Die NASCAR-Winterpause ist vorbei und somit ist es für uns an der Zeit, einen Blick auf die neue Saison zu werfen, damit wir nicht mit einem kalten Motor ins Oval starten. Dazu schauen wir uns die überarbeiteten Regeln, die neuen Fahrer-Team-Gespanne und als Sneak-Peak das erste Wochenende der Daytona-Speedweeks an.
Wer die letzten Monate nicht komplett unter einem Stein gehaust hat, wird die großen Änderungen für 2015 sicherlich mitbekommen haben und gut kennen. Im Laufe des vergangenen halben Jahres haben die NASCAR-Offiziellen immer mal wieder verschiedene Pakete an neuen Regeln veröffentlicht, die insgesamt gesehen doch schon eine Menge ausmachen. Vielleicht wollte man die Traditionalisten nicht vergraulen und wandte daher diese merkwürdige Salamitaktik an. Ich könnte von der Fülle her sicherlich komplett eigenständige Artikel für Regeln, Fahrer & Teams sowie die Speedweeks schreiben, möchte mich hier aber aus Zeitgründen auf die wesentlichen Punkte beschränken, um unsere Erinnerung vor dem Saisonstart etwas aufzufrischen.
Regeländerungen
Alle privaten Testfahrten wurden von den Offiziellen verboten. Es gibt ab sofort nur noch die Goodyear-Reifentests sowie von NASCAR selbst veranstaltete Testtage direkt vor oder im Anschluss an die Rennwochenenden. Für die kleinen Teams ist das sicherlich sinnvoll, damit die großen Mannschaften sich durch ihren Geldvorteil nicht noch mehr außer Reichweite fahren als ohnehin schon. Leider fallen damit aber auch die beliebten Pre-Season-Tests in Daytona weg.
Die Motorleistung wird ab sofort auf allen Strecken außer Daytona und Talladega mittels eines Tapered-Spacers (ein sich verjüngender Luftmengenbegrenzer) auf 725 PS begrenzt. Auf den Restrictor-Plate-Ovalen kommt dagegen weiterhin das namensgebende Bauteil zum Einsatz, welches eine Reduzierung auf ca. 425 PS erreicht. Zumindest auf die ausufernden Geschwindigkeiten jenseits der 200 mph kann man damit einwirken.
Die Größe des Heckspoilers wird von 20,32 cm (8 inches) um ein Viertel auf 15,24 cm (6 inches) verringert. Meiner Meinung nach ist NASCAR hier nicht konsequent genug eingeschritten. Das Racing wird nun einfach allgemein langsamer werden, da auch die Motorleistung wie erwähnt eine Drosselung erfuhr. Besser wäre eine umfassendere Beschränkung der Aerodynamik bei gleicher PS-Zahl und vielleicht sogar einem weicheren Reifen.
Die Fahrer bekommen auf Wunsch eine im Cockpit verstellbare Trackbar, der Drehknopf muss am Armaturenbrett oder am Sitz angebracht sein. Das wird 2015 einige interessante Optionen bieten.
Nach einer Saison mit Gruppen-Qualifying an Erfahrung reicher setzt NASCAR den Korrekturstift an und konfiguriert die Segmente neu. Auf allen Ovalen werden drei Abschnitte ausgefahren, die jedoch für die Superspeedways jeweils nur noch fünf Minuten lang sind. Auf allen anderen Strecken bekommen die Fahrer 15, zehn und schließlich fünf Minuten Zeit. Eine Ausnahme bilden die beiden Rundstrecken, dort werden weiterhin zwei Segmente à nur noch 25 und zehn Minuten gefahren.
Für die Rundstrecken bringt Goodyear ab sofort auch im Sprint Cup Regenreifen mit. Die Teams müssen Scheibenwischer, Luftentfeuchter und rote Schlussleuchten installieren.
