Nur eine Woche nach dem spektakulären Rennen in Deutschland steht mit dem GP von Ungarn wieder ein Rennen an, bei dem es heiß zu gehen wird. Und das nicht nur wegen des Wetters.
Schaut man sich die Wetterprognosen an, so sieht es nach einem klassischen Rennen am Hungaroring aus. 32 Grad, bewölkt, 20% Regenwahrscheinlichkeit. Bei den Temperaturen sind Gewitter nicht ausgeschlossen, aber im Moment sieht es eher nach einem trockenen Rennen aus. Interessant wird das Rennen vor allem aber aus zwei Gründen. Erstens ist man zum ersten Mal auf einer anspruchsvollen Strecke ohne das FRIC-System unterwegs, zweitens ist das Mittelfeld so eng beieiander, dass man sich man sich auf spannende Duelle einstellen kann. Jedenfalls hinter den beiden Mercedes. Die haben zumindest am Hockenheimring bewiesen, dass sie auch ohne FRIC weiterhin eine gute Sekunde im Rennen schneller sind. In der Qualifikation wird das vermutlich etwas anders aussehen. Auf eine Runde werden Williams und vor allem Red Bull näher dran sein als noch letzte Woche, Überraschungen sind hier nicht ausgeschlossen.
Vor allem Williams verspricht sich vom Rennen in Ungarn einen weiteren Schritt nach vorne. Nach eigenen Angaben wird man das größte Update-Paket der gesamten Saison an den Start bringen. Ein derartig großes Update dürfte vor allem die Luftführung durch den Unterboden, die Seitenkästen und das Heck betreffen. Wie man aber weiß, sind solche Updates auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Ändert sich durch das Update das Fahrverhalten, muss man auch das Setup anpassen, was an einem Wochenende nicht immer möglich ist. Dennoch ist die Entscheidung, das Update noch vor der Sommerpause zu bringen, durchaus klug, denn so kann man mit den gewonnen Daten die Simulatoren füttern, um notwendige Anpassungen für den zweiten Teil der Saison vornehmen zu können.
Man hat Red Bull ins Auge gefasst und möchte diese zumindest um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM herausfordern. Bei den Österreichern vermisst man im Moment die nötigen Schritte nach vorne. Das von Renault vollmundig angekündigte Upgrade beim Motor zeigte zumindest in Hockenheim kaum Wirkung. Der Kurs in Ungarn, der nicht so viel Leistung verlangt, sollte dem RB10 etwas besser liegen, aber mehr als P3 dürfte eine Illusion sein.
Plätze, von denen Ferrari nur träumen kann. In Hockenheim schaffte es Alonso mal wieder auf P5 und das ist auch das, was das Auto kann. Mehr geht nicht. Es kristallisiert sich nach und nach heraus, dass der Schwachpunkt des Ferrari im Heck sitzt. Das Chassis ist es nicht. Abtriebswerte, Kurvengeschwindigkeit und Reifenverschleiß stimmen, der Wagen ist einfach zu langsam. So genau weiß man nicht, wie viel PS dem Ferrari fehlen, aber man tippt so auf 30 bis 40 PS. Die wird man in Ungarn nicht so sehr vermissen, aber alles andere als P5 wäre dann eine Überraschung. Man kann nur hoffen, dass die Ingenieure für Monza eine Lösung finden.
Bei Mercedes wird Lewis Hamilton alles daran setzen, den Abstand zu Rosberg zu verkürzen. 14 Punkte beträgt der, wenn alles nach Plan läuft, dann kann Hamilton mindestens sieben davon aufholen. Und die Chancen, dass der Brite in Ungarn die Nase vorne hat, sind durchaus groß. Er mag die Strecke, er hat hier schon viermal gewonnen, während Rosberg keinen einzigen Sieg feiern konnte. Wenn die Technik hält, sollte Hamilton ganz oben auf dem Podest stehen und die WM weiter sehr spannend bleiben. Auch wenn jetzt schon klar ist, dass außer den beiden Mercedes-Piloten niemand um den Titel kämpfen wird – ich gehe davon aus, dass tatsächlich das letzte Rennen in Abu Dhabi den Titel entscheiden wird.
