Die FIA WEC geht in Bahrain in ihre vorletzte Runde und obwohl man heuer viele enge Rennen, zumeist in der GTE-Pro, hatte, können schon an diesem Wochenende die ersten Titelentscheidungen fallen.
Beginnen möchte ich hierbei mit der klarsten Ausagangslage, nämlich der in der LMP1. Hier führen Anthony Davidson und Sebatian Buemi mit 147 Punkten zu 105 Punkten vor dem Audi Trio um Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer. Da es in der WEC die gleiche Punkteaufteilung wie in der F1 gibt, sieht die Sache mit 42 Punkten Vorsprung bei noch maximal 50 zu holenden Punkten natürlich entsprechend klar aus. Dazu kommt, dass der der Toyota in der Regel deutlich schneller ist als der Audi, welcher seiner seits das Rennen gewinnen müsste und auf einen Patzer der #8 hoffen muss. Allerdings wird in Bahrain nicht nur Toyota Ambitionen auf den Titel haben, denn in den ersten freien Trainings hat sich vor allem Porsche angeschickt denn anderen die Pace zu diktieren. Das interessante dabei war aber, dass man es bis dato hier auch schaffte das Tempo über den Stint einigermaßen zu halten. Ein Manko, welches bislang schon den ersten Sieg verhindert hatte, obwohl man zumindest über 1 Runde gesehen an den Toyotas dran war.
Ein weiterer Punkt der in Shanghai sehr auffällig war, war auch der sehr niedrige Rundenzeitverlust beim Sprit sparen. Dort hat man die Strategien gesplittet, da das frühe Safety Car es erlaubte nur einen kurzen Splash and Dash reinsparen zu müssen. Bei Porsche konnte man dies kompensieren indem man 1 oder 2 Runden mit der #14 länger draussen geblieben ist. Dies hat aber nicht zu dem vermuteten Rundenzeiteneinbruch geführt, sondern das Auto konnte noch sehr gut das Tempo der #20, welche man nicht auf den Spritsparmodus gestellt hatte mitgehen. Dies kann für Porsche auch hier ein Trumpf sein, denn je nach Rennverlauf wird die Rennlänge bei ~190 Runden liegen. Bei voller Ausnutzung des erlaubten Kraftstoffverbrauchs von 2,17 Litenr ergeben sich somit für beide Benziner Stintlängen von 31 Runden. Ein Splash and Dash ist somit ein paar Minuten vor Rennende nicht zu vermeiden. Um diesen zu umgehen muss man seine Stints um 2 Runden auf 33 Runden verlängern. Nominell würde das bei allen kaum Sinn ergeben da man dabei pro Runde über 1 Sekunde verliert. Bei Porsche war dies aber erstaunlicherweiße nicht der Fall, während bei Audi und Toyota diese Rechnung so nicht aufging und auch nicht aufgehen sollte.
Da auch die Temperaturen sehr hoch sind und der Reifenverschleiß in Bahrain aufgrund der staubigen Bahn nicht ganz gering ist, hat sich schon im Training angedeutet dass Doppelstints keinen Sinn ergeben, denn zu groß ist der dropoff im 2. Stint. Dieser darf maximal 0,8 sek. im 2. Stint betragen. Liegt dieser Höher ergibt es mehr Sinn bei jedem Stopp die Reifen zu tauschen. Im Gegensatz zu Le Mans bringt Michelin hier auch nur 2 verschiedene Trockenmischungen an den Start, so dass es vor allem interessant wird, wann welches Team in der Lage sein wird die weicheren Reifen aufzuziehen. Hier könnte der Audi einen leichten Vorteil haben, aber unter normalen Umständen sollte man auch hier kaum eine Chance haben um den Sieg mit zu kämpfen.
