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BTCC: Vorschau Snetterton und Ausblick zweite Saisonhälfte

von Sebastian Focks
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Morgen kehrt die BTCC mit den Rennen in Snetterton aus ihrer Sommerpause zurück und startet in die zweite Saisonhälfte. Eine gute Gelegenheit also, nicht nur auf die Rennen 16, 17 und 18 des diesjährigen Kalanders vorauszuschauen, sondern auch einen Blick auf den Kampf in der Meisterschaft zu werfen.

Aktuell führt Matt Neal mit 224 Punkten vor Andrew Jordan mit 205. Es folgen Gordon Shedden und Jason Plato mit jeweils 188 Punkten sowie Colin Turkington mit 184. Es kann als ziemlich sicher gelten, dass die Meisterschaft unter den fünf genannten Fahrern entschieden wird. Die nachfolgenden Piloten Tordoff, Morgan, J. Smith, und Onslow Cole haben allerhöchstens noch rein rechnerisch krasse Außenseiterchancen. Alle weiteren Stände in der Meisterschaft können hier eingesehen werden.

Matt Neal (GBR) Honda Yuasa Racing Honda CivicDie besten Karten auf den Titel dürfte meiner Meinung Matt Neal haben. Und dass nicht nur weil er in der Meisterschaft mit einigem Vorsprung führt, sondern auch weil er in der ersten Saisonhälfte die konstanteste Leistung gezeigt hat. Neals Fahrweise in diesem Jahr überrascht mich dabei, unterscheidet sie sich doch von dem dominanten, vorne weg preschenden Neal, den man bei seinen bisherigen Meisterschaften erlebt hat. Er fährt oft unauffällig, holt dabei aber konstant Punkte auf den vorderen Platzierungen und siegt, sobald die Gelegenheit dazu da ist. Der schnellste mit dem Honda Civic ist er nicht, aber der routinierteste.

Jason Plato (GBR) MG KX Momentum Racing MG6Erzrivale und MG-Speerspitze Jason Plato ist zwar ebenfalls bei der Musik und gehört schon allein deshalb zu den Meisterschaftsfavoriten, weil er eben einfach Jason Plato ist. Zu oft ist Plato aber in diesem Jahr von der jeweiligen Performance seines Autos abhängig. Läuft es gut, fährt er wie in Brands Hatch und Oulton Park alles in Grund und Boden, geht das Auto nicht, wirkt Plato ungewohnt zahnlos, wie beispielsweise in Donington und Thruxton, wo es nur zu hinteren Punkteplatzierungen gereicht hat. Dazu kommt dann noch Pech, wie die komplett verwachste Reifenstrategie in Croft und schon ist der Rückstand auf die Meisterschaftsführung ungemütlich groß. Einige Zeit hatte ich vermutet, dass der MG insbesondere mit viel Zusatzballast (und den weichen Reifen) Probleme hat, Platos Vorstellung in Rennen zwei in Oulton Park hat mich dann aber eines besseren belehrt. Dennoch wirkt der MG fahrwerkstechnisch immer noch nicht so ausgewogen, wie es das Team eigentlich gerne hätte und für die Vorbereitung dieser Saison auch auf der Agenda stehen hatte.

hi_9934_a65aGordon Shedden, als Titelverteidiger und Neals Teamkollge, fehlt es in diesem Jahr einfach an der bravourösen Konstanz, die ihm im letzten Jahr die Meisterschaft einbrachte. Dazu kamen dann noch eine ganze Reihe unglücklicher Nullresultate, wie die Disqualifikation wegen falscher Fahrzeughöhe in Brands Hatch oder der Startunfall in Thruxton. In genau solchen Situationen, in denen Plato und Shedden patzen, ist Neal zur Stelle und holt die liegen geblieben Punkte.

hi_10080_9be1Auf jeden Fall auf dem Schirm sollte man meiner Meinung nach aber noch Andrew Jordan haben. Mit etwas mehr Glück in der ersten Saisonhälfte könnte er jetzt ebenso gut in der Meisterschaft führen. Dass ich denke, dass er von allen vier Honda-Fahrern derjenige ist, der den Civic am schnellsten bewegen kann, hatte ich ja schon in der Saisonvorschau geschrieben. Bleibt Jordan in der Meisterschaft in der Reichweite von Neal ist der Titel auf jeden Fall drin. Ob sich das Werksteam aber tatsächlich vom Honda-Kundenteam schlagen lassen wird, steht auf einer anderen Karte.