Gespannt darf man auch auf den Auftritt von McLaren sein. Die hatten sich für das Rennen in Deutschland ebenfalls ein größeres Update gegönnt, das offenbar auch gut funktionierte. Das eher maue Ergebnis war auf eine schlechte Strategie und den Startunfall von Magnussen zurückzuführen und überdeckte etwas die guten Rundenzeiten der McLaren. Sollte das Update in Ungarn auch funktionieren, dann könnte McLaren für die zweite Saisonhälfte gut gerüstet sein. Auch wenn man in Ungarn vermutlich nicht über P5 hinaus kommen wird, achtet mal auf die Longruns und die Stintlänge.
Force India ist auf engen Strecken immer etwas schwer einzuschätzen. Die Update-Orgie der reicheren Teams könnte so langsam dazu führen, dass die Inder etwas zurückfallen. Es sind zwar Weiterentwicklungen für die Zeit nach der Sommerpause angekündigt, aber erfahrungsgemäß fallen die bei Force India meist so aus, dass es für Japan noch neue Teile gibt, danach sieht man aber nur noch kleinere Veränderungen.
Ähnliches gilt für Toro Rosso, denen man aber weiterhin zugutehalten muss, dass sie mit einem Drittel des Budgets von Red Bull auskommen müssen und dafür so schlecht gar nicht unterwegs sind. Wäre ihnen nicht das Auto von Kyvatt in Hockenheim abgefackelt, wären gute Punkte drin gewesen.
Auch bei Sauber sah man in Deutschland eine leichte Bewegung nach oben. Sutil turnte lange um Platz 10 rum, bis ihm die Technik einen Strich durch die Rechnung machte. Punkte waren weiterhin für Sauber nicht wirklich drin, aber immerhin war man mal wieder in Schlagdistanz. Es ist den Schweizern zu wünschen, dass sie in der zweiten Saisonhälfte wenigstens noch ein paar Punkte einsammeln können.
Und was macht Lotus so? Bequemerweise hat man ja den Renault-Motor im Heck, auf dem man viel schieben kann. Doch den hat Toro Rosso auch und die sind weit vor den Lotus. Das Problem wird wohl eher beim Chassis zu suchen sein, das auch kaum sichtbare Updates bekommen hat. Hier fehlt es dann wohl an Geld. Auch das Verbot des FRIC-System trifft Lotus, die damit die Schwächen des Chassis einigermaßen ausbügeln konnten.
Marussia und Caterham bleiben die Schlusslichter, vor allem im Rennen. Bei Caterham geht weiterhin nichts zusammen, Kolles und seine Mannschaft werden schauen, dass man die Saison fertig fährt. Marussia fehlt es an Geld, um das gar nicht so schlechte Auto näher ans Mittelfeld zu bringen.
Strategie:
Pirelli hat die „Medium“ und die „Soft“ dabei. Nachdem die „Supersoft“ sich in der Hitze von Hockenheim schnell zerlegten, ist die Wahl für Ungarn genau richtig. Die „Medium“ haben sich als äußerst zäh erwiesen und dürften in Ungarn durchaus für einen langen Stint gut sein. Auch die „Soft“ halten etwas länger, also landet man schnell bei einer Zwei-Stopp-Strategie. Ein Stopp ist drin, aber dann hockt man am Ende auf abgenagten „Medium“ und man müsste die „Soft“ mit einem schweren Auto über die Hälfte der Distanz bringen. Eher unwahrscheinlich, da man beim Stopp auch nicht so viel Zeit verliert. Die andere Variante wären drei Stopps. Theoretisch sollte dies die schnellere Variante sein, vor allem wenn man zwei frische Sätze der „Soft“ hat. Aber praktisch ist es so, dass man mit drei Stopps irgendwann im Verkehr steckt, und das Überholen ist in Ungarn immer noch so eine Sache, DRS hin oder her.
Eine andere Sache ist das Safety Car. Weil die Strecke eng ist, kann es schnell passieren, dass ein Auto mal schlecht geparkt ist. Was die Kommissare in Deutschland zwar nicht davon abgehalten hat, keine SC-Phase zu geben, aber das muss in Ungarn ja nicht so sein. Dazu kommt die Chance auf ein Gewitter.
Da man in Ungarn nur schwer überholen kann, wird man versuchen, die Strategie zu bemühen. Ein möglicher Rennverlauf sieht so aus, dass die Fahrer nach den hektischen ersten Runden ihre Positionen beziehen und erst im Mittelstint richtig angreifen werden. Interessant wird es dann, wenn jemand am Ende mit neuen „Soft“ unterwegs sein kann.