Die Saison ist um, Zeit sich mal anzuschauen, wie das Jahr für die Teams so war. Ein Rückblick und eine Analyse.
So hatte sich das Luca di Montezemolo für die Saison 2013 nicht vorgestellt. Nach dem eher zähen Jahr 2012 wollte man mit einem komplett neuen Wagen und viel frischem Ehrgeiz in diesem Jahr Red Bull endlich in die Knie zwingen. Zum Start der Saison meinte der Ferrari-Boss noch, dass 2013 die wichtigste Saison werden könnte, weil durch die Regeländerungen 2014 zu viel im Ungewissen liegen würde. Niemand könne mit Bestimmtheit sagen, was 2014 passieren würde, daher sei es wichtig, dass man 2013 bei stabilen Regeln endlich die Siegesserie von Vettel würde beenden können. Aber wie so oft hatte Ferrari Schwierigkeiten. Und die lagen vor allem beim Auto.
Mit den Siegen in China und in Spanien konnte Alonso zumindest in den ersten Rennen dem Anspruch noch einigermaßen gerecht werden. Doch schon zu Beginn der Saison zeigte der F138 eine elementare Schwäche, denn in der Qualifikation war man einfach zu langsam. Die Strategie beim Bau des Wagens bestand darin, dass man die Red Bull vor allem über die Distanz schlagen wollte. Schon 2012 hatte man gesehen, dass es wichtig war, sich genug Spielraum für unterschiedliche Strategien zu erarbeiten. Die Reifen waren der entscheidende Faktor im Rennen und dabei musste man vor allem einen möglichst hohen Speed über einen möglichst langen Stint gewährleisten. Letzteres gelang Ferrari, die in fast allen Rennen auch 2013 zu den schnellsten gehörten. Das Problem war nur, dass zum einen Red Bull noch schneller war, zum anderen Mercedes ab Mai die Reifenprobleme ebenfalls im Griff hatte und beim Start weit vor den Italienern stand.
Erschwerend kam laut Stefano Domenicali dann hinzu, dass man Mitte des Jahres in der Entwicklung einen Fehler machte. Die Updates, die man ab Kanada und Silverstone auf dem Auto hatte, funktionierten nicht so gut, wie man sich vorgestellt hatte, und verursachten weitere Probleme. Fernando Alonso wies schon im Sommer darauf hin, dass das Chassis vermutlich an seine Grenzen gekommen sei. In der Tat bewegte man sich bei Ferrari eher nach hinten, denn nach vorne. Mercedes, die man zu Beginn der Saison noch im Griff hatte, zog vorbei und Red Bull wiederum zog allen davon.
Die Probleme mit der Aerodynamik beschäftigen Ferrari schon seit ein paar Jahren. Der alte Windkanal lieferte teilweise nicht korrekte Zahlen, weswegen man sich im Winter 2012 dazu entschloss, den deutlich moderneren Kanal von Toyota in Köln zu nutzen. Dort wurde der Wagen zum großen Teil dann auch erprobt. Gebracht hat es allerdings wenig. Ferrari gelang es nicht, die Probleme mit dem Chassis in den Griff zu bekommen, zudem wurden sie etwas benachteiligt, als Pirelli in Ungarn die neuen Reifen präsentierte.
Dabei war die Saison für Alonso gar nicht mal so schlecht. In fast jedem Rennen landete er in den Top 5 und sammelte so wichtige Punkte. Aber die Konstanz reichte nicht aus, weil vorne Vettel Sieg und Sieg einfahren konnte. Der Spanier, bekannt für seine Launenhaftigkeit, kritisierte sein Team teilweise sehr hart. Als er in Ungarn dann meinte, er hätte gerne einen Red Bull zum Geburtstag, platzte di Montezemolo der Kragen. Er wies Alonso öffentlich zurecht, bei Ferrari eigentlich ein Unding, das sehr selten passiert. Die Kritik und die Jammerei des Spaniers führten dann auch dazu, dass man bei Ferrari Konsequenzen zog. Statt sich Hülkenberg ins Team zu holen, entschied man sich für Kimi Räikkönen, von dem man sich damals nicht gerade freundlich getrennt hatte. Damit wollte man zwei Dinge erreichen: 1. Alonso klar machen, dass Ferrari sich nicht von einem Fahrer abhängig machen werde und 2. dass man in Zukunft zwei Nummer-1-Fahrer haben würde.
