Team Penske präsentierte sich auch auf dem New Hampshire Motor Speedway in überragender Form, doch es gewann nicht wie erwartet Brad Keselowski. Am Ende fuhr stattdessen Joey Logano in die Victory-Lane und zog damit direkt in die zweite Runde des Chase ein. Viele andere Playoff-Teilnehmer gerieten teils in massive Probleme.
Das Rennen in New Hampshire entwickelte sich am Sonntag zu einem eher typischen NASCAR-Event, das wir so in der letzten Zeit eher vermissen mussten. Die erste Hälfte zeichnete sich durch konstantes Runterklicken von Runden aus und erst nach der Halbzeit wurde es so richtig heiß. Zwölf der insgesamt 15 Cautions fielen in die Runden 181 bis 303, was uns am Ende sogar noch eine Green-White-Checkered-Verlängerung bescherte. Schön war auch, dass Polesitter Brad Keselowski diese Woche mal richtig für seine Brötchen arbeiten musste. Sein Crew-Chief Paul Wolfe stattete die #2 bereits nach 35 Runden während der Competition-Caution mit vier neuen Reifen aus. Wer das Truck-Rennen gesehen hat, wusste sofort, dass dies eine krasse Fehlentscheidung sein musste.
Bereits am Samstag zeigte sich nämlich, dass Track-Position und Clean-Air deutlich mehr Einfluss auf die Siegchancen haben sollten als die Reifen. Brad Keselowski verschwand also aus den Top 15, weil kein anderes Team sich zu so einer Strategie hinreißen ließ. Sein Rennen bestand fortan daraus, sich wieder an die Spitze nach vorne zu arbeiten. Stattdessen übernahm Denny Hamlin die Führung, der jedoch nicht viel Zeit hatte, sich darüber zu freuen. Kurze Zeit später konnte man seinen Toyota nicht anständig betanken und musste den Tankstutzen aufwendig richten. „Schlimmer geht‘s immer!“, dachte sich der NASCAR-Gott und verwickelte Hamlin in Runde 181 in Gelbphase #4 in eine kleine Massenkarambolage mit Cole Whitt, Martin Truex Jr., David Ragan. Die #11 war anschließend breitgefahren und der Tag für Hamlin vorbei.
Stattdessen holte sich Kevin Harvick in gewohnt starker Manier 104 Führungsrunden ab und sicherte sich somit immerhin einen mitunter wichtigen Bonuspunkt im Hinblick auf die kommende Chase-Ausscheidung. Harvick zeigte sich – vielleicht mit Ausnahme von Denny Hamlin (32) und Brian Vickers (15) – als einziger Pilot, der dem dynamischen Penske-Duo bestehend aus Joey Logano (73) und Brad Keselowski (78) überhaupt einige Führungsrunden abjagen konnte.
Das Rennen nahm nach dem Hamlin-Crash deutlich an Intensität zu und man drohte, bei den spätestens alle zehn Runden nach einem Restart folgenden Cautions etwas den Überblick zu verlieren. Daher fasse ich mal die wichtigsten Bestandteile der folgenden Gelbphasen-Orgie per Spiegelstrich zusammen, in denen es eine Menge Chase-Teilnehmer hart getroffen hat:
– Caution #5: Unfall mit Beteiligung von Kasey Kahne, Kyle Busch, Matt Kenseth, Ryan Newman und Jamie McMurray
– Gelbphase #6: Zwischenfall mit Brad Keselowski und Matt Kenseth
– Caution #7: Unfall zwischen Ricky Stenhouse Jr. und Dale Earnhardt Jr.
– Gelbphase #12: Unfall von Ricky Stenhouse Jr.
– Caution #13: Zwischenfall mit Matt Kenseth und Paul Menard
– Gelbphase #14: Unfall von Jeff Gordon
– Caution #15: Unfall mit Beteiligung von Tony Stewart und David Gilliland
Unter dem Strich steht am Ende der vierte Saisonsieg von Joey Logano, der sich im Finale mit seinen vier neuen Reifen aufgrund der vielen Gelbphasen ähnlich wie Cole Custer im Truck-Rennen am Vortag durchsetzen konnte. Ohne die Cautions wäre dieses Vorhaben vermutlich nicht gelungen, da die Autos nach den Restarts recht schnell wieder die bekannte Perlenschnur-Formation einnahmen. Kyle Larson beendete ein solides Rennen auf Platz zwei vor Kevin Harvick, Jamie McMurray und Jimmie Johnson. Die Fahrer von Chip Ganassi Racing untermauerten damit wieder einmal ihre zuletzt sehr starke Performance. Aric Almirola, Brad Keselowski, Kyle Busch, Dale Earnhardt Jr. und Brian Vickers komplettierten die Top 10.
Joey Logano führt nun nach Sieg Nummer vier gemeinsam mit seinem Teamkollegen Brad Keselowski die Meisterschaftswertung an, wobei Letzterer sogar schon fünf Erfolge auf seinem Jahreskonto weiß. Team Penske hat damit auch zugleich Hendrick Motorsports massiv gebügelt, da Logano und Keselowski nun an den drei Fahrern mit jeweils drei Siegen (Jimmie Johnson, Dale Earnhardt Jr. und Jeff Gordon) vorbeigezogen sind. Insgesamt steht Penske mit neun Erfolgen durch zwei Fahrer meiner Meinung nach deutlich besser da als Hendrick, bei denen vier Piloten zehn Siege eingefahren haben. Unterstrichen wird dies durch die Tatsache, dass New Hampshire bereits der dritte Penske-Saisonsieg in Folge nach Richmond und Chicagoland war.
Nichtsdestotrotz sind die Playoff-Ambitionen der Chevrolet-Truppe natürlich noch intakt und vor allem Titelverteidiger Jimmie Johnson bekommt noch einige seiner Lieblingsstrecken serviert, allen voran Dover am kommenden Wochenende. New Hampshire brachte am Sonntag wohl den ersten richtigen Schnitt im Chase und das wirkt sich auch direkt auf die Punktetabelle aus. Während sich einige Fahrer durch Konstanz hervorhoben, waren andere teilweise gleich in mehrere Unfälle verwickelt und erlebten einen rabenschwarzen Tag. Die Top 7 in der Meisterschaftswertung sollten bei einem soliden Rennen auf der „Monster Mile“ jedenfalls in die nächste Chase-Runde einziehen:
– Hinter den sicher qualifizierten Siegern Brad Keselowski und Joey Logano verfügen Kevin Harvick (+41), Jimmie Johnson (+31), Kyle Busch (+28), Dale Earnhardt Jr. (+28) sowie Jeff Gordon (+21) bereits über ein solides Polster auf den Cut.
– Enger wird es dagegen für Matt Kenseth (+8), Carl Edwards (+8), AJ Allmendinger (+7), Kasey Kahne (+6) und Ryan Newman (+6).
– Außerhalb der Top 12 stehen derzeit Denny Hamlin (-6), Greg Biffle (-6), Kurt Busch (-8) und Aric Almirola (-10), die in New Hampshire teilweise miese Ergebnisse hinnehmen mussten.
Wie schnell ein Fehltritt im Chase vorentscheidend für das Weiterkommen in die nächste Runde sein kann, zeigt der Motorschaden von Aric Almirola in Chicagoland. Trotz eines tollen sechsten Platzes in New Hampshire hält der Pilot von Richard Petty Motorsports weiterhin die rote Laterne in den Händen.
Das gesamte Rennergebnis kann hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte.