Die Saison ist um, Zeit sich mal anzuschauen, wie das Jahr für die Teams so war. Den Auftakt machen Marussia und Caterham. Ein Rückblick und eine Analyse.
Als Grundlage für den Rückblick dient das Ergebnis der Team-WM in diesem Jahr. Ich fange mal hinten an, weil diese Teams sonst selten in den Fokus der Berichterstattung rücken. Marussia und Caterham fahren seit Jahren hinterher und schaffen den Anschluss einfach nicht. Was eigentlich erstaunlich ist, denn das Reglement ist einigermaßen stabil, also sollte man meinen, dass es möglich sein sollte, den Rückstand aufs Mittelfeld zu reduzieren. Aber das gelang beiden Teams in diesem Jahr erneut nicht. Stattdessen ging es noch weiter zurück.
Caterham
Dass Caterham in diesem Jahr nur den letzten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft belegen konnte, ist schon erstaunlich. Denn immerhin bezieht man den Motor von Renault, während Getriebe und KERS direkt von Red Bull kommen. Das sollte doch eigentlich die halbe Miete sein, um ins Mittelfeld vorstoßen zu können. Doch schon bei den Tests im Februar wurde klar, dass das Team auch 2013 chancenlos sein würde. Mark Smith, ehemaliger Force-India-Designer, gelang es nicht, ein Chassis zu entwerfen, das sich mit dem Mittelfeld messen konnte. Tatsächlich konnten einem die Fahrer teilweise leid tun. Im ersten Rennen konnte man in den Cockpitaufnahmen sehen, dass der Caterham teilweise unfahrbar schien. Untersteuern am Kurveneingang, Übersteuern am Kurvenausgang. Charles Pic kam in Australien nicht mal über die 107% Hürde und auf die Marussia fehlten rund 1,4 Sekunden.
Das änderte sich mit den ersten Updates am Fahrzeug kaum und die Arbeit des Teams wirkte teilweise hilflos. Mehrfach probierte man in der Saison eine neue Front aus, mal mit, mal ohne Stufe. Man reaktivierte Heikki Kovalainen, weil das Team offenbar dem Feedback der unerfahrenen Piloten nicht traute. Immerhin gelang es Caterham, während der Saison wieder auf Marussia aufzuschließen, aber der Durchbruch blieb ihnen verwehrt. Insgesamt eine äußerst enttäuschende Leistung des gesamten Teams.
Die Fahrer wirkten zu Beginn des Jahres teilweise überfordert. Charles Pic, der 2012 im Marussia teilweise ansprechende Leistungen in der Quali gezeigt hatte, zeigte in den ersten Rennen keine gute Leistung, Guido van der Garde wirkte gar leicht überfordert. Als es dem Team gelang, den Caterham fahrbarer zu machen, lief es etwas besser, teilweise konnte man im Rennen die Marussia hinter sich lassen. Aber das ist insgesamt zu wenig für ein Team, das eigentlich schon 2012 ins Mittelfeld vorstoßen wollte.
Ob es für Caterham besser gelaufen wäre, hätte man Kovalainen und Petrov im Team behalten? In der Quali hätten beide sicherlich auch nicht mehr reißen können, aber im Rennen wäre mit der Erfahrung beider Piloten vielleicht mehr drin gewesen. Caterham hat zumindest angekündigt, dass man 2014 auf mindestens einen Piloten setzen möchte, der mehr Erfahrung mitbringt.
Marussia
Das britisch-russische Team ist in Sachen Finanzen schlechter als Marussia aufgestellt, aber man konnte im letzten Winter eine technische Partnerschaft mit McLaren eingehen. Damit konnte man auch den Windkanal in Woking nutzen, was Marussia offenbar geholfen hat. Die Testzeiten waren besser als erwartet, der Abstand in den ersten Rennen zu den Williams war durchaus knapp. In Malaysia gelang Jules Bianchi das Kunststück, auf Platz 13 einzufahren. Das lag auch daran, dass Alonso, Maldonado und beide Force India ausfielen, aber dennoch muss man so eine Position erst einmal schaffen. Darauf hätte man aufbauen können, doch dem Team fehlt einfach das Geld. Das letzte große Update am Fahrzeug kam laut Teamchef John Booth im Mai, seitdem gab es nur kleinere Veränderungen. Verständlich, immerhin musste man auch den Wagen für 2014 bauen und vorbereiten. Das Gefühl bleibt aber, dass das Team in diesem Jahr eine Chance verpasst hat, zumal Williams bis zum Herbst in Reichweite schien.
