Home Formel EinsF1 Formel Eins: Vorschau GP Abu Dhabi 2012

Formel Eins: Vorschau GP Abu Dhabi 2012

von DonDahlmann
0 Kommentare

Die Spannung bezieht der Grosse Preis von Abu Dhabi allein aus einer Frage: Wird es Alonso gelingen, den Abstand auf Vettel zu verkürzen?

Es ist die letzte Chance für Ferrari und Fernando Alonso. Gelingt es dem Team vor Sebastian Vettel ins Ziel zu kommen, kann man den Abstand in der WM wieder auf ein erträgliches Maß verkürzen. Im besten Fall gewinnt Alonso und Vettel sammelt und wenig Punkte oder fällt gar aus. Aber selbst, wenn der Spanier P1 belegt und Vettel auf P2 ins Ziel kommt, verkürzt man den Abstand auf erträgliche 8 Punkte. Sieht der Zieleinlauf anders aus, dürfte die WM bei dann noch zwei ausstehenden Rennen für Ferrari mehr oder weniger gelaufen sein. Die Chancen, die Italiener in Abu Dhabi näher an Red Bull dran sind, stehen allerdings nicht schlecht.

Denn die Strecke kommt dem F2012 etwas mehr entgegen, als Korea, Japan oder Indien. Zwei sehr lange Geraden, nur zwei schnelle Kurven und viele langsame Ecken. Der Red Bull wird seine Vorteile auf der arabischen Halbinsel nicht ganz so stark ausspielen können, wie noch zu letzt. Aber dann ist da noch das Doppel-DRS des RB8, dessen Vorteile man bisher nur schwer einschätzen kann. Klar ist, dass Red Bull den gravierenden Topspeed Nachteil aus diesem Jahr einigermaßen reduzieren konnte. In Indien war man rund 11 km/h langsamer als der Rest, allerdings hatte man auch selten Windschatten. Die sehr langen Geraden in Abu Dhabi verlangen nach einem Setup mit mittlerem Abtriebswerten und da könnte der Ferrari dann punkten. Auch bei den Reifen sollte Gleichstand herrschen. Beide Teams kommen mit den Mischungen „Medium“ und „Soft“ gut klar, Vor- oder Nachteile für das ein oder andere Team lassen sich nicht feststellen.

Ferrari wird in Abu Dhabi eine weitere Welle von Updates am Auto ausprobieren. Schon in Indien hatte man ein paar neue Teile am Wagen, die den Ferrari auf ca. 3 Zehntel an den Red Bull brachten. Vor allem im Renntrimm schien man nach ein paar Runden auf Augenhöhe zu sein. Es bleibt allerdings ein Vorteil des RB8, dass dieses vor allem in den ersten Runden die Reifen schneller auf Temperatur bringt. Während Ferrari etwas Zeit benötigt um das optimale Fenster zu erreichen, geht das bei Red Bull extrem schnell. Dieser Vorteil macht sich dann auch in der Qualifikation bemerkbar.

Alonso muss in der ersten Reihe stehen, Überholen ist in Abu Dhabi nicht ganz so leicht. Zwar gibt es zwei DRS-Zonen, beide beginnen aber relativ spät. Auf beiden langen Geraden darf man den Heckflügel erst ab Mitte der Geraden aufklappen. Die Woche wurde berichtet, dass der F2012 mit seinem bisherigen Flügelwerk nur wenig Vorteile aus dem DRS zieht. Der Geschwindigkeitsgewinn ist niedrig, aber ein neuer Flügel, mit dem Ferrari die Woche einen Test unternommen hat, soll das Problem verbessern.

Eine Vorhersage für das Rennen ist schwer zu treffen, aber es wäre schon ein kleines Wunder, wenn Ferrari plötzlich die Nase vorne hat. Neue Anbauteile, die bisher nur per CFD und Windkanal getestet wurden, verändern Wagen und Abstimmung, da muss man erst mal den richtigen Slot treffen. Ferrari hatte die erwähnten 3 Zehntel Abstand, die sie aufholen müssen und dann müssten sie auch noch schneller sein. Das klingt nach einer kaum lösbaren Aufgabe, zumal Red Bull auch weiter entwickelt.

McLaren darf man bei der ganzen Sache auch nicht vergessen. Man hat in Indien gesehen, dass es den Briten gelungen ist in der Qualifikation den Abstand zu verkürzen, im Rennen sah die Sache dann wieder aus. Grund dafür waren hohe Verschleißwerte bei „Soft“. Man bringt sie schnell auf Temperatur, dafür gehen die Pirelli auch schnell wieder ein. Ein weiterer Nachteil dürfte sein, dass man Lewis Hamilton nicht mehr in die Entwicklung des Autos miteinbezieht. Der Schritt ist logisch, wechselt der Ex-Weltmeister doch zu Mercedes, behindert aber in einen gewissen Rahmen auch die Weiterentwicklung. Es würde mich nicht wundern, wenn Jenson Button in Abu Dhabi plötzlich schneller wäre. Immerhin könnte es McLaren durchaus gelingen, die beiden WM-Kandidaten zu ärgern. Die Frage ist nur, welchen es trifft.

