschiedliche Angaben, wer mit welchem Motor unterwegs ist. Laut der ofiziellen Entrylist kriegt Tom Boardman den neuen Seatmotor, während Monteiro und Barlesi noch den alten SUNRED-Motor haben. Mit dem ganz alten Seatmotor muss also wohl niemand mehr fahren, obwohl dieser noch in der Gewichtsliste auftaucht.
Die Gewichtsverteilung für Marrakesch stimmt etwas bedenklich. Da auf der Strecke das Qualifying so wichtig und das Überholen so schwer ist, hätte man eventuell mit einem Tarquini oder Coronel rechnen können, die sich die Pole holen und sich so eine grandiose Ausgangslage fürs Rennen verschaffen, da die Chevrolets im Qualifying doch leichte Schwächen zeigten. Doch sowohl der BMW als auch der SEAT mit neuem Motor kriegen extra Gewicht mit auf den Weg und sind nur noch 20 kg leichter als die Chevrolets, während diese bei den standardmäßigen +40 kg bleiben. Die Fords hingegen werden 20 kg leichter, kriegen aber wiederrum 30kg Strafgewicht wegen den immer noch nicht regelkonformen Teilen. Fahrzeuge mit dem alten Sunred-Motor kriegen kein Zusatzgewicht. Speziell mit den Gewichten wären alles andere als 2 Chevroletsiege eine große Überraschung.
Das Qualifying wird um 18.15 Uhr live auf Eurosport 2 übertragen, die Rennen werden um 14.00 Uhr und um 17.00 Uhr live auf Europsort gezeigt.
AutoGP Vorschau, geschrieben von Vorsicht:
Schon jetzt ein heißer Anwärter auf den Titel „Unverantwortlichkeit des Jahres“ ist die AutoGP World Series. Noch vor zwei Jahren wurde mutigerweise ein Termin in Brands Hatch abgesagt, weil die Autos für die enge und schnelle Traditionsstrecke in England angeblich zu „groß“ waren. In der Zwischenzeit hat man einen Promotionvertrag mit Eurosport abgeschlossen, und die Meinung zu engen und schnellen Kursen offenbar revidiert – denn mit dem nur durch Schikanen unterbrochenen Leitplanken- und Fangnetz-Kanal in Marrakesch hatte bei der AutoGP offenbar niemand mehr größere Probleme.
Die Weisheit dieser Idee dürfte trotzdem ziemlich begrenzt sein, denn schon die Formel 2 kam dort mit einem vermutlich etwas professionelleren Feld im Jahr 2010 nicht wirkich zurecht (und produzierte einen furchterregenden Unfall von Ricardo Teixeira).
Die FIA sieht die Strecke in Marrakesch, die mit Tourenwagen durchaus interssante und spannende Rennen produzieren kann, wohl aus unerklärlichen Gründen auch als für Autos geeignet an, die laut Vergleichszeiten in Brünn und Monza schneller als die A1GP, die Formel 2 und sogar die Formel Renault 3.5 waren. Und so wird die bunt gemischte Gruppe aus 16-jährigen Jungtalenten und 50-jährigen Herrenfahrern, die zum Teil 10 Sekunden hinter der Pace liegen, dort am kommenden Wochenende tatsächlich an den Start gehen.
Die beiden Läufe werden live auf Eurosport übertragen (Samstag 13:00 Eurosport, Sonntag 15:15 Eurosport 2) – ob man dieses zweifelhafte Spaktakel aber auch wirklich sehen will, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
3 Kommentare
Der sehr gute 1. Lauf der Auto GP war doch sehr gut – also erstmal kein Grund hier so schwarz zu malen.
Dass es gut gegangen ist, und obendrein ein spannendes Rennen war, ist sehr erfreulich. Ich hoffe sehr, dass morgen auch alles gut geht.
Das alles ändert aber nichts daran, dass ich die Strecke dennoch für eine Serie wie die AutoGP für zu gefährlich halte.
Ich möchte betonen, dass ich mich immer sehr darüber freue, wenn neue Regionen für den Motorsport erschlossen werden. WTCC in Marrakesch finde ich prima, dafür ist die Strecke auch geeignet (wenn denn die Streckenposten entsprechend arbeiten, was ja in diesem Jahr so zu sein scheint).
Nur für die AutoGP finde ich einfach, dass die Kombination aus eng, schnell und Fangzaunkanal nicht passt.
great info,
thank you
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