Die Saison ist gelaufen, Zeit also einen Blick zurückzuwerfen. Wie immer schauen wir auf die Leistung der Teams und deren Fahrer.
Sind wir doch mal ehrlich – Vijay Mallya ist der letzte bunte Hund in der Formel Eins. Nichts gegen Martin Whitmarsh, Christian Horner oder Monisha Kaltenborn. Mallya ist mit seiner Vorliebe für auffälligen Goldschmuck und einer nicht eben kleinen Yacht einer der letzten echten Angeber in der Formel Eins. Wo nüchterne Erfolgszahlen Einzug gehalten haben, glänzt der Inder noch mit ein wenig absurden Glamour. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass Mallya das Team sehr erfolgreich führt. Seit einigen Jahren schon hält sich Force India im Mittelfeld und glänzt, wie mit Hülkenberg in Brasilien, auch mal mit Positionen richtig weit vorne. Hinter der bunten Fassade steckt also harte Arbeit.
Und natürlich viel Geld. Mallya leistet sich als einziges Mittelfeld Team den Luxus, keine echten Paydriver zu haben. Sicher, Di Resta dürfte als Mitgift verbilligte Mercedes-Motoren haben, Hülkenberg bringt ein paar eigene, kleinere Sponsoren mit. Aber im Gegensatz zu Sauber und Williams hat man tatsächlich immer wieder Fahrer an Bord, die man aufgrund ihrer Leistung eingestellt hat. Das dürfte in diesem Jahr auch den Unterschied zu Williams ausgemacht haben und Mallya aufgrund der besseren Platzierung auch mehr Geld in die Kasse spülen.
Bemerkenswert ist auch jedes Jahr die Leistung der Entwicklungsabteilung, die es immer wieder schafft, ein konkurrenzfähiges Chassis aus dem Boden zu stampfen. Verantwortlich dafür sind zwei Jahren Akio Haga, Ian Hall und Simon Phillips. Geleitet wird alles von Otmar Szafnauer, der schon bei BAR/Honda in ähnlicher Position saß. Nicht unterschätzen sollte man auch die technische Kooperation mit McLaren, auch wenn diese in den letzten zwei Jahren etwas zurückgefahren wurde, seit dem es keinen direkten Ansprechpartner von McLaren mehr im Team von Force India gibt. Getrübt wird die gute Stimmung etwas durch die finanziellen Probleme von Mallya in Indien. Seine „Kingfisher Airline“ ist pleite und fliegt nicht mehr, der Verlust dürfte im dreistelligen Millionenbereich liegen. Arm ist der Inder deswegen aber nicht, zu dem hat er mit dem Industrie-Konglomerat „Sahara“ einen potenten Partner mit an Bord. Immerhin hat Mallya angekündigt, dass er dem Team 2013 50 Millionen Dollar zuschustern möchte.
Die Basis bei Force India stimmt also, das macht sich auch in den Ergebnissen bemerkbar. Es gab nur vier Rennen, in denen das Team nicht in die Punkte gekommen ist, was eine ziemlich erstaunliche Leistung darstellt. Ein Sieg wäre auch drin gewesen, hätten die Kommissare in Brasilien Hülkenberg nicht eine überflüssige Strafe aufgedrückt. Ein wenig ausgebremst wurde das Team in diesem Jahr durch den hohen Reifenverschleiß des VJM05. Ähnlich wie bei Williams musste vor allem zu Beginn der Saison, als alle über die Reifen rätselten, häufiger an die Box, als es dem Rennen gut tat. Erst gegen Ende der Saison, nachdem man den Wagen angepasst hatte und Pirelli die „Soft“ Mischung eher spärlich einsetzte, lief es deutlich besser.
Die Fahrer konnten beide gute Ergebnisse einfahren. Überraschend war dabei, dass Nico Hülkenberg nach einem Jahr Pause sofort auf dem Niveau von Paul di Resta unterwegs war. Der Schotte hatte 2012 ein zähes Jahr. Hatte er Hülkenberg zu Beginn der Saison noch gut im Griff, wendete sich das Blatt im Laufe der Saison. Nicht das Di Resta in der Quali wahnsinnig viel langsamer gewesen ist. Das Quali-Duell endete aber mit 12:8 für den Deutschen. Dazu kam, dass der „Hulk“ im Rennen meist die besseren Ergebnisse einfahren konnte. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte war das der Fall. Am Ende schlug er den Schotten mit 63:49 Punkten, was ziemlich deutlich ist. Ob er sich aber einen Gefallen damit getan hat, zu Sauber zu gehen, ist dann wieder eine andere Frage.
Für Di Resta bedeutet die Schlappe gegen Hülkenberg, dass er 2013 deutlich wird nachlegen müssen, egal wer sein Teamkollege. Vieles deutet auf Adrian Sutil hin, den der Schotte 2011 einigermaßen im Griff hatte. Aber 2012 war für ein verlorenes Jahr. Seine Ergebnisse waren so schwach, dass er schnell vom Wunschzettel bei McLaren verschwand, die sich dann lieber doch Sergio Perez holten. 2013 wird er nachlegen müssen, sonst geht es ihm wie Kobayashi und verschwindet aus der Formel Eins. Denn hinter ihm lauern Talente wie Jules Bianchi und etliche GP2 Fahrer. Dabei kann man Di Resta nicht mal richtig einen Vorwurf machen. Seine Rennen waren meist gut, er fährt extrem konstante Zeiten und macht wenig kaputt. So richtig sichtbar ist es nicht, warum es dieses Jahr so schlecht lief. Vielleicht lag es an den Reifen, vielleicht lag das neue Chassis mehr Hülkenberg. Vielleicht ist er auch einfach am Ende seines Talents angekommen.
Die Schwäche von Di Resta ist es vermutlich auch, die Mallya die Fahrerwahl so schwer macht. Sutil ist eine sichere Alternative, allerdings weiß man auch, dass er von Di Resta geschlagen wurde. Kobayahsi wäre eine Alternative, allerdings gilt auch hier, dass die Leistungen des Japaners extrem schwanken. Mal ist er schnell, mal übermotiviert, mal wirkt er gehemmt. Jules Bianchi wäre ein Versuch wert, aber bisher konnte der noch in keiner Serie so richtig überzeugen. Bleibt ein frisches Talent aus der GP2, aber da ist das Risiko immer sehr hoch. Eine sichere Variante wäre vielleicht noch Heikki Kovalainen, doch der ist mit 31 Jahren einfach schon etwas alt für ein Nachwuchsteam.
2013 wird vermutlich kein einfaches Jahr für Force India, auch wenn man auf ein gutes Chassis zurückgreifen kann.