Die NASCAR stellt 2015 auf einen automatisierten Überwachungsprozess an der Boxengasse um. Damit sind die Kollegen in den weißen Overalls mehr oder weniger Geschichte und kommen nur noch stark ausgedünnt als beratende Elemente oder Sprachrohr der Rennleitung in Kontakt mit den Crew-Chiefs. Das Kamerasystem ist wohl bereits sehr gut ausgereift und unerbittlich. Ich denke wir werden ein paar Rennen abwarten müssen, wie sich die Situation entwickelt. Die Kollegen von Motorsport-Total.com haben zwei interessante Artikel geschrieben, was dadurch nun alles strenger oder lockerer ausgelegt wird:
http://www.motorsport-total.com/usracing/news/2015/02/teams-im-zwiespalt-schnellere-boxenstopps-oder-sicherheit-15020902.html
http://www.motorsport-total.com/usracing/news/2015/02/nascar-modifiziert-einige-regeln-15020601.html
Außerdem wurde auch der Inspektionsprozess vor den Sessions noch weiter digitalisiert, nachdem bereits seit 2014 Lasermesstechnik im Einsatz ist. Die Daten werden zukünftig auch digital gespeichert und somit der automatischen Analyse zugänglich gemacht, was den Gesamtvorgang optimieren und beschleunigen soll. Dazu gehört auch, dass ein Team, welches nachbessern muss, seinen zweiten Versuch erst dann erhält, wenn alle anderen Mannschaften erstmalig abgenommen wurden, und sich nicht mehr vordrängeln darf.
Fahrer & Teams
Ich möchte an dieser Stelle eine Übersicht über die prominenten Beispiele geben. Für die Hinterbänkler haben wiederum die Kollegen von Motorsport-Total.com ganze Arbeit geleistet.
Die größte Nummer des vergangenen Jahres war sicherlich der Wechsel von Carl Edwards zu Joe Gibbs Racing, der damit seinen alten Teamkollegen Matt Kenseth wiedertrifft. So richtig kann man sich aber auch Cousin Carl nicht in einem Toyota vorstellen, er gehört halt einfach in einen Ford! Das neu geschaffene Team führt Darian Grubb als Crew-Chief, nachdem es bei Denny Hamlin für den ehemaligen Meistermacher nicht so gut lief. Was Edwards dieses Jahr erreichen kann, haben wir 2013 in Kenseths Premierensaison bei JGR gesehen.
Trevor Bayne kommt endlich endlich endlich in den Genuss einer Vollzeitsaison im Sprint Cup. Die „Rookie of the Year“-Bewerbung hat man ihm aber direkt gestrichen, immerhin hat er schon 58 Rennen in der höchsten Liga absolviert und sogar das Daytona 500 gewonnen. Durch den Abgang von Carl Edwards konnte Roush-Fenway Racing dieses Cockpit anbieten und zudem auch auf die legendäre #6 umsatteln.
Nachdem Marcos Ambrose die NASCAR in Richtung Australien verlassen hat, ist bei Richard Petty Motorsports die #9 für Sam Hornish Jr. freigeworden. Nach seinem ersten, nicht so erfolgreichen Cup-Run in Diensten von Roger Penske musste Hornish zunächst in die ehemalige Nationwide Series absteigen und unter anderem bei Joe Gibbs Racing weitere Erfahrung sammeln, um sich dieses Cockpit erneut zu verdienen. Ich bin sehr gespannt, wie es ihm dieses Mal ergeht, und drücke die Daumen.
Die größte Personalie dieses Jahres ist aber Jeff Gordon, der nach der Saison 2015 sein Vollzeitcockpit mit Chase Elliott tauschen wird. So ganz verarbeitet habe ich diesen Schock noch immer nicht, aber wenigstens ist ein würdiger Nachfolger gefunden. Elliott fährt als Vorbereitung einige Cup-Rennen in der #25 von Rick Hendrick parallel zur anvisierten Titelverteidigung in der umbenannten XFINITIY (ehemals Nationwide) Series. Ob er 2016 die legendäre #24 übernimmt oder die #9 seines Vaters von Richard Petty erhält, ist noch unklar. Zuletzt gab es darüber noch Diskussionen und ich würde eindeutig die #9 bevorzugen.
Sprint Unlimited
Der Fahrbetrieb auf der Strecke beginnt bereits am Freitag mit den beiden einzigen Trainingssitzungen für das Sprint Unlimited, welches dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag stattfindet. Dieses Einladungsrennen eröffnet traditionell die NASCAR-Saison und verzichtet dabei auf die Vergabe von Punkten. Da es also nur um das Preisgeld geht, besitzen die meisten Autos am Ende der Nacht nur noch Schrottwert. Der Event ist über 75 Runden in zwei Segmenten angesetzt, die durch eine Competition-Caution nach Umlauf 25 getrennt sind. Die Startaufstellung und die Boxenplätze werden durch eine Crew-Chief-Fan-Kombination ausgelost.
