Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von China 2014 – Nichts Neues im Osten

Formel Eins: Analyse GP von China 2014 – Nichts Neues im Osten

von DonDahlmann
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Der GP von China war bei weitem nicht so spannend wie das Rennen in Bahrain. Schuld daran war vor allem der Asphalt, der die Reifen forderte. Am Ende siegte erneut ein Mercedes, aber dahinter gab es Überraschungen.

F1_Rennen_China_2014_-0009Wie erwartet war das Rennen in China deutlich weniger abwechslungsreich als noch das Rennen Bahrain. Das vorne ein Mercedes seine Runden ungestört würde ziehen können, war klar. Aber die Startaufstellung mit Nico Rosberg auf P4 hinter beiden Red Bull versprach doch etwas Feuer. Und als Rosberg am Start noch zwei weitere Positionen verlor, konnte man sich zumindest auf eine schöne Aufholjagd des Deutschen freuen. Erstaunlicherweise tat sich Rosberg im Verkehr schwerer, als man vielleicht zunächst erwarten konnte. Auch ansonsten vermisste man die Zweikämpfe im Mittelfeld, vor allem in der Anfangsphase. Die Fahrer waren vorsichtig, weil sich der linke Vorderreifen nach und nach auflöste. Das hatte man erwartet, da es sich schon im Training angekündigt hatte, und wehren konnte man sich dagegen nicht. Die Frage war halt, wer wie lange mit den Reifen haushalten konnte.

Interessanterweise war es Hamilton, der die Soft bis Runde 17 fahren konnte und mit Kevin Magnussen als Letzter zum ersten Stopp kam. Aber er konnte sich den langen Stint selbst mit einem gehörigen Zeitverlust erlauben, hatte er doch genug Vorsprung herausgefahren. Hinter ihm sah es allerdings anders aus und wieder mal konnte man feststellen, dass der Undercut, im richtigen Moment ausgeführt, gut funktioniert. Fernando Alonso zeigte dies, als er in Runde 11 recht früh an die Box kam. Er lag ein Stück hinter Vettel und knapp vor Ricciardo, die aber beide eine weitere Runde fuhren. Zwar reagierte Red Bull sofort und holte Vettel eine Runde später an die Box, aber man konnte sich nicht dagegen wehren, dass der Ferrari sich zunächst Platz 2 holte. Dafür ergab sich ein schöner Zweikampf zwischen den beiden Piloten, bei dem man auch die Stärken und Schwächen der jeweiligen Autos sehen konnte. Vettel war klar besser in den schnellen Kurven und vor allem auf der Bremse. Aber da es Vettel an Leistung beim Herausbeschleunigen aus den Kurven und auf den Geraden fehlte, zog der Ferrari weg, DRS hin und her. Der Leistungsnachteil des Renault-Motors ist da eine Sache, der sehr hohe Abtrieb, den der RB10 entwickelt, eine andere.

Ferrari sah, zumindest mit Fernando Alonso, in China deutlich besser aus. Man hatte zwar einige Neuteile mitgeschleppt, aber das allein wird es nicht gewesen sein. Der F14T ging sehr gut mit den Reifen um, Alonso gelang am Ende ein Stint über 23 Runden, und er konnte Ricciardo in Schach halten, dessen Reifen vier Runden frischer waren. Warum der Ferrari in China so gut funktioniert (man konnte letztes Jahr gewinnen), ist nicht so richtig ersichtlich. Und es passte auch nur für den Spanier. Kimi Räikkönen kämpfte das gesamte Wochenende mit Abstimmungsproblemen, scheiterte in Q2 und blieb während des gesamten Rennens blass. Er steckte hinter hinter Bottas und Hülkenberg, die er nie gefährden konnte. Der Finne meinte nach dem Rennen, dass die Probleme aus einer Kombination seines Fahrstils und aus Besonderheiten des Ferrari bestehen würden. Erstaunlich ist schon, dass Alonso so viel schneller ist. Aber immerhin gelang Ferrari damit das erste Podium des Jahres.

F1_Rennen_China_2014_-0005Red Bull war in China recht gut aufgelegt, was aber aber zu erwarten war. Beim Weltmeister-Team ist man allerdings etwas verwundert. Nicht wegen der Flowsensor-Geschichte oder dass der Renault-Motor zu schwach ist. Die größte Überraschung ist Daniel Ricciardo. Der schlug Vettel mal wieder in der Quali und hatte im Rennen, dank einer besseren Strategie, auch die Nase vorn. Vettel quittierte die Schlappe schon nach der Quali immerhin ehrlich, indem er keine Entschuldigung vorbrachte, sondern bestätigte, dass der Australier ihn „fair and square“ geschlagen habe. Im Rennen hatte der Deutsche zunächst die Nase vorn, aber dann entschied sich Red Bull, die Strategie zu splitten. Ricciardo wurde auf eine 2-Stopp-Strategie gesetzt, Vettel sollte zunächst auf 3-Stopps gehen. Doch man entschied sich offenbar während des zweiten Stints um und ließ Vettel von Runde 12 bis Runde 38 fahren.

