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Formel Eins: Analyse Monza

von DonDahlmann
3 Kommentare

Und da sind sie wieder, die Brawn. Rechtzeitig zum Saisonende, scheint man beim Titelaspiranten die Probleme gelöst zu haben. Bis auf eins.

Ziel_MonzaIch hatte mir am Samstag mal die Mühe gemacht, und geschaut, wer mit welcher Strategie wohl am weitesten nach vorne kommen würde. Das war gar nicht so leicht, weil ich die Zeiten der Longruns von Freitag nicht mehr richtig im Kopf hatte. Nach den Gewichten und ein wenig Raten dachte ich, dass Kimi Räikkönen der Siegeskandidat Nummer 1 wäre. Einerseits, weil er offensichtlich ein schnelles Auto hatte, andererseits, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass Hamilton mit seinem frühen ersten Stopp überhaupt eine Chance haben würde. Ich sah also Kimi auf Eins, dann Kovalainen, Hamilton, Barrichello, Sutil und dann den Rest. Offenbar hatte, ich wie viele andere, den Speed der Brawn mal wieder unterschätzt.

Was allerdings auch ein leicht zu begehender Fehler war, denn seit dem Rennen in der Türkei hatten die Brawn kein Rennen mehr über ihren schieren Speed derartig klar gewonnen. In Valencia konnt man zwar so etwas wieder aufblitzen sehen, aber auch nur bei Barrichello. Und in Spa, einem Kurs mit einem ähnlichen Abtriebsniveau, ging ja auch nicht so viel. Fragt man sich mal wieder: wo haben die plötzlich wieder den Speed her?

Und wo hat ihn Red Bull versteckt? Christian Horner, Teamchef von RBR, machte die Andeutung, dass der Wagen zu viel Abtrieb verursachen würde, so dass man auf keine vernünftige Höchstgewindigkeit kommen würde. Was so auch nicht stimmte, denn laut der FIA-Liste war Vettel in Sektor Eins (vor der zweiten Schikane) am Anbremspunkt schneller als alle andere. Auffallend ist aber, dass er, wie auch die anderen Renault-Piloten, auf der Ziellinie relativ langsam war. Da fehlen dann sechs Kilometer zu Spitze, was darauf schließen lässt, dass der Renault einfach etwas wenig Leistung hat, oder in bestimmten Drehzahlbereichen nicht aus dem Quark kommt. Da scheint aber nicht nur Renault ein Problem zu haben. In den freien Trainings lagen teilweise 5 der 6 Mercedes-Motoren an der Spitze.

Klar – Vettel hat die WM vermutlich wegen Renault verloren. Aber auch, das sollte man nicht vergessen, weil er Fehler gemacht hat. Die 6 Punkte, die er in Australien weggeschmissen hat, als er mit Kubica kollidierte, würden ihn ihn jetzt noch im WM-Rennen halten. Die Ausfälle aufgrund der Renault-Motoren kommen aber natürlich hinzu.

Trotzdem kann man sich ja schon fragen: Warum war man in Silvestone unschlagbar, während man in Monza nicht vom Fleck kam? Schwer zu beantworten, aber so langsam vermute ich, dass auch die Red Bull empfindlich auf bestimmte Temperaturen reagieren. Wenn es zu warm wird, sind wie einfach nicht mehr dabei. Was bekanntermaßen umgekehrt zu den Brawn ist.

Die haben mich dann gestern schon überrascht. Es war nach der Quali schnell klar, dass man schwer unterwegs ist, aber das man gleich beide Wagen an die Spitze bekommen würde, war dann schon etwas überraschend. Das Geheimnis: die schnellen und sehr konstanten Rundenzeiten ab Mitte ihres Stints und das McLaren versäumte Hamilton auf einen längeren Mittelstint zu setzen. Hätte man das gemacht, Hamilton wäre beiden schon früher gefährlich geworden. Den gleichen Fehler machte Ferrari und Force India. Bei letzteren habe ich dieses Mal absolut nicht verstanden, warum man Sutil nicht eine Runde hat länger fahren lassen. Klar, man will Punkte hamstern, aber ein Versuch wäre es wert gewesen, um Räikkönen den dritten Platz wegzuschnappen.

Fisichella hat mich ein wenig enttäuscht. Das er es nicht in Q3 schaffen würde, konnte man sich auch vorher denken. Aber dass er im Rennen blass blieb, obwohl er auf einer guten Ein-Stopp-Strategie war, fand ich schon merkwürdig. Er kam nicht nach vorne, und das trotz KERS und, wie man bei Räikkönen gesehen hat, nicht langsamen Auto. Aber Fisichella fehlen wohl deutlich 5 Zehntel, wenn nicht sieben auf den Finnen. Das ist dann schneller als Badoer, aber bei den engen Zeiten ist es halt zu wenig. Tatsächlich war seine schnellste Rennrunde nur 0,75 Sekunden schlechter als die von Sutil, aber auf Dauer ist es einfach zu viel. Mal sehen, was Singapur bringt, wenn er dank der Rennerfahrung und mit weiteren Simulatorenarbeit besser gerüstet ist.

