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NASCAR: Analyse Talladega Mai 2012

von KristianStooss
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Der NASCAR-Sonntag begann in Talladega ruhig und endete dann doch noch in einem enormen Wreck-Fest, welches viele aussichtsreiche Contender eliminierte. Die karierte Flagge sah Brad Keselowski als Erster, obwohl eigentlich Matt Kenseth über das stärkste Auto verfügte.

Der Sprint Cup lieferte in Talladega ein richtig schön anzusehendes Restrictor-Plate-Rennen ab, das sich selbst in der unfallfreien Mittelphase als sehr unterhaltsam zeigte. Das Feld fuhr fast die ganze Zeit auf zwei Linien nebeneinander her, wobei die obere Lane von der Halbzeit an wegen der intensiven Nutzung als gleichwertig einzustufen war. Ein wenig erstaunt hat mich das schon, denn am Morgen entluden sich über dem Superspeedway noch die Regenwolken und sorgten anfangs für eine grüne Strecke. Doch nachdem das Rennen wegen der Trocknungsarbeiten mit einer Stunde Verzögerung erst einmal gestartet war, kam der Grip recht schnell wieder. Teilweise konnte die Meute völlig ohne Druck sogar zu Three-Wide-Manövern aufrunden, welche sich bis zur Schlussphase entgegen der Erwartungen eher ruhig abspielten.

Die ersten 140 von 188 Runden konnten ziemlich flott absolviert werden und boten nur wenig Nennenswertes: Die erste und lange Zeit einzige Gelbphase des Tages löste Regan Smith in Umlauf 16 aus, als sich sein Chevrolet-Motor schon sehr früh am Nachmittag in die Ahnengalerie verabschiedete. Sein Aggregat sollte auch nicht das einzige bleiben, denn wenig später musste sich zunächst Ryan Newman (Runde 42) zur Fehlersuche in die Garage begeben. Auf Newman folgte schließlich Jimmie Johnson (Runde 61), dessen Chevy wegen einer defekten Ölpumpe den Dienst quittierte. Für alle drei Piloten war das Rennen demnach vorzeitig beendet und man machte sich schon Sorgen um die anderen Chevrolet, besonders jene von Hendrick Motorsports, während das Schicksal von Smiths Triebwerk aus dem Hause Earnhardt-Childress Racing Technologies ein Einzelfall blieb.

>>> FAST >>> FORWARD >>> TO >>> LAP >>> 141 >>>

Nach einer Caution-freien Mittelphase inklusive zweier Durchgänge Green-Flag-Pitstops bahnte sich so langsam aber sicher der Endspurt an und es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis auf die Ruhe der sprichwörtliche Sturm folgen würde. Gerade als das Feld zu den nächsten Boxenstopps unter Grüner Flagge ansetzen wollte, ging einigen Piloten plötzlich der Sprit aus. Das ist allerdings kein Wunder, denkt man an die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit und den 100%igen Vollgasanteil der langen Mittelphase. Die Teams kalkulierten offensichtlich etwas sehr knapp und hätten sich eigentlich mit den Daten aus den Fuelruns #2 und #3 überlegen können, dass es nicht reichen würde.

So kam es, wie es kommen musste und im spontan entstandenen Gewirr drehte Dave Blaney den Vordermann Aric Almirola um, welcher seinen Besuch an der Boxengasse anscheinend etwas zu spät für die hinter ihm fahrenden Fahrzeuge ankündigte. Die nachfolgende Kettenreaktion nahm ebenfalls Carl Edwards, Juan Pablo Montoya sowie Landon Cassill aus dem Rennen, während Martin Truex Jr und Jeff Gordon eines dieser ganz unglücklichen Kunststückchen ablieferten: Truex erwischte bei seinem eher nicht so erfolgreichen Ausweichmanöver Gordons #24 am hintersten Ende des Hecks und beförderte ihn direkt bergauf in die Mauer, womit für beide Piloten der Tag ebenfalls ein Ende fand.

Negativ ist mir an dieser Stelle Terry Labonte aufgefallen, der mit einem nicht unerheblichen Überschuss an Geschwindigkeit noch in die Blechlawine donnerte, als der Großteil eigentlich schon gelaufen war. Man konnte klar sehen, wie er auf der Außenbahn weit schneller unterwegs war als die anderen Verfolger vor ihm. Sowas muss nun wirklich nicht sein und gerade von einem erfahrenen Fahrer sowie zweimaligen Meister erwartet man doch ein etwas besonneneres Auftreten!

Nach dem folgenden Restart in Runde 150 rissen sich die Kontrahenten dann für weitere 25 Umläufe unter Grün noch einmal kurz zusammen, bevor 13 Runden vor Schluss das richtige Chaos erst seinen Lauf nahm. Frei nach dem – ab diesem Zeitpunkt im Rennen – anzuwendenden Motto „Cautions breed Cautions“ musste natürlich jemand beginnen und kurzerhand opferte sich Casey Mears (18.). Entweder wurde er unglücklich von Marcos Ambrose (14.) angeschoben oder Mears erlitt einen Reifenschaden, ganz so genau ließ sich das nicht ausmachen.

Die nachfolgenden Piloten konnten der daraufhin kreiselnden #13 jedoch glücklicherweise ausweichen. Wirklich alle Fahrer? Nein, denn ein ganz pechbehafteter Trevor Bayne (8.) wurde ähnlich wie zuvor Jeff Gordon noch im letzten Moment erwischt, als Mears auf dem Weg das Banking herunter war. Dabei hatte der letztjährige Daytona-500-Champion zunächst prima reagiert und extra noch vor der unklaren Drehrichtung des Konkurrenten verzögert. Als Bayne sich dann jedoch für eine Vorbeifahrt auf der unteren Spur entschied, schlug der Auslöser der Caution ebenfalls diese Richtung ein. Immerhin konnten aber Mears, Ambrose und Bayne später das Rennen noch in der Führungsrunde beenden.

