Die Mercedes fuhren mal wieder ein eigenes Rennen und Nico Rosberg ließ sich den Sieg von Lewis Hamilton aus den Händen reißen. Viel Spannung brachte das Rennen nicht, dafür wurde es auf den hinteren Plätzen richtig eng.
Nico Rosberg muss sich nach dem Rennen sehr schlecht gefühlt haben. Erst eine sensationelle Runde in der Qualifikation, im Rennen ein guter Start und ein sehr guter Restart. Ein guter erster Stint – und dann ist am Ende doch wieder Lewis Hamilton vor ihm. Warum ist dem Deutschen der Sieg nicht gelungen, wo doch alles für ihn sprach? Dafür gibt es wohl zwei Gründe und beide zeigen, dass Hamilton der Fahrer ist, der im Moment eher in der Lage ist, den WM-Titel zu gewinnen.
Hamilton gewann das Rennen beim ersten Stopp und im zweiten Stint. Bei seinem Stopp ließ er sich etwas mehr Frontflügel geben, weil er wusste, dass die „Medium“ vor allem beim Einlenken mehr Abtrieb auf der Vorderachse benötigen. Rosberg veränderte nichts und das, obwohl er schon im ersten Stint Probleme mit den linken Vorderreifen hatte. Weil er wusste, dass er seine Vorderreifen würde schonen müssen, ließ er es seinen zweiten Stint dann etwas vorsichtiger angehen. Er rechnete damit, dass Hamilton Druck machen würde, aber er ging davon aus, dass der Brite später für seine aggressivere Fahrweise bezahlen würde. Doch Hamilton hatte das Problem durch die Änderung am Flügel behoben. Der Rest war für den Weltmeister von 2008 dann nur noch Formsache.
Damit ist der Titel für Rosberg nicht verloren, aber er ist genau in der Situation, in der auf gar keinen Fall sein wollte. Zum einen muss er die beiden letzten Rennen gewinnen, zum anderen ist er selbst für den Fall zweier Siege darauf angewiesen, dass Hamilton ein technisches Problem bekommt. Möglichst im letzten Rennen. Ausgeschlossen ist das natürlich nicht, aber es kann genauso gut ihn selber treffen, denn die Antriebseinheiten bei den Fahrzeugen kommen am Ende der Saison an ihr Limit.
Auf Hilfe von anderen Fahrern kann er dabei sowieso nicht hoffen. Die Mercedes waren in Austin mal wieder rund eine Sekunde schneller als der Rest. Zwar ließen sich die Williams im ersten Stint nicht so schnell abschütteln, eine Chance hatten Massa und Bottas aber nicht wirklich. Red Bull war auch nicht schneller, aber man übertölpelte Williams gleich zweimal mit einem Undercut. Eine erstaunliche strategische Schlappe, die man sich nur schwer erklären kann. Immerhin haben sich die Williams auch am Ende der Saison gut im Vorderfeld platziert, was eine sehr gute Basis für 2015 ist. In den letzten Jahren ging es für die Briten am Ende der Saison ja eher rückwärts. Dennoch war es erstaunlich, dass niemand an der Williams-Box zumindest vor dem zweiten Stopp auf den ja drohenden Undercut von Ricciardo reagiert hat. Der erste Undercut konnte passieren, aber man musste ja auch sehen, dass dem Red Bull die Reifen im zweiten Stint eben nicht früher eingehen, nur weil man eine Runde eher an der Box war.
Dass man bei Williams in diesem Jahr sehr konservativ an die Strategie rangeht, ist zwar bekannt, aber vom hinten nahte auch kein Ungemach. Ferrari war zu langsam und selber in merkwürdige Strategie-Calls verstrickt, und Vettel war weit, weit weg. Man hätte bequem Massa oder Bottas auf eine deutlich aggressivere Strategie setzen können.
Während auf den ersten Plätzen eher wenig los war, ging es weiter hinten hübsch zur Sache. Lotus, McLaren und Toro Rosso waren ungefähr gleich schnell und balgten sich um die Punkte. Dabei hätte vielleicht auch Adrian Sutil sein können, der den Sauber in der Quali auf P10 gefahren hatte und damit sich, das Team und die Konkurrenz überrascht hatte. Aber sein Rennen war nach einer Runde vorbei, als Sergio Perez etwas übermütig erst Räikkönen anschubste, um dann Sutil ins Auto zu krachen. Der Deutsche war nach dem Rennen logischerweise sauer und enttäuscht. Aber ehrlicherweise muss man auch sagen, dass Punkte für Sauber vermutlich sehr schwer geworden wären.
Denn vor allem die Lotus, in der Quali eher schwach, waren im Rennen sehr schnell unterwegs. So richtig wusste man auch nicht, warum das Auto im Renntrimm so schnell war, aber Grosjean und Maldonado waren froh, mal wieder um Punkte kämpfen zu können. Und das taten beide mit ziemlich viel Einsatz. Es war gut zu sehen, was die F1 für eine Spannung abliefern kann, wenn die Autos auf gleichem Niveau unterwegs sind. Aber erstaunlich war auch, wie schwer sich die McLaren in Austin taten, nachdem sie in den letzten Rennen so gut punkten konnten. Weder Magnussen noch Button konnte sich von der Kampfgruppe lösen und beide beklagten mangelnden Grip an der Hinterachse. Eine Problem, dass man eigentlich glaubte, gelöst zu haben.
Bei Ferrari lief es eigentlich wie immer. Alonso holte mit P6 das maximal beste Ergebnis. Ferrari kämpfte im Rennen mit einem zu hohem Reifenverschleiß, so dass man gleich drei Mal an die Box kommen musste. Eine Strategie, die einen eigentlich weit nach hinten werfen sollte, aber Alonso gelang mal wieder das Kunststück, sich im Rennen so zu platzieren, dass er nach den Stopps meist freie Fahrt hatte. Räikkönen gelang das nicht und seine Strategie war besonders schlecht. Erst ließ man ihn zu lange draußen, dann holte man ihn zu seinem letzten Stopp zu spät rein. Offenbar hatte er aber auch ein Problem mit seinem Fahrzeug, das aus der Kollision mit Perez in der ersten Runde herrühren könnte. Am Ende kam er (nach einem vierten Stopp) nicht mal in die Punkte. Schlechter kann es eigentlich nicht laufen.
Wie miserabel sein Auto war, konnte man im Vergleich zu Vettel sehen. Der Noch-Weltmeister war wegen seines Motor- und Getriebewechsel aus der Box gestartet und kam in der ersten Hälfte des Rennen kaum vorwärts. Per Funk beklagte er sich über ein schlecht liegendes Auto und musste zwischenzeitlich auch beide Lotus ziehen lassen. Erstaunlicherweise änderte sich die Lage im zweiten Teil. Man hatte geplant, mit dem zweiten Satz „Medium“ durchzufahren, änderte aber die Strategie, nachdem klar war, dass der Verschleiß zu hoch war. Vettel kam in Runde 48, was eigentlich fast etwas zu spät war. Weil die Gruppe aus den McLaren, Toro Rosso und Lotus sich aber gegenseitig aufhielt, konnte er schnell aufschließen und mit seinen neuen Reifen waren die anderen Fahrer keine Gegner. Fast hätte er am Ende auch noch Alonso geschnappt.
Es war kein sonderlich spannender Grand Prix an der Spitze, aber die Positionskämpfe weiter hinten machten das Rennen zumindest durchaus sehenswert. Das nächste Rennen folgt schon am kommenden Wochenende auf dem leicht umgebauten und neuasphaltierten Kurs von Sao Paulo.