Sutil hatte ein gutes Rennen, was aber von Force India erwarten konnte. Sein kleiner Fehler beim Boxenstopp zeigte aber mal wieder, dass es ihm eben doch immer noch mal eine Unkonzentriertheit unterläuft. Dabei spielt es jetzt keine Rolle, ob Räikkönen nun doch vorbei gekommen wäre, oder nicht. Der Fehler an sich reicht, denn andere Piloten erlauben sich diese Fehler nicht.

Völlig untergegangen ist in diesem Rennen Fernando Alonso. Und das, obwohl er den Renault auf einen starken sechsten Platz fahren konnte. Das ist schon eine ziemliche Leistung, wenn sieht, wo Grosjean rumgegurkt ist. Es ist kaum auszudenken wo Renault wäre, wenn sie Alonso nicht hätten. Und Alonso muss sich langsam auch mal die Frage stellen, ob er sein Talent bei Renault nicht vergeudet und es nicht lieber mal bei Toyota versuchen sollte, wo man ihm vermutlich einen Wagen nach seinen Wünschen bauen würde. Seine Nibelungentreue zu Renault wird langsam schädlich für seine weitere Karriere.

Obwohl – Toyota. Was mit denen gestern wohl los war? Heiss war es, kaum Abtrieb war gefragt, keine schnellen Kurven. Und doch kam nicht voran. Liegt es am Motor? Auffallend war schon, dass alle Toyota weit hinten rumkurven mussten, und auf der Geraden keine Chance hatten. Es war schon erstaunlich, wie langsam man war, auch wenn das Duell Trulli/Glock gestern schon zu den besseren gehörte, die man in letzter Zeit gesehen hat.

Damit ist die Europa-Saison beendet. Die Frage wird sein: wer hat in den nächsten vier Rennen ma meisten Luft? Im Moment ist es wohl Brawn, die gut da stehen. Selbst wenn sie in Singapur einen Doppelausfall erleiden sollten, Vettel käme nur auf 16 Punkte ran. Ein Vorsprung, den Button die restlichen drei Rennen verwalten kann. Anders sieht es aus, wenn ihm Barrichello noch mehr auf die Pelle rückt. Auf dem Papier scheint der Braslianer im Moment stärker zu sein, und auch die kommen den Strecken scheinen eher für ihn zu sprechen. Wenn Button sich auch nur noch einen Ausrutscher erlaubt, kann der Titel weg sein. Aber das muss nicht bedeuten, dass Ross Brawn in Stress kommt. Er hat den Luxus, dass er vermutlich seine Fahrer wirklich aufeinander los lassen kann, ohne dass er wie McLaren 2007 den Titel noch verliert.

Aber noch ein kurzer Blick auf die ausstehenden Strecken:

Singapur: Eine Mischung aus Valencia und Ungarn/Monaco. McLaren sollte hier stark sein, aber es ist keine Strecke für die Red Bull

Suzuka: Eine richtige Red Bull Strecke. Die Esses, die Löffelkurve usw. – alles perfekte für Vettel und Webber.

Sao Paulo: Eher eine Strecke für die Brawn. Es wird, wie meist, heiß sein und das spricht für die Brawn. Wenn es schüttet wird Button kaum ein Risiko eingehen, aber das muss er auch nicht mehr,

Abu Dhabi: Die Strecke sieht eher enger aus, wenn man die ersten Simulationen sieht. Auch eher eine Brawn Strecke.

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3 Kommentare

ToBa 14 September, 2009 - 18:04

Wie jetzt? Kein Wort zur letzten Runde, zu meinem persönlichen Highlight des Rennens? Keine Häme? Ich bin enttäuscht ;)

DonDahlmann 14 September, 2009 - 18:09

Ne, das wäre doch gemein :)
Klassischer Hamilton, kennt man ja. Mir ist einer lieber, der auch in der letzten Runde alles riskiert (vor allem, wenn er nix zu verlieren hat) als einer, der das Auto dann trägt. Davon gibt es genug in der F1.

Ich 15 September, 2009 - 12:41

Ich vermute, dass bereits nach Singapur mathematisch feststehen dürfte, dass nur noch ein Brawn-Pilot Weltmeister werden kann. Fisichella wird wohl noch Punkte machen (hätte Badoer ohne Riesendusel nie geschafft), aber an einen Räikkönen könnte im Moment, wo er wieder ganz der Alte zu sein scheint, kaum einer rankommen.

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