Weiter ging es mit dem Restart in Runde 179, nur neun Umläufe vor dem geplanten Ende: Dieses Mal hielt die Ordnung zwei Umläufe, bis Kurt Busch (20.) a. k. a. Ricky Bobby in der Führungsgruppe von seinem ehemaligen Teamkollegen Brad Keselowski hoffentlich ungewollte umgedreht wurde. So wie sich die Situation aber darstellte, schob der spätere Sieger die #51 bei der Einfahrt ins Trioval links versetzt an. Diese Vorgehensweise hatte sich ja schon in Daytona als aerodynamisch äußerst ungünstig herausgestellt. Ich denke, dass man die Aktion daher klar unter „Rennunfall“ verbuchen kann, denn sowas passiert auf einem Superspeedway eben, wenn die Luft ungünstig strömt.

Bei 4-to-go war man dann zum nächsten Restart bereit und direkt bei diesem brach dann endgültig die Hölle los: In der vierten Reihe entschloss sich Denny Hamlin (23.) dazu, in der Mitte eine dritte Lane noch vor der Einfahrt in Turn 1 zu eröffnen. Der vor ihm fahrende AJ Allmendinger (15.) roch den Braten zwar noch, allerdings war dieser schon im Ofen verkohlt, weil Hamlin bereits seine Toyota-Nase neben dem Heck der #22 hatte. Allmendinger konnte somit nur alles abräumen was irgend ging: Links wurde Greg Biffle (5.) ausgespuckt und der vor ihm fahrende Paul Menard (17.) gleichzeitig umgedreht.

Dann ging die Übersicht ein wenig verloren, klar erkennbar war noch, dass Kevin Harvick seinen Teamkollegen Menard T-Bone-mäßig auf die Hörner nahm. Für Harvick und den ebenfalls verwickelten Joey Logano war das Rennen auf der Stelle beendet, während die meisten anderen Piloten das Rennen nach einigen Reparaturarbeiten wenigstens noch bis zur Zielflagge fortsetzen konnten – wenn auch teilweise mit Rundenrückstand.

Damit musste NASCAR eine erste von drei möglichen Verlängerungen ansetzen, bei der es letztendlich Gott sei Dank auch blieb. Zum finalen Restart traten auf der Außenbahn mit Matt Kenseth (3.) und Greg Biffle zwei Teamkollegen miteinander den Sprint an. Kenseth hatte bis zu diesem Zeitpunkt immerhin 73 Runden geführt und sich bereits den Bonuspunkt für die meisten Umläufe in Front gesichert. Er hatte klar das schnellste Auto im Feld und konnte sieben Mal im Rennen nach Belieben die Führung übernehmen. Die Innenbahn zierte zum Schlussspurt Brad Keselowski, gefolgt von seinem eigentlichen Lieblingsfeind Kyle Busch (2.) und ausgerechnet diese beiden Piloten machten dann auch gemeinsame Sache.

Matt Kenseth und Greg Biffle kamen klar besser von der Linie weg und setzten sich bis in Turn 1 hinein bereits vom Feld ab, wobei Kenseth allerdings mit seinem ultraschnellen Wagen aus Versehen den Kontakt zu Biffle abbrechen ließ. Das verfolgende Tandem mit Keselowski und Busch konnte somit schnell aufholen und seinerseits einen riesigen Abstand auf die Verfolger herausfahren. Als einen Umlauf später eingangs Turn 3 klar war, dass die beiden Piloten das Rennen untereinander ausfahren würden, griff Keselowski ganz tief in die Trickkiste:

Der angehende Sieger ging in der Kurve auf die obere Linie hoch und ließ somit den Kontakt zu Busch abreißen, der wohl ziemlich verdutzt geschaut haben dürfte. Von da an ging es nur noch um den mitgenommenen Schwung und davon hatte Keselowski eindeutig genug. Der jüngere Busch-Bruder konnte den Windschatten nicht mehr zu seinem Vorteil nutzen und war nach dem Rennen angesichts des Manövers der Konkurrenz auch sichtlich beeindruckt. „Bad Brad“ scheint da wohl eine neue Taktik erfunden zu haben, um sich gegen einen Slingshot des Verfolgers in der letzten Runde erfolgreich zur Wehr setzen zu können.

Keselowski brachte der zweite Saisonsieg eine erheblich verbesserte Ausgangsposition für die Chase-Qualifikation ein, die mit eben zwei Fahrten in die Victory-Lane Wildcard-technisch schon eine echte Bank darstellt. Die Führung in der Meisterschaft hält dagegen nach seinem Top5-Resultat immer noch Greg Biffle inne, jetzt allerdings wieder gefolgt von seinem Teamkollegen Matt Kenseth und Dale Earnhardt Jr (9.), welcher in Talladega die Top10 knacken konnte.

Dabei hatte Junior ebenso wie sein Hendrick-Kumpan Kasey Kahne (4.) eine echte Siegchance. Ebenfalls stark präsentierten sich am Sonntag Michael Waltrip (19.) und Tony Stewart (24.), die ihre bedeutenden Führungskilometer am Ende nicht umsetzen konnten. Dafür präsentierte sich mit David Ragan (7.) im Ford mit der #34 von Front Row Motorsports ein nicht erwartetes Gesicht in den Top10, während Clint Bowyer immerhin einen sechsten Platz für Michael Waltrip Racing mitnehmen konnte.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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