Dahinter wird man die Lotus finden. Kimi Räikkönen hat seinen Vertrag um ein Jahr verlängert, Romain Grosjean ist noch nicht bestätigt, aber das sollte Formsache sein. Eric Boullier ist bekanntermaßen Fan des Franzosen, und auch wenn Grosjean schwer in der Kritik steht, muss man erstmal einen fähigen und schnellen Ersatz für ihn finden.

Hinter Lotus erwarte ich mindestens einen Force India. Nico Hülkenberg ist der erste Kandidat für eine gute Platzierung, sein Wechsel zu Sauber sollte ihn da nicht hindern. Einen Ersatzkandidaten für den Deutschen hat das Team bisher nicht benannt, die aussichtsreichsten Kandidaten sind Alguersuari, Bianchi und Kobayahsi, dessen Platz bei Sauber von Sponsorengeldern abhängt. Da der Japaner wenig davo besitzt, wird man wohl Esteban Guetierrez nehmen. Die Strecke selber dürfte dem Sauber etwas besser liegen als Indien.

Mercedes wird sich zwischen den Force India, Sauber und vermutlich Williams befinden. Offensichtlich hat man den Fokus schon auf 2013 verlegt, zumindest geht es für die Deutschen im Moment nur rückwärts. In Indien musste sich Rosberg sogar von Senna im Williams überholen lassen und er konnte Maldonado nur knapp hinter sich halten. Nach der enttäuschenden zweiten Saisonhälfte scheint die Luft beim Team raus zu sein. Das gilt auch für Schumacher, der seine letzten drei Grand Prix antritt. In Indien hatte er Pech, kam aber auch nach seinem Stopp in der ersten Runde auch nicht mehr vom Fleck.

Toro Rosso hat die Woche beide Fahrer für 2013 bestätigt. Das ist für das Nachwuchsteam geradezu früh in diesem Jahr, sonst lässt man sich immer bis Januar Zeit. Offensichtlich will man mit dem neuen Design Chef James Key größtmögliche Stabilität ins Team bringen, was nach der schlechten Saison 2012 auch bitter nötig ist. In Abu Dhabi könnte Toro Rosso für Punkte gut sein, da der Wagen meist über den besten Topspeed verfügt.

Strategie

Normalerweise würde ich von einer 2-Stopp-Strategie ausgehen, aber die letzten Rennen haben gezeigt, dass dem nicht unbedingt so sein muss. Die „Soft“ und „Medium“ liegen nicht so weit voneinander entfernt, der Vorteil von frischen „Soft“ dürfte wie üblich bei 5 bis 7 Zehntel lieger. Das Wetter ist beständig, es werden tagsüber 32 Grad erreicht. Die Tatsache, dass man am späten Nachmittag startet und in die Dunkelheit fährt, macht die Sache aber durchaus interessant. Die Streckentemperatur verändert sich, was den „Soft“ einen Vorteil bringt.

Da man in der Quali aber auf jeden Fall die „Soft“ verwendet, wird man den Mittelstint auf jeden Fall mit den „Medium“ drehen. Da die Strecke sehr sanft zu den Reifen ist, kann es gut möglich sein, dass die Top-Teams wieder auf eine Ein-Stopp-Strategie setzen. Die lange Boxenausfahrt in Abu Dhabi kommt da noch erschwerend hinzu.

Es könnte aber einige Fahrer aus dem hinteren Top Ten Bereich geben, die pokern. Sauber, Force India, Lotus und Mercedes gehören zu den Teams, die vielleicht die Strategie umdrehen und mit den „Medium“ starten. Die sollte locker bis zur Mitte des Rennens reichen. Dann ist die Sonne weg, die Strecke wird kühler und mit neuen „Soft“ könnten einige Fahrer das Feld noch kräftig aufmischen.

Eine 2-Stopp-Strategie könnte so aussehen: Soft, Medium, Soft. Wer einen neuen Satz der weichen Reifen am Ende übrig hat, wird deutlich schneller sein. Bleibt die Frage, wie schnell, und ob man den Zeitverlust auf der Strecke wettmachen kann. Ich bin da skeptisch.

Die Übertragungszeiten sind wie immer, das Rennen startet am Sonntag um 14.00 Uhr. Alles weitere im Terminplan.

Das könnte Dir auch gefallen