Bergfest für die European Le Mans Series, und das gleich im doppelten Sinne: Das dritte von fünf Saisonrennen markiert die Mitte der gewohnt knapp gehaltenen Saison der kontinentalen Rennserie, und das auf dem malerischen Red Bull-Ring nahe Zeltweg. Die mit dem Geld von Dietrich Mateschitz wiederbelebte Rennstrecke in schönster Lage an einem steiermärkischen Berghang ist durch die F1 wohlbekannt und macht auch mit Le-Mans-Prototypen und Gran-Turismo-Boliden großen Spaß. Im Vorjahr fuhr die ELMS erstmals dort und das Rennen war durchaus sehenswert.
Gerade die 24 Stunden von Le Mans haben Lust auf mehr LMP2-Action gemacht, denn in der Klasse war das Rennen gerade durch die zahlreichen Teilnehmer aus der ELMS hochspannend. Als Klassensieger stand am Ende das Jota-Sport-Team oben auf dem Podest, das auch an diesem Wochenende wieder am Start ist. Dass das LMP2-Aufgebot der ELMS keineswegs zweitklassig im Vergleich zur WEC ist, war in Le Mans deutlich zu sehen und ist ein Qualitätsbeweis für die europäische Serie.
Mit 34 Autos reist die ELMS diesmal an, darunter acht LMP2-Boliden. Leider nicht dabei sind Sebastien Loeb Racing sowie das Murphy-Prototypes-Team. Den Iren um den „grünen“ Industriellen und Motorsport-Enthusiasten Greg Murphy ist ihr venezolanischer Paydriver Rodolfo Gonzalez abgesprungen, sodass man für das anstehende Rennen kurzfristig kein Paket zusammenstellen konnte. In Le Castellet im September möchte man allerdings wieder am Start sein.
Unter den verbleibenden Autos gehört das Le-Mans-Siegerteam Jota Sport mit Dolan/Tincknell/Albuquerque wieder zu den Favoriten. Haupt-Konkurrent um den Gesamtsieg wird Thiriet by TDS (Thiriet/Badey/Gommendy) sein, die als einzige mit dem neuen Ligier-Coupé am Start sind, das sich in Le Mans als sehr schnell (wenig überraschend) und haltbar (schon überraschender) herausstellte. Greaves Motorsport mit zwei Zytek-Nissan (darunter vor allem die #41mit Kimber-Smith/McMurry/Patterson), Signatech-Alpine mit dem in Le Mans erstaunlich schnellen Trio Chatin/Webb/Panciatici, Race Performance und Newblood by Morand (die beiden Judd-motorisierten Teams) sind allesamt Podiumskandidaten. Das Morand-Team wird diesmal von Pierre Ragues verstärkt, der viel LMP2-Erfahrung hat.
Der Meisterschaftsstand spiegelt dieses Kräfteverhältnis wieder, abgesehen davon, dass Thiriet by TDS (35 Zähler) deutlich vor Jota (27) liegt, da diese in Silverstone in Führung liegend verunfallten. Hinter Jota geht es zwischen den Signatech-Alpine (25), Race Performance (24) und der #41 von Greaves (24) eng zur Sache. Das Team von Sebastien Loeb liegt bisher ebenfalls in diesem Paket, wird aber mangels Teilnahme zurückfallen…
Mit 14 Fahrzeugen kann die GTE-Klasse aufwarten, wie gewohnt sind mehr als 50% davon Ferraris. Der Punktestand sieht den Ferrari 458 mit der #72 von SMP Racing (Bertolini/Shaitar/Zlobin, 44 Punkte) deutlich vor dem besten der drei AF-Corse-Autos, der #55 mit Cameron/Griffin/Rugolo (31 Punkte). Doch diesmal werden die bislang dominanten italienischen Autos mit dem Cavallino Rampante durch eine neue Einstufung in der Balance of Performance etwas eingeschränkt: Die Verkleinerung der je zwei Luftmengenbegrenzer um 1,3 mm wird etwas Leistung kosten, was sich auf den langen Geraden des Red-Bull-Rings bemerkbar machen wird.
In den Top 8 der Meisterschaftswertung findet sich nur ein Nicht-Ferrari, der IMSA Performance Matmut-Porsche von Narac/Armindo, die diesmal nicht von David Halliday unterstützt werden, sondern von Christina Nielsen, einer dänischen Nachwuchsfahrerin, die in diesem Jahr sonst vor allem in der USCC unterwegs ist. Bei JMW Motorsport darf der frühere Stammfahrer und Top-GT-Pilot Rob Bell wieder einmal ins Lenkrad greifen, was das Team, das zurzeit auf dem dritten Meisterschaftsrang liegt, deutlich verstärken dürfte.
Zahlreiche Anpassungen der Balance of Performance gibt es in der GTC-Klasse, wie man das bei GT3-Rennserien gewohnt ist. Bei den auch in dieser Kategorie dominanten Ferrari 458 müssen die Restriktoren um 2 mm verkleinert werden. Dies trifft die Meisterschaftsführenden Formula Racing (Laursen/Mac/Magnussen, 41 Punkte) sowie SMP Racing (Beretta/Markozov/Ladygin, 36 Zähler). Das drittplatzierte Team Ukraine geht nicht mehr an den Start.