Überhaupt hat es Audi in Bahrain nicht einfach, denn bereits vor dem Rennen musste man die beiden Autos insgesamt 3 (!!!) mal neu aufbauen. Zu allererst hat man im Laufe des Mittwoches realisiert, dass beide Autos Schäden am Monocoque haben. Man hat sich daher entschieden zum einen ein Auto mit dem bereits vorhandenen Ersatzmonocoque neu aufzubauen und ein 2. Monocoque extra einzufliegen um damit das 2. Auto neu aufzubauen. 7 Stunden später war man damit auch fertig und die Audi Crew hat man wieder gezeigt warum sie so gut ist. Allerdings war das nicht das Ende vom Lied, denn kurz vor dem 3. Training wurden auf einmal am Chassis der #1 wieder Schäden am Unterboden diagnostiziert. Die Frage die sich viele nun natürlich stellen ist: Wie kann sowas passieren ? Liegt es am geänderten Partner, denn Audi lässt seine Monocoques nun nicht mehr wie die Jahre zu vor bei Dallara, sondern bei YCOM produizeren. Der wahre Grund ist aber ein anderer. Unter dem Monocoque befindet sich eine vom Reglement vorgegebene Platte, welche einerseits den Bodenabstand erhöhen soll und somit die aerodynamische Effizienz der Wagen verringern soll. Dieser sogenannte Skid Block ist direkt am Monocoque befestigt. Ursprünglich hat sich dieser vom Reglement her wie alle anderen aerodynamischen Teile nicht verbiegen dürfen. Nach dem Test musste die FIA allerdings feststellen dass sich diese Referenzplatte samt Unterboden aber doch verbiegt. Man hat daher auch eine maximale Durchbiegung von 10 mm zugestanden. Dies ist aber weder als ein Zugeständniss an die Teams zu sehen, denn vielmehr ist diese flexiblität von Nöten um Schäden am unteren Teil des Monocoques zu verhindenr, sollte das Auto über Wellen oder Randsteine fahren. Da dies die LMP1 besonders gut können und die Reifen dies auch erlauben, kann man so gut räubern dass hier teilweiße der Unterboden aufsetzt. Dieser überträgt nun die Schläge über diesen Skid Block auf das Monocoque, wo es im Falle von Audi hier wohl zu massiven Beschädigungen kommt. Dem „Buschfunk“ zu urteilen, waren die Schäden nicht gravierend, was ein Starten grundsätzlich ermöglichen würde. Allerdings ist man bei Audi nicht gewollt auch nur irgendwelche Kompromisse beim Handling und vor allem der Sicherheit einzugehen und man hat sich daher entschlossen an der #1 nochmals ein neues Monocoque zu verwenden und den Unterboden der#2 zu modifizieren. Dadurhc wird auch die #1 um die Titelverteidiger nicht an der Qualy teilnehmen können, was zur Folge hat dass man das Rennen als letztes der 27 Autos aufnehmen wird müssen. Für Audi ist das insofern schlecht, denn danach folgt mit Sao Paulo eine Strecke, dem dem R18 ähnlich wie Fuji noch weniger liegen wird.
Dies kann Aston Martin in der GTE-Pro aber nicht von sich behaupten. Bereits in den ersten freien Trainings ging das Auto dermaßen gut, dass schon Stimmen laut wurden, dass Darren Turner und Stefan Mücke hier nicht nur einen Führerschein, sondern auch eine Lizenz für Raketenautos brauchen würden. Auf der anderen Seite ist dies für Toni Vilander gut, denn er kämpft mit Gimmi Bruni um den Titel in der GTE-Pro. Hier haben beide 24,5 Punkte Vorsprung auf Fred. Makowiecki. Dieser muss also unbedingt das Rennen gewinnen und hoffen dass der AF-Corse Ferrari wieder einen Ausfall zu verzeichnen hat. Allerdings muss er für einen Rennsieg den Aston Martin schlagen und das dürfte an diesem Wochenende kaum machbar sein. Kommt er hinter Bruni/Vilander ins Ziel, ist der Kampf um die Meisterschaft entschieden und die Ferraritruppe gewinnt heuer nicht nur die 24 Stunden von Le Mans sondern auch die Fahrermeisterschaft in der GTE-Pro.
Enger geht es dabei in der LMP2 zu. Hier führt zwar S. Zlobin mit 8 Punkten Vorsprung auf Olivier Pla/Roman Rusinov und Julien Canal, allerdings können diese ihn locker abfangen, denn der Ligier ist in der LMP2 das mit Abstand schnellste Auto. In Bahrain dürfte das Auto im Renntrimm eine gute Sekunde schneller sein als die Orecas von sMP bzw. KCMG. Von daher wird nur ein Ausfall oder Defekt die Leute von G-Drive Oak am Sieg hindern können, zumal man auch fahrerisch besser besetzt ist.
Über die GTE-Am gibt es eigentlich nicht viel zu schreiben. Gerade auf dieser Strecke, wo die Aston Martin so gut gehen wird sich das bisher bekannte Bild noch deutlicher darstellen und man darf daher ruhig davon ausgehen dass die beiden GTE-Am von Aston Martin mit 2-3 Runden Vorsprung auf die Konkurrenz ins Ziel rollen. Um den 3. Platz werden sich dann wieder der Proton-Porsche um Christian Ried und Klaus Bachler sowie der Prospeed 991 streiten. Außerdem sind zwar wieder die beiden GTE-AM F458 von AF Corse und 8Star am Start, aber diese Wagen werden hier kaum eine Chance gegen die Porsche haben.
Die kompletten Meisterschaftsstände gibts hier. Das Rennen wird am Samstag um 13.00 Uhr gestartet und diesmal sollte man alle Ohren und vor allem Augen offen halten, denn bei der FIA und dem ACO ist man nun wohl auf die Idee gekommen und hat sich mal das login-System zu dem bekannten Paystream etwas genauer angesehen und die Schwachstelle behoben.