Colin Turkington (GBR) eBay Motors BMW 125i M SportSeit dem großartigen Wochenende in Croft ist auch Colin Turkington zu den Meisterschaftsfavoriten zu zählen. Seine Chancen hängen zwar in besonderem Maße davon ab, ob der BMW die zuletzt sehr gute Leistung halten und ob die doch schon recht große Lücke auf Platz eins in der Meisterschaft geschlossen werden kann – abschreiben sollte man den Meister des Jahres 2009 jedoch auf keinen Fall. Die Stärken des BMW scheinen in der Reifennutzung zu liegen, da das Auto sowohl auf den harten als auch auf den weichen Reifen in der Lage ist, konstant gute Rundenzeiten über eine gesamte Renndistanz zu bringen.

Spannend wird es auch im Kampf um den Independent-Titel. Hier führt Jordan mit 253 Punkten vor Turkington mit 223. Zwischen beiden wird wohl auch der Titel ausgemacht, da der Drittplatzierte Adam Morgan zwar eine gute Konstanz zeigt, seinem Toyota aber definitiv das Zeug zum Siegen fehlt.

Auf die Team- und Markenwertungwertung soll jetzt nicht detaillierter eingegangen werden. In beiden führt Team Dynamics/Honda vor KX Momentum Racing/MG. Die Titelkämpfe hängen hier von ähnlichen Faktoren wie beim Kampf um den Fahrertitel ab, wobei ich die besseren Chancen wegen der insgesamt besseren und erfahreneren Fahrerpaarung bei Dynamics-Honda sehe. In der Independent-Teamwertung führt Pirtek vor ebay Motors, also analog dem Kampf um den Independent-Titel zwischen Jordan und Turkington.

Lea Wood (GBR) Vauxhall VectraZuletzt noch kurz der Stand in der Jack Sears-Trophy für die Fahrzeuge nach Super 2000-Reglement. Hier führt Vauxhall-Pilot Lea Wood mit fünf Cups vor Ford-Mann Liam Griffin mit vier Cups. Es folgt etwas abgeschlagen James Kaye von AmD-Tuning, der aber noch mal in den Kampf um den Titel eingreifen möchte und sich dazu mit neuem Material verstärkt hat (siehe dazu unten die News).

 

Snetterton

An diesem Wochenende steht also Snetterton auf dem Programm. An sich wieder einmal ein typischer englischer Ex-Flugplatz-Kurs, der vor allem als ehemalige Heimstrecke des aus Norfolk stammenden Lotus-Formel-1-Teams bekannt ist (ich meine damit das „echte“ alte Lotus-Team und nicht die derzeitige Ex-Renault-Ex-Benetton-Neuauflage).

Gefahren wird morgen auf dem 4,779 Kilometer langen 300-Circuit von Snetterton, der die längste Strecke im Kalender der BTCC ist. Diese Streckenvariante ist noch recht neu und entstand im Jahr 2011, als man dem alten Layout ein Infield hinzugefügt hat. Seitdem die neue Strecke in Benutzung ist, sah Snetterton einen recht bunten Mix an Siegen verschiedener Fahrer und Marken. Im letzten Jahr gingen die Siege an Plato (MG), Jordan (Honda) und Newsham (S2000-Vauxhall).

Favoriten für morgen auszumachen erscheint daher schwierig. Bei den Reifentest Mitte Juli gaben die MG mit Bestzeiten an beiden Tagen (Tordoff vor Plato und dann Plato vor Tordoff) den Ton an. Allerdings nahmen die Dynamcis-Honda nicht am Test teil und Andrew Jordan im Pirtek-Honda war zwar langsamer als die MGs, lieferte aber dennoch gute Zeiten ab. Und auch WSR-Pilot Turkington befand sich regelmäßig innerhalb einer Sekunde Abstand zur Spitze.

Außenseiterchancen sollte man vielleicht den Fords einräumen. Snetterton sah im letzten Jahr das sehr eindrucksvolle Debüt des neuen NGTC-Focus von Motorbase und bei den Tests waren die Zeiten der Ford nicht schlecht. Áron Smith konnte sich am zweiten Tag auf Platz drei hinter den MG platzieren und am ersten Testtag ließ Gastpilot Nick Tandy (siehe. dazu News unten) mit schnellen Rundenzeiten bei seinem Debüt in einem BTCC-Auto aufhorchen. Vielleicht gibt es für die sich bisher eher in desaströser Form präsentierenden Ford endlich mal einen Hoffnungsschimmer.

