Die Saison ist gelaufen, Zeit also einen Blick zurückzuwerfen. Wie immer schauen wir auf die Leistung der Teams und deren Fahrer.
Nach dem katastrophalen Jahr 2011 hatte man bei Williams komplett umgebaut. Sam Michael musste gehen, die gesamte Designabteilung wurde umgekrempelt und mit Mike Coughlin ein ebenso umstrittener wie guter neuer Chef geholt. Patrick Head verschwand ebenfalls, mehr oder weniger freiwillig. Selbst vor seiner eigenen Person machte Frank Williams nicht halt. Er überredete seinen Anteilseigner Toto Wolff mehr Verantwortung zu übernehmen, auch wenn Williams selber weiter die Zügel in der Hand hält. Das finanzielle Loch musste man auch irgendwie stopfen, also holte man zu Pastor Maldonado noch einen Paydriver: Bruno Senna. Tatsächlich lief es für Williams vom ersten Rennen an deutlich besser, vor allem Maldonado wusste zu überraschen.
Dass die Umstrukturierungen im Team in diesem Jahr noch nicht gänzlich abgeschlossen waren, bemerkte man kaum. Erfahrungsgemäß dauert es etwas, bis sich alle Zahnräder wieder so drehen, wie man es braucht und das Vertrauen wieder voll da ist. Mike Coughlin hatte zudem wenig Zeit das neue Auto für 2012 zu bauen. Aber auch aus Kostengründen basierte der Wagen teilweise auf dem Vorjahresmodell. Doch das die Änderungen funktionierten, sah man schon bei den Tests in Spanien. Ich war mir nicht ganz sicher, ob Williams, weil immer noch auf Sponsorsuche, hier etwas getrickst hatte, denn die einzelnen Rundenzeiten sahen einfach zu gut aus. Hatten sie aber nicht, die Top 10 Qualitäten des Chassis waren nicht getürkt. Probleme gab es über das gesamte Jahr nur mit dem Reifenverschleiß. Anders als andere Teams aus dem Mittelfeld waren die strategischen Möglichkeiten von Williams etwas eingeschränkt. Lange Stints gingen nur mit den harten Mischungen, die weichen Mischungen zerbröselten zumindest zu Beginn Saison zu schnell. Dennoch gelang Maldonado schon im ersten Rennen fast eine Sensation, als er auf P5 liegend den vor ihm liegenden Alonso unter Druck setzte – und crashte.
Womit dann eigentlich schon alles über die Saison von Maldonado gesagt wäre. Sauschnell, wenn er einen guten Tag hat, was auch auch nicht so oft vorkommt. Etwas hitzig, wenn er überholen will. Sicher – sein Sieg in Spanien gehört zu den besten fahrerischen Leistungen des gesamten Jahres. Wer einen Fernando Alonso vor heimischer Kulisse 70% der Distanz hinter sich halten kann, kann kein schlechter Fahrer sein.
Aber warum hat er diese Aussetzer? Ist es Arroganz? Ist es einfach sein Temperament? Es hat in der F1 schon viele Fahrer seines Schlages gegeben. René Arnoux war so seiner, Rubens Barrichello auch. Fahrer, die an bestimmten Tagen unschlagbar sind, alles und Grund und Boden fahren, um beim nächsten Rennen wieder im Mittelfeld zu versinken. Maldonado gehört vermutlich dazu.
Die Verpflichtung von Bruno Senna war eine kleine Überraschung, aber offenbar brauchte man das Geld. Immerhin hätte man auch einen Adrian Sutil haben können, einen Fahrer, von dem man weiß, dass er in der Quali wie im Rennen sehr schnell ist. Senna kämpfte von Anfang an mit einer eklatanten Quali-Schwäche, selten rutschte er in O3. Meist ging sein Rennen so um P15 los, was ihn aber nicht davon abhielt, regelmäßig in die Punkte zu fahren. Im Rennen hat mir Senna außerordentlich gut gefallen. Wie nur wenigen gelang es ihm, sich aus den Scharmützeln des sehr engen Mittelfelds rauszufahren, um in die Punkte zu kommen. Dass er seinen Platz bei Williams nicht halten konnte, ist ein wenig schade, aber nachvollziehbar, nachdem Bottas ihn schon als Ersatzfahrer geschlagen hatte.
Senna wären seine gute Fahrten aber nicht geglückt, wenn das Auto nicht gestimmt hätte. Nach einer kurzen Schwächeperiode im Sommer gelang es dem Team um Mike Coughlin wieder den Wagen konkurrenzfähig zu bekommen. Was ein gutes Zeichen ist, denn normalerweise gehörte Williams zu den Teams, die am Jahresende wegen Geldmangel nicht mehr weiterentwickeln konnten.
2013 wird kein leichtes Jahr für Williams, das Team muss sich stärker nach vorne bewegen. 2013 wird auch das entscheidende Jahr für Maldonado. Entweder schafft er es, sein Talent auch mal über eine ganze Saison umzusetzen, oder er wird ersetzt werden.
2 Kommentare
don, was hälst du von dem fakt dass senna erst mit 18 jahren wirklich begonnen hat zu racen? findest du man müsste ihm mer vertrauensvorschuss geben, und es ihm dann gelingt, sich zu verbessern? oder ist so etwas in der heutigen zeit schier unmöglich? worin siehst du die schwäche in der quali bei senna?
immerhin hat angeblich sein onkel gesagt: wenn ihr denkt ich sei schnell, dann wartet mal meinen neffen ab?
an don und alle!!!
@ collux:
Klar, er hat erst spät angefangen, nicht so wie Vettel oder Alonso schon mit 5 Jahren. Aber vor allem fehlen ihm die Jahre im Kart. Er ist ja auch nicht langsam, der Grundspeed ist da. Die Quali-Schwäche kann viele Gründe haben. Es gibt etliche Piloten (Button!) die auf eine Runde nicht so gut sind, aber bei Senna ist es schon sehr auffällig. Mag daran liegen, dass er die Reiffen nicht so schnell in Arbeitsfenster bekommt wie andere.
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