Der Abstand zum viertplatzierten ART Grand Prix-McLaren MP4-12C von Gonzalez/Aljani/Brundle ist dann schon deutlicher, das Team hat bisher 22 Punkte gesammelt. 40 kg Ballast darf der einsame BMW des Team Russia by Barwell abwerfen, der allerdings auch schon recht abgeschlagen auf dem sechsten Meisterschaftsrang liegt (14 Punkte)
In beiden GT-Klassen wird die spannende Frage sein, wie die BoP-Anpassungen die Performance der zahlreichen Ferraris beeinflussen. Doch da sie so deutlich in der Überzahl sind und viele 458 auch fahrerisch stark besetzt sind, dürften sie immer noch um die Klassensiege mitfahren.
Ob sich diese Vermutung bewahrheitet, wird sich am Sonntag um 14 Uhr zeigen, wenn das vierstündige Rennen startet. Es wird einen Livestream geben, der über europeanlemansseries.com zu finden sein wird, ebenso überträgt MotorsTV wie gewohnt live.
ALMS – Saisonauftakt in Inje
Die Asian Le Mans Series – die das Kürzel des in der USCC aufgegangenen amerikanischen Pendants übernommen hat – startet in ihre zweite Saison, mit geändertem Aufgebot an Klassen, aber leider immer noch sehr wenigen Fahrzeugen. 15 Autos sind für die Saison gemeldet, doch – als ob die Zahl nicht schon klein genug wäre – beim Saisonauftakt werden nur neun am Start sein. Damit macht die ALMS keinen Fortschritt gegenüber dem Vorjahr, als ebenfalls genau neun Fahrzeuge am Start waren.
In der LMP2 wird es ein Duell zwischen dem OAK Racing Team Asia (das sich in Le Mans anfangs gut schlug) und den Neulingen von Eurasia Motorsport geben.
Neu dabei sind drei Fahrzeuge nach dem Gruppe CN-Reglement der FIA, das zukünftig in ELMS und ALMS die LMP3-Klasse für Neueinsteiger bilden soll. Es handelt sich dabei um „kleine“, günstigere Sport-Prototypen mit seriennahen Motoren aus der Gruppe N, die vor allem aus dem Bergrennsport und aus kleineren Serien wie der französischen VdeV bekannt sind. Mit der Speed Euroseries wurde vor einigen Jahren versucht, die Kategorie auf europäischer Ebene als Support für die (E)LMS zu etablieren, doch das ließ sich nicht nachhaltig bewerkstelligen und so wurde die Serie für 2014 kurzfristig in die Dutch Supercar Challenge integriert.
Drei dieser Fahrzeuge sind für das Rennen in Korea bestätigt: ein Ligier JS 53 Evo aus der französischen Martini Automobiles-Schmiede für das Team Craft Bamboo Racing (die später in der Saison auch noch in die LMP2 einsteigen wollen), und das kanadische Atlantic Racing Team setzt zwei GB08 des britischen Herstellers Wolf Racing Cars ein. Im Laufe der Saison soll sich die Anzwahl in dieser Klasse verdoppeln…
In der GT-Klasse sind Fahrzeuge aus GTE, GT3 und der japanischen GT300-Kategorie zugelassen. Trotzdem haben sich nur vier Interessenten zusammengefunden, drei davon von AAI-Rstrada aus Taiwan. Zwei BMW Z4 und ein Mercedes SLS bringt dieses Team an den Start. Ein Ferrari wird vom Ferrari China Team eingesetzt.
Das Inje Speedium ist die neueste Bahn aus der Feder von Alan Wilson, der unter anderem auch den Barber Motorsports Park in Alabama entworfen hat. Wie dort setzte Wilson auch in Inje die vorhandenen Höhenunterschiede clever ein, kombinierten sie mit Kurven mit variablem Radius oder mehreren Scheitelpunkten und konstruierte so eine recht herausfordernde Rennstrecke.
Mit der übersichtlichen Entry List wird die Asian Le Mans Series es kaum schaffen, sich zu etablieren. Wie alle bisherigen scheint auch dieser Versuch des ACO, in Asien eine kontinentale Serie zu etablieren, wieder zum Scheitern verurteilt. Selbst wenn man für die übrigen Rennen die „volle“ Teilnehmerliste mit allen 15 gemeldeten Fahrzeugen abrufen kann, reicht dies kaum, um gegen konkurrierende Serien im asiatischen Raum zu bestehen, geschweige denn, um international Aufsehen zu erregen.
Dabei ist der Kalender nicht einmal unansehnlich: Nach dem Saisonauftakt geht es zum Fuji Speedway (31.08.), wo man im Rahmen der Super GT noch die meiste Aufmerksamkeit bekommen wird. Es folgt ein Besuch auf dem Shanghai Int’l Circuit (12.10.), bevor man eine der neuesten Strecken von Hermann Tilke austesten darf, den Buriram United Int’l Speedway in Thailand (23.11.), auf dem künftig die MotoGP gastieren soll. Die Saison endet schließlich am 7. Dezember auf dem schönen Sepang Int’l Circuit nahe Kuala Lumpur. Irgendetwas sollten die Organisatoren bis dahin noch aus dem Hut zaubern, wenn es nicht die letzte Saison der Asian Le Mans Series werden soll…