Nach vier Wochen Pause geht es endlich wieder los. Und das gleich auf einer Strecke, die die meisten Fahrer und Zuschauer lieben.
Spa – da braucht man eigentlich nicht viel zu sagen. Die Strecke ist mit Abstand das Beste, was es im gesamten Rennkalender zu sehen gibt. Neben Monza und vielleicht noch Silverstone ist Spa die letzte Traditionsstrecke im Kalender, der Rest stammt ja mittlerweile fast ausschließlich aus der Hand von Hermann Tielke. Spa stellt an die Chassis und die Reifen ganz besondere Anforderungen. Das ist auch der Grund, warum sich Pirelli dazu entschlossen hat die Mischungen Hart/Medium mit an die Strecke zu bringen. Die Belastungen, die die Reifen in Eau Rouge und Blanchiment aushalten müssen, ist sehr groß, dazu kommt, dass der Asphalt einen hohen Reiferverschleiß fordert. Die Pause und die Strecke in Spa macht eine Vorhersage relativ schwierig.
Zwar heißt es, dass die Teams die Fabriken zu machen müssen und alle Angestellten im Urlaub sind, aber wer glaubt, dass die leitenden Angestellten, besonders aus der Aero-Abteilung am Strand liegen, liegt wohl falsch. In Zeiten von Internet und Cloud-Computing dürfte das Arbeiten dann nach Hause verlagert haben. Ein ehemaliger Mitarbeiter eines Teams meinte neulich zu mir, dass vor allem Teams mit Anschluss zu einem Hersteller ihre wichtigen Angestellten im Sommer schlichtweg auslagern, andere haben angeblich Kooperationen mit Privatteams aus anderen Serien wie der ELMS, ALMS usw. Zumindest sollte es einen nicht wundern, wenn man in Spa bei allen Top Teams neue Teile am Wagen sehen wird. Nach dem Motto „Haben die in ihrer Freizeit zu Hause im Backofen gebastelt“.
Wer in Spa also die Nase vorne haben wird? Ich halte Ferrari für das Team mit dem momentan meisten Schwung, dass auch am effektivsten arbeitet. Alonso und Spa – das passt zu dem auch sehr gut. Probleme könnten Ferrari aber die harten Reifen bereiten, die man erst mal auf Temperatur bringen muss, um auf der Strecke Spaß zu haben. Das könnte die Italiener etwas zurückwerfen, auch wenn es immer noch für ein Podium reichen kann.
Spielen die Reifen und die vermutlich sehr moderaten Temperaturen um die 18 Grad also Red Bull in die Hände? Eindeutig, wie man in Silverstone schon sehen konnte. Auch wenn die Strecken sich unterscheiden, vor allem der zweite Teil von Spa ähnelt einigen Passagen in Silverstone dann doch schon. Und in England gewann bekannterweise ja Mark Webber, der Alonso einholen konnte, weil dessen Reifen eingingen. Sebastian Vettel und Red Bull gehören auf jeden Fall zu den Top-Favoriten in Spa. Aber dominant werden sie nict sein.
Ganz schwer einzuschätzen sind die McLaren. Die haben seit Deutschland komplett neue Seitenkästen und einen veränderten Auspuff, aber bisher sind sie damit noch nicht auf einer Strecke mit wirklich schnellen Kurven unterwegs gewesen. Schlechter als vorher werden die Briten nicht sein, aber wie gut die neuen Teile in Spa funktionieren werden, dafür braucht man wohl eine Kristallkugel.
Nicht vergessen darf man natürlich Lotus, das Überraschungsteam des Jahres. Kimi Räikkönen mag Spa, das ist bekannt, der E20 geht bisher auf allen Strecken gut, das sollte in Belgien nicht anders sein. Lotus muss sehen, dass man zu Beginn der zweiten Saisonhälfte schnell den ersten Sieg einfahren kann. Wenn man Räikkönen in eine aussichtsreiche Position in der WM bugsieren möchte, muss man Punkte gut machen. Das ist in Spa durchaus möglich, wenn Lotus denn auch mal die Strategie richtig hinbekommt. Bisher lag man entweder knapp daneben, oder man ging zu konservativ an die Sache ran. Lotus ist, wie in jedem Rennen, das „dark Horse“.
Von Mercedes darf man wohl nicht all zu viel erwarten. Zwar bringt man neue Teile mit nach Belgien, aber das wird die Performamce nicht an die Spitze führen. Ein Vorteil für Mercedes sind die harten Reifen, die Pirelli anliefert. Das wird Mercedes helfen, dazu ist Spa ja das zweite Wohnzimmer von Schumacher. Schön wäre es, wenn die Deutschen mal wieder ums Podium kämpfen sehen würde, ich bin da aber skeptisch.
Im Mittelfeld dürfte es wieder einen engen Kampf zwischen Sauber, Force India und Williams geben. Hier eine Vorhersage zu machen, ist komplett unmöglich, aber die Strecke sollte Force India durchaus liegen. Spannend wird auch zu sehen sein, ob Caterham und Torro Rosso einen Schritt nach vorne gemacht haben.
Ein entscheidender Faktor dürfte mal wieder das Wetter sein. Es könnte am Wochenende regnen, recht frisch wird es mit 16 bis 19 Grad auf jeden Fall. Das mit dem Regen in Spa ist ja auch immer so eine Sache. Es kann unten in La Source regnen, während es oben in Les Combes trocken ist. Oder umgekehrt. Dann wird das Rennen auf jeden Fall zu einer Lotterie, in der jeder gewinnen kann. Na gut, HRT vielleicht nicht.
Die DRS-Zone ist wie im letzten Jahr. Messpunkt etwas unglücklich zwischen La Source und Eau Rouge, Aktivierung nach der berühmten Passage die Kemmel Gerade rauf.
Ich bin Donnerstag in Spa, am Media-Day. Da ich auf Einladung von Ferrari vor Ort bin und mich mit dem Motorenchef des Teams, Mattia Binotto, unterhalten kann, hoffe ich ein paar interessante Infos mitzubringen. Die gibt es dann am Montag oder in einem Extra-Artikel.