Der Countdown läuft – nur noch vier Rennen bis zum Chase! Watkins Glen ist zwar Geschichte, brachte aber auch nicht viel mehr Klarheit in den Kampf um die Top10 und die Wildcards. So liegen vor Michigan zwischen Platz acht und 16 nur 36 Punkte. Außerdem gab es über die Woche viel Bewegung auf dem Fahrermarkt und dabei eine relativ dicke Überraschung.
Nach dem zweiten und letzten Rundkursrennen der Saison in Watkins Glen geht es an diesem Wochenende gleich wieder zurück auf die Ovale, wenn der Michigan International Speedway zur zweiten jährlich Ausgabe ruft. Die Strecke wird aufgrund ihrer Länge von zwei Meilen und einem Banking in Höhe von 18 Grad gerne mal mit ihrem „Schwesteroval“ in Fontana verglichen, allerdings verfügt der Auto Club Speedway nur über 14 Grad Kurvenüberhöhung und ist uns weit besser für langweilige NASCAR-Rennen bekannt. Das größere Banking produziert auf der sehr weiten Bahn in Michigan regelmäßig einige interessante Three- und Four-Wide-Manöver bei den Restarts sowie genügend Action auch während längerer Green-Flag-Runs. Im Falle ausbleibender Cautions sieht man zudem öfter mal einen Benzinkrimi, was die Chancen auf einen Außenseitersieg deutlich erhöht.
Ein Spritpoker käme den Fahrern, welche derzeit um den Einzug in den Chase kämpfen, sicherlich ganz gelegen. Mit einer mutigen oder auch gewagten Strategie könnten Piloten wie Kurt Busch, Jeff Gordon, Jamie McMurray oder Joey Logano endlich den benötigten Saisonsieg für die Wildcard-Rechnung aufbieten. Mit Greg Biffle, Martin Truex Jr. und Ryan Newman gibt es nämlich schon einige Fahrer rund um den Cut, die mit ihrem bereits erzielten Einzelerfolg wesentlich besser dastehen als die erwähnten Konkurrenten. Doch auch für den amtierenden Sprint-Cup-Champion Brad Keselowski könnte es noch eng werden, da er ohne Fahrt in die 2013er Victory-Lane nur elf Punkte Vorsprung auf Rang 11 besitzt. Zwischen Keselowski auf Platz 8 und Logano auf der 16 liegen zudem nur 36 Punkte. Die Qualifikation für die Playoffs ist somit immer noch sehr weit offen.
Relativ sicher dürfen sich mit Ausnahme von Spitzenreiter Jimmie Johnson, der zumindest per Wildcard schon sicher im Chase ist, immerhin die Top 7 wähnen. Hinter dem Tabellenführer rangieren in dieser Reihenfolge Clint Bowyer, Carl Edwards, Kevin Harvick, Kyle Busch, Dale Earnhardt Jr. und Matt Kenseth. Alle genannten Piloten können mit mindestens 36 Punkten Vorsprung auf den Cut blicken, ab Busch sind es sogar schon deren 70 Zähler. Für diese Fahrer geht es nun im wesentlichen darum, die letzten vier Rennen vor den Playoffs zum Sammeln von Saisonsiegen zu nutzen, die im Chase direkt in Zusatzpunkte umgerechnet werden. Also bietet sich auch für die Top 7 im Falle eines Fuel-Mileage-Pokers die Risiko-Variante an. Michigan könnte also gegen Ende eine ziemlich spannende Kiste werden, wenn alle auf Teufel-komm-raus unterwegs sein sollten.
Die eigentlichen Geschichten der Woche wurden allerdings auf dem Fahrermarkt geschrieben. Bei Earnhardt-Ganassi Racing platzte die Riesenbombe, dass man den Vertrag mit Juan Pablo Montoya nicht verlängern wird. Blöderweise läuft das Arbeitspapier des Kolumbianers schon zum Saisonende aus, sodass Montoya derzeit ohne Cockpit für das nächste Jahr dasteht. Auf der einen Seite ist die Entscheidung nachvollziehbar, da man aufgrund des nachhaltig ausgebliebenen Erfolges über die vergangenen Saisons mittlerweile schon alle Mitarbeiter mit Ausnahme der Klofrau und des Fahrers ausgetauscht hatte. Das Montoya nun anstatt der Reinigungskraft seinen Hut nehmen muss, enttäuscht mich andererseits ungemein. Immerhin war er mein Hauptgrund, die NASCAR ab 2007 wieder zu verfolgen.
Für 2014 dürfte es jetzt schwer werden, ein neues Cockpit zu bekommen. Wenn er nicht bei den kleinen Teams oder den Start-&-Parkern andocken will, bleibt ihm eigentlich nur noch Richard Childress Racing. Dass man ihm dort den Vorzug vor Ryan Newman oder Austin Dillon geben wird, bezweifle ich allerdings stark. Ungeklärt ist ebenfalls die Nachfolgeregelung in der auch weiterhin von Target gesponsorten #42 bei EGR. Wenn man das eigene Nachwuchstalent Kyle Larson nicht vorschnell verheizen will – und davon rate ich dringend ab – sollte man sich auf dem Cup-Fahrer-Markt umsehen und eventuell einen sehr erfahrenen Ryan Newman für ein oder zwei Saisons verpflichten. Der bringt durch sein abgeschlossenes Studium in Fahrzeugtechnik sicherlich eine Menge Know-How mit, um dem schwächelnden Team wieder auf die Beine zu helfen.