Die Entscheidung für Räikkönen hat weitreichende Folgen. Zum einen kann man davon ausgehen, dass dem Finnen die Machtspiele von Alonso egal sind. Er wird das gleiche Material verlangen und seine Sache machen. Aber Ferrari hat ja schon Erfahrung mit dem Finnen. Der wird 2014 auch wieder regelmäßig um den Sieg fahren können, wenn es denn Ferrari gelingt, einen konkurrenzfähigen Wagen zu bauen. Auf der anderen Seite hätte man sich mit Hülkenberg für die Zukunft gerüstet, aber die Angst, dass der Deutsche sich durch Alonsos Politik aus dem Konzept bringen lässt, war wohl zu groß. Sollte das Experiment mit Kimi nicht klappen, kann man den Deutschen vermutlich immer noch aus seinem Vertrag mit Force India rauskaufen.
Die internen Spannungen waren 2013 deutlich sichtbar, der Frust beider Seiten auch. Solche Situationen sind immer etwas schwierig und nicht gerade förderlich, wenn es um die positive Entwicklung in einem Team geht. Gegen Ende des Jahres lief dann auch nur noch wenig zusammen. Zum einen, weil man nach Singapur die Entwicklung des F138 mehr oder weniger einstellte, zum anderen, weil die Motivation bei Alonso sichtbar weniger wurde, auch wenn die Ergebnisse weiterhin stimmten. Die Unruhe im Team wurde auch durch einige personelle Änderungen verstärkt. Dass man sich James Allison von Lotus holen konnte, ist sicher ein Gewinn, gleichzeitig schwächt es auch die Position von Pat Fry im Team.
Dass Ferrari nur P3 in der Konstrukteurs-WM einnehmen konnte, dürfte das Team vor allem beschäftigten. Schuld daran ist der zu langsame Wagen, aber auch die schlechten Ergebnisse von Felipe Massa. Vor allem Mitte der Saison fuhr Massa mehr oder weniger hinterher. Während Alonso immerhin Top-5-Ergebnisse für sich verbuchen konnte, ging beim Brasilianer nichts mehr zusammen. Alonso holte zwischen Monaco und Ungarn 61 Punkte, bei Massa waren es gerade mal 12. In der Phase, in der Mercedes richtig gut unterwegs war, gelang Massa kein Top-5-Ergebnis. Daher war es folgerichtig, dass Ferrari sich dazu entschloss, Massa gehen zu lassen. Mit einem besseren Nummer-Zwei-Piloten hätte der Traditionsrennstall zumindest Mercedes hinter sich halten können.
Die Hoffnungen des Chefs konnte Ferrari nicht erfüllen, aber so schlecht war die Saison dann auch wieder nicht. Zwei Siege, fünf zweite Plätze und zwei dritte Plätze sind keine schlechte Bilanz. Hätte man ein paar der zweiten Plätze in Siege ummünzen können, sähe es sicher hübscher aus, Vettel wäre aber dennoch Weltmeister geworden.
2014 wird für Ferrari ein interessantes Jahr. Den neuen Motor hat man zusammen mit Shell entwickelt, weil man die Schmier- und Brennmittel ebenfalls zur Kühlung des Motors einsetzen will. Er läuft seit Mitte 2012 auf den Prüfständen in Maranello und soll mittlerweile bis 3000 Kilometer durchhalten, was man auch 2014 benötigen wird. Das neue Chassis ist seit dem Sommer in der Entwicklung, seit dem Herbst arbeitet man mit Hochdruck am Einsatzwagen. Ferrari liegt also gut in der Zeit, die Frage ist, ob sie es schaffen, aus dem Zeitvorsprung etwas zu machen.