Dass man so gut unterwegs war, lag auch an Jules Bianchi. Der Franzose wird von Ferrari unterstützt und war erst im Februar ins Team gerutscht, nachdem die Sponsoren des eigentlichen Einsatzfahrers Liuz Razia keine Zahlung geleistet hatten. Im Endeffekt war es für Team und Fahrer ein Glücksgriff. Bianchi entpuppte sich als schneller und zuverlässiger Pilot, der in einigen Rennen eine bemerkenswerte Leistung zeigte. Es ist ein wenig bedauerlich, dass Bianchi vermutlich auch 2014 bei Marussia wird fahren müssen, da alle anderen Plätze in der F1 für ihn dicht sind.
Max Chilton hat mich teilweise positiv überrascht. Der Brite hatte sich mit viel Geld ins Team gekauft (und damit Timo Glock rausgekickt), doch seine Leistungen waren ok. Immerhin gelang ihm das Kunststück, als einziger Fahrer der Saison alle 19 WM-Läufe zu beenden. Aber insgesamt blieben seine Ergebnisse in den Rennen schwach, wie sein letzter Platz in der WM belegt. Beide Caterham-Piloten liegen noch vor ihm, in den meisten Rennen kam er weit hinter Bianchi ins Ziel. Vermutlich wird er 2014 aber erneut bei Marussia an den Start gehen.
Aber die Zukunft von Marussia scheint unsicher. Es gibt Gerüchte, dass der Teambesitzer von Marussia, der Russe Andrei Tscheglakow, an einer Fusion mit Sauber interessiert sei.
3 Kommentare
Marussia war (ist?) an einem Merger nicht nur mit Sauber interessiert, sondern über das Jahr verteilt fanden auch sehr konkrete Gespräche mit Caterham und Williams statt. Da das mit grösster Wahrscheinlichkeit aber die Schliessung von Marussia als eigenständigem Team bedeutet, was man eigentlich nicht will, führt das wohl nie so wirklich zu was.
Max Chilton und Giedo van der Garde haben mich persönlich mitunter eher entgeistert als begeistert. Auch Pic und Bianchi waren jetzt nicht sooo prall unterwegs, unabhängig von den Hinterbänklerautos (Bianchi hatte allerdings deutlich mehr Lichtblicke von diesen vier). Es gibt insbesondere bei einigen Motorsportjournalisten mitunter diese merkwürdige Tendenz, bei Hinterherfahrerfahrern (ha! :) erst keine Erwartungen an sie zu haben, und ihnen dann plötzlich zu bescheinigen, dass sie ja einen „super Job“ machen oder gemacht haben wenn sie gerade mal so ein paar Rennen lang nicht ausgefallen sind oder sonstwie nicht negativ auffallen. Davon halte ich wirklich garnichts. Wir reden hier von der Formel 1, der vielstrapazierten „Königsklasse“ des Motorsports. Da darf man schon ganz entschieden mehr von den Fahrern erwarten als die Urkunde „hat an den Bundesjugendspielen teilgenommen“…
@ nona:
Also, dass du van der Garde als so schlecht hinstellst ist schon etwas komisch. Ok, wenn man nach den ersten paar Rennen Marussia und Caterham nicht mehr beachtet, dann würde ich auch so urteilen. Aber immerhin hat er es, ich glaube 2mal ins Q2 geschafft und am Ende der Saison war er auch regelmäßig vor Pic zu finden. Also er ist für mich eine der Überraschungen dieser Saison.
Naja wie gesagt, ich erwarte in der Gesamtheit einfach mehr von Teilnehmern der Königsklasse, wie oft man z.B. seinen Teamkollegen saisonal schlägt ist für mich kein alleingültiges Kriterium. Es muss auch insgesamt Ambition erkennbar sein, ein Streben nach besserer Leistung und Drang nach Entwicklung (des Fahrers und des Autos) oder nach Wechsel in bessere Teams; man muss sich selbst für höhere Weihen empfehlen und zu einer offensichtlichen Option machen, und das muss im Grunde schon in den Feeder-Serien beginnen (wo van der Garde seltenst ganz vorne mit dabei war, meistens eher so maximal knapp hinter der Spitze). Ein aktueller Fahrer auf den sowas alles zutrifft ist für mich z.B. Kovalainen, auch wenn der kurze Lotus-Einsatz schlussendlich nicht so glücklich aussah. Timo Glock war ebenfalls immer von so einer, der mindestens in ein Mittelfeldteam gehört hätte bevor er zu alt würde. Bei van der Garde sehe ich das alles einfach nicht wirklich, da sind mir eher die einen oder anderen Zwischenfälle in Erinnerung, wo er schnelleren Fahrern unnötig im Weg stand, was ein wirklich guter Fahrer halt auch nicht machen sollte. Giedo van der Garde ist auch altersmässig (immerhin annähernd 30, also weissgott kein „Nachwuchsfahrer“ mehr) in meinem Kaffeesatz der typische Fahrer, der dem F1-Feld noch so ein Weilchen weitgehend farb- und glanzlos hinterhergondelt, um dann recht zügig Richtung GT-Sport oder dergleichen von dannen zu ziehen.
(Ja, da bin ich hart. :)
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