Das bedeutete aber, dass Vettel mit seinen Reifen besonders vorsichtig umgehen musste und das Team entschied sich, den von hinten kommenden Ricciardo nach vorne zu holen. Erneut musste der Weltmeister also Platz machen, erneut kam er am Ende hinter seinem Teamkollegen ins Ziel. Richtig freiwillig fuhr Vettel allerdings nicht zur Seite. Erst nach einer länglichen Diskussion ließ Vettel den Teamkollegen vorbei. Erstaunlich, wie gut Ricciardo unterwegs ist, erstaunlich auch, wie viele Probleme Vettel mit den neuen Autos hat.

Mit den Problemen war Vettel aber nicht alleine. Nico Rosberg hatte auch so seine Sorgen. In der Qualifikation zeigte ihm sein Display falsche Zwischenzeiten an, was dazu führte, dass er sich in seinem letzten Run drehte, weil er dachte, dass er mehr riskieren müsse. Tatsächlich lag er aber zu dem Zeitpunkt vorne. Im Rennen versagte die Übertragung der Telemetrie, was dieser Tage wohl zu größeren Problemen führte. Rosberg erklärte nach dem Rennen, dass wegen der fehlenden Daten die Ingenieure seine Kupplung für den Start nicht richtig einstellen konnten. Woran man sieht, dass die Box mittlerweile mehr macht und einstellt, als man so denkt. Der daraus resultierende schwache Start warf ihn zurück, aber die Überlegenheit seines Mercedes brachte ihn später wieder auf P2.

Im Mittelfeld entwickelten sich kaum Zweikämpfe. Nico Hülkenberg hatte zwar während des gesamten Rennens Valtteri Bottas im Rücken, konnte diesen aber soweit auf Distanz halten, dass der Finne nicht in DRS-Reichweite kam. Es war kein leichtes Rennen für Force India, die sich aber wieder als „best of the rest“ etablierten. Williams hatte, mal wieder, ein wenig Pech. Massa hatte eine heftige Berührung mit Alonso am Start, die durchaus in einem schweren Unfall hätte enden können. Ein Problem beim ersten Boxenstopp warf Massa dann weit zurück. So richtig konnte Williams bisher in diesem Jahr nicht zeigen, was in dem Auto steckt. Und mit fortlaufender Saison wird das auch schwieriger werden.

Zumal Lotus ein echtes Lebenszeichen sendete. In der verregneten Quali schaffte es Grosjean in Q3, im Rennen hielt er sich am Ende der Top 10, bis ihn ein Getriebeproblem an die Box zwang. Aber ein durchaus ansprechendes Rennen des Lotus, die auch in China etliche Neuteile am Auto hatten. Das Pech des Franzosen war das Glück von Sergio Perez und Daniil Kvyat. Perez fuhr etwas unbeobachtet ein sehr gutes Rennen. Von P16 gestartet arbeitete er sich im Rennen bis auf P9 vor, was die Qualität des Force India mal wieder zeigte. Daniil Kvyat wiederum gelang ein sehr sauberes Rennen. Sein Teamkollege Vergne hatte es in Q3 geschafft, fiel am Start aber schon etwas zurück. Kyvat blieb erneut fehlerlos und war sehr schnell, sodass der letzte Punkt für ihn die Belohnung war.

Geradezu katastrophal schlecht waren die McLaren. Weder in der Quali noch im Rennen hatten die Briten auch nur ansatzweise eine Chance. Wenn man schaut, wo Force India und Williams unterwegs sind, muss Ron Dennis so langsam verzweifelt sein. Am MP4/29 scheint nichts zu stimmen. Weder Abtrieb, noch Topspeed passen, was dazu führt, dass man langsam aber sicher in Richtung des Endes des Mittelfeldes rutscht. Dort trifft man dann auf Sauber, die weiterhin in tiefen Problemen stecken. Ein neues Chassis soll ab Spanien die Probleme richten.

Eine Kuriosität gab es am Ende des Rennens. Offenbar war derjenige, der die Zielflagge schwenken durfte falsch informiert. Oder übermotiviert. Jedenfalls zeigte man die Zielflagge eine Runde zu früh. Das Rennen lief zwar weiter, aber aufgrund der Regularien musste die FIA dass Rennen in Runde 54 werten. Leidtragender war Kamui Kobayashi, der in der letzten Runde noch Jules Bianchi überholen konnte, um dann halt doch hinter dem Marussia gewertet zu werden.

Die Formel Eins macht jetzt eine kleine Pause, bevor es am 09. Mai in Spanien weiter geht. Dort werden die Teams mit diversen Neuteilen auflaufen.

Bilder: Red Bull/Getty, MercedesAMG F1, Daimler AG, Ferrari F1, Lotus F1, McLaren F1, Sahara Force India, Sauber Motorsport AG, Toro Rosso/Getty, Williams Racing, Marussia F1, Caterham F1

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