Ein absoluter Kracher wäre natürlich eine weitere Teilzeitsaison von Mark Martin, der Kyle Larson bei Earnhardt-Ganassi Racing in ausgewählten Rennen auf seine große Zukunft im Sprint Cup vorbereiten könnte. Ihr habt es hier bei uns im Racingblog zuerst gelesen! ;o)
Erfreulichere Nachrichten gibt es dagegen von Michael Waltrip Racing zu berichten, wo der scheidende Mark Martin in Brian Vickers einen würdigen Nachfolger gefunden hat. Vickers hat sich mit seinen Teilzeiteinsätzen in der #55 bei MWR gut eingelebt und wird den Wagen ab 2014 für zwei Jahre in Vollzeit übernehmen. Auch Hauptsponsor Aaron’s ist begeistert und zahlt Vickers jeweils die kompletten (!!!) Saisons. Sowas gibt es im Sprint Cup derzeit nur noch bei Joe Gibbs Racing und FedEx an der #11 von Denny Hamlin.
Letzte Meldung von der Fahrerfront betrifft die Ersatzregelung für den weiterhin verletzten Tony Stewart: Da zunächst bekannt wurde, dass Smoke wohl noch eine dritte Operation benötigen wird und auch der Boxengassen-Reporter und ausgebildete Mediziner Dr. Jerry Punch nicht von einer Heilung in weniger als vier bis sieben Monaten ausgeht, muss man bei Stewart-Haas Racing nun irgendwie den Rest der Saison füllen. Nach Max Papis sitzt an diesem Wochenende Austin Dillon in der #14, muss aber dazu noch irgendwie das Rundkursrennen der Nationwide Series in Mid-Ohio unter seinen Cowboy-Hut bekommen. Die weiteren Saisonläufe sind weiterhin unvergeben, jedoch betonte Wettbewerbsdirektor Greg Zippadelli, dass man gerne noch ein bis zwei andere Fahrer ins Auto setzen würde, um möglichst viel Feedback zu erhalten. Ich empfehle da mal ganz leise AJ Allmendinger oder Regan Smith.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende. Ab Samstag geht FOX Sports 1 an den Start und ersetzt damit SPEED. An der Qualität der Übertragungen sollte sich aber nichts ändern, da auch der Vorgänger vom Mutterkonzern FOX produziert wurde.
Freitag, 16.08.
16:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
17:00 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV
20:00 Uhr, Truck Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
Samstag, 17.08.
14:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
15:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
15:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FOX Sports 1
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 1
18:30 Uhr, Truck Series Rennen (Michigan National Guard 200), FOX Sports 1 ab 18 Uhr
20:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Nationwide Children’s Hospital 200), ESPN ab 20 Uhr
Sonntag, 18.08.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Pure Michigan 400), ESPN ab 18 uhr
2 Kommentare
Hallo Kristian,
danke für die – wie immer – ausführliche und informative Vorschau auf das nächste Sprint-Cup-WE. –
Bei deiner Prognose für den Chase („die Top 7….“) stimme ich dir im Prinzip zu, – aber bei „Junior“ (#88) – ich bin ja „Junior-Fan“, und somit Pessimist – hab ich die Befürchtung , daß er in den letzten Rennen irgendwie debakelt (technischer Defekt oder „blöde Kollegen“) und nicht in den Chase kommt. (Quelle: „mein Bauch!“ )-
Wenn man sich die Punkte-Abstände anschaut, sieht man, daß das alles sehr eng ist (einmal Finish auf P 31…., und „der Arsch ist ab“…) – Da ist momentan noch einiges „offen..“ (nicht nur bei Junior…)
Die letzten Rennen vor dem Chase werden auf jeden Fall sehr interessant: es wird „Action“ geben von Fahrern, die in den Chase wollen – und es wird „taktische Rennen“ geben von Fahrern, die ihre Position behalten wollen …
Die Sache mit dem „Huan“ (O-Ton Gerhard Berger) finde ich nicht so gut – der JPM hat zwar nicht so viel gerissen in all den Jahren (der Oval-Sieg fehlt), aber ich meine, er war ein“Sympathie-Träger“ – nicht nur für die Südamerika-Fraktion…. – Ich hoffe, er bekommt einen Job in 2014… egal, wo. – und, wie „Strietzel Stuck“ einmal sagte: „…der Montoya, der scheißt sich nix!“ ( = hat vor nix Angst)
Ich freue mich auf die nächsten SC-Rennen und auf die Vorschauen und Analysen hier im racingblog.
Liebe Grüße
Reinhard54
Danke für deinen ausführlichen Kommentar, lieber Reinhard54.
Ich kann dir zu fast 100% zustimmen, allerdings bin ich bei Junior doch sehr optimistisch, dass er den Chase packt! ;o)
Bezüglich der Montoya-Entlassung habe ich mich dabei erwischt, den Teil hier durchzugehen: http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_K%C3%BCbler-Ross#Die_f.C3.BCnf_Phasen_des_Sterbens :D
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