 

News

hi_10061_11f5– Großes Stühlerücken im Vier-Wagen-Fuhrpark von Gilham Racing: Die erste Nachricht war, dass James Cole (der rote der beiden Vauxhall Insignias) das Team verlässt und ein Cockpit frei macht. Laut Cole hieß es, dass er sich neu orientieren will und keine richtige Perspektive im Team sieht. Vom Team selbst blieb eine erklärende Stellungnahme aus. Klingt also eigentlich nach einvernehmlicher Trennung, wenngleich das doch recht merkwürdig anmutet und man sich die Frage stellen muss, ob nicht doch Geld bzw. das Fehlen desselbigen eine Rolle gespielt hat. Einige Tage nach dieser Meldung folgte die Neuigkeit, dass Gilham ab sofort mit dem Team BMR Restart zusammenarbeitet, das bisher einen S2000-Seat für Warren Scott eingesetzt hat. Scott wird als Fahrer zum Team von Tony Gilham stoßen und dort nicht – wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre – den frei gewordenen Insignia übernemhen, sondern den zweiten mittlerweile fertig gestellten VW CC an der Seite von Tom Onslow-Cole pilotieren. Das wiederum ist leicht überraschend und bedeutet schlechte Neuigkeiten für Howard Fuller und US-Boy Rob Holland, denen das Auto eigentlich für den restlichen Saisonverlauf versprochen war. Letztendlich dürfte auch hier das liebe Geld ausschlaggebend gewesen sein, da BMR Restart wohl die gesamte Finanzierung des CC übernimmt. Holland und/oder Fuller sehen wir dann stattdessen im zweiten Insignia an der Seite von Jack Goff. Wie praktisch, dass James Cole dieses Cockpit rechtzeitig geräumt hat …*räusper* … Für Croft hat Holland den Drive jedenfalls sicher. Wie es weitergeht, werden wir sehen. Nebenbei hat man übrigens auch noch Nachwuchspilot Tom Barley, der für das Team im britischen VW-Cup startet, testen lassen.

– Neben dem zweiten VW CC werden wir wohl in Snetterton endlich und nun definitiv und auf jeden Fall zu 100 Prozent den NGTC-Chevrolet Cruze von IP Tech Racing und Andy Neate sehen. Nachdem man das Debüt seit Donington (im April) aus den diversesten Gründen immer mal wieder verschoben hat, scheint das Fahrzeug nun ordentlich durchgetestet und standfest zu sein. Gesehen hat man das Auto übrigens auch schon. Es existiert also wirklich.

James Kaye (GBR) AmD Tuning.com Volkswagen Golf– Neu im Feld sehen wir zudem einen weiteren Honda Civic – allerdings nach S2000-Reglement. Eingesetzt wird der Wagen von AmD-Tuning, die mit Fahrer James Kaye bislang den bei den Fans recht beliebten VW Golf eingesetzt haben. Um im Kampf um den Jack Sears-Titel noch ein Wörtchen mitzureden, hat man den etwas in die Jahre gekommenen Golf ausgemustert und sich einen Ex-Dynamics-Honda gekauft, der im letzten Jahr noch bei Gilham Racing im Einsatz war. Für Kaye sicherlich keine schlechte Wahl, da der S2000-Civic bekanntermaßen nicht gerade zu den schlechtesten Autos gehört hat. Man ist bei AmD-Tuning außerdem gewillt, den alten Golf gegen ausreichende Bezahlung eines jeden daherkommenden Rennfahrers mit großem Geldbeutel weiter fahren zu lassen. Wir werden das gute Gefährt also nie mehr wieder sehen.

– Und zuletzt noch was aus der Kristallkugel: Porsche-Werksfahrer Nick Tandy könnte noch in diesem Jahr sein Debüt in der BTCC geben. Bei den Reifentests in Snetterton pilotierte er den dritten Ford Focus von Motorbase und lieferte auf Anhieb sehr ansprechende Zeiten ab. Ein oder mehrere (Gast-)Starts von Tandy wären sicherlich eine Bereicherung für die Serie, aber eine schlechte Nachrichten für Michael Caine, der den gerade fertiggestellten Focus erst seit dem letzten Rennwochenende in Croft fährt und dem eigentlich die restliche Saison versprochen war.

So, das wars mit der kurzen Vorschau, die ich schreiben wollte. Erstaunlich, wie so Abende verfliegen können ;) Ich wünsche uns drei unterhaltsame Rennen in Snetterton!

 

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BTCC: Analyse Snetterton | Racingblog 10 August, 2013 - 13:38

[…] Shedden und Jordan, gefolgt von Colin Turkington im BMW. Alle Verfolger in der Meisterschaft (siehe Vorschau zur zweiten Saisonhälfte) waren damit auf den vorderen Rängen platziert. Der Meisterschaftsführende Matt Neal patze […]

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