Qualifiziert sind dieses Jahr alle Polesitter von 2014 und dazu die Chase-Teilnehmer des vergangenen Jahres. Ebenso dürfen die bisherigen Champions des Sprint Unlimited und noch dazu alle ehemaligen Daytona-500-Polesitter antreten, jedoch vorausgesetzt, sie sind 2014 eine volle Saison gefahren. Neu ist die minimale Teilnehmerzahl von 25, die notfalls über die Fahrerwertung des letzten Jahres aufgefüllt wird. Weil jedoch einige Teams nicht rechtzeitig ein Sponsorenpaket schnüren konnten, rücken gleich vier Fahrer für ihre unglücklichen Konkurrenten nach. Die finale Entry-List findet ihr weiter unten beim TV-Plan.
Pole-Qualifying
Am Sonntag wird es dann das erste Mal wirklich ernst, denn nach nur zwei samstäglichen Trainingssitzungen erfolgt bereits die Vergabe der ersten Startreihe für das eine Woche später stattfindende Daytona 500. Schaut man ins Kleingedruckte, haben aber auch die Fahrer auf den Plätzen 3 bis 6 des Leaderboards schon ein Ticket im Great-American-Race sicher. Doch aufgepasst: Hier zählt nicht die Reihenfolge des dritten Qualifying-Segments, sondern die absolute Zeitenliste über alle drei Segmente. Diese finden wie zuletzt in Talladega übrigens nur noch über jeweils fünf Minuten statt, um einen Auflauf in der Boxengasse zu verhindern – auch ein Novum für den Saisonauftakt.
30 weitere Startplätze werden in den Budweiser-Duels am nächsten Donnerstag ausgefahren, aber darauf werfen wir vorher noch rechtzeitig einen gesonderten Blick, damit es nicht gleich zu verwirrend wird. Na gut, bringen wir es wenigstens auf die endgültige Anzahl von 43 Autos: Da es die Top-35-Regel nicht mehr gibt, verbleiben nach den zwei Front-Row-Piloten, den 4 Leaderboard-Qualifikanten und den 30 Duel-Fahrern nach Adam Riese noch sieben Provisionals. Diese gehen an die Top 6 der Owner-Wertung bzw. ihre Nachrücker, falls sich die Piloten anderweitig qualifizieren. Das letzte Provisional wird unter Umständen von einem Past-Champion in Anspruch genommen oder ebenfalls über die Owner-Wertung vergeben.
Die einzigen, bereits vor dem Start der Speedweeks, fest qualifizierten Piloten für das Daytona 500 sind also Kevin Harvick, Ryan Newman, Denny Hamlin, Joey Logano, Brad Keselowski, Jeff Gordon und Jimmie Johnson.
Zum Abschluss folgt an dieser Stelle schon einmal die Entry-List für das Sprint Unlimited und der Zeitplan für das komplette TV-Programm der Daytona Speedweeks 2015. Die wichtigen Punkte habe ich mal fett markiert:
Freitag, 13.02.
23:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice (Sprint Unlimited), FOX Sports 1
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice (Sprint Unlimited), FOX Sports 1
Samstag, 14.02.
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice (Daytona 500), FOX Sports 1
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice (Daytona 500), FOX Sports 2
02:15 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Sprint Unlimited), FOX
Sonntag, 15.02.
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Pole Qualifying, FOX
Mittwoch, 18.02.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 2
21:15 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 2
Donnerstag, 19.02.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
19:30 Uhr, Truck Series Practice, FOX Sports 1
21:30 Uhr, Truck Series Final Practice, FOX Sports 1
01:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Budweiser Duel #1), FOX Sports 1
02:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Budweiser Duel #2), FOX Sports 1
Freitag, 20.02.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
18:30 Uhr, XFINITY Series Practice, FOX Sports 1
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
21:30 Uhr, XFINITY Series Final Practice, FOX Sports 1
22:45 Uhr, Truck Series Qualifying, FOX Sports 1
01:30 Uhr, Truck Series Rennen (NextEra Energy Resources 250), FOX Sports 1
Samstag, 21.02.
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 1
18:15 Uhr, XFINITY Series Qualifying, FOX Sports 1
21:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (Alert Today Florida 300), FOX Sports 1
Sonntag, 22.02.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Daytona 500), FOX & Motorvision TV ab 18 Uhr
3 Kommentare
Ich glaub es geht schon wieder los…
